– – tageweise unsortiertes – –
„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Die letzte Kosmonautin – Roman

Hallo, ihr Freunde der gepflegten Lektüre

Mit diesem Buch ist es genau, wie auch schon mit dem letzten, was ich gelesen habe:
Letztes Jahr, während meinen SciFi-Phase um die Bücher von Andy Weir herum wurde ich darauf aufmerksam und hab es (die Leseprobe) erst mal auf den virtuellen Stapel des „das will ich auch nochmal lesen“ gelegt und nun mangels anderer Ideen endlich mal angefangen, fast ohne es danach wieder aus der Hand legen zu können:

Die letzte Kosmonautin
von Brandon Q. Morris

Und tatsächlich ist es auch mit den Büchern von Weir durchaus in eine Reihe zu stellen, wenn auch das Szenario ein ganz Anderes ist mit seiner Vorgabe, die DDR hätte weiter existiert und es sogar geschafft, ein eigenes Weltraum-Programm auf die Beine zu stellen. Womit sich Elemente des real existierenden Sozialismus in einer sich weiter entwickelt habenden Form – mit ähnlichen (wenn auch einfacher gehaltenen) technischen Entwicklungen wie in Nicht-Sozialistischen Wirtschaftsbereich, mit Reisefreiheit und einem verfeinerten Überwachungssystem bis in die privatesten Bereiche seiner Bürger hinein – mischen mit einer Weltraum-Story um die Raumstation „Völkerfreundschaft“ , deren Besatzung aus der jungen Kosmonautin Mandy Neumann und einem anfangs devoten, und später ziemlich durchgeknallten Roboter besteht.
Was durchaus auch gut für einige Situationskomik ist, solange auf der Station noch Friede, Freude, Eierkuchen herrscht, genauso wie das Leben des Abschnittsbevollmächtigten Wagner, dessen spannendste Aufgabe zunächst darin besteht, den übermässigen Genuss westlicher Porno-Seiten bei seinen Schäflein zu verfolgen…

Bis Mandy mit dem in der Station montierten Superteleskop eher zufällig eine riesige Umweltsauerei in einem Sperrgebiet ihres Landes entdeckt und gleichzeitig der Erfinder des Teleskops wie vom Erdboden verschluckt ist und damit einen völlig unerwarteten Verlauf der Handlung in Gang setzen….

Und tatsächlich liest sich das Buch genauso unterhaltsam, wie es meine kurze Zusammenfassung erahnen lässt, zumal es in seinem zweiten, wesentlich fantastischer wirkenden Teil auch immer mal wieder an den Grenzen der Physik kratzt und man merkt, dass der Autor sich da nicht nur etwas zusammen fabuliert, sondern mit dem spielt, was durchaus in diesem Rahmen möglich wäre – wobei es scheinbare Fantastik dieser Möglichkeiten ist, die in diesem Teil zu echtem Nervenkitzel führen.

Eher schwach dagegen das erwartbare Ende des Buches, das auf mich ein wenig einfallslos und unpointiert wirkt – eher so, als sei der Autor froh gewesen, mit der Geschichte „endlich“ fertig zu sein…
Da habe ich bei anderen Autoren schon deutlich besser Finales gelesen.
Aber man kann halt nicht alles haben, wobei ich auf meine persönliche Wertung trotzdem noch einen halben Punkt drauf legen möchte:

Denn das Beste kommt ja immer ganz zum Schluss – und ist in diesem Fall der Anhang, in dem Morris (ganz Physiker) mit seinem Fachwissen glänzt und recht ausführlich und sehr gut verständlich auf die physikalischen Gegebenheiten eingeht, die Grundlage des zweiten Teiles des Buches waren.
Womit sich auch noch Einiges aufklärt, was im Verlauf der Handlung nicht so ganz plausibel erschien….

-_-_-_-

Der Klappentext:

Wir schreiben das Jahr 2029, und die DDR feiert ihren 80. Jahrestag. Die Kosmonautin Mandy Neumann befindet sich seit mehreren Wochen an Bord der Raumstation „Völkerfreundschaft“. Eigentlich wartet sie auf ihre Ablösung, doch als die ersten unerklärlichen Unfälle passieren, beschleicht sie der Verdacht, dass jemand ihre Mission sabotiert. Kurz darauf bricht der Kontakt zur Bodenstation ab, und sie muss um ihr Leben kämpfen.

Der einzige Mensch, der ihr dabei helfen kann, ist Tobias Wagner, ein Leutnant der Volkspolizei in Dresden. Er ist auf der Suche nach einem verschwundenen Physiker, der am Bau der Raumstation beteiligt war, und die Spur führt ihn in ein militärisches Sperrgebiet in der Lausitz. Schon bald gerät er in Konflikt mit seinen Vorgesetzten.

Amazon

Habt alle ein angenehmes (und vielleicht auch ein wenig spannendes?) Wochenende und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der gerade wohl mal wieder in einen „Seitenfresser-Phase“ ist….


-947-

2040 – Tag der deutschen Einheit – Thriller

Moin, Ihr Lieben!

Also das hatte ich tatsächlich schon lange nicht mehr, dass mich ein Buch so packt, dass ich die halbe Nacht durch lese, weil ich wissen will, wie die Geschichte ausgeht. Aber mit diesem Buch – einem wirklich solide gemachten und gut zu lesenden Thriller, vergleichbar mit Tom Hillenbrand’s Drohnenland – ist mir das tatsächlich mal wieder passiert:

2040 – Tag der deutschen Einheit
von Patrick Baumann

Wobei die Plots von „Drohnenland“ und „2040“ zwar durchaus unterschiedlich sind, aber dennoch auch einige Parallelen ausweisen, was den zeitlichen Rahmen und den relativ gemässigten Blick auf die technische Entwicklung in der nahen Zukunft angeht – der hier wie da wesentlich dazu beiträgt, der Geschichte Glaubwürdigkeit zu verleihen. Denn in diesem Punkt scheinen sich beide Autoren einig und denken nur technologische und gesellschaftliche Entwicklungen weiter, die auch jetzt schon vorhanden sind oder sich für die nächsten Jahre abzuzeichnen scheinen.

Allerdings – und darin unterscheiden sich die Geschichten dann doch deutlich – beschäftigt sich Baumann’s Buch vor allem mit den deutschen Verhältnissen des Jahres 2040 und zeichnet darin eine Enwicklung vor, die sich wohl keiner von uns wünschen dürfte:

Denn inzwischen ist – finanziert und gefördert durch einen grossen Medien-Mogul – eine streng patriotische und ausländerfeindliche Partei an die Macht gekommen und versucht diese mit allen Mitteln zu festigen:
Mit einem neu ins Leben gerufenen fast allmächtigen Geheimdienst und purer Gewalt durch kleine Schlägertrupps, aber auch durch Aufsehen erregende Attentate in grösserm Stil, deren Ziel vor allem ist, subtile Begründungen für weitere Gesetzesverschärfungen zu liefern.
Und mittendrin Paul Kanter, ein kleiner Ex-Gangster und Kioskbesitzer, der in den Strudel hineingezogen wird, als auf seine Freundin, eine Journalistin ein Überfall verübt wird und er versucht, die Hintergründe im Alleingang aufzuklären, nachdem er selbst unter Verdacht geraten ist.
Wobei auch noch ein arabischer Klan, eine neue Mitarbeiterin des Geheimdienstes und eine Hackerin eine Rolle spielen und alle zusammen eine Verschwörung aufdecken, als sie auf der Suche nach der Wahrheit immer tiefer in einen Wust von anscheinend nicht zusammen passenden Informationen eintauchen.
Und so kommt es anlässlich der grossen Feier zum 50. Jahrestag der deutschen Einheit zum grossen Showdown…..

