– – tageweise unsortiertes – –
„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Das Sonntagszitat 05/22

Nachdem mein letztes Sonntagszitat ja „etwas“ länger ausgefallen war und somit zu einem der längsten Beiträge in diesem Blog geworden ist ist, möchte ich mich heute wieder deutlich kürzer fassen mit mit zwei kurzen Auszügen aus einem Roman, in dem es im weitesten Sinne ums Internet und seine Nutzung geht, zu der ja auch viele vorgeblich kostenlose Dienste gehören:

Suchmaschinen beispielsweise, aber auch alle „sozialen“ Netzwerke, die ihre Dienste weltweit anbieten und gerne von beinahe jedem von uns genutzt werden.

Aber so ganz umsonst stehen uns Google, Twitter, Facebook und Co dann doch nicht zur Verfügung, Denn hinter den Seiten dieser Internetgiganten steckt ja auch eine Menge Technik und Knowhow , was sich nun für die dahinter stehenden Investoren auch irgendwie bezahlt machen muss. Wobei es wahrlich nicht um Peanuts geht, sondern um Milliardengewinne und gigantische Börsenwerte, die wir alle freiwillig nicht mit barem Geld, sondern mit unseren ganz persönlichen Daten finanzieren, wie sie auf allen möglichen Wegen von allen dieser Datenkraken erhoben werden.

Wo wir uns aufhalten, welche Produkte wir wir kaufen, welche Zeitungen und Bücher wir lesen, was wir im Radio hören, im Fernseher sehen oder über was wir uns im Netz oder per Messenger unterhalten – all das ist bares Geld wert – aber auch unsere Gesundheit, unser Familienstand, unser Freizeitverhalten und unsere politische Einstellung, unsere Religion und unser Einkommen, nichts ist belanglos genug, als nicht irgendwo gespeichert und als mehr oder weniger annonymes Profil an die Geldgeber der Dienste weitergegeben zu werden, die keineswegs so „gut für unsere Welt sind“, wiesie uns in ihren Profilen gerne vermitteln:

„›Ziel von Google (und anderen Internetdiensten) ist es, die Informationen der Welt zu organisieren und für alle zu jeder Zeit zugänglich und nützlich zu machen.‹
Wie organisiert ihr denn die ›Informationen der Welt‹ eigentlich genau? Nach welchen Kriterien stellt ihr sie zur Verfügung?
Wer bestimmt denn das? Wer macht die Regeln?
Du liebe Scheiße! Wie viele nützliche Informationen sind denn in der Welt da draußen? Neunzig Prozent der Informationen, die ich täglich bekomme, egal von wem, sind Mist!
Meldungen von Facebook oder WhatsApp, Promi-Nachrichten, Realityshows, Werbung, Spam, Anweisungen von meinem Chef!
Das Einzige, wohin man diese Informationen organisieren kann, ist der Mülleimer!“

(aus „ZERO – Sie wissen, was du tust: Roman“ von Marc Elsberg)

Klar, das ist jetzt etwas drastisch formuliert, aber im Grunde läuft es doch genau darauf hinaus:

„Einen Dienst im Internet in Anspruch zu nehmen ist, als würdest du in einer fremden Stadt einen Taxifahrer bitten, dich in ein gutes Hotel zu bringen. Im besten Fall tut er das. Im zweitbesten bringt er dich zu einem, das er für gut hält – nur leider hat er ganz andere Vorstellungen von gut als du. Und in den meisten Fällen bringt er dich in das Hotel seines Cousins.“

Ebenda.

Und so kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, das jeder kostenfreie Dienst im Netz nach ähnlichen Prinzipien funktioniert.

Schliesslich gilt ja auch hier das Motto, dass die Musik bestimmt, wer dafür bezahlt hat.
Mit dem Ergebnis, das wir alle nicht Kunden dieser Firmen sind, sondern die Ware, aus der ein enormer Gewinn gezogen wird – generiert durch auf unsere Vorlieben zugeschnittene Werbung und die Produkte, die darüber an uns verscherbelt werden sollen, obwohl wir sie eigentlich gar nicht brauchen.
Fraglich allerdings, ob diese Gegenleistung das aufwiegt, was wir alle durch (freiwilliges) preisgeben unser persönlichsten Daten investieren.

Etwa die durch Algorithmen und Filterblasen ausgesiebten und an unsreren persönlichen Vorlieben ausgerichteten, also keinesfalls immer neutralen und integeren Informationen, wie die grossen Suchmaschinen und sozialen Netzwerke uns das glauben machen wollen?

Ich für meinen Teil bin mir da schon lange nicht mehr so sicher….

Deshab wüsste ich gerne, wie ihr das seht und wie freigiebig ihr mit Euren Daten seid – auch wenn ihr genau wie ich möglicherweise denkt, dass ihr nicht viel zu verbergen habt?

-_-_-_-

Eine Anmerkung noch zum Schluss

Die verwendeten Firmennamen sind eine willkürliche Auswahl und sollen nur als Beispiele dienen, um meine Argumente zu verdeutlichen. Nichts liegt mir ferner, als den Ruf der genannten Frmen damit zu schädigen B-)


Bleibt noch, Euch trotzdem einen guten und entspannten Sonntag zu wünschen – und natürlich:
dass ihr gesund und behütet bleibt!
Wir lesen uns :bye:

(der sich nun wieder ins Buch vertieft)


-501-

Hirnschmalz und Mausrutschen

Ihr ahnt es vielleicht nicht, wenn Ihr mich hier besucht, aber tatsächlich betretet Ihr hier in meinem Blog einen Dauerbaustelle, bei der auch jetzt, nach beinahe anderthalb Jahren und (mit diesem zusammen) 500 Beiträgen noch keine Fertigstellung abzusehen ist.

