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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Das Sonntagszitat 01/22

Auch wenn sich die Jahreszahl geändert hat ist das kein Grund, nicht bestimmte Rituale und Traditionen weiterzuführen – wie beispielsweise mit meinem allwöchentlichen Sonntagszitat, das diesmal auch was mit einer gewissen Form von Ritualen und Traditionen zusammenhängt und gleichzeitig ein Thema aufgreift, mit dem ich mich in den kommenden Wochen noch ausführlicher beschäftigen möchte:

„Ich weiß, ich weiß: Heimat, das ist der Ort, wo sich der Blick von selbst näßt, wo das Gemüt zu brüten beginnt, wo Sprache durch ungenaues Gefühl ersetzt werden darf.
…….
Damit Sie mich nicht mißverstehen, lieber Martin Witt, ich gebe zu, daß dies Wort in Verruf gekommen ist, daß es mißbraucht wurde, so schwerwiegend mißbraucht, daß man es heute kaum ohne Risiko aussprechen kann. Und ich sehe auch ein, daß es in einer Landschaft aus Zement nichts gilt, in den Beton-Silos, in den kalten Wohnhöhlen aus Fertigteilen, das alles zugestanden; aber wenn es schon so ist: was spricht denn gegen den Versuch, dieses Wort von seinen Belastungen zu befreien? Ihm seine Unbescholtenheit zurückzugeben?
…….
Heimat, das ist für mich nicht allein der Ort, an dem die Toten liegen; es ist der Winkel vielfältiger Geborgenheit, es ist der Platz, an dem man aufgehoben ist, in der Sprache, im Gefühl, ja, selbst im Schweigen aufgehoben, und es ist der Flecken, an dem man wiedererkannt wird; und das möchte doch wohl jeder eines Tages: wiedererkannt, und das heißt: aufgenommen werden.
…….

(aus „Heimatmuseum: Roman“ von Siegfried Lenz

Tatsächlich ist es so, dass dieses etwas geraffte Zitat auch ganz gut meine eigene Zweispältigkeit im Bezug auf den Begriff „Heimat“ ausdrückt:

Zum Einen, was meine eigene Person und den inzwischen völlig verloren gegangenen Bezug zum Dorf meiner Kindheit und Jugend ( und auch zu meiner Ursprungsfamilie ) angeht – was aber aus Gründen auch durchaus so gewollt ist –
Zum anderen aber auch die mir unverständliche süssliche-dümmliche Verklärtheit und Pseudo-Volkstümlichkeit, die sich mit diesem Begriff verbindet – bis hin zu völlig falsch verstandener Heimatliebe, die alles ausschliessen möchte, was damit vorgeblich nicht im Einklang steht und schlimmstenfalls in Fremdenfeindlichkeit eskaliert….

Beides Gründe, warum ich das Wort Heimat nicht gerne benutze.

Andererseits ist aber gerade der letzte Teil des Zitates durchaus etwas, was mir zu denken gibt…… und damit zum Anlass wird, das Thema nochmal aufzugreifen.

Aber dazu mehr in einem meiner nächsten Beiträge…..


Habt alle noch einen schönen Restsonntag, bevor ab morgen der Alltag wieder beginnt…
Wir lesen uns :bye:

(der auch diesen Beitrag nicht beendet ohne Euch zu wünschen, dass ihr auch weiter gesund und behütet bleiben möget)


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