Ein Szenario also, das bei genauerer Betrachtung durchaus denkbar erscheint und in manchen Entwicklungen die Zeit nach 1933, also nach Hitlers Machtergreifung zum Vorbild hat, selbst wenn Baumann’s Bild davon an manchen Stellen zu glatt und zu wenig vielschichtig erscheint.
Aber ich denke, den Anspruch auf ein dezidierteres Bild hat dieses Buch auch nicht, das ja explizit als spannender Thriller vermarktet wird – und als solcher gelesen voll und ganz befriedigt. Mit wenigen, kleinen Einschränkungen, die insbesondere die Rolle seines Helden – des Paul Kanter – betreffen, der als ausgesprochener Looser im Verlauf der Geschichte immer mehr über sich hinauswächst, ohne dass man dafür eine logische Begründung finden würde, während die anderen Figuren von vorneherein so eingeführt werden, dass ihre Rollen glaubwürdig erscheinen.
Ein kleiner Schönheitsfehler, der aber der spannenden und ansonsten in sich logisch aufgebauten Handlung keinen Abbruch tut, wenn man einfach darüber hinweg liest.

Insofern gibts von mir auf alle Fälle mal eine gute Bewertung

und die Anmerkung, dass ich wohl auch weitere Romane dieses Autors lesen würde, der mit seinem Erstlingswerk auf jeden Fall den Wunsch nach „mehr in dieser Art “ in mir befeuert hat.

Bleibt nur abzuwarten, wann sein nächstes Buch erscheint.

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Der Klappentext:

Berlin im Jahr 2040. Die »Patriotische Alternative Deutschlands« regiert die Republik. Rechte Schlägertrupps machen Neukölln unsicher. Paul Kanter, Ex-Gangster und Kioskbetreiber, versucht, sich aus allem Ärger herauszuhalten. Doch dann wird seine Freundin, die Journalistin Olivia Kusmin, in ihrer Wohnung brutal überfallen. Der Verdacht fällt auf Kanter. Beim Versuch, seine Unschuld zu beweisen, gerät er in eine monströse politische Verschwörung, die ihn in die dunkelsten Kapitel seiner Vergangenheit zurückführt.

Amazon

Habt einen angenehmen (und vielleicht auch spannenden?) Tag und bleibt wie immer gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich jetzt das nächste Buch vom Stapel greift….auf dem auch dieses Buch schon eine ganze Weile vor sich hin geschmort hat….


-943-

Paradox Hotel- Roman

Moin zusammen!

Nach dem Lesen einer recht positiven Rezension bei Belana hatte ich grosse Lust , dieses Buch auch einmal zu lesen, zumal es im weitesten Sinne auch gut in den Kontext der Sci-Fi-Literatur passte, mit der ich mich in den letzten Monaten beschäftigt habe und zudem auch ein spannender Krimi ist.

Paradox Hotel
von Rob Hart

Dabei spielt die Handlung in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts in einem luxeriösen Hotel irgendwo im amerikanischen Outback, dessen besondere Attraktion der benachbarte Zeitflughafen ist, von dem aus man Reisen in die Vergangenheit unternehmen kann.
Allerdings steht dieses Hotel – bisher in staatlichem Besitz – nun zum Verkauf an private Investoren und die Handlung setzt kurz vor der Bieter-Konferenz ein, um die herum sich allerlei mysteriöse Ereignisse ranken, verursacht durch ein Leck im Zeitstrom, das aufgrund von bösartigen Manipulationen zustande gekommen ist…
Wobei eine Besonderheit der Geschichte ist, dass sie in Ich-Form von January Cole, der Sicherheitsbeauftragten des Hotels erzählt wird, die teils als Beobachterin, teils aber auch als aktiver Teil der Handlung gleichzeitig einen Mord aufzuklären versucht, der (wer weiss das schon?) in der nahen Zukunft passieren wird oder doch in der Vergangenheit schon geschehen ist.

Womit ich auch schon gleich bei einer Besonderheit dieses Buches bin:
Die Handlung spielt nicht durchgängig in einer Zeitebene, sondern wechselt nahezu nahtlos zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, und dies gelegentlich sogar auch innerhalb eines einzelnen Absatzes.
Und ich gebe zu, damit hatte ich am Anfang des Buches bisweilen so meine Probleme, bis mir klar wurde, dass diese Art der Gestaltung durchaus ein gewolltes Stilmittel ist, denn Mrs. Cole war schon so oft in der Vergangenheit, dass sie nun „losgelöst ist“, also selbst die Zeitebenen nicht mehr so recht unterscheiden kann – und deshalb bisweilen Dinge auf mehreren Zeitebenen parallel erlebt und Visionen dessen hat, was in der Zukunft liegen könnte.
Was der Spannung der Handlung aber keinen Abbruch tut und mir, nachdem ich mich erst mal eingelesen hatte, durchaus auch wirklich Spass bereitet hat. Soviel Spass, dass ich mir gut vorstellen kann, auch noch andere Werke des Autors zu lesen, selbst wenn ich für die anfängliche Verwirrung und das logische, aber auch etwas wirre Ende der Geschichte einen halben Punkt von einer Top-Bewertung abziehe:

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Der Klappentext:

Im Paradox Hotel ticken die Uhren anders. Denn hier bucht man keinen Tagesausflug in die nähere Umgebung, sondern eine Flugreise in die Vergangenheit. Ein Dutzend verschiedene Epochen stehen den Gästen zur Verfügung, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Doch dann geschieht ein Mord im Paradox Hotel, und January Cole beginnt zu ermitteln. Das ist allerdings nicht so einfach, wenn noch nicht einmal klar ist, wann der Mord überhaupt geschehen ist – in der Vergangenheit, der Gegenwart oder gar erst in der Zukunft?

Amazon

Habt all eine feine neue Woche und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich lesetechnisch jetzt mal wieder in die Vergangenheit begeben wird………..


-794-

The Ark & The Colony – Romane

Ahoi liebe Freunde des Lesens!

Obwohl auf meinen SuB, dem Stapel ungelesener Bücher noch eine Menge ruht, auf das ich mich wirklich freue und dessen Erscheinen ich nicht genug herbeisehnen konnte, komme ich doch gerade von dem Genre nicht los, was mich nun schon seit einigen Monaten im Bann hält: Sci-Fi, also Science Fiction in allen möglichen Ausprägungen.

Wozu – ganz logisch – auch die beiden Bücher gehören, die ich Euch heute vorstellen möchte als Teile einer Trilogie, deren letzter Band leider noch nicht in deutscher Übersetzung erschienen ist:

The Ark –
Die letzte Reise der Menschheit
von Patrick S. Tomlinson
The Colony –
Ein neuer Anfang
von Patrick S. Tomlinson

Beides Bücher, die wirklich das Zeug haben, zu Klassikern ihres Genres zu werden, weil sie wirklich gut geschrieben und gut zu lesen sind, ohne dabei völlig überkandidelt zu sein wie manche anderen Werke aus dieser Sparte – und weil sie eine spannende Geschichte erzählen, die man auch gut als mit Sci-Fi-Elementen angereicherten Krimi bezeichnen könnte, der Schauplätze der Weltraum und ein neuer Planet sind, auf dem die Menschheit sich ansiedelt. Wobei die Sci-Fi-Anteile der Bücher durchgängig wie ein ganz originärer Teil der Handlung wirken – ähnlich wie die dunkle Kaschemme voller Ganoven in irdischem Ambiente – ohne jemals beim Lesen den Anschein zu erwecken, dass die Handlung nur durch sie funktionieren könnte.
Und das macht beide Bücher zu einer wirklich runden Sache, zu der auch der locker-leichte und gelegentlich humoristische Erzählstil des Autors einen wesentlichen Teil beiträgt, ohne ins klamaukhafte abzugleiten oder es gezielt auf billige Pointen anzulegen.