Schliesslich fällt mir immer wieder mal etwas ein, was es noch zu verschlimmbessern gäbe oder welche Features ich noch zusätzlich einbauen könnte.

(Wie etwa die Möglichkeit, an die Kommentare eigene Bilder anzuhängen, die wir vorgestern in unseren beiden Hauptblogs in Betrieb genommen haben – oder auch das schon länger existente Goodie für unsere Leser, innerhalb eines betsimmten Zeitfensters eigene Kommentare bearbeiten zu können)

Gut, ich gebe zu, manches ist beim ersten öffentlichen Roll-Out noch verbesserungswürdig und anders verwerfe ich nach eine Testphase im laufenden Betrieb wieder, aber insgesamt kommen unsere Blogs so langsam in die Richtung, die ich mir vorstelle: Individuell und komfortabel zu nutzen, mit einigen Mitgestaltungsmöglichkeiten auch für Euch als unsere Leser und Kommentatoren.

Allerdings bin ich auch nicht so vermessen, Euch im laufenden Betrieb unserer Blogs ständig mit zerschossenen Designs oder anderen Pannen zu belästigen, sondern pflege neue Dinge erst ein, wenn sie in meiner Werkstatt – also in den beiden Bastelblogs hinter der Fassade – zufriedenstellend funktionieren, welche sich als getreue Kopien unserer aktiven Blogs immer wieder problemlos auf die sorgsam gehüteten Basis-Einstellungen zurücksetzen lassen, ohne dass dabei Daten, Bilder, Kommentare oder ähnliches verloren gehen könnten.

Und zerschossen habe ich da schon Einiges bei meinen Experimenten, das könnt ihr mir glauben :-(
Aber genau das macht ja auch den Reiz meiner Basteleien aus: Lösungen zu finden, die so funktionieren, wie ich mir das beim Aufkommen einer Idee vorgestellt habe.

Und nebenher lerne ich dabei auch immer noch etwas dazu, was die Gestaltungsmöglichkeiten mit PHP als Sciptsprache und CSS als Designvorgabe angeht, wobei mir auch zugute kommt, dass ich als Basis für meine Basteleien immer noch ein uraltes Theme (Ubik) benutze, welches zwar schon länger nicht mehr von seinem Entwickler gepflegt wird, mir aber wegen seiner Flexiblität viel Spielräume für eigene Variationen lässt – und dessen Code ich inzwischen beinahe auswendig kenne.

Und ausserdem:

Beispielsweise den, dass ich in absehbarer Zeit beabsichtige, die Tapeten unserer Blogs so zu gestalten, dass sie komplett mit dem neuen WordPress-Editor zu bearbeiten sind, wie die gerade aktualisierten Original-Themes auch.
Und das idealerweise so, dass man davon vom Frontend her nichts bemerkt..

Da liegt also noch ein bisschen was an Arbeit vor mir B-)

Dazu kommt dann auch noch dass ich solche Basteleien (angesichts meiner rrheumabedingten mangelnden Fingerfertigkeit in anderen Dingen) durchaus auch als angenehmen Zeitvertreib empfinde – denn auch wenn sonst nichts geht.:

Ein bisschen Hirnschmalz verbrauchen und Mausrutschen geht eigentlich immer B-)


So, genug aus dem Nähkästchen geplaudert.
Habt alle einen schönen Tag und ein feines Restwochenende – wir lesen uns :bye:

(der Euch wie immer das wünscht, was am Wichtigsten ist:
Bleibt gesund und bleibt behütet – auch in diesen Zeiten!)


-500-

Musik: Moby

Über einen Monat ist es her, dass ich zuletzt was über Musik geschrieben habe.
Nicht, dass ich keine gehört hätte in dieser Zeit, aber zugegeben: es war wenig dabei, was ich hier für vorstellenswert gehalten hätte. Ausserdem gab es in der Zeit auch mal wieder einige Experimente, mit welchen Musikstücken abseits klassischer Musik oder mit welchen Geräuschen ich am Besten gegen das Dauerpiepsen in meinem rechten Ohr angehen kann. Ich hatte den Begriff „graues Rauschen“ letztens ja schon mal am Rande hier erwähnt.

Und genau aus dieser Richtung kommend bin ich auch auf einen Musiker gekommen, der möglicherweise einigen von Euch nicht ganz unbekannt ist – in seiner Funktion als DJ, der unter Anderem in der Vergangenheit auch schon aus so grossen Veranstaltungen wie der Lave-Parade in Berlin aufgelegt hat: Richard Mellville Hall, bekannnt unter dem Namen Moby.
In seinen Anfangszeiten noch in Sachen Punk unterwegs, begann seine grosse Karriere eigentlich erst, als er sich elektronischer Musik und – als DJ – dem Mixen neuer Musikstücke aus Schnipseln von Musik anderer Künstler zuwendete und mit seiner Dance-Musik bekannt wurde, geprägt von elektronischen Klängen und harten, stampfenden, mitreissenden Rhytmen – und damit eigentlich nicht Teil „meiner Musik“, obwohl einige seiner Werke auch immer wieder über längere Zeit hinweg im Radio zu hören waren.

Was ich aber nicht wusste und gerade erst endeckt habe: nebenher war und ist er auch in Sachen „Ambient“ unterwegs, einer Musikrichtung, bei der laut Definition Natur-Geräusche mit einer sanft fliessenden Hintergrund-Musik gemischt werden, um damit u.a. eine entspannende akustische Atmosphäre zu schaffen. Und darüber bin ich nun auch auf ihn gekommen.

