– – tageweise unsortiertes – –
„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Musik: Felix Meyer & projekt ile

Mahlzeit, Ihr Lieben!

Vor zwölf Jahren war es, irgendwann im August 2010, als wir von Greifswald kommend einen Zwischenstopp in Stralsund eingelegt haben, um einen Bummel durch die Stadt zu machen, bevor wir in den Zug ins heimatliche Hamburg steigen konnten, als wir irgendwo in der Innenstadt plötzlich von Ferne dieses Lied hörten, dargeboten von einen Gruppe von Strassenmusikern, die nicht mal Mikrofon und Verstärker dabei hatten:

Felix Meyer – Der Wind trägt uns davon

Und es war schon erstaunlich, wie weit die Musik trotzdem trug….
Aber da uns die Musik sehr gefiel, haben wir uns in der Nähe in einem Strassencafe niedergelassen, den „Rest“ des Konzertes weiterverfolgt und anschliessend sogar noch die im Selbstverlag vertriebene CD gekauft, die da aus dem Gitarrenkoffer heraus feilgeboten wurde:

Angetan hatte es mir damals besonders ein Titel, ein Chanson von Francis Cabrel, den ich vorher schon im französischen Original kannte und bisher noch nie auf deutsch gehört hatte:

Felix Meyer – Die Corrida

Und tatsächlich versteckten sich auf dem Album ( dem ersten von Felix Meyer) auch noch eine Menge anderer sehr hörenswerter Titel, so dass es in der Folge immer einen festen Platz in meiner Auto-Mediathek hatte und ich es sicherlich einige paar dutzend Mal auf dem Weg zur Arbeit und wieder zurück gehört habe.
Wie auch alle anderen Alben von Felix Meyer, die in den folgenden Jahren erschienen sind – bis hin dazu, dass ich mich sogar am Crowd-Founding-Projekt seines vorletzten Albums beteiligt habe, dass er nur mit Unterstützung seiner Fans auf den Markt bringen konnte, weil es vorher zum Bruch mit seiner alten Plattenfirma gekommen war. Und so war es irgendwie auch Ehrensache, dass wir zur Vorpremiere des Albums vor drei Jahren in Lüneburg waren.

Heiss erwartet wurde von mir deshalb auch das neuste Album, dass heute endlich auf den Markt gekommen ist:

Auch wieder in bester Singer/Songwriter-Manier, mit feinen, mitunter auch sehr kriitschen und immer auch sehr poetischen Texten, rein Akustisch gespielt und (wie alle seine) Alben durchaus zu – und hinhörenswert und auch immer noch strassenmusiktauglich, wie schon das Titelstück zeigt:

Felix Meyer – Später noch immer

Denn das macht er neben seinen Konzerten auf grösseren und kleineren Bühnen wohl gelegentlich noch immer: Unangekündigt umsonst und draussen spielen, wenn sich das gerade so ergibt…..

Und das finde ich einen durchaus feinen Zug von ihm.

Wie immer: die Links hinter den Bildern führen Euch zu Spotify


Habt alle noch einen wunderbaren Nachmittag ( hier scheint gerade die Sonne), ein zauberhaftes langes Wochenende und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der gerade mal wieder in alten Zeiten schwelgt…..


-731-

Kopf frei pusten lassen –
Eigentlich ganz schön, aber auch ganz schön frisch

Guten Abend zusammen!

Nachdem ich gestern angesichts des Wetters (es kübelte teils wie aus Eimern) doch lieber mit dem Auto in die Stadt gefahren bin – u.a. auch zu meiner Ärztin zur fälligen Blutentnahme (dazu später noch mehr) – habe ich mich heute Mittag doch mal wieder auf Frau Honda gewagt, um die fälligen Einkäufe im Hofladen zu erledigen.
Schliesslich schien heute Mittag die Sonne und das Regenradar versprach auch trockenes Wetter bis in den späten Nachmittag hinein, nachdem heute morgen draussen noch die reinste Waschküche herrschte – und ausserdem stand die gute jetzt schon seit drei Wochen ungenutzt herum.
Also hab ich mich mit dicker Jacke und drei Schichten darunter warm eingepackt, mir einen Schal um den Hals gewickelt, meine Handschuhe rausgekramt und mich auf den Weg gemacht:

Aber gefroren habe ich natürlich trotzdem – untenrum.
Denn eine Jeans alleine reichte eben doch nicht, um den bei knapp 11 Grad doch recht frischen Fahrtwind abzuhalten. Ergo werde ich mir beim nächsten mal auch noch eine Thermo-Unterhose anziehen, die mir dann erfahrungsgemäss gute Dienste leisten wird….

Dennoch war es wirklich schön, mal wieder auf zwei Rädern unterwegs zu sein, auch wenn die Sonne zwischendurch mal weg war:

Ich liebe diese Landschaft mit ihrer Weite

Und es hat auch richtig gut getan, mir mal wieder den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen……

-_-_-_-

Was mir allerdings gestern ( da hab ich auch gleich einen Teil unseres Wocheneinkaufs erledigt) und auch heute wieder mal sehr aufgefallen ist:

Überall grosse Lücken in den Regalen.

Sowohl in der Rindermarkthalle in der Stadt, wo inzwischen sogar ein Teil der Frische-Theken zurückgebaut wurde, als auch beim kleineren Wir-lieben-Lebensmittel-Markt, in dem ich heute noch einige Dinge besorgen wollte, die ich gestern nicht bekommen hatte:
Wobei das Katzenfutter-Regal nur exemplarisch ist, denn auch bei den Konserven, bei Tiefkühlartikeln, bei Putzmitteln und einigen anderen Artikeln klafften wahre Breschen im Angebot. Dass Katzenstreu Mangelware ist, wissen wir ja nun schon länger.