Aber nun zu den Büchern im einzelnen:


Teil Eins der Trlogie:

The Ark –
Die letzte Reise der Menschheit

Die Geschichte beginnt über zweihundert Jahre, nachdem 50.000 Menschen die Erde verlassen und sich in einem riesigen Raumschiff auf den Weg zu einem neuen Planeten gemacht haben in der Hoffnung, dort zu überleben, nachdem ihre angestammtes Sonnensystem von einem gigantischen schwarzen Loch verschlungen wurde.
Wobei das Leben auf dem schon etwas maroden Raumschiff (mittlerweile lebt dort die elfte Generation) im Grunde ein Spiegel des Leben auf der Erde ist. Stärker reglementiert zwar, aber dennoch mit ähnlichen Strukturen wie noch zu Erdenzeiten – wenn auch mit einem deutlichen Unterschied:
Gewalt oder Proteste kommen kaum vor, so dass nur eine kleine Polizeitruppe nötig ist, die sich im wesentlichen mit wenig dramatischen Verfehlungen wie Trunkenheit und keinen Eigentumsdelikten beschäftigt.
Kurz vor dem Ziel der Reise ereignet sich jedoch dramatisches: Ein Mensch, ein Wissenschaftler verschwindet spurlos und wird Tage später von Polizeichef Bryan Benson leblos im All treibend gefunden, offenbar ermordet.
Und so beginnt Benson mit seinen Ermittlungen, bei denen dramatisches zutage kommt….

Wie oben schon kurz angedeutet:
Nicht nur Sci-Fi, sondern auch ein wirklich guter Krimi, gradlinig und immer aus der Perspektive des Detectives Benson, so dass man als Leser eigentlich nie schlauer ist als er und genauso lange im Dunklen tappt, was Hergang und Hintergrund des Mordes angeht. Dazu teils mit rasanter Handlung, die auch von den Besonderheiten der Umgebung auf der Ark geprägt ist, einer in sich geschlossenen und logisch aufgebauten Welt, die nach und nach in kurzen Einschüben erklärt wird, so dass man als Leser auch davon ein gutes Bild gewinnt, ohne durch ellenlange technische Vorbemerkungen überfordert zu werden.
Somit durfte das Buch also auch gut als Lektüre für nicht so Sci-Fi-affine Menschen taugen, weshalb es von mir auch die volle Punktzahl bekommt:

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Der Klappentext:

Die Einsätze sind hoch in Patrick S. Tomlinsons faszinierendem Science Fiction-Debüt – denn die Arche ist die letzte Hoffnung der Menschheit.
Nachdem die Erde zerstört wurde, sind die letzten 50.000 Menschen auf einem gewaltigen Raumschiff, der „Arche“ unterwegs zum nächsten bewohnbaren Planeten. Beinahe hundert Jahre hat die Reise bereits gedauert, erst die jetzige Generation von Bewohnern soll die Ankunft erleben. Das Leben an Bord ist streng reglementiert, jeder Bewohner ist über ein Implantat jederzeit zu orten. Dennoch verschwindet der brillante junge Wissenschaftler Edmond Laraby spurlos – und wird kurz darauf tot aufgefunden. „Selbstmord“, heißt es von offizieller Stelle, doch Detective Bryan Benson hegt Zweifel: Was hat es mit den Aufnahmen von Tau Ceti auf sich, die Laraby ausgewertet hat? Und wie hängt eine Geheimorganisation, deren Mitglieder sich durch Vortäuschen des eigenen Todes der Überwachung entzogen haben, in der Sache mit drin?

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Und Teil Zwei:

The Colony –
Ein neuer Anfang

Die Fortsetzung beginnt drei Jahre nach den dramatischen Ereignissen des ersten Teiles:
Inzwischen ist die Ark am Ziel iherer Reise angekommen und ein Grossteil der Besatzung hat eine Kolonie auf einem öden Kontinent des neuen Heimat gegründet, die aber immer noch im Aufbau ist- Versorgt immer noch aus den Ressourcen der Ark und verwaltet von einem Rat in einer grossen neu gegründeten Stadt, in der es aber auch in verschiedenen Gruppen gärt.
Etwa bei den „Ungebundenen“, die inzwischen ein kleines Dorf am Meer gegründet haben, um unabhängig zu bleiben – oder bei den „Rückkehrern“ die sich auf dem neuen Planeten nicht wohlfühlen und wieder zurück aufs Schiff möchten.

Kontakt zur Indigenen Bevölkerung, einer intelligenten Echsenart , gab es bisher noch nicht, da diese noch in beinahe steinzeitlichen Verhältnissen auf einem anderen Kontinent lebt und den Bootsbau noch nicht entdeckt hat. Bis ein Teil der „Ungebundenen“ sich auf die Reise macht und mit einem Boot den fremden Kontinent erreicht, was dem Rat einige Sorgen macht und ein Eingreifen erfordert.
Also wird eine Delegation zur Schadensbegrenzung losgeschickt, zu der auch Ex-Detective Bryan Benson gehört, der den Polizeidienst eigentlich quittiert hat und nun als Football-Trainer seinen Lebensunterhalt verdient. Doch das ändert sich, als die Delegation in einen Hinterhalt gerät, bei dem auch merkwürdige Begebenheiten eine Rolle spielen, die zur Vermutung Anlass geben, dass sie nicht nur auf Zufällen beruhen…

Auch für diesen Zweiten Teil der Trilogie gilt im Besten Sinne das, was ich schon zum ersten Teil der geschrieben habe:
Auch dieses Buch beinhaltet wieder eine sehr gelungene Geschichte, zumal man es auch lesen könnte, ohne den ersten Teil gelesen zu haben.
Denn Tomlinson gelingt es hier, die Handlung des ersten Teiles so geschickt in Rückblenden zu verweben, dass nie das Gefühl von Informationsdefiziten aufkommt.
Und uudem führt er auch weitere Perspektiven in die Geschichte ein, die sehr zum Verständnis der Handlung beitragen:
So wird die Geschichte auch aus den Blickwinkeln von Kexx, einem „Wahrheitsfinder“(gleich Ermittler) eines indigenen Stammes und von Theresa (Bensons Frau und Nachfolgerin als Polizeichefin) erzählt, was zu einem sehr dichten und spannenden Aufbau der Gesamthandlung führt und auch die Diskrepanzen zwischen beiden Rassen deutlich macht, ohne sie zu werten….
Wobei es „Gut“ und „Böse“ wohl auf beiden Seiten gibt und weder Benson noch Kexx alleine zu einer Lösung finden, bis sie sich entscheiden, über alle Unterschiede hinweg zusammenzuarbeiten und aufzuklären, was hinter der offensichtlichen Verschwörung liegt, die zum Überfall auf die Delegation führte…
Womit auch dieses Buch wieder zum spannenden Krimi wird, bei dem man fast vergisst, dass er auf einem fremden Planeten spielt.

Deshalb auch hier:

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Der Klappentext:

Zwei Welten, zwei Völker, ein drohender Krieg: Die Zukunft der Menschheit hängt in Patrick Tomlinsons neuem Science Fiction-Thriller an zwei ungleichen Ermittlern mit einem gemeinsamen Ziel

Mit den letzten 30.000 Überlebenden der Menschheit erreicht das Generationenraumschiff »The Ark« endlich Tau Ceti. Doch der Planet ist keineswegs unbewohnt, und beim ersten Zusammentreffen mit den einheimischen G’tel kommt es bereits zu einer tödlichen Katastrophe.

Detective Bryan Benson soll herausfinden, ob jemand das Massaker absichtlich inszeniert hat, wie es gerüchteweise heißt. Doch dazu muss er mit einem »Wahrheitssucher« der G’tel zusammenarbeiten. Gelingt es Benson und Kexx nicht, ihre Verständigungsschwierigkeiten und kulturellen Unterschiede schnell zu überwinden, droht der Untergang beider Völker.