Moby – God Moving Over The Face Of The Waters — Reprise Version

Allerdings möchte ich Euch jetzt nicht mit stundenlangen sphärischen Klängen quälen (das „kurze“ Hörbeispiel oben sollte genügen) sondern Euch ein Album vorstellen, was man – obschon alle Stücke neu aufgenommen und abgemischt wurden – durchaus als so etwas wie ein „Best of“ seiner Musik verstehen kann.
Enthält es doch fast alle Stücke, mit denen er (laut Wikipedia) schon mal an den Spitzen der Charts stand – allerdings in neuem, ruhigem Gewand und teils auch mit Arrangements, die klanglich sehr nahe an dem liegen, was er in Sachen Ambient gemacht hat :

Wovon dieses wohl das bekannteste sein dürfte, das – wie einige andere auf dem Album auch – in Zusammenspiel mit anderen Künstlern entstanden ist.:

Moby – Why Does My Heart Feel So Bad — Reprise Version

Insgesamt also durchaus eine gelungene Mischung, wie ich finde, zumal diese Art von Musik meinen Tinnitus auch keinesfalls negativ beeinträchtigt und gut „im Hintergrund“ mitlaufen kann, weil die einzelnen Stücke darauf durchaus einiges an Abwechslung in ihren Klangerlebnissen bieten, ohne dabei zum Klangbrei zu verkommen

Wie immer: ein Klick aufs Bild usw….. B-)


Habt alle noch einen wunderbaren Tag und ein angenehmes Wochenende – und natürlich:
Bleibt auch weiter gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:


-499-

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft?

Heute ist der 27. Januar 2022.

Der 77. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durch Soldaten der rote Armee, die so den letzten 7.000 im Lager verbliebenen Häftlingen das Leben retten konnten.

7.000, die überlebten, während mehr als eine Million Menschen alleine  an diesem menschgemachten Ort des Schreckens sterben mussten als Opfer einer fürchterlichen Ideologie, die jede Menschlichkeit vermissen liess und Hass auf „andersgläubige“. „andersartige“ und vermeintlich „minderwertige“ zum „deutschen Ideal“ erhob, zum fast unwidersprochen bleibenden gesellschaftlichen Konsens.

Unfassbar auch heute noch , 77 Jahre danach:

Bilder aus Theresienstadt, einem weiteren Ort des Schreckens

Deshalb dürfen die Opfer des Judenhasses gerade hier in unserem Land nicht in Vergessenheit geraten., denn nur die aktive Auseinandersetzung mit unserer Geschichte lässt uns die Verantwortung für Gegenwart und Zukunft begreifen:

„Auschwitz ist das Symbol für die Barbarei und die Unmenschlichkeit der nationalsozialistischen Diktatur der Deutschen. Die unvorstellbaren Verbrechen, die dort geschahen, dürfen und können nicht geleugnet oder verharmlost werden.

Der Befreiung des Lagers zu gedenken heißt, die Opfer zu würdigen. Es heißt auch, die Schuld zu erkennen, anzuerkennen. Und es heißt, für die Vergangenheit sowie für die Zukunft, Verantwortung zu übernehmen. Auschwitz steht heute für unsere Pflicht hinzusehen, einzuschreiten und Gesicht zu zeigen, wann immer Unrecht geschieht.“

Gesicht zeigen

Und was sagt uns das für heute?

Nun, wir alle wissen, dass in den letzten Jahren – und auch und besonders im Zusammenhang mit Corona – die fürchterlichen Ideen wieder auferstehen, die damals Ursache des Leidens so vieler Menschen waren.

Was damals die Juden, die Sinti und Roma, die Homosexuellen und die Behinderten waren, sind heute die Flüchtlinge, die Moslems, auch wieder die Juden und ganz pauschal „die Ausländer“, oder auch einfach Menschen, die Solidarität und gesellschaftlich verantwortliches Handeln wie etwa die Impungen gegen Corna wahrnehmen und dafür von einer Minderheit auch mit rechten Parolen diffarmiert werden.

Und die rechte Saat geht auf in den Köpfen von immer mehr Menschen – Hass ist wieder gesellschaftsfähig geworden, auf Strassen und in die Parlamente vorgedrungen,  die Motivation dahinter ist dieselbe wie damals, sogar das schamlose Vokabular klingt ähnlich, das gegen diese Menschengruppen angewendet wird.

Wer dies benennt, wird häufig auch selbst zum Ziel des Hasses, der von einer Minderheit ausgeht und deren Grenzen immer mehr verschwimmen. Wie beispielsweise anlässlich der letzten Demonstrationen gegen die Corona-Massnahmen hier in Hamburg, in der ein ganzer Block von Nazis offen und unwidersprochen mit marschieren durfte – ähnlich wie auch schon bei vielen anderen ähnlich gelagerten Demos und getrieben durch eine politische Gruppierung, die sich nicht entblödet, selbst im Parlament mit rechtem Gedankengut zu argumentieren.

Und ich gebe zu, mich macht das fassungslos…..
Weil ich nicht verstehe, wie wenig Hemmungen manche Menschen haben, ihre gesellschaftlichen Ideale über Bord zu werfen und gemeinsame Sache mit rechten Verbrechern zu machen – vereint im Gedanken, unserem Gemeinwesen grösstmöglichen Schaden zuzufügen.