Und selbst im Hofladen fehlten heute einige Produkte, die sonst eigentlich immer vorhanden waren. Vermutlich auch das ein Zeichen für die allseits bekannte Problematik im Transportwesen, auch wenn Klopapier, Öle und Nudeln überall reichlich vorhanden waren…
Dennoch hatte ich schlussendlich alles bekommen – und damit ist das Thema „Einkauf“ für diese Woche dann auch durch :-)

Aber das nur am Rande, denn der grosse Dämpfer meiner Wohlgefühle kam erst, als ich gerade wieder zuhause war:

-_-_-_-

Da rief nämlich meine Ärztin an, um mir mitzuteilen, dass mit meinen Blutwerten etwas nicht stimmt – was vermutlich eine Reaktion auf die beim letzten Besuch veränderte Medikation ist: die Leber- und die Gerinnungswerte werden schlechter und müssten spätestens in drei Wochen noch mal kontrolliert werden….
Und ganz ehrlich:
So wirklich überrascht hat mich das nicht. Denn ich merke ja auch selbst, dass ich seit dem Hochdosieren ( nach unserer Rückkehr aus Amrum) vermehrt Nasenbluten und Durchfälle habe , beides typische Symptome für die schlechteren Werte…. und auch unter Belastung deutlich schneller müde werde, was auch kein gutes Zeichen ist.

Was auch mit ein Grund sein mag, warum ich gerade keine rechte Lust zum Bloggen habe

Dennoch solle bis zur nächsten Blutentnahme erst noch alles so bleiben und dann müsse ggf. die Therapie nochmal neu überdacht werden, meinte sie. Es könne ja auch sein, dass sich die Symptomatik nur als vorübergehend erweist und wieder normalisiert. Und wenn es schlimmer werden sollte – was ich nicht hoffe – soll ich kurzfristig in der Praxis aufschlagen…

Also warten wir mal noch solange ab, auch wenn das im Moment schon etwas komische Gefühle macht….

-_-_-_-

Immerhin – und das wiederum ist positiv – bekomme ich in drei Wochen dann auch meine Grippeimpfung und den dritten Corona-Booster, falls der angepasste Omikron-Impfstoff dann schon in der Praxis vorhanden ist….
Und inzwischen hoffe ich noch auf einige rollertaugliche Tage:

Irgendwie müsste die wohl mal geputzt werden :scratch:

Denn dabei kann ich mir so schön den Kopf freipusten lassen B-)


Habt alle einen schönen abend und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der jetzt mal seine lange Unterhose suchen geht……


-730-

Macht – Roman

Moin zusammen!

Nicht das erste Buch dieser Autorin, was ich gelesen habe, aber eines, das mich gleich in mehrfacher Hinsicht überrascht hat:

Macht
Von Karen Duve

Hätte ich nicht gewusst, dass dieses Buch (eine in Ich-Form aus Sicht eines ziemlich macho-haften Mannes erzählte und in der nahen Zukunft spielende Satire) von einer Frau geschrieben worden ist, dann wäre hier wohl ein ziemlicher Verriss fällig geworden, schon aufgrund einiger reichlich sexistischer und eher frauenverachtend geschriebener Passagen.
Wobei die Geschichte und der darin gewagte Blick in die Zukunft auch ohne diese Passagen schon einigen Sprengstoff enthält:

Endzeitstimmung zu Beginn der dreissiger Jahre unseres Jahrhunderts, nachdem der Klimawandels sich mit langen Trockenphasen und kurzen heftigen Unwettern in voller Härte bemerkbar macht und sich auch in heftigen gesellschaftlichen und politischen Verwerfungen niedergeschlagen hat.
Auf der einen Seite die Ökos-Fraktion, die Fleischkonsum verpönt, aber ohne mit der Wimper zu Zucken krebserzeugende Verjüngungspillen nimmt, neuerdings kleine und doch nicht ganz so umweltfreundliche E-Autos fährt und inzwischen einen Wandel zu einer feministisch geprägten Demokratie erwirkt hat, in der das passive Wahlrecht nur noch von Menschen ausgeübt werden kann, die hohe Kriterien erfüllen – und auf der anderen Seite Gruppen von Männern, welche mit allen Mitteln die alten Zustände wiederherstellen wollen, geprägt von verschiedensten Einflüssen religiöser und weltanschaulicher Art.
Und mittendrin Sebastian Bürger, der Ich-Erzähler, nach aussen hin ein „Softi“ und angepasst an die „modernen Verhältnisse“, hinter den Kulissen aber ein tief in seiner Ehre gekränkter Mann, der immer noch vergangenen Zeiten anhängend am liebsten die Uhr soweit zurück drehen würde bis wieder Zustände herrschen wie in seiner Jugend in den sechzigern des letzten Jahrhunderts – als die Frauen den Männern noch untertan waren. Diesen Gedanken treibt er auf die Spitze, indem er seine Exfrau im Keller seines Hauses über Jahre hinweg gefangenhält…..bis er auf einem Klassentreffen auf seine erste grosse Liebe trifft und erkennt, dass er was ändern muss.
Doch damit nimmt das Drama seinen Lauf, denn in der Folge geht alles schief bis hin zu einem Show-Down erster Güte

-_-_-_-

Ich gebe zu, dieses Buch habe ich mit einigem Zwiespalt gelesen.
Denn vieles von dem, was Karen Duve in ihrem 2016 erschienenen Buch vorhergesehen hat, ist in den sechs Jahren seither schon eingetreten (beispielsweise, dass Olaf Scholz Kanzler geworden ist) und manches zeichnet sich inzwischen deutlicher ab, etwa was die immer unversöhnlicher geführte Gender-Debatte und den „Öko-Faschismus“ mancher Veganer mit all ihren Facetten betrifft.
Wobei mir allerdings manches auch unwahrscheinlich und überzogen erscheint, was die von ihr beschriebenen Auswüchse betrifft. Genau, wie die oben schon angedeuteten sexistischen Passagen, die teils so explizit in Einzelheiten gehen, die ich für den Fortgang der Geschichte als eher störend (und manchmal auch verstörend) empfunden habe.
Diesbezüglich wäre weniger vermutlich mehr gewesen.