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Bleibt noch dieAnmerkung, dass ich so begeistert von diesen beiden Büchern war, dass ich ganz sicher auch den dritten Teil lesen werde, sobald er in deutscher Übersetzung vorliegt.
Aber leider gibt es von Droemer Knaur dazu bisher noch nicht mal einen Ankündigung, obwohl die zweite Fortsetzung schon vor mehr als zwei Jahren in den USA erschienen ist…

Schade, Schade :-(


Habt alle eine feine Woche und heute (oder morgen?) einen schönen Feiertag – und bleibt wie immer gesund und behütet.
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

…für den „Halloween“ immer noch ein Fremdwort ist – und Kürbis lediglich ein Gemüse, aus dem man leckere Suppen zaubern kann….


-769-

Planet der Affen – Roman

Hallo, Ihr Leseratten!

Weil ich momentan aus der Sci-Fi-Ecke wohl nicht weg komme (und noch zusätzlich verstärkt durch einen Kommentar von @Myriade unter meiner letzten Buchvorstellung) bin ich auf die Idee gekommen, auch dieses Buch von Pierre Boulle nochmal zu lesen, dass ich irgendwann als Jugendlicher auch schon mal vor der Nase hatte:

Planet der Affen
von Pierre Boulle

Mit (um das mal vorweg zu nehmen) einem ähnlichen Aha-Effekt wie auch beim braven Leviathan:
Denn auch hier war es so, dass ich das Buch als Jugendlicher eher als etwas skurrilen Sci-Fi-Abenteuerroman gelesen habe, heute aber eine Menge Dinge darin finde, die mich eher staunen lassen, mit welcher Voraussicht der Autor darin schon vor über 60 Jahren (das Buch erschien in Frankreich immerhin schon 1963) Probleme aufgreift, die in der Welt von heute in der allgemeinen Wahrnehmung sehr präsent sind.
Die Rechte von Tieren und die Fragwürdigkeit von Tierversuchen, wie sie in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts sicher nicht so deutlich herausgestellt und diskutiert wurden, wie es heutzutage üblich ist. Verpackt in eine Geschichte, die das Verhältnis zwischen Tieren (in dem Fall Affen) und Menschen komplett ins Gegenteil verkehrt:

Denn auf dem am anderen Ende der Galaxie liegenden, erdähnlichen Planeten in der Nähe von Beteigeuze, auf dem Ulysse Mérou als Teilnehmer einer Expedition landet, sind nicht die Menschen die intelligenten und vernunftbegabten Wesen, sondern eine Gesellschaft aus Orang Utans, Gorrillas und Schimpansen, die sprechen können, Kleidung tragen, Wissenschaft betreiben und in Städten mit einem ähnlichen technischen Standard leben wie die Menschen auf der Erde – ja sogar im Umgang miteinander beinahe karrikaturartig überzeichnet die gleichen Standesdünkel und Laster pflegen wie die menschlichen Erdenbewohner auch.
Wohingegen die Menschen auf diesem Planeten in Horden in der Wildnis leben, von Instinkten gesteuert und ohne soziale oder manuelle Kompetenzen, unbekleidet und in ihrem Verhalten ähnlich wie Affen auf der Erde.
Was sie aber auch zu Opfern der Affen-Gesellschaft macht, die zu ihrer Belustigung und aus wissenschaftlichem Interesse heraus Menschenjagden veranstaltet, um so Ausstellungeobjekte für ihre Zoos und Versuchstiere für die Wissenschaft zu gewinnen….. ein Schicksal, das auch Ulysse Mérou ereilt, der sich unversehens in einem Laborkäfig wiederfindet, nachdem er zusammen mit einer Gruppe anderer Menschen gefangen wird….

Mehr möchte ich jetzt nicht spoilern, obwohl die Handlung in einigen Teilen vorhersehbar scheint, aber auch immer wieder unerwartete Wendungen nimmt und dabei wirklich über lange Passagen hinweg eine hohe Spannungskurve hält.
Schade dabei allenfalls, dass Boulle sich bei der Entstehungsgeschichte der Affen-Kultur am anderen Ende des Weltalls für eine Version entscheiden hat, der weitab jeglicher Evolutionstheorie schlussendlich doch darauf abhebt, dass die Fähigkeiten der vierhändigen Herren dieses Planeten im Grunde nichts anders als ein Abklatsch einer menschlichen Kultur ist, die schon lange vorher auf diesem Planeten bestanden hat und deshalb eigentlich „nur“ auf Nachahmung beruht – der Mensch also schlussendlich doch die Krone der Schöpfung sei, auch wenn er auf diesem Planeten nur noch eine durch Regradierung entstandene, untergeordnete Rolle annimmt.
Aber das dürfte vermutlich auch der Entstehungszeit des Buches geschuldet sein.

Abgesehen davon hat mir dieses Buch aber wirklich gut gefallen, weil es dank der recht aktuellen Übersetzung von 2014 wirklich flüssig zu lesen ist und bei allem Unterhaltungswert auch immer wieder menschlichem Verhalten einen Spiegel vorhält und in einigen Passagen auch nachhaltig zum Nachdenken anregt.

Insofern:

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Der Klappentext der von mir gelesenen Ausgabe von 2014:

In einem Raumschiff, das mit Lichtgeschwindkeit durch das Weltall fliegt, begibt sich der Journalist Ulysse Mérou zusammen mit zwei Wissenschaftlern auf eine Mission, die die Erkundung des nächstgelegenen Sonnensystems zum Ziel hat. Zu ihrer goßen Überraschung finden sie einen Planeten, der unserer Erde gleicht. Doch eine noch größere Verblüffung erwartet sie: Auf Soror, so der Taufname durch die Entdecker, leben menschenähnliche Wesen! Diesen scheint jedoch jedwedes rationale Denkvermögen zu fehlen, und kaum ist eine erste Verständigung hergestellt, werden sie allesamt gejagt und gefangen genommen von der herrschenden Zivilisation auf dem Planeten: Affen!

Schreckliche Experimente und einen schmerzvollen Tod vor Augen muss es Ulysse gelingen, seine haarigen und hochintelligenten Entführer davon zu überzeugen, dass er anders ist, von einem fremden Planeten kommt und vor allem, dass er keine Gefahr darstellt. Besonders von Letzterem lassen sich aber nur die Wenigsten überzeugen …

Amazon

Bleibt noch zu ergänzen, dass es um den Stoff dieses Buches herum auch einige Fortsetzungen von anderen Autoren gab, die teils auf Grundlage von Drehbüchern einer ganzen Serie von Filmen entstanden sind.
Doch keines davon habe ich gelesen (und ich werde sie sicher auch nicht lesen), weil sie Boulles wirklich starke Geschichte vermutlich genauso stark verwässern wie alle Filme, die auf diesem Stoff beruhen….
Und davon habe ich leider einige gesehen. :-(


Habt alle eine feine neue Woche und bleibt gesund und behütet.
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der wieder mal vor der Frage steht, was er nun als nächstes liest……….


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Der brave Leviathan – Roman

Hallo, liebe Lesefreunde!