Dabei wäre es doch auch heute (und gerade in unserem Land) mehr als wichtig, alten und neuen Nazis und ihrem Gedankengut keinen Raum zu geben und klare Kante gegen sie zu zeigen, auch wenn man nicht mit allen Zielen unseres Staates einverstanden ist, wie etwa mit einer möglicherweise kommenden Impfpflicht.

Denn es steht zu befürchten, das sonst immer mehr Dämme brechen könnten, die bisher Schlimmeres verhindert haben…


Kein schönes Thema, ich weiss…
Dennoch wünsche ich Euch auch heute einen schönen Tag – und dass ihr gesund und behütet bleiben möget.

Wir lesen uns :bye:

(der gerade mal wieder sehr nachdenlich ist)


-498-

Unterstützung tut Not

Auch wenn es gerade nicht so scheinen mag, aber ich möchte hier kein Kirchen-Bashing betreiben! Und so bitte ich Euch, diesen Beitrag eher so zu verstehen, dass ich meinen Teil dazu beitragen möchte das Anliegen der queeren Menschen in der katholischen Kirche weiter zu verbreiten, über das meine Liebtse gestern so ausführlich geschrieben hat – nämlich aus ihrer Mitgliedschaft in der kirchlichen Gemeinschaft heraus gegen die Diskriminierung von Menschen anzugehen, deren sexuelle Orientierung anders ist, als die Kirchenoberen das vorgeben.
Was denen droht, wurde uns ja mit bedrückenden Bildern in der Dokumentation gezeigt, die am Montag abend in der ARD lief und bis auf Weiteres in der Mediathek abrufbar bleibt.

Wie Gott uns schuf – Dokumentation

Wie Ihr das machen könnt?

Nun, zum Beispiel, indem ihr die Petition mit unterschreibt, in der die Betroffenen ihre Forderungen formuliert haben und/oder:
Indem ihr diesen Link weiterverteilt:

https://chng.it/rDjh5JpNwS

Ein Klick aufs Bild führt Euch direkt zur Petition.

Je mehr Unterschriften und je mehr Öffentlichkeit, um so besser – denn damit wird neben der Ächtung der unmenschlichen Vorgehensweise der katholischen Kirchenleitung ja auch Druck aufgebaut, um Veränderungen zu erreichen. Nicht nur innerhalb der Kirche selbst, sondern auch in der Politik, wo es nicht zuletzt – und schlussendlich – auch um eine Modifizierung des Konkordates in die Richtung geht, dass auch die Kirchen sich an arbeitsrechtliche Gesetze und andere in unserem Land geltende Gesetze halten müssen – also kirchliche Sonderregelungen beendet werden …

Deshalb bitte ich Euch, Euch auch zu beteiligen – denn mich überzeugt die Argumentation dieser Menschen durchaus, dass es besser ist, aus der Kirche heraus den Versuch einen Änderung zu machen, als ihr einfach den Rücken zu kehren.
Nicht zuletzt auch, weil auch die Katholische Kirche – bei allen Misständen – immer noch eine wichtige Funktion in vielen sozialen und ethischen Bereichen hat.

-_-_-_-

Und wo wir gerade bei den Misständen sind – auch das ist eine Schlagzeile des heutigen Tages:

Was mich nicht weiter verwundert angesichts des Rumeierns der Bischofskonferenz und des Vatikans bezogen auf dieses Thema.
Zeigt es doch mal wieder (nach ähnlichen Reaktionen in Köln), dass immer mehr Menschen einer Institution nicht mehr vertrauen wollen, die sich ausserstande sieht schnell und nachhaltig ihren Kurs und ihre Dogmatik zu ändern und sich von ihren mittelalterlichen und menschenverachtenden Ansichten zu distanzieren.
Inzwischen wissen wir ja, dass die Missbräuche wahrlich keine „Einzelfälle“ waren, sondern sich als riesiges und auf der ganzen Welt verbreitetes Problem darstellen….


In diesem Sinne:
Euch allen trotzdem einen schönen Tag – und:
Bleibt gesund und behütet!

Wir lesen uns :bye:


-497-

So zärtlich war Suleyken – Erzählungen

Das musste jetzt einfach sein, nachdem ich vor nicht mal einer Woche mit dem Lenz’schen Heimatmuseum fertig war:

So zärtlich war Suleyken
Von Siegfried Lenz

Ein kleines Büchlein mit kurzen, phantasie- und humorvollen Erzählungen aus Masuren, das (auch durch seine „masurisch gefärbte“ Sprache) ein ausgesprochen liebevolles Bild dieses Landstriches und seiner Einwohnern malt und dabei gleichzeitig ein schönes Beispiel für die erzählerischen Talente seines Autors gibt, der damit als noch junger Mann einen ersten grossen Publikumserfolg landen konnte.
Mehr muss man dazu nicht sagen – ausser vilelleicht noch, dass auch dieses Buch für mich ein kurzweiliger Lesegenuss und leider viel zu schnell zu Ende gelesen war.

Der Klappentext der von mir gelesenen E-Book-Ausgabe bringt es treffend auf den Punkt:

– „Kleine Erkundungen der masurischen Seele“ hat Siegfried Lenz diese Geschichten genannt. Was er in ihnen ans Licht bringt, ist eine Gesellschaft höchst skurriler Gestalten: ein listiger Großvater namens Hamilkar Schaß, den weder Tod und Teufel noch der Rokitno-General Wawrila beim Lesen stören können, die füllige Tante Arafa, die unversehens ihren Geist aufgibt, der Schiffer Manoah, der stumm ein großes Erbe abtritt, und viele andere. Alle sind sie Lachudders: Leute, mit denen man es gut meint, obwohl man sie im Grunde für Schlingel hält. Ihre Sprache, umständlich, verschlagen und hintergründig, ist zugleich so bunt wie der Markt von Oletzko und so festgefügt wie ein Bauernhaus in Suleyken.

