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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Manchmal ist es wie vertrackt

Wer von uns kennt das nicht:

Da hat man Hunger auf ein Käsebrot und scheitert an der Packung, weil die  Abdeckfolie sich natürlich nicht wie vorgesehen durch Ziehen an dem kleinen Zipfel öffnen lässt, den der Hersteller extra zu diesem Behufe nicht mit dem Packungsboden verschweisst hat.
Wobei der Zipfel  an sich nicht mal eine schlechte Idee ist, aber genau so wenig zuverlässig funktioniert wie das saubere Öffnen einer Fischdose mit  Ring-Pull-Verschluss, bei der  ich entweder den Ring einzeln  in der Hand habe (weil er abgebrochen ist),  oder – schlimmer – die Tomatensauce auf dem Hemd klebt, weil der Deckel sich mal wieder unkontrolliert gelöst hat.

Beides schon für „Normal-Sterbliche“ wenig praktikable Lösungen, die wohl vom Prinzip her „gut gedacht“ waren, aber so stümperhaft umgesetzt sind, dass man sie nur als überflüssig bezeichen kann – examplarisch auch für viele andere Ansätze in der Verschlusstechnik, die eine ebenso alltägliche Schikane darstellen und manchmal den Einsatz brachialer Gewalt erfordern, um an den begehrten Inhalt der Verpackung zu kommen.
Dabei sind das Ansetzen eines Messers an die Käsepackung  oder der Einsatz eines Dosenöffners an der Fischdose noch eher schonende Methoden, denn es gibt auch Verpackungen, die sich mehr sperren und „sicherer sind“ als die Tresore der Bundesbank:
Kindersichere Verpackungen für Medikamente beispielsweise, die sehr hohe Anforderungen an die Geschicklichkeit bei gleichzeitig hohen Kraftaufwand stellen:

“ Drehen Sie zuerst den Deckel im Uhrzeiger bis zum Anschlag, dann  lösen Sie die Sperre durch kräftiges Herunterdrücken und gleichzeitiges Drehen gegen den Uhrzeigersinn bis zum Anschlag. Ziehen sie anschliessend den Deckel ab.

Zum Wiederverschluss reicht einfaches Aufstecken des Deckel und eine Drehung im Uhrzeigersinn“
(so gelesen  vor einigen Jahren auf der Verpackung eines rezeptfreien Vitaminpräparates der sehr teuren Sorte)

Wobei in der Praxis dieser Verschluss Kinder tatsächlich vor wenig Probleme stellt.
Die haben nämlich ziemlich schnell raus, wie er zu überlisten ist – wie mir der fünfjährige Enkel einer Kundin demonstrierte, der keine fünf Minuten brauchte, um die Tablettendose  auf zu bekommen.
Seine Grossmutter hingegen war damit völlig überfordert  – wie auch mit ihren verblisterten Schmerztabletten, die man nicht wie gewohnt einfach durch die Folie drücken konnte, sondern bei denen man für jede einzelne Tablette ein kleines Stückchen Folie abziehen musste (ähnlich wie bei der Käseverpackung, aber noch um einiges filigraner.)
Womit auch diese Art der Verpackung wohl eher als „Rentnersicher “ (so haben wir solche Verpackungen scherzhaft in der Firma bezeichnet) als „Kindersicher“ war, denn auch damit hatte der Enkel mit seiner höheren Fingerfertigkeit kein Problem…

Ähnlich „gut durchdacht“ auch eine „Verpackung“, mit der ich selbst es wöchentlich zu tun bekomme:
Die gelbe Verschlusskappe der Spritzen meines Rheumamedikamentes.

Auch hier muss man eine „Drehen-Drücken-Technik“ anwenden, um ans Ziel zu kommen, aber nur um gleich vor der nächsten Schikane zu stehen.
Jetzt muss nämlich noch der Kanülenschutz überwunden werden (durch festes Ansetzen an die Bauchdecke), bevor man mit gehörigem Kraftaufwand den gelben Knopf drücken und das Medikament applizieren kann. Der Rest läuft automatisch, wenn man erst mal bis zu diesem Punkt vorgedrungen ist….
Wenn man bis zu diesem Punkt vorgedrungen ist….
Denn im akuten Rheumaschub ist das selbst für mich problematisch, weil meine Fingerkraft  dann kaum noch  ausreicht, um den vertrackten  Deckel abzuziehen und den gelben Knopf zu drücken….

Wie also muss es Menschen gehen, die das vor Schmerz noch schlechter können als ich (oder die Kraft nicht haben)? Die dürften