Nachdem es ja mit meinen letzten beiden Leseversuchen nicht so richtig geklappt hat, weil ich nicht so recht in Stimmung dafür war (ein Buch hatte ich nach einem Viertel abgebrochen und vom anderen gerade mal den Klappentext gelesen) dachte ich mir, ich probiere es mal mit einer ollen Schwarte,einem Sci-Fi-Roman, die ich in beinahe noch jugendlicher Alter schon mal gelesen hatte:

Damals, in der zweiten Hälfte der Siebziger noch als halbwegs ernst zu nehmenden Zukunftsroman, weil der Inhalt durchaus etwas vorauszuzeichnen schien, was technisch möglich wäre (atomkraft-betriebene Supertanker), heute allerdings eher als ein leicht klamottige Satire nach dem Motto: „Wie sich kleine Erna vor 50 Jahren die Zukunft vorgestellt hat“:

Der brave Leviathan
von Pierre Boulle

Wozu aber erst mal etwas Vorarbeit nötig war:
Denn den Schmöker gibt es natürlich nicht als E-Book, so dass ich mich vor dem Lesen erst mal der Mühe unterziehen musste, das antiquarisch für ein paar Euro erworbene papierene Buch zu scannen, zu digitalisieren und in ein für mich lesbares Ebook-Format zu verwandeln, bevor der Lesespass beginnen konnte. Aber das war mir den Spass wert…

Denn Spass war es wirklich, dieses Buch „umzustricken“ und nochmal zu lesen, diesmal aus der Perspektive eines Erwachsenen und mit dem Wissen, dass die Zeiten eigentlich schon lange hinter uns liegen, in denen es spielt:

Frankreich, im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts:
Ein Wirtschaftskonsortium baut einen Supertanker nie gekannter Grösse mit einem revolutionären Antrieb durch Kernenergie und ruft dadurch massive Proteste der Küstenbewohner hervor, die Angst vor diesem Fahrzeug haben, weil es ihre Fischgründe zerstören und bei einer Havarie für eine Umweltverschmutzung nie bekannten Ausmasses sorgen könnte.
Deswegen kommt es nach der Jungfernfahrt zu einer Auseinandersetzung der Kontrahenten, bei der Unerwartetes passiert: Eine der Umweltschützerinnen, nach einem Unfall körperbehindert, wird nach Kontakt mit dem Kühlwasser des Tankers überraschend geheilt, woraufhin die Stimmung gegenüber dem schwimmenden Monstrum plötzlich kippt, weil man unterstellt, das Schiff habe wundertätige Kräfte .

Bis hin zu einem Show-Down im Sturm, bei dem sich unerwartet das als Segen erweisen sollte, was am Anfang von den Kritikern des Schiffes als grösste Gefahr angesehen wurde…

Wobei das Buch abseits der eigentlichen Handlung durchaus Dinge beschreibt, die auch heute noch akut sind:
Die Verschmutzung der Meere, Probleme des globalen Handels, beinahe grenzenlosen Kapitalismus und das Für und Wider einer friedlichen Nutzung der Kernenergie. Wenn auch in weitgehend verharmlosender Weise, verglichen mit den Realitäten unserer Tage…..

So gesehen ist das Buch also wirklich so etwas wie eine kleine Zeitreise, die (gelegentlich satirisch überspitzt und durchaus witzig in seiner Klischeehaftigkeit) einige Entwicklungen vorzeichnet, die sich in der Welt von heute wiederfinden:
Wie etwa den Disput zwischen fortschrittsgläubigen Anhängern einer „strahlenden“ Zukunft und manchmal fast Querdenkerhaft unrealistich wirkenden Umweltschützern, die weniger auf logischer Argumente als auf pure Ideologie setzen und alle Mittel nutzen, um zu verhindern, was sei nicht möchten.
Und dazwischen durchaus ernsthafte und ernst zu nehmende, fast philosophisch wirkende Dialoge mit sachlicher und nicht unkritischer Abwägung zwischen den beiden Extremen, die in der Form auch noch gut in unsere Zeit passen würden.

Wobei der Tenor des Autors allerdings eindeutig in Richtung „Fortschritt“ geht und sich bei allem Für und Wider in der Aussage manifestiert, dass Kernkraft sich als Segen für die Menschheit erweisen wird. Eine Sichtweise, die ich zwar so nicht teilen kann, aber dem Autor durchaus zugestehe, soweit sie auf den Kenntnissen der Zeit beruht, in der das Buch entstanden ist – also vor Tschernobyl, Harrisburg und Fukuschima.
Insoweit ist dieses Buch also auch heute noch durchaus lesenswert, weil es Einblicke vermitteln kann, wie kritiklos man vor fünfzig Jahren über eine Technologie dachte, von der wir heutzutage alle hoffen, dass sie möglichst bald weltweit zum Auslaufmodell wird….

Einen kleinen Punktabzug muss es sich aber trotzdem gefallen lassen:
Manche der philosophischen Betrachtungen einiger Protagonisten hätten durchaus kürzer ausfallen dürfen, statt sich mit viel „Wenn“ und „Aber“ in langen Schachtelsätzen durch ganze Kapitel zu ziehen. Das macht die Lektüre an manchen Stellen doch etwas zäh.
Deshalb:

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Der (sehr knapp ausgefallene) Klappentext der gebundenen Ausgabe von 1978:

Umweltverschmutzer und Umweltschützer geraten aneinander in diesem neuesten Buch Pierre Boulles, der mit dem Roman »Die Brücke am Kwai« weltberühmt wurde:
Zankapfel ist ein Supertanker, zärtlich geliebt von den einen, fanatisch verfolgt von den anderen.

Eine hakenschlagende, bumerangschleudernde und loopingfahrende Satire, in der sich gallischer Witz mit Unabhängigkeit der Kritik auf das Vergnüglichste paart.

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Bleibt noch zu ergänzen, dass ich das selbst gebaute E-book gerne kostenfrei zur Verfügung stelle, falls jemand daran Interesse hat – wie auch meine Scanvorlage auf Papier, die ich auch nicht unbedingt aufheben muss…
Eine kurze Nachricht genügt.


Bleibt alle gesund und behütet und habt eine gute Woche!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der noch einige „alte Schwarten“ als Scanvorlagen rumliegen hat…..


-751-

Macht – Roman

Moin zusammen!

Nicht das erste Buch dieser Autorin, was ich gelesen habe, aber eines, das mich gleich in mehrfacher Hinsicht überrascht hat:

Macht
Von Karen Duve

Hätte ich nicht gewusst, dass dieses Buch (eine in Ich-Form aus Sicht eines ziemlich macho-haften Mannes erzählte und in der nahen Zukunft spielende Satire) von einer Frau geschrieben worden ist, dann wäre hier wohl ein ziemlicher Verriss fällig geworden, schon aufgrund einiger reichlich sexistischer und eher frauenverachtend geschriebener Passagen.
Wobei die Geschichte und der darin gewagte Blick in die Zukunft auch ohne diese Passagen schon einigen Sprengstoff enthält:

Endzeitstimmung zu Beginn der dreissiger Jahre unseres Jahrhunderts, nachdem der Klimawandels sich mit langen Trockenphasen und kurzen heftigen Unwettern in voller Härte bemerkbar macht und sich auch in heftigen gesellschaftlichen und politischen Verwerfungen niedergeschlagen hat.
Auf der einen Seite die Ökos-Fraktion, die Fleischkonsum verpönt, aber ohne mit der Wimper zu Zucken krebserzeugende Verjüngungspillen nimmt, neuerdings kleine und doch nicht ganz so umweltfreundliche E-Autos fährt und inzwischen einen Wandel zu einer feministisch geprägten Demokratie erwirkt hat, in der das passive Wahlrecht nur noch von Menschen ausgeübt werden kann, die hohe Kriterien erfüllen – und auf der anderen Seite Gruppen von Männern, welche mit allen Mitteln die alten Zustände wiederherstellen wollen, geprägt von verschiedensten Einflüssen religiöser und weltanschaulicher Art.
Und mittendrin Sebastian Bürger, der Ich-Erzähler, nach aussen hin ein „Softi“ und angepasst an die „modernen Verhältnisse“, hinter den Kulissen aber ein tief in seiner Ehre gekränkter Mann, der immer noch vergangenen Zeiten anhängend am liebsten die Uhr soweit zurück drehen würde bis wieder Zustände herrschen wie in seiner Jugend in den sechzigern des letzten Jahrhunderts – als die Frauen den Männern noch untertan waren. Diesen Gedanken treibt er auf die Spitze, indem er seine Exfrau im Keller seines Hauses über Jahre hinweg gefangenhält…..bis er auf einem Klassentreffen auf seine erste grosse Liebe trifft und erkennt, dass er was ändern muss.
Doch damit nimmt das Drama seinen Lauf, denn in der Folge geht alles schief bis hin zu einem Show-Down erster Güte