Klar, das mir das fünf Sterne wert ist:

Und nun ist wieder zu überlegen, was ich als nächstes lesen könnte……


Habt alle noch einen angenehmen Nachmittag und bleibt wie immer gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:


-496-

Das Sonntagszitat 04/22

Eigentlich hatte ich für mein heutiges Sonntagszitat ein ganz anderes Thema angedacht, aber aus aktuellem Anlass möchte ich Euch heute lieber mit einigen zusammengefassten und etwas gerafften Zitaten aus einem zwei Jahre alten Traktat des ehemaligen Papstes „beglücken“, von dem in den letzten Tagen in der Pressse immer wieder die Rede war.
Denn mit ein wenig Recherche ist das tatsächlich (auf den Seiten des Kölner Domradios) in deutscher Übersetzung im Netz zu finden:

Ich erinnere mich noch, wie ich eines Tages in die Stadt Regensburg gehend vor einem grossen Kino Menschenmassen stehen und warten sah, wie wir sie vorher nur in Kriegszeiten erlebt hatten, wenn irgendeine Sonderzuteilung zu erhoffen war. Im Gedächtnis ist mir auch geblieben, wie ich am Karfreitag 1970 in die Stadt kam und dort alle Plakatsäulen mit einem Werbeplakat verklebt waren, das zwei völlig nackte Personen im Grossformat in enger Umarmung vorstellte.
……
Zu den Freiheiten, die die Revolution von 1968 erkämpfen wollte, gehörte auch diese völlige sexuelle Freiheit, die keine Normen mehr zuliess. Die Gewaltbereitschaft, die diese Jahre kennzeichnete, ist mit diesem seelischen Zusammenbruch eng verbunden.
…..
Zu der Physiognomie der 68er Revolution gehörte, dass nun auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde. Wenigstens für die jungen Menschen in der Kirche, aber nicht nur für sie, war dies in vieler Hinsicht eine sehr schwierige Zeit. Ich habe mich immer gefragt, wie junge Menschen in dieser Situation auf das Priestertum zugehen und es mit all seinen Konsequenzen annehmen konnten.

Josef Ratzinger / aka Papst Benendikt XVI. , 11.04.2019 zur Krise in der katholischen Kirche

Wobei ich mich gerade frage, was der Herr R.. damit meint, wenn er von „allen Konsequenzen“ spricht? Denn da steckt ja wohl die Erwartung dahinter, dass junge Menschen ihre Priester als Leitfiguren sehen sollten, die mit ihren Worten und Handlungen ein Vorbild sind.

Was aber, wenn diese Worte von doppelzüngiger Moral geprägt sind und die Handlungen (schlimmstenfalls in Form von Missbrauch) vor allem auf den eigenen Egoismus ausgerichtet sind – maskiert als „Gottes Wille“?

Aber lassen wir den Herrn R. nochmal zu Wort kommen, denn ein paar Absätze weiter schreibt er diesen Satz:

Die westliche Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der Gott in der Öffentlichkeit abwesend ist und für sie nichts mehr zu sagen hat. Und deswegen ist es eine Gesellschaft, in der das Mass des Menschlichen immer mehr verloren geht. An einzelnen Punkten wird dann mitunter jählings spürbar, dass geradezu selbstverständlich geworden ist, was böse ist und den Menschen zerstört. So ist es mit der Pädophilie.
……
Vor kurzem noch als durchaus rechtens theoretisiert, hat sie sich immer weiter ausgebreitet.

siehe oben

Da irrt er, der Herr R:
Pädophilie stand in Deutschland immer unter Strafe, genau wie „Unzucht mit Abhängigen“ – was ja wohl auch auf das Verhältnis von Priestern zu ihren jugendlichen Ministranten zutrifft.

Wieso konnte Pädophilie ein solches Ausmass erreichen? Im letzten liegt der Grund in der Abwesenheit Gottes. Auch wir Christen und Priester reden lieber nicht von Gott, weil diese Rede nicht prakisch zu sein scheint. Nach der Erschütterung des 2. Weltkriegs hatten wir in Deutschland unsere Verfassung noch ausdrücklich unter die Verantwortung vor Gott als Leitmass gestellt. Ein halbes Jahrhundert später war es nicht mehr möglich, die Verantwortung vor Gott als Massstab in die europäische Verfassung aufzunehmen. …

ebenda

Und auch damit liegt er falsch.
„Gott als Masstab aller Dinge“ (und damit katholische Moralvorstellungen, so wie er sie versteht) können nicht moralische Grundlage einer Gemeinschaft sein, wenn damit ein grosser Teil der Menschen ausgeschlossen wird, die anderes glauben oder für die ein Gott nicht existent ist.
Denn die sind in der Regel auch keine schlechteren Menschen als ein „guter Katholik“ – auch ohne „christlichen Überbau“

…. Gott wird als Parteiangelegenheit einer kleinen Gruppe angesehen und kann nicht mehr als Massstab für die Gemeinschaft im ganzen stehen. In diesem Entscheid spiegelt sich die Situation des Westens, in dem Gott eine Privatangelegenheit einer Minderheit geworden ist.

