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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Von armen Deerns und tropfenden Wasserhähnen

Guten Morgen ihr Lieben!

Ich weis gar nicht, was ich verbrochen habe, dass ich seit ein paar Wochen unverlangt und völlig aus den üblichen Themenkomplexen meiner Leseinteressen heraus gerissen sowohl in meinem Google-Newsfeed (den ich seit meinem Abgang bei Facebook benutze, um auf dem Laufenden zu bleiben) als auch in den Lesevorschlägen des WordPress-Readers immer wieder mit Nachrichten über die Reichen und Schönen der Adelswelt und damit auch über eine prominente Untote bombardiert werde – eine gewisse Diana Spencer, die vor fünfunzwanzig Jahren auf äusserst tragische Art und Weise in einer Pariser Schnellstrassen-Unterführung ihr Leben lassen wurde.

Wobei ich prinzipiell ja gar kein Problem mit der Dame habe, die seinerzeit als unglückliche Prinzessin von Wales in die Schlagzeilen geriet und seit ihrem Tod von der Regenbogen-Presse alle Jahre wieder wie das Ungeheuer von Loch Ness zur Füllung des Sommerloches aus ihrem Grab gezerrt wird, weil es angeblich „Sensationell Neues zu ihrem Schicksal zu enthüllen gäbe“.
Aber wirklich interessiert hat sie mich spätestens seit ihrer Beerdigung halt auch nicht mehr.

Genauso wenig übrigens wie die dekadenten Angehörigen anderer Adelshäuser, die allenthalben für auflagenfördernde Schlagzeilen und Skandale in der Adelswelt und damit in den bunten Blättern sorgen.

Im Gegenteil:

„Die sollen die arme Deern doch endlich mal in Ruhe lassen.
Die hat doch schon genug gelitten mit ihrem Charles“

So drückte das schon vor ein paar Jahren eine ehemalige Kundin von mir angesichts entsprechender Schlagzeilen über jene Lady Diana aus – eine gestandene, über achtzigjährige Hausfrau aus dem tiefsten Barmbeck, Witwe eines Hafenarbeiters, stramme Sozialdemokratin und auch in anderen Dingen nicht gerade auf den Mund gefallen.
Denn mit „Königs“ oder den ganzen „Adelsleuten“ hatte sie nun wahrlich nichts am Hut und schon gar nicht mit dem – damals noch höchst lebendigen – Gatten der Queen, welcher dem gleichen Jahrgang entstammte wie ihr schon verstorbener Mann, der wohl zu Lebzeiten einige Probleme mit seiner Prostata hatte:

„Ich stell mir immer vor, dass bei dem ollen Phillip sicher auch so viel dreckige Unnerbüxen zusammen kommen wie bei mei’m Herbert – die ollen Kerle sind ja alle nicht ganz dicht.
Da tropft doch oft mal im Alter der Wasserhahn.
Nur gut, dass die Lisbeth das nicht alles selbst waschen muss“

Was sicherlich etwas pragmathisch formuliert war, doch wo sie Recht hatte, da hatte sie nun mal Recht, wie ich aus einigen ähnlichen Erfahrungen mit alten Männern unter meinen Kunden nur bestätigen konnte. Schliesslich sind auch hochadelige Angehörige von Königshäusern „nur“ ganz normale Menschen und dürften deshalb im fortgeschrittenen Alter gesundheitlich auch ähnliche Probleme haben wie der Rest der Menschheit.
Womit viele sensationelle Enthüllungen im Grunde keine sind.

Und recht hatte meine Kundin wohl auch, was ihre Meinung zur Berichterstattung über die Princess of Wales angeht: Die sollte man wirklich endlich mal ruhen lassen und nicht mehr für immer wieder neue Schlagzeilen missbrauchen, hinter denen bei genauerer Betrachtung ohnehin nur Altbekanntes steckt.

Auch wenn die Regenbogenpresse dann um ein lukratives Thema ärmer wäre…..


Habt alle einen wunderbaren Tag und ein erfreuliches Wochenende, falls wir uns vorher nicht mehr lesen. Und bleibt gesund und behütet. :bye:

Euer Wilhelm,

der gerne einen Kommentar von gestern nochmal aufgegriffen hat, weils gerade so gut passt.


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