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Ich gebe zu, dieses Buch habe ich mit einigem Zwiespalt gelesen.
Denn vieles von dem, was Karen Duve in ihrem 2016 erschienenen Buch vorhergesehen hat, ist in den sechs Jahren seither schon eingetreten (beispielsweise, dass Olaf Scholz Kanzler geworden ist) und manches zeichnet sich inzwischen deutlicher ab, etwa was die immer unversöhnlicher geführte Gender-Debatte und den „Öko-Faschismus“ mancher Veganer mit all ihren Facetten betrifft.
Wobei mir allerdings manches auch unwahrscheinlich und überzogen erscheint, was die von ihr beschriebenen Auswüchse betrifft. Genau, wie die oben schon angedeuteten sexistischen Passagen, die teils so explizit in Einzelheiten gehen, die ich für den Fortgang der Geschichte als eher störend (und manchmal auch verstörend) empfunden habe.
Diesbezüglich wäre weniger vermutlich mehr gewesen.

Anderseits – und das ist wirklich positiv zu vermerken:
Das Buch ist, wie alle Werke von Duve, in sehr lockerem Ton geschrieben, voller witziger Details und bisweilen auch brüllend komisch, ohne dabei den Blick aufs Ganze zu verlieren:
Gesellschaftliche Entwicklungen, die sich bei seinem Erscheinen schon abzeichneten und sich durchaus in die von Duve vorhergesehene Richtung entwickeln könnten, wenn sie sich weiter so entwickeln, wie das zur Zeit der Fall ist. Was natürlich auch Denkanstösse gibt – etwa in Richtung des (hier satirisch auf die Spitze getriebenen) Umganges der verschiedenen Gruppen unserer Gesellschaft miteinander….

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Insofern ist mir das Buch auch durchaus noch eine halbwegs gute Bewertung wert, wenn auch mit Abstrichen, soweit es meine oben formulierte Kritik betrifft:

Was aber jetzt nicht bedeutet, dass ich nicht auch noch andere Werke der Autorin lesen würde….

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Der Klappentext:

Noch nie war Liebe so finster und Weltuntergang so unterhaltsam.
Frauen haben die Regierung an sich gerissen, Pillen geben ewige Jugend, religiöse Endzeitsekten schießen wie Pilze aus dem Boden und ein genervter Mann kettet seine Frau kurzerhand im Keller an …
Wir schreiben das Jahr 2031: Staatsfeminismus, Hitzewellen, Wirbelstürme, Endzeitstimmung und ein 50-jähriges Klassentreffen in der Hamburger Vorortkneipe ›Ehrlich‹. Dank der Verjüngungspille Ephebo, der auch Sebastian Bürger sein gutes Aussehen verdankt, sehen die Schulkameraden im besten Rentenalter alle wieder aus wie Zwanzig- bis Dreißigjährige, und als Sebastian seine heimliche Jugendliebe Elli trifft, ist es um ihn geschehen.Wen interessiert es da noch, dass die Krebsrate von Ephebo bei 60 % innerhalb der nächsten zehn Jahre liegt?
Alles könnte so schön sein, wäre da nicht Sebastians Frau, die ehemalige Ministerin für Umwelt, Naturschutz, Kraftwerkstilllegung und Atommüllentsorgung, die er seit zwei Jahren in seinem Keller gefangen hält. Dort muss sie ihm seine Lieblingskekse backen und auch sonst in jeder Hinsicht zu Diensten sein. Seiner neuen Liebe steht sie jetzt allerdings im Weg. Bei dem Versuch, sich seine Frau vom Hals zu schaffen, löst Sebastian eine Katastrophe nach der anderen aus . . .

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Habt alle noch einen wunderbaren Tag und bleibt wie immer gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

Der dieses Buch schon am Wochenende zu Ende gelesen hatte, aber erst mal „überschlafen“ musste, was er dazu zu schreiben hat….


-729-

Fahrenheit 451 – Roman

Guten Abend, ihr Lieben!

Mit diesem Klassiker utopischer und dystopischer Literatur – meiner „Urlaubslektüre“ auf Amrum – möchte ich die Reihe an Lesungen von Romanen aus diesem Genre und aus dem Genre des Sci-Fi vorerst abschliessen und mich mal wieder anderen Themenbereichen zuwenden:

Fahrenheit 451
Von Ray Bradbury

Auch dieses Buch hatte ich vor langer Zeit schon mal gelesen und meinte eigentlich, seinen Inhalt noch ganz gut im Kopf zu haben. Was allerdings doch wohl nicht so ganz der Fall war.
Denn meine Meinung, Bradbury sei weit entfernt von Orwells „1984“ oder Huxleys „Schöner neuer Welt“ hat sich dann doch nicht so ganz bestätigt. Jedenfalls nicht, was eine Kernaussage aller drei Bücher angeht – die Warnung vor einer Indoktrination und damit Verdummung der Menschen durch die herrschenden Gruppen eines Landes und – ebenfalls bei allen drei Büchern zu finden – die mehr oder weniger offenen Warnungen vor hemmunglosem Konsum von seichten Unterhaltungsmedien und Drogen, die auch ein Mittel staatlicher Lenkung der Gedanken werden können.

Wobei Bradbury das Thema etwas einengt und den Fokus vor allem auf Literatur jedweder Art legt, die vernichtet werden soll, weil sie die Menschen zum eigenständigen Denken anregen könnte:

Zuständig dafür die Feuerwehr und damit auch der Feuerwehrmann Guy Montag, der zunächst scheinbar kritiklos in diesem System funktioniert, heimlich jedoch einige gestohlene Bücher in seinem Haus versteckt und durch eine junge Nachbarin animiert wird, sie nicht nur zu horten, sondern sie auch zu lesen und sich mit ihrem Inhalt auseinanderzusetzen.
Doch damit zerfällt seine Welt zusehendes und er beginnt zu zweifeln, ob das, was er macht wirklich richtig ist. Was zunächst zum Bruch mit seiner Konsum- und Unterhaltungssüchtigen Frau und dann auch mit seinem autoritären Chef führt, der ihn in der Folge zwingt, die gehorteten Bücher und damit sein Haus zu verbrennen und in Schutt und Asche zu legen.
Was aber letztendlich auch der Chef mit dem Leben bezahlen muss, bevor Guy Montag fliehen kann, um mit Outlaws in den Wäldern vor der Stadt zu leben, die alle eins gemeinsam haben:
Jeder von ihnen ist ein lebendes Buch und kann gelesenes in seinem Kopf bewahren, um es irgendwann weiterzugeben, wenn die Welt sich geändert hat und Bücher – vielleicht – wieder erlaubt werden

Faszinierend daran nicht nur die Überlegungen und Zweifel des Guy Montag, der anfangs nicht glauben mag, dass „der Staat“ sich so gegen seine Bürger stellt, dann aber mehr und mehr in die andere Richtung eines erst diffusen, dann aber immer offensichtlicheren Widerstandes kippt, bis hin zur Entscheidung, sich durch Flucht aus dem System zu lösen.
Faszinierend auch, wie genau Bradbury Entwicklungen der Unterhaltungsmedien voraussieht – mit interaktiven, von ständig präsenter Werbung unterbrochenen Gameshows und live im Fernsehen zu verfolgenden Menschenjagden per Hubschrauber, beides heute nicht nur in den USA alltäglich, aber 1953, bei der Erstveröffentlichung des Buches noch weitab jeglicher technischen Möglichkeiten.
Womit dieses Buch durchaus auch heute noch aktuelle Bezüge hat, wenn es auch an manchen Stellen etwas zu schwülstig und beinahe pathetisch wirkt (was aber möglicherweise auch an der uralten Übersetzung aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts liegen mag, die der von mir gelesensen Diogenes-Fassung zugrunde liegt) und manche Vorhersagen auch arg danebenliegen….