Anderseits – und das ist wirklich positiv zu vermerken:
Das Buch ist, wie alle Werke von Duve, in sehr lockerem Ton geschrieben, voller witziger Details und bisweilen auch brüllend komisch, ohne dabei den Blick aufs Ganze zu verlieren:
Gesellschaftliche Entwicklungen, die sich bei seinem Erscheinen schon abzeichneten und sich durchaus in die von Duve vorhergesehene Richtung entwickeln könnten, wenn sie sich weiter so entwickeln, wie das zur Zeit der Fall ist. Was natürlich auch Denkanstösse gibt – etwa in Richtung des (hier satirisch auf die Spitze getriebenen) Umganges der verschiedenen Gruppen unserer Gesellschaft miteinander….

-_-_-_-

Insofern ist mir das Buch auch durchaus noch eine halbwegs gute Bewertung wert, wenn auch mit Abstrichen, soweit es meine oben formulierte Kritik betrifft:

Was aber jetzt nicht bedeutet, dass ich nicht auch noch andere Werke der Autorin lesen würde….

-_-_-_-

Der Klappentext:

Noch nie war Liebe so finster und Weltuntergang so unterhaltsam.
Frauen haben die Regierung an sich gerissen, Pillen geben ewige Jugend, religiöse Endzeitsekten schießen wie Pilze aus dem Boden und ein genervter Mann kettet seine Frau kurzerhand im Keller an …
Wir schreiben das Jahr 2031: Staatsfeminismus, Hitzewellen, Wirbelstürme, Endzeitstimmung und ein 50-jähriges Klassentreffen in der Hamburger Vorortkneipe ›Ehrlich‹. Dank der Verjüngungspille Ephebo, der auch Sebastian Bürger sein gutes Aussehen verdankt, sehen die Schulkameraden im besten Rentenalter alle wieder aus wie Zwanzig- bis Dreißigjährige, und als Sebastian seine heimliche Jugendliebe Elli trifft, ist es um ihn geschehen.Wen interessiert es da noch, dass die Krebsrate von Ephebo bei 60 % innerhalb der nächsten zehn Jahre liegt?
Alles könnte so schön sein, wäre da nicht Sebastians Frau, die ehemalige Ministerin für Umwelt, Naturschutz, Kraftwerkstilllegung und Atommüllentsorgung, die er seit zwei Jahren in seinem Keller gefangen hält. Dort muss sie ihm seine Lieblingskekse backen und auch sonst in jeder Hinsicht zu Diensten sein. Seiner neuen Liebe steht sie jetzt allerdings im Weg. Bei dem Versuch, sich seine Frau vom Hals zu schaffen, löst Sebastian eine Katastrophe nach der anderen aus . . .

Amazon

Habt alle noch einen wunderbaren Tag und bleibt wie immer gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

Der dieses Buch schon am Wochenende zu Ende gelesen hatte, aber erst mal „überschlafen“ musste, was er dazu zu schreiben hat….


-729-

Das Sonntagszitat 39/22

Einen wunderschönen Sonntag Euch allen!

Weil ich gerade kein aktuelles Zitat habe, gibt es heute mal eines aus meinem Zitatelager, in dem ich alles aufhebe, was mir in Büchern und sonstwo über den Weg gelaufen ist.
Schliesslich haben wir in den letzten zwei Wochen durchaus ähnliche Erfahrungen machen dürfen:

„Zu den erquickendsten Erlebnissen des Reisens gehören die Momente, in denen man auf etwas so völlig Unerwartetes stößt, etwas, was so unverhältnismäßig groß und aus dem Zusammenhang gerissen ist, dass es einen in den Grundfesten erschüttert: ein glitzernder Palast mitten im Dschungel, ein Elefant im Vorstadtgarten, ein bemalter Krieger, der plötzlich am Straßenrand auftaucht. „

(aus „Jupiters Heimkehr: Mit dem Motorroller durch England“ von Ted Simon)

Zwar sind uns keine glitzernden Paläste im Dschungel, keine Elefanten (zumindest nicht in Vorgärten) und auch keine bemalten Krieger am Wegesrand begegnet, aber die eine oder andere Entdeckung gab es da schon:

Etwa die Heidelandschaften auf Amrum, die wir da nicht erwartet hätten

– oder in Form dieser merkwürdigen, aber offenbar gut durchdachten Bushaltestellen-Möblierung mitten im Nirgendwo von Schleswig-Holstein:

– oder bei der sagenhaften Lichtstimmung am Neustädter Binnenwasser bei unserem Ausflug an die Ostsee:

Das alles vermag mich zwar nicht in meinen Grundfesten zu erschüttern, aber dennoch waren es – jedes für sich – durchaus Highlights, welche die zwei Urlaubswochen zusammen mit den vielen anderen Erlebnissen schon sehr besonders werden liessen.

Man muss sie halt nur wahrzunehmen und zu würdigen wissen ;-)


Habt alle einen erholsamen Sonntag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der solche Erlebnisse gerne viel öfter hätte……


-728-

Kontrastwettertag –
gut für ein paar resümierende Gedanken

Guten Tag, Ihr Lieben!