Was auch gut und richtig ist!
Schliesslich zählt „Glaubensfreiheit“ aus gutem Grund (und ohne die Notwendigkeit eines päpstlichen Segens) zu den in der Verfassung geschützten Grundrechten – sowohl hier in Deutschland als auch in der EU und in vielen Teilen der restlichen Welt..
Schon deswegen kann das Christentum mit seinen aus der Theologie geprägten Werten nicht als einziger Masstab herhalten und ein Alleinvertretungsrecht für sich in Anspruch nehmen.

Erst Recht nicht, wenn man die Kriege und die vielen Toten in Betracht zieht, die in der Vergangenheit als Folge dieser als „gottgegeben“ angesehenen Vormachtstellung zu beklagen waren. Hatte nicht auch der Holocaust eine seiner Ursachen in kirchlich propagiertem und gestütztem Judenhass mit jahrhunderte langer Tradition?

Wenn es dann auch noch Teil der „katholischer Moralvorstellung“ ist, Straftäter zu decken, (wie es ganz offenbar der Fall ist, solange sie aus den eigenen Reihen kommen), und das höchste Ziel dieser Moralvorstellungen darin besteht, das eigene Nest nicht durch berechtigte Kritik daran „beschmutzen“ zu lassen , dann spreche ich für meinem Teil einer Kirche jeglichen Führungsanspruch ab, die dies vertritt.
Was im übrigen auch für die von Ratzinger an anderer Stelle formulierte „Unfehlbarkeit priesterlichen Handelns“ gilt. Auch Priester sind Menschen mit Wünschen und Bedürfnissen (auch nach menschlicher Nähe, wie jeder von uns) und als solche nicht vor Fehlern gefeit.

Fraglich halt nur, ob das hartnäckige Propagieren mittelalterlicher Moral der richtige Weg ist, sie davor zu bewahren:

Diese Auflösung der moralischen Lehrautorität der Kirche musste sich notwendig auch auf ihre verschiedenen Lebensräume auswirken. In dem Zusammenhang (……) interessiert vor allem die Frage des priesterlichen Lebens, zudem die der Priesterseminare. Bei dem Problem der Vorbereitung zum priesterlichen Dienst in den Seminaren ist in der Tat ein weitgehender Zusammenbruch der bisherigen Form dieser Vorbereitung festzustellen:
In verschiedenen Priesterseminaren bildeten sich homosexuelle Clubs, die mehr oder weniger offen agierten und das Klima in den Seminaren deutlich veränderten. In einem Seminar in Süddeutschland lebten Priesteramtskandidaten und Kandidaten für das Laienamt des Pastoralreferenten zusammen. Bei den gemeinsamen Mahlzeiten waren Seminaristen, verheiratete Pastoralreferenten zum Teil mit Frau und Kind und vereinzelt Pastoralreferenten mit ihren Freundinnen zusammen. Das Klima im Seminar konnte die Vorbereitung auf den Priesterberuf nicht unterstützen……

Bei diesen Sätzen spüre ich förmlich den Ekel und die Missgunst des starrsinnigen alten Mannes in Rom, der für sich alleine in Anspruch nimmt, die Wahrheit gepachtet zu haben und sich keines Fehlers bewusst ist.

Wie sonst sollte man es verstehen, dass ihm ausser ein paar Gebeten für die Opfer keine Lösung einfallen will?.
Genau das ist aber vermutlich mit ein Grund, warum es jetzt so kommen musste, wie es gekommen ist.
Beten alleine ist nun mal keine Lösung – und eine erzwungene Ehe- oder Beziehungslosigkeit macht Priester auch nicht zu besseren Menschen. Im Gegenteil geht damit wohl eher so mancher Masstab für Recht und Unrecht im zwischenmenschlichen Bereich verloren – was mit zu solchen Auswüchsen und Grenzüberschreitungen führt, wie sie seit Jahrenzehnten immer wieder ans Licht kommen und offenbar auch schon weit vor der „sexuellen Revolution der 68er“ Gang und gäbe waren..
Ungefragte kirchliche Einmisschung in Lebensbereiche inklusive, die schon mangels eigener „Sachkenntnis“ dafür tabu bleiben sollten. Schliesslich holt sich ja auch keiner Hilfe beim Gärtner, wenn er Probleme mit seinem Computer hat…

Aber statt zu seiner Verantwortung zu stehen und weitgehende Reformen zu begründen, schweift der Herr R. im Rest des Traktates lieber ins hochtheologische und gar ins mystische ab und wäscht ansonsten seine Hände in Unschuld:
Schlussendlich (und grob zusammen gefasst) sind für ihn ja (wie immer) nicht die beteiligetn Menschen, sondern der Teufel schuld, wenn im Hause Gottes etwas schief läuft – also gibt es auch keinen Grund, die eigenen Einstellungen oder Ansprüche zu überprüfen und als Konsequenz daraus die deswegen entstandenen Missstände zu verändern:

Die Krise, die durch die vielen Fälle von Missbrauch durch Priester verursacht wurde, drängt dazu, die Kirche geradezu als etwas Missratenes anzusehen, das wir nun gründlich selbst neu in die Hand nehmen und neu gestalten müssen. Aber eine von uns selbst gemachte Kirche kann keine Hoffnung sein.
…..
Es geht heute in der Anklage gegen Gott vor allen Dingen darum, seine Kirche als ganze schlechtzumachen und uns so von ihr abzubringen. Die Idee einer von uns selbst besser gemachten Kirche ist in Wirklichkeit ein Vorschlag des Teufels, mit dem er uns vom lebendigen Gott abbringen will durch eine lügnerische Logik, auf die wir zu leicht hereinfallen.

Und mit dieser Nebelkerze wischt er jeden Ansatz einer Reform vom Tisch….