Insofern reicht es auch nicht ganz für die volle Punktzahl, was aber der Qualität des Buches an sich keinen Abbruch tun sollte:

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Der Klappentext:

›Fahrenheit 451‹ ist die Temperatur, bei der »Bücherpapier Feuer fängt und verbrennt«. In Ray Bradburys Zukunftsvision ist die Feuerwehr nicht mehr mit Wasserspritzen ausgerüstet, sondern mit Flammenwerfern, die genau diesen Hitzegrad erzeugen, um die letzten Zeugnisse individualistischen Denkens – die Bücher – zu vernichten. Da beginnt der Feuerwehrmann Guy Montag, sich Fragen zu stellen… Die beängstigende Geschichte von einer Welt, in der das Bücherlesen mit Gefängnis und Tod bestraft wird, ist ein zeitloses Plädoyer für das freie Denken.

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Habt noch einen wunderbaren Sonntagabend und eine gute neue Woche.
Und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

dessen nächstes Buch auch wieder ein „Klassiker“ sein wird, wenn auch aus einer ganz anderen Stilrichtung….


-723-

1984 – Roman

Hallo nochmal!

Eigentlich wollte ich dieses Buch ja schon lesen (und hatte es mir deshalb schon „auf Halde“ gelegt), nachdem ich vor ein paar Monaten mit Huxley’s „Schöne neue Welt“ fertig war, aber es kam anders und es folgte eine längere Lesepause, zumindest was Bücher anging.
Und so brauchte es einige Umwege über andere Bücher, bis Hillenbrands Drohnenland mit seinen in Teilen ähnlichen Szenario mir die notwendige Motivation gab, mich nun doch nochmal an diesen Klassiker der dystopischen Sci-Fi Literatur zu wagen.

1984
von George Orwell

Dabei habe ich mich ganz bewusst für eine Neuübersetzung (die von Simone Fischer aus dem Jahr 2021) entschieden, nachdem ich ähnlich wie bei Huxleys Klassiker die alte Übersetzung vom Anfang der 50erJahre des letzten Jahrhunderts sprachlich doch recht antiquiert fand und Orwells Buch lieber in einer Fassung lesen wollte, die flüssiges Lesen ermöglicht, ohne immer wieder an einer überkommenen Wortwahl hängen zu bleiben.

Einschub: nachdem „1984“ jetzt – 70 Jahre nach dem Tod des Autors – „gemeinfrei“ ist, sind in den letzten Jahren einige neue Übersetzungen in verschiedenen Verlagen erschienen, die sich zum Teil in ihrer Nähe zum Original doch deutlich unterscheiden. Dabei scheint die Übersetzung von Simone Fischer sich neben der sprachlichen Auffrischung aber in vielem stark an der (von mir vor vielen Jahren schon mal gelesenen) ersten Übersetzung von Kurt Wagenseil zu orientieren , weshalb ich mich für diese Fassung entschieden habe….

Aber nun genug der Vorrede und ein paar Sätze zum Buch, dass vermutlich auch Einige von Euch schon gelesen haben (?)
Insofern dürftet Ihr die Geschichte in groben Zügen womöglich schon kennen, deren Inhalt ich hier nur in wenigen Sätzen zusammenfassen will – gerne auch mit dem Hinweis auf Wikipedia verbunden, wo es einen recht ausführlichen Artikel mit guter Inhaltsbeschreibung und noch vielen Hintergrundinformation zu diesem Buch gibt :

In Orwells Utopie zerfällt die Welt im Jahr 1984 in drei grosse Machtblöcke (Ozeanien, Eurasien und Ostasien), die sich in wechselnden Bündnissen im ständigen Krieg miteinander um Ressourcen und Arbeitskräfte in der dritten Welt befinden. Alle drei mit totalitären Regimen, die ihre Bürger durch strenge Hierarchien und permanente Überwachung durch technische Geräte und Bespitzelung bis in die Familien hinein kontrollieren und dabei auch nicht vor Geschichtsklitterungen, Gehirnwäschen und brutaler Gewalt zurückschrecken, um Abweichler in den eigenen Reihen bei der Stange zu halten oder wenn nötig auch unschädlich zu machen.
So ergeht es auch dem Held des Romanes , Winston Smith, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird:

Anfangs ein kleines und pflichtbewusstes Rädchen im ozeanischen Wahrheitsministerium, Parteimitglied und ob seiner eher stupiden Arbeit desillusioniert (der detailreichen „Anpassung“ von Nachrichten aus der Vergangenheit an die aktuellen Gegebenheiten der Gegenwart) beginnt er sich mehr und mehr vom System zu lösen und sich Gedanken darüber zu machen wie man dieses System stürzen könnte . Dabei erfährt er überraschend Unterstützung durch eine Frau (Julia, der er anfangs misstraut, sich dann aber in sie verliebt), und durch einen höherrangigen Beamten, der sich aber in der Folge als Spion der Gedankenpolizei und erweist und Winstons Pläne auffliegen lässt, ja mit übelsten Mitteln sogar zur treibenden Kraft hinter Winstons Umerziehung zum „treuen Volksgenossen“ wird, die schlussendlich zur totalen Kapitulation Winstons führt.

Kein einfacher Stoff, wie ihr Euch denken könnt, weil man beim Lesen weit in eine dichte und düstere Welt von Bedrohungen und Weltanschauungen eintauchen muss, die im völligen Gegensatz zu dem stehen, was wir als Menschen in einer freien Demokratie kennen.
Dennoch beschreibt Orwell aus heutiger Sicht keine reine Utopie, sondern durchaus auch Umstände, wie sie in seiner Welt in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts schon vorkamen und auch heute in totalitären Staaten noch vorkommen – wenn auch unter anderen technischen Voraussetzungen, als Orwell sie voraussehen konnte.
Wobei sicher auch das ausgeklügelte Überwachungssystem eine Rolle spielt, das es in ähnlicher Form bis vor 30 Jahren auch in einem Teil unseres Landes gab (Orwell beschreibt das so dezidiert, dass sich mir mehr als einmal der Verdacht aufdrängte, die Stasi sein ein Abziehbild davon gewesen)
Und auch das Szenario von Folter und Gehirnwäsche zur Bestrafung von Abweichlern in Orwells Welt wirkt aus heutiger Sicht keinesfalls mehr utopisch, sondern wie die spiegelbildliche Beschreibung von Realitäten aus einigen totalitären Staaten unserer Zeit, die vermutlich noch zu weitaus schlimmerem fähig sind, als er sich das ausmalen konnte.

Insofern ist „1984“ also durchaus auch ein aktuelles Buch unserer Tage und immer noch eine Warnung, was passieren kann, wenn man die Hoheit über Wahrheit und Meinungsbildung dazu nur wenigen mächtigen und manipulativen Menschen überlässt.