Pünktlich zum Kalendarischen Herbstbeginn beginnt auch das, was man mit Fug und Recht vom Herbst erwarten darf, nachdem es bis gestern ja noch wirklich angenehm und teilweise sogar richtig schön war – letzte Woche auf Amrum etwa oder am Dienstag und Mittwoch, als wir auf unserem Trips nach Lüneburg und an die Ostsee waren. Und selbst gestern im Zoo war es trotz einiger Wolken ja noch wirklich angenehm und trocken.
Alles Dinge, auf die ich in den nächsten Tagen auch nochmal mit ein paar Bildern abseits dessen zurückkommen möchte, was die Liebste schon dazu gezeigt hat – wie überhaupt dann wohl auch wieder mehr Leben in diesen Blog kommen wird, der ja während unserer gemeinsamen Urlaubstage eher etwas stiefmütterlich von mir behandelt wurde…..

Aber Urlaub ist schliesslich Urlaub – und damit natürlich auch dann ein Grund mal Abstand vom Alltäglichen zu nehmen, auch wenn man nicht mehr arbeiten muss. Was in meinem Fall eben bedeutete, mich nicht stundenlang mit meinem Blog zu beschäftigen, sondern einfach mal das zu geniessen, was sich in den letzten zwei Wochen geboten hat.

Und so bietet das heute eher zu Indooraktivitäten auf dem Sofa und am Schreibtisch reizende Aussen

mir einen guten Anlass, mich bei wärmendem Kerzenlicht, einer guten Tasse Kaffee und mit Aussicht auf eine leckere Hühnersuppe (deren Duft schon aus der Küche dringt) nochmal gedanklich noch ein wenig mit den vergangenen und sehr erlebnisreichen zwei Wochen zu beschäftigen, während die Liebste sich durch die Berge von Fotos ackert, die zur Gestaltung unseres „privaten Dia-Abends“ nötig werden ( B-) )

Zuerst mal natürlich mit Amrum, wo ich es ausgesprochen schön fand, auch wenn es hin und wieder nicht so ganz unanstrengend für mich war mit den Strecken, die wir da gelaufen sind. Aber dennoch waren es grossartige Tage mit ihren Highlights, von denen eines aktuell in meinem Header abgebildet ist. (Auch zu dem Bild werde ich nochmal ausführlicher schreiben)
Und auch diese Woche mit dem Tag in Lüneburg, dem Trip an die Ostsee samt Bergbesteigung und – gestern – dem Besuch im Zoo war wirklich wunderbar, wenn auch von den Laufstrecken her mit ähnlichen Herausforderungen verbunden wie die Tage auf Amrum.
Immerhin war ich in dieser zweiten Woche doch schon wieder etwas besser im Training, so dass das eigentlich ganz gut zu bewältigen war….. auch wenn ich abends natürlich immer wusste, was ich den Tag über gemacht hatte.

Aber das war spätestens am nächsten Tag schon wieder vergessen und so waren es in der Rückschau zwei wirklich schöne Wochen – auch, weil wir so Gelegenheit hatten viel Zeit zu zweit zu haben.
Und es waren zwei Wochen, die wir gerne auch genauso wiederholen können – insbesondere in den Teilen, die nichts mit Pflastertreten zu tun haben, nach dem es mich immer weniger drängt.
Schon alleine , viel an der frischen Luft zu sein und weitab des städtischen Miefes das ist für mich ein wahrer Genuss – um so mehr, wenn auch noch Wasser und Wind im Spiel waren – und Motive für Frau Momos neueste Errungenschaft und ständige Begleitung.

Denn das war natürlich auch prägend für die letzten zwei Wochen:

Dass unsere Ziele natürlich auch davon bestimmt waren, wo es das beste Linsenfutter für „das lange Rohr“ zu finden geben könnte…
Was mir aber durchaus Recht war, weil wir dadurch auch an Ecken gekommen sind, wo wir sonst vielleicht nicht hingefahren wären. Und so hat mir auch nichts gefehlt in diesen Urlaubswochen, ausser vielleicht, bei dem schönen Wetter auch nochmal eine Rollertour zu machen.

Aber die Gelegenheit ergibt sich vielleicht ja morgen nochmal.
Da soll es ja wieder besser werden draussen….


Habt alle ein schönes Wochenende und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der es durchaus auch geniesst, heute mal einen Ruhetag zu haben ……


-727-

Der Fänger im Roggen – Roman

Hallo zusammen!

Animimiert durch die hervorragende Rezension von Fraggle im Reisswolfblog hatte ich mich vor ein paar Tagen entschieden, mich doch mal mit diesem Buch auseinanderzusetzen, das ich schon vor einiger Zeit gescannt und in ein Ebook umgewandelt hatte, da es offiziell nie als Ebook erschienen ist:

Der Fänger im Roggen
Von J.D. Salinger

Allerdings hatte ich seinerzeit während der Bearbeitung schon ein wenig das Gefühl, dass dieses Buch – trotz aller Lorbeeren die es seit seinem Erscheinen eingeheimst hat – wohl nicht unbedingt eines meiner Lieblingsbücher werden würde. Und das hat sich in gewisser Weise auch während des Lesens (ich kannte das Buch vorher noch nicht) bestätigt. Denn tatsächlich habe ich mich während der Lektüre auch immer wieder gefragt, was das alles wohl mit mir zu tun haben könnte:

Holden Caulfield, ein sechzehnjähriger Schüler, zum wiederholten Mal wegen seiner Leistungsverweigerungen von einem Internat geflogen, macht sich ein paar Tage vor Weihnachten auf den Weg ins heimatliche New York – aber nicht zu seiner Familie, sondern um erst mal auf Tauchstation zu gehen, bis sich bei seinen Eltern der Ärger um seinen Rausschmiss etwas gelegt hat – und gerät dabei in einen beinahe apokalytischen Strudel aus zufälligen und gewollten Begegnungen, Alkoholkonsum , Prostitution und Ziellosigkeit , die allesamt zeigen, wie wenig Rückhalt er in seiner Umgebung hat.