Kein Wunder, dass der katholischen Kirche mehr und mehr Gläubige abhanden kommen und sie sich damit quasi selbst abschafft. Um so rasanter, je länger sie an solchen überkommen Dogmen a la Ratzinger festhält und griesgrämigen, weltfremden alten weissen Männern wie ihm die geistige Führung überlässt…

(und nein, es ist unter den gegebenen Umständen auch nicht schade darum – Ich kann jedenfalls jeden gut verstehen, der sich unter dem kaputten Dach dieser Kirche nicht mehr wohlfühlen kann)


Habt trotzdem alle einen schönen Sonntag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

(der gerne noch einen (durchaus ernst gemeinten) Vorschlag nachschiessen möchte:)

Das dürfte zwar kein Allheilmittel sein, aber es wäre wenigstens ein Anfang……

-495-

Fährt, steht, fährt….

Wenn die Liebste mit der Bahn unterwegs ist, wird das ja immer wieder zum Abenteuer. So war das schon zu Zeiten ihrer Deutschlandtournee und so ist es anscheinend auch heute wieder :-(
Jedenfalls ist sie auch nach anderthalb Stunden Fahrt noch nicht mal in Hanover angekommen, nachdem es wohl auf der Hauptverbindungsstrecke von heimatlichen Hamburg über Lüneburg und Celle einen Oberleitungsschaden gab und der Zug über Verden umgeleitet wurde:

Seither (so sagt mir jedenfalls der Live-Ticker per Messenger, mit dem meine Liebste mich zeitnah am Bahn-Drama teilhaben lässt) geht es nur noch im Bummelzugtempo voran und der ach so schnelle ICE steht mehr, als dass er fährt. Laut Reiseauskunft der Bahn wird der Zug also wohl mit mehr als einer Stunde Verspätung in Kassel ankommen….

(Wenn unterwegs nicht noch mehr Pannen dazischen kommen)

Rock’n’Roll ( wie von der Bahn versprochen) geht jedenfalls anders:

Plakatwerbung von 2021

Hoffen wir also alle zusammen mal, dass sie noch früh genug am Ziel ankommt, um ihren Mietwagen abholen zu können.. Bisher ist da etwa noch eine Stunde Luft nach hinten, bis das Reisezentrum schliesst, wo sie den Schlüssel bekommt.

Bliebt halt zu hoffen, dass es morgen auf der Rückfahrt besser voran geht…


Habt alle eine schönen Abend und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

(Und ja, ein wenig beneide ich auch die Leidensfähigkeit meiner Liebsten, weil sie diese Strapazen auf sich nimmt, nur um einen Vogel zu knipsen… :heart: )


-494-

Vom Können und Wollen

Zunächst mal, bevor ich zum eigentlichen Thema dieses Beitrages komme, muss ich noch eine kleine Anmerkung vorweg schicken. Denn Wollen würde ich ja schon, aber Können kann ich gerade meiner rheumabedingt dicken Finger und schmerzenden Gelenke wegen nicht wirklich gut – Blogbeiträge schreiben nämlich.
Und so werden einige Themen einstweilen wohl ungeschrieben bleiben, über die es sich zu Schreiben durchaus gelohnt haben würde:

Das C-Thema beispielsweise (wieder einmal) und die magische Zahl 100.000, die damit genauso zusammenhängt wie auch die Resignation, die sich – nicht nur bei mir – deswegen gerade ziemlich breit macht.
Oder ein, zwei musikalische Themen.
Oder „graues Rauschen“ als Tinnitustherapie, die ich gerade neu füŕ mich entdeckt habe…
Und natürlich (immer gerne genommen) Alltäglichkeiten, die es zu betrachten lohnt.

Aber was gerade nicht geht, das geht halt gerade nicht. :-(

-_-_-_-

Immerhin habe ich aber heute bei meiner Zeitungslektüre ein Bild gefunden, das im weitesten Sinne etwas mit all dem ungeschrieben bleibenden zu tun hat:

Ein komischer kleiner dicker Mann – seines Zeichens Vorsitzender der kackblauen Partei in unserer Stadt (und in Personalunion Fraktionsvorsitzender dieser Schwurblervereinigung in der Hamburger Bürgerschaft) – mal wieder im selbstgewählten(!) Abseits:

MiMiMi von Musiker-Balkon aus

Denn diese Herrschaften dürfen gerade nicht in den Plenarsaal, sondern müssen ihres unklaren Impfstatus‘ wegen die Sitzungen vom Balkon aus verfolgen – ähnlich wie im Bundestag – , was die TAZ mit einer herrlichen Überschrift zu würdigen wusste:

AfD auf der Seuchenempore

Ganz so drastisch würde ich das zwar nicht formulieren, denn damit tut man der Empore im grossen Saal unseres Rathauses doch ziemlich unrecht, welche eigentlich als Platz für das Orchester bei grossen Empfängen gedacht ist und nun vorübergehend als Isolierstation für die „Verwirrten“ herhalten muss, die sich nicht an die parlametarischen Spielregeln halten wollen:

Im roten Kästchen: die „Isolierstation“

Nicht mal an 3G, was ja bei etwas gutem Willen auch keine unüberwindbare Hürde wäre – und innerhalb des Rathauses (wo ansonsten 2G+ gilt) schon eine Sonderregelung nur für die kackblauen Parlametarier darstellt.