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Nebenbei bemerkt hatte ich anfangs einige Probleme damit, mich in Orwells fremdartiger und beängstigender Welt zurechtzufinden – erst recht, nachdem „Drohnenland“ als Initialzündung für diese Lektüre in einer Zukunft spielte, die mir aus heutiger Sicht viel näher und wahrscheinlicher scheint, als Orwells Utopie, die in ihren wesentlichen Überlegungen ja auf der Perspektive seiner Zeit beruhte.
Aber je mehr ich im Buch vorwärts kam, um so realistischer schien mir das Bild, was Orwell da zeichnete, samt der ihm innewohnenden Logik, zumal sich (wie oben schon angemerkt) ja tatsächlich auch einiges bewahrheitet hat, was er in diesem Bild beschreibt.

Insofern also:

Allerdings gibt es inzwischen auch einen wesentlichen Umstand, den Orwell nicht vorhersehen konnte:
Dass Menschen freiwillig Daten und geheimste Gedanken in sozialen Netzwerken teilen und darin auch Meinungen von radikalen Minderheiten eine weite Verbreitung finden können, das konnte er nicht voraussehen. Insofern stimmt sein Bild eines totalitären Überwachungsstaates also nur noch bedingt, denn die „Gefahr“ kommt heute meist wohl auch noch aus einer ganz anderen Ecke…

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Der Klappentext der von mir gelesenen Ausgabe, die wirklich gut lesbar war und auch sprachlich das gehalten hat, was ich von ihr erwartet hatte:

Im April des Jahres 1984 führt Winston Smith ein ödes und tristes Leben in London, einer düsteren Stadt im totalitären Staate Ozeanien, in der alle permanent vom Großen Bruder beobachtet und jeder Schritt und jedes Wort von der Gedankenpolizei überwacht werden. Winston, ein Mitglied der äußeren Partei, verbringt seine Tage damit, im Ministerium für Wahrheit die Geschichte so umzuschreiben, wie es die Regierung verfügt. Äußerlich angepasst, brodelt in ihm ein tiefer Hass gegen die Partei und das Regime, weil die Kluft zwischen der Propaganda, die er tagtäglich verfassen muss, und Realität, die er erlebt, zu groß ist. Ist er der einzige Mensch in diesem Staat, dessen Gedächtnis noch funktioniert und der bemerkt, dass die Partei alles zu ihren Gunsten manipuliert? Als er in Julia nicht nur seine große Liebe, sondern auch eine Gleichgesinnte findet, fasst er den Mut, mit ihr gemeinsam der geheimen Organisation der Bruderschaft beizutreten, die sich der Zerstörung der Partei verschrieben hat. Aber das stets wachsame System duldet keine Opposition, und auch an vermeintlich sicheren Orten lauert die totale Überwachung. Wird ihm die Gehirnwäsche oder gar die Vaporisierung drohen, die der Große Bruder für Andersdenkende und Regimegegner bereithält?

George Orwells Dystopie 1984 hat auch über 70 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung nichts von ihrer Brisanz und Aktualität verloren. Seine albtraumhafte Vision des totalitären Überwachungsstaats Ozeanien, in dem die Menschen unter ständiger Überwachung durch eine allwissende Regierung leben, ist heute relevanter denn eh und je.

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Euch allen einen schönen Abend – und bleibt behütet und gesund!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der erstmal überschlafen muss, was er als nächstes lesen will


-714-

Drohnenland – Roman

Guten Morgen Euch allen !

Also das war jetzt sicher mal Rekordverdächtig: 432 Druckseiten in nicht mal zwei Tagen!
Aber es dürfte auch für die grandiose Qualität dieses etwas dystopischen Sci-Fi Krimis sprechen, der irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft in und um die Hauptstadt der Europäischen Union, in Brüssel spielt:

Drohnenland
von Tom Hillenbrand

Aber es ist nicht mehr das Brüssel, das wir kennen, denn Hillenbrand verlegt die Handlung in eine Zeit, in der die Meeresspiegel schon so weit angestiegen sind, dass grosse Teile der Niederlande unter Wasser stehen, in der es im Sommer dank Klimawandels fast permanent regnet und in der Brüssel zum Sitz einer Europäischen Zentralregierung geworden ist – und alle Mitgliedsstaaten der Union nur noch abhängige Vasallen sind, soweit sie nicht in heftigen Verteilungskriegen um Energie schon von der ihr abgefallen sind.

Und was für die politische Gliederung gilt, gilt ebenso auch für Justiz und Polizei, deren wichtigste Gruppierungen ebenfalls in Brüssel angesiedelt sind, den Behörden der Mitgliedsstaaten übergeordnet und technisch so ausgestattet, dass eine fast perfekte, computergesteuerte Überwachung aller Bürger möglich ist. Was mich anfangs ein wenig an das Orwellsche Szenario in 1984 erinnert hat, sich aber in Hillenbrands Roman noch als weitaus perfider herausstellt, zumal zur Einhaltung von „Recht und Ordnung“ auch Unmengen von Drohnen und anderen Beobachtungsmitteln zum Einsatz kommen, die jederzeit und überall präsent sind und so Polizei und Geheimdienst ermöglichen, sich in Form von „Spiegelungen“ virtuell und unbemerkt an beinahe jedem Ort der Union zu begeben, um dort auch in der Vergangeheit zu ermitteln…
Dennoch gibt es auch in dieser Welt noch Verbrechen, etwa den Mord an einem wichtigen Politiker, der mutmasslich korrupt und Teil einer Verschwörung war, was auch den Hintergrund für die wirklich fesselnde Krimihandlung um den Europol-Kommissar Aart van der Westerhuizen und seine Forensikerin Ava Bittmann liefert.

Eine Krimihandlung, die beinahe linear verläuft und bei der man als Leser immer nur soviel weis, wie die beiden Kriminalisten, die tiefer und tiefer in den Fall eintauchen, wobei Hillenbrand das Szenario und die technischen Gegebenheiten der von ihm geschaffenen Welt perfekt einbezieht, ohne dass (wie leider oft in derartigen Trillern) einem als Leser irgendein Detail unwahrscheinlich oder unlogisch erscheinen würde oder irgendwelche Brüche zutage treten.

Im Gegenteil: alles wirkt (auch gemessen an der Welt von heute) wie aus einem Guss und technisch möglich, auch wenn man manchmal über Dinge staunt, die Hillenbrand in seiner Handlung wie selbstverständlich eingebaut hat.
Und das macht auch die Besonderheit dieses Thrillers aus: Dass man sich als Leser ausgehend vom heute sehr schnell in die Logik dieser Zukunftswelt hineingezogen fühlt und auch die Bedrohlichkeit spürt, die von ihr ausgeht…

Deshalb auch klar, das es von mir dafür nur die volle Punktzahl geben kann

und es ganz sicher nicht das letzte Buch war, was ich von Hillenbrand gelesen habe.

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Der Klappentext:

Alles wird überwacht. Alles ist sicher. Doch dann geschieht ein Mord, der alles infrage stellt.

Wozu Zeugen vernehmen, wenn all ihre Bewegungen und Gespräche bereits auf einer Festplatte archiviert sind? Warum Tatorte begehen, wenn fliegende Polizeidrohnen bereits alles abfotografiert haben? Als ein Brüsseler Parlamentarier auf einem Feld nahe der Hauptstadt ermordet aufgefunden wird, glaubt Kommissar Aart van der Westerhuizen zunächst, den Fall mithilfe des beinahe allwissenden Europol-Fahndungscomputers und der brillanten Forensikerin Ava Bittmann rasch lösen zu können. Und tatsächlich gibt es verblüffend schnell einen Verdächtigen. Doch dann entdeckt er immer mehr Hinweise darauf, dass die digitale Datenspur manipuliert wurde – und gerät in eine Verschwörung, die ganz Europa in seinen Grundfesten zu erschüttern droht.

Amazon

Habt alle einen wunderbaren und nicht zu spannenden Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der schon wieder tief im nächsten Buch steckt und gerade etwas Probleme hat, sich in dessen gänzlich anderer Welt zurecht zu finden.


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