Was aber nicht weiter verwundert, denn Holden hat so seine Schwierigkeiten mit seiner Umwelt und seine Umwelt wohl auch mit ihm:
Die Mitschüler auf dem Internat findet er teils snobistisch, teils arrogant , egoisistisch
und immer nur auf Selbstdarstellung bedacht und betrachtet sie allesamt eher abfällig, seine Eltern und deren Freundeskreis sind spiessig (wessen Eltern sind das nicht?), das andere Geschlecht ist Ziel geheimer Sehnsüchte, die sich jedoch als unerreichbar herausstellen, weil Holden im Umgang mit weiblichen Wesen immer auch immer wieder an seinem Schubladendenken aus Idealisierung auf der einen Seite und Geringschätzung auf der anderen Seite scheitert…
Was auch durch seine ständig neu aufploppenden Phantastereien über eine mögliche Zukunft an fernen Orten nicht besser wird, weil „Abhauen“ ihm oft als einzige Lösung für seinen Probleme erscheint.
Einzig die Beziehung zu seiner jüngeren Schwester Phoebe scheint ein verlässlicher Anker im Chaos seines Lebens zu sein, nachdem der älterer Bruder aus beruflichen Gründen ans andere Ende des Kontinents gezogen und der jüngere Bruder ein paar Jahre zuvor an Leukämie verstorben ist……

Kurz und gut also – Ein Text, zu dem mir irgendwie völlig der Bezug fehlt, weil er sich um Themen dreht, die nicht weiter von mir und meinem Leben entfernt sein könnten:

Letztendlich ist es in weiten Teilen auch nicht mehr und nicht weniger als ein tiefer, oft von Selbstmitleid triefender Blick in die teils wirren Gedankengänge eines pubertierenden Jugendlichen in den USA Anfang der fünfziger Jahre, der – wie wohl alle Menschen dieses Alters – auf der Suche nach Sinn und Ziel für sein Leben ist und dabei oft genug die Realitäten des Lebens verkennt.

– Ein Thema, dass ich im Übrigen in anderen Büchern schon deutlich besser dargestellt fand –

Und tatsächlich habe ich mich an einigen Stellen des Buches gefragt, ob es sich für mich überhaupt lohnt, es noch weiter und bis zum Ende zu lesen, zumal sich aus meiner Sicht in der bisweilen doch recht langweiligen Geschichte auch etliche Diskrepanzen verstecken, bis hin zu moralischen Zeigefingern (etwa in einigen Äusserungen des etwas zwielichtigen und übergriffigen Lehrers Antonelli), die Ideale aufzeigen, die ich aus heutiger Sicht auch nicht mehr unbedingt teilen würde….

Was jetzt aber nicht bedeuten soll, dass ich Salingers Buch grundsätzlich für schlecht halte, sondern allenfalls für reichlich angestaubt, was die Besonderheiten der Aera angeht, die es beschreibt.
So gesehen ist es also für mich nur noch ein Zeitdokument über das Leben in den USA in der Mitte des letzten Jahrhunderts, das durchaus als solches auch heute noch eine Berechtigung haben mag, aber kaum noch etwas, eigentlich gar nichts mehr, mit der Welt von heute zu tun hat.

Aber vielleicht hätte ich es sogar richtig gut gefunden, wenn ich es nicht erst jetzt, mit über sechzig Jahren zum ersten mal gelesen hätte, sondern als Mensch, der sich altersmässig mit Holden Caulfield auf gleicher Höhe befindet – und möglicherweise sogar ähnliche Probleme hat wie er.
Unter den gegebenen Umständen konnte ich jedoch mit diesem Buch nicht wirklich warm werden – und es lässt mich ausgesprochen ratlos zurück, nachdem ich damit „durch bin“ .
Zumal sich mir auch nach längerem Nachdenken nicht wirklich erschliesst, was der Autor mir eigentlich damit sagen wollte.

Insofern gilt für meine persönliche Bewertung natürlich auch diesmal der Vorbehalt, dass sie aus dem Moment heraus entstanden ist, in dem ich das Buch gelesen habe:

Aber das gilt ja ähnlich auch für andere Bücher, zu deren Zielgruppe ich mich nicht – nicht mehr – wirklich zugehörig fühle.

-_-_-_-

Der mehr als dürftige Klappentext:
(dazu enthalte ich mich mal jeden Kommentares, ausser das reine Masse sicherlich kein Qualitätsmerkmal ist – schon gar nicht, wenn dieses Buch lange Zeit auch Pflichtlektüre an vielen Schulen war):

Der sechzehnjährige durch New York irrende Holden Caulfield ist zu einer Kultfigur ganzer Generationen geworden. „Der Fänger im Roggen“ war J. D. Salingers erster Roman, mit dem er weltweit berühmt wurde.
Allein im Rowohlt Taschenbuch wurden anderthalb Millionen Exemplare verkauft.

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Habt alle einen wunderbaren Nachmittag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich nun wieder „erfreulicherer“ Literatur zuwendet……


-726-

Mit Sendungsbeschränkung

Guten Morgen Euch allen!

Wie die Liebste in ihrem letzten Beitrag schon schrieb:
Gleich gehts noch mal ans Wasser, genauer gesagt an die Ostsee! Und deshalb bleibt jetzt nur Zeit für einen kurzen Blogbeitrag zu einem Bild, das auch gestern in Lüneburg entstanden ist.

Eigentlich nur ein Alltagsgegenstand, ein mit Graffitis beschmierter Briefkasten, wie es sie in unserem Land sicher zu tausenden gibt und doch mit einer Besonderheit:

Man beachte nur die Beschriftung des Briefschlitzes, die dort mindestens schon seit anderthalb Jahren zu lesen ist (wir kommen in Lüneburg öfter mal an diesem Briefkasten vorbei, weil er in unmittelbarer Nähe eines Ladens hängt, den die Liebste immer wieder gerne aufsucht).

Und man stelle sich mal vor, die Versender von Briefen würden sie wirklich ernst nehmen:
Dann dürften dort keine Rechnungen eingeworfen werden, keine Mahnungen , keine Beschwerdeschreiben, keine Werbebriefe und keine Behördenpost, aber auch keine Trauerbriefe, keine Kriegserklärungen und auch sonst nichts, was wirklich unangenehm wäre.
Würde man das bei allen Briefkästen so halten, dann wäre die Welt vermutlich schon ein deutlich besserer Ort.

Anderseits aber – und mal Hand aufs Herz – wer schreibt denn heute noch Liebesbriefe?
Ich jedenfalls kann mich nicht entsinnen, wann ich das letze Mal einen geschrieben oder erhalten hätte. Das muss also mindestens Jahrzehnte her sein – zumal meine Liebste und ich niemals per Post mit einander verkehrt haben, sondern von Anfang an voll auf elektronische Nachrichten setzten, erst auf Chats und irgendwann, als der Kontakt enger wurde, auf Mails und einen Messenger, den damals hochaktuellen ICQ, bis es irgendwann erste und immer länger werdende Telefonate gab, die erst endeten, wenn der Akku eines unserer Telefone leer telefoniert war…..

Kurz und gut, wir hätten wohl nichts zur Füllung dieses Briefkastens beigetragen.

Wie vermutlich auch kaum jemand der Menschen, die in Lüneburg täglich daran vorbei kommen. Und das Ende vom Lied wäre dann wohl, dass die Post das Ding irgendwann abbauen würde, weil keiner es mehr benutzt.

Allerdings wäre das ziemlich schade….
Schliesslich hat die besondere Beschriftung des Briefschlitzes ja auch etwas herzerwärmendes und treibt mir jedesmal ein Schmunzeln ins Gesicht, wenn ich sie lese. Wie vermutlich auch vielen anderen Menschen, die daran vorbeikommen und die nett gemeinte „Sendungsbeschränkung“ lesen.

Und auch das macht die Welt schon ein kleines bisschen schöner – oder?


Habt alle einen zauberhaften Tag – und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der hofft, dass dieser Briefkasten dort noch lange so hängen bleibt, ohne das humorloser Postbeamter auf die Idee kommt, die „Schmiererei“ beseitigen zu lassen….


-725-


Aus dem Tagebuch eines Domestiken

Moin zusammen!

Manchmal scheint es mir ja, als ob unsere jüngste Mitbewohnerin, Ihrer Durchlaucht Königin Elli, etwas gegen mich hat.
Zum Beispiel immer dann, wenn ich sie (was ohnehin selten vorkommt) mal streicheln durfte und sie sich im Nachgang, jedesmal übelst gelaunte Blicke in meine Richtung sendend, ausgiebig putzt, als ob ich wer-weiss-was an der Fingern haben würde und es ein Sakrileg sei, überhaupt gewagt zu haben, sie zu berühren:

The Queen is not amused

Nein, das findet ihre Hochwohlgeboren wohl überhaupt nicht gut!

Ähnlich auch, wenn ihr die Füllung der Näpfe nicht passt : dann mäkelt sie an mir herum, meist schon, wenn sie nur kurz am Futter geschnuppert hat, nimmt allenfalls deutliches Widerstreben ausstrahlend ein Anstandshäppchen und lässt danach Napf und Futter unbeachtet stehen, um wenige Minuten später laut quakend etwas anders zu verlangen, was ihr dann meist auch nicht munden will….

Und ganz schlimm wird es , wenns um ihre königliche Bedürfnisanstalt geht, die ich ja nur auf dem Boden sitzend reinigen kann, weil ich nicht mehr in die Hocke komme.
Da wird mein „Werk“ anschliessend misstrauisch beäugt und wohl in den meissten Fällen als Pfusch betrachtet, obwohl ich mir damit wirklich Mühe gegeben habe.
Aber das ist Ihrer Hoheit niemals nie nicht gut genug.
Denn buchstäblich jedes Mal greift sie anschliessend noch selbst ein und legt Pfote an, um das Katzenstreu wieder so zu verteilen, wie es ihrer Meinung nach gehört. Nicht ohne missbilligende Blicke in meiner Richtung abzuschiessen, der ich das ja von meinem Schreibtisch im Flur aus beinahe zwangsläufig auch mitbekomme….

Vertrauen ist halt gut, Kontrolle der Domestiken aber besser!

Aber trotzdem wurmt es mich gelegentlich ein wenig, wie lieblos dieses Tier Ihre königliche Hoheit mit mir umspringt und quasi voreilenden Gehorsam von mir erwartet, mehr offenbar als von meiner Liebsten, die auch nichts anders macht als ich, der aber mit deutlich weniger Misstrauen begegnet wird…..

Dabei war ich doch derjenige, der Gnädigste vorm Leben in der mecklemburgischen Provinz unter dutzenden vom Artgenossen bewahrt hat, wo sie nur eine unter vielen gewesen wäre und vermutlich auf der Tenne hätte leben müssen.
Aber das war ihrer Ansicht nach ja vermutlich auch schon nicht richtig.

-_-_-_-

Apropos „Queen“ und „not amused“:

Tut das eigentlich Not, dass heute auf beiden öffentlich-rechtlichen Fernseh-Kanälen ( und vermutlich auch auf einigen privaten) gleichzeitig von den Trauerfeierlichkeiten in London berichtet wird?
Ich dachte eigentlich, wir leben hier in einer Republik mit medialer Vielfalt statt mit einem monarchistisch angehauchten, gleichgeschalteten Programm auf allen Kanälen, dass sich lediglich durch die Wahl der Interview-Partner unterscheidet?


Dennoch:
Habt eine feine Woche und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich seinen Frust einfach mal von der Seele schreiben musste……


-724-

Fahrenheit 451 – Roman

Guten Abend, ihr Lieben!

Mit diesem Klassiker utopischer und dystopischer Literatur – meiner „Urlaubslektüre“ auf Amrum – möchte ich die Reihe an Lesungen von Romanen aus diesem Genre und aus dem Genre des Sci-Fi vorerst abschliessen und mich mal wieder anderen Themenbereichen zuwenden:

Fahrenheit 451
Von Ray Bradbury

Auch dieses Buch hatte ich vor langer Zeit schon mal gelesen und meinte eigentlich, seinen Inhalt noch ganz gut im Kopf zu haben. Was allerdings doch wohl nicht so ganz der Fall war.
Denn meine Meinung, Bradbury sei weit entfernt von Orwells „1984“ oder Huxleys „Schöner neuer Welt“ hat sich dann doch nicht so ganz bestätigt. Jedenfalls nicht, was eine Kernaussage aller drei Bücher angeht – die Warnung vor einer Indoktrination und damit Verdummung der Menschen durch die herrschenden Gruppen eines Landes und – ebenfalls bei allen drei Büchern zu finden – die mehr oder weniger offenen Warnungen vor hemmunglosem Konsum von seichten Unterhaltungsmedien und Drogen, die auch ein Mittel staatlicher Lenkung der Gedanken werden können.

Wobei Bradbury das Thema etwas einengt und den Fokus vor allem auf Literatur jedweder Art legt, die vernichtet werden soll, weil sie die Menschen zum eigenständigen Denken anregen könnte:

Zuständig dafür die Feuerwehr und damit auch der Feuerwehrmann Guy Montag, der zunächst scheinbar kritiklos in diesem System funktioniert, heimlich jedoch einige gestohlene Bücher in seinem Haus versteckt und durch eine junge Nachbarin animiert wird, sie nicht nur zu horten, sondern sie auch zu lesen und sich mit ihrem Inhalt auseinanderzusetzen.
Doch damit zerfällt seine Welt zusehendes und er beginnt zu zweifeln, ob das, was er macht wirklich richtig ist. Was zunächst zum Bruch mit seiner Konsum- und Unterhaltungssüchtigen Frau und dann auch mit seinem autoritären Chef führt, der ihn in der Folge zwingt, die gehorteten Bücher und damit sein Haus zu verbrennen und in Schutt und Asche zu legen.
Was aber letztendlich auch der Chef mit dem Leben bezahlen muss, bevor Guy Montag fliehen kann, um mit Outlaws in den Wäldern vor der Stadt zu leben, die alle eins gemeinsam haben:
Jeder von ihnen ist ein lebendes Buch und kann gelesenes in seinem Kopf bewahren, um es irgendwann weiterzugeben, wenn die Welt sich geändert hat und Bücher – vielleicht – wieder erlaubt werden

Faszinierend daran nicht nur die Überlegungen und Zweifel des Guy Montag, der anfangs nicht glauben mag, dass „der Staat“ sich so gegen seine Bürger stellt, dann aber mehr und mehr in die andere Richtung eines erst diffusen, dann aber immer offensichtlicheren Widerstandes kippt, bis hin zur Entscheidung, sich durch Flucht aus dem System zu lösen.
Faszinierend auch, wie genau Bradbury Entwicklungen der Unterhaltungsmedien voraussieht – mit interaktiven, von ständig präsenter Werbung unterbrochenen Gameshows und live im Fernsehen zu verfolgenden Menschenjagden per Hubschrauber, beides heute nicht nur in den USA alltäglich, aber 1953, bei der Erstveröffentlichung des Buches noch weitab jeglicher technischen Möglichkeiten.
Womit dieses Buch durchaus auch heute noch aktuelle Bezüge hat, wenn es auch an manchen Stellen etwas zu schwülstig und beinahe pathetisch wirkt (was aber möglicherweise auch an der uralten Übersetzung aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts liegen mag, die der von mir gelesensen Diogenes-Fassung zugrunde liegt) und manche Vorhersagen auch arg danebenliegen….

Insofern reicht es auch nicht ganz für die volle Punktzahl, was aber der Qualität des Buches an sich keinen Abbruch tun sollte:

-_-_-_-

Der Klappentext:

›Fahrenheit 451‹ ist die Temperatur, bei der »Bücherpapier Feuer fängt und verbrennt«. In Ray Bradburys Zukunftsvision ist die Feuerwehr nicht mehr mit Wasserspritzen ausgerüstet, sondern mit Flammenwerfern, die genau diesen Hitzegrad erzeugen, um die letzten Zeugnisse individualistischen Denkens – die Bücher – zu vernichten. Da beginnt der Feuerwehrmann Guy Montag, sich Fragen zu stellen… Die beängstigende Geschichte von einer Welt, in der das Bücherlesen mit Gefängnis und Tod bestraft wird, ist ein zeitloses Plädoyer für das freie Denken.

Amazon

Habt noch einen wunderbaren Sonntagabend und eine gute neue Woche.
Und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

dessen nächstes Buch auch wieder ein „Klassiker“ sein wird, wenn auch aus einer ganz anderen Stilrichtung….


-723-

Das Sonntagszitat 38/22

Guten Morgen zusammen!

Wer heute etwas „Ernsthaftes“ von mir erwartet, den muss ich leider enttäuschen.
Denn mein heutiges Zitat kommt eher aus der Blödelecke und beschreibt eine Situation, die einem als Beobachter wirklich den letzten Nerv rauben kann:

……..
Der Schaffner kommt schon nach kurzer Frist
Fragt, wer da noch ohne Fahrschein ist
Und die Dame in den vorgerückten Jahren
Die sagt, sie wollte zum Bahnhof fahren
Macht ihr Handtäschchen auf dann in aller Ruh‘
Nimmt’s Portmonnaie raus und macht’s Handtäschchen zu
Macht’s Portmonnaie auf, nimmt zehn Pfennige raus
Macht’s Portmonnaie zu und macht’s Handtäschchen auf
Tut’s Portmonnaie rein, schließt’s Handtäschchen fein
Und händigt dem Schaffner das Geldstück dann ein

Der Schaffner zuckt mit den Schultern und spricht:
„Für zehn Pfennige, das machen wir nicht –
Zum Bahnhof, das kostet zwei Groschen mehr!“
Die Dame nimmt wieder ihr Handtäschchen her
Sie macht’s wieder auf in seliger Ruh‘
Nimmt’s Portmonnaie raus und macht’s Handtäschchen zu
Macht’s Portmonnaie auf, holt raus eine Mark
Macht’s Portmonnaie zu, es klemmte schon stark
Macht’s Handtäschchen auf, tut’s Portmonnaie rein
Macht’s Handtäschchen zu, und sie kriegt dann den Schein

Und wohin mit dem Schein, dass man den nicht verliert?
So denkt sich die Dame und nimmt unbeirrt
Das Handtäschchen wieder in aller Ruh‘
Nimmt’s Portmonnaie raus und macht’s Handtäschchen zu
Macht’s Portmonnaie auf, um den Schein rein zu tun
Macht’s Portmonnaie zu und macht’s Handtäschchen nun
Von neuem wieder auf, tut’s Portmonnaie wieder rein
Macht’s Handtäschchen zu, als müsst‘ das so sein

………..

Horst Koch – Das Handtäschen

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Wie ich darauf komme?
Nun, inspiriert hat mich dazu ein Urlaubserlebnis mit einem alten Ehepaar, offenbar schon lange auf dem gemeinsamen Lebensweg und ein eingespieltes Team, das bei unserer Fahrt zu den Robbenbänken unmittelbar vor mir sass.

Denn da konnte man wirklich beobachten, wie symbiotisches Handeln funktioniert, wenn es langjährig eingeübt ist – und auch ein Handtäschchen spielte dabei eine Rolle ;-)

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Also lasst mich kurz beschreiben, was da zu beobachten war, wobei ich der Einfachheit halber die Beiden in der Folge als „Vati“ und „Mutti“ titulieren möchte.

Vati sitzt recht raumgreifend auf der Bank und beobachtet neugierig das Geschehen auf dem Wasser jenseits der Reling, Mutti leicht missmutig links neben ihm, ihre Handtasche krampfhaft an die Brust gepresst. Bis Vati wortlos die Brille abnimmt und nach links reicht, woraufhin Mutti in hektische Aktion verfällt, das Handtäschchen aufklipst, das Brillenteui herausnimmt, es aufklipst und die Brille darin versenkt, das Brillenteui zuklappt und im Handtäschchen versenkt, das Fernglas aus dem Täschchen herausnimmt, vom Etui befreit und an Vati weiterreicht, das Fernglasetui wieder in das Täschchen gibt und dieses wieder verschliesst und an ihren Busen drückt, während Vati das Fernglas huldvoll entgegennimmt die Welt in achtfacher Vergrösserung zu betrachten geruht.

Kurz darauf – Vati hat offenbar genug in die Ferne geschaut und reicht das Fernglas nach links – die selbe Aktion in umgekehrter Reihenfolge:
Also Handtäschchen auf, Fernglas ins Etui versenkt, selbiges achtsam verschlossen und in die Tasche gelegt, Brillenetui raus, Brillenetui auf und Brille an Vati gereicht, Brillenetui zu, ins Täschchen versenkt und Handtäschchen zu….

Und das nicht nur einmal, sondern bis zum Erreichen der Robbenbänke mehrfach, ohne, dass die beiden auch nur ein Wort gewechselt hätten…..

Am Ziel angekommen, dachte ich, das Prozedere würde sich nun nochmal wiederholen, denn schliesslich gab es ja jetzt wirklich was zu gucken.


Aber weit gefehlt, denn diesmal wurde zwar auch die Brille wieder wortlos nach links gereicht, aber nach dem Handtäschen- und Brillenetui-öffnen, Brille versenken, Brillenetui schliessen und im Handtäschchen verschwinden lassen kam mitnichten das Fernglas zum Vorschein, sondern eine kleine Kamera wurde aus ihrer Hülle gepult, mit der Vati pflichtschuldigst (damit man der lieben Verwandtschaft zuhause was zeigen kann) ein paar Bilder gemacht hat, bevor diese im Tausch mit der Brille samt auf- und zuklappen der diversen Behältnisse wieder in den Tiefen der Handtasche verschwand und in der Folge noch zwei, drei mal das Fernglas im immer gleichen Prozedere zum Einsatz kommen sollte, wie immer wortlos in meisterhafter nonverbaler Kommunikation…..

Nicht, dass mich das nun – wie im zitierten Lied – zur Weissglut getrieben oder gar zu Handgreiflichkeiten verleitet hätte – aber etwas skurril fand ich es schon, was da zu beobachten war. Zumal Mutti offensichtlich kaum Interesse an den Robben als der eigentlichen Attraktion der Dampferfahrt hatte, sondern voll und ganz auf Vatis Wünsche fokussiert zu sein schien – immer vorausahnend und im vorauseilenden Gehorsam offenbar völlig richtig liegend, was Vati gerade an technischem Gerät benötigte….

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Und natürlich habe ich mich angesichts meiner Beobachtungen auch gefragt, welches Bild meine Liebste und ich wohl nach aussen bieten?
Vorauseilender Gehorsam und völlige Selbstaufgabe wird das hoffentlich nicht sein …… auch nicht nach langjähriger Ehe.


Habt alle einen wunderbaren Sonntag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der seine Brille lieber einfach nach oben schiebt, als sie nach links weiterzureichen….


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