Unter normalen Umständen dürften die das Rathaus zur Zeit also eigentlich gar nicht betreten…

Aber so ist das halt, wenn man sich selbst ins Abseits stellt.
Dann kann man eben nicht alles haben, was man gerne haben will.
Insofern ist die Absonderung der Schwurbler wirklich nichts, worüber man sich nun grossartig aufregen müsste. Und ich finde, dass die da ganz gut aufgehoben sind, wo sie nun sind. Von mir aus können die da so lange bleiben, bis sie hoffentlich bei der nächsten Wahl wieder aus der Bürgerschaft fliegen.

Obwohl der kleine Dicke auch ganz gut als etwas aus dem Leim gegangener Heldentenor durchgehen würde, wenn man sich das obere Bild genauer betrachtet.
Und die entsprechenden Allüren hat er ja auch – unter anderem sein ständig beleidigetes Gehabe. Nur, dass es eben keine schmachtenden Arien sind, die er da von sich gibt, sondern nichts als gequirtle K..ke :-(


In diesem Sinne:
Passt auf Euch auf und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

(der es gerade richigt schade findet, dass es im grossen Rathaussaal keinen Orchestergraben gibt. Denn der würde dem unterirdischen politischen Niveau der Kackblauen wohl noch viel besser entsprechen als der überhöhte Logenplatz auf der Empore)


-493-

Heimatmuseum – Roman

Genau wie schon bei meinem letzten Buch (ebenfalls von Siegfried Lenz) hat es auch bei diesem Roman mal wieder etwas länger gedauert, bis ich damit „durch“ war:

Heimatmuseum
von Siegfried Lenz

Denn auch hier stand für mich wieder der Genuss des Lesens im Vordergrund, diesmal sogar noch mehr als bei den vorher gelesenen Büchern des Autors, weil er neben dem Fortgang der streng chronologisch und in Ich-Form erzählten Handlung auch noch weit ausholend und teils wunderbar fabulierend eine erzählerische bildreiche Ebene hinzufügt, etwa wenn es um die Beschreibung der fast alchimistisch anmutenden Experimente des Vaters des Romanhelden geht:

Da ist dann etwa von farbigen Wölkchen und abstrusen Gerüchen die Rede, welche Auswirkungen auf die handelnden Personen haben und so die Handlung auf des Buches auf ganz eigene Weise vorantreiben.

Ähnliches gilt auch für verschiedene Eigenarten weiterer Randfiguren, die mit Aberglauben, Lebensweisheit und „Bauernschläue“ ebenfalls zum masurischen Lokalkolorit dieses Buches beitragen – ähnlich wie Lenz es auch in seiner Kurzgeschichtensammlung „So zärtlich war Suleyken“ schon gemacht hat, die lange vor dem „Heimatmuseum“ entstanden ist.

(Das Buch könnte ich übrigens auch mal wieder lesen :scratch: )

Aber dennoch hat das Heimatmuseum einen durchaus ernst gemeinten Anspruch:
Erzählt es doch auf sehr liebevolle Art von der Geschichte Masurens im Zeitraum von vor Beginn des ersten Weltkrieges bis zur kriegsbedingten Vertreibung 1945, von der Flucht selbst und auch von dem, was danach geschah, von Traditionen und deren Überhöhung und von den Auswüchsen professioneller „Heimatliebe“ nach der Vertreibung.

Der Klappentext:

Mit schweren Brandverletzungen liegt der Teppichwirker Zygmunt Rogalla im Krankenhaus und versucht seinem Besucher die Gründe für eine unfaßbare Tat zu erklären: Er hat mit voller Absicht das masurische Heimatmuseum in Brand gesteckt, das er selbst unter großen Opfern in Schleswig-Holstein aufgebaut hat, um das Erbe seiner verlorenen Heimat zu retten. Warum? Schicht um Schicht enthüllt er die Motive der Brandstiftung.
Er erzählt von der masurischen Kindheit und Jugend, von den Schrecken der beiden Kriege, die seine Heimat zerstört haben, von Flucht und Vertreibung. „Heimatmuseum“ ist ein großer Roman und zugleich die Beschwörung eines verlorenen Landes, seiner Menschen und ihrer Lebensform – das geduldige Protokoll eines Verlustes, das im Zusammenbruch einer genügsamen Privatwelt die Tragik einer Epoche deutlich werden läßt.

Und tatsächlich ist es auch diesmal (neben meinem ganz eigenen Zugang zum Thema – siehe die letzten Sonntagszitate) die typisch Lenz’sche gelassene, ruhige und fast emotionslose Erzählweise, die viel von Faszination und Charme dieser mir bisher unbekannten Geschichte ausmacht –

(zumal man das Thema ja auch ganz anders oder mit anderen Schwerpunkten hätte angehen können – dramatischer, plakativer, kritischer, voller Vorwürfe oder voller Trauer)

– womit dieser Roman durchaus das Zeug hat, zu einem meiner Lieblingsbücher zu werden, das ich zu gegebener Zeit sicher auch gerne noch ein zweites Mal lesen werde. Insofern ist auch klar, dass es dafür „nur“ volle fünf Sterne geben kann:

Und auch der Herr Lenz ist inzwischen (nach dem Genuss der drei zuletzt gelesenen Bücher) in die Riege meiner Lieblingsautoren aufgestiegen, nachdem ich seit meiner Schulzeit und der seinerzeit „erzwungenen Auseinandersetzung“ mit der Deutschstunde eigentlich nichts mehr von ihmlesen mochte.
Grund genug also, noch mehr von ihm zu lesen, auch wenn ich gerade noch andere Bücher in der Pipeline habe…


In diesem Sinne:
Habt alle eine gute Zeit und bleibt gesund und behütet – wir lesen uns :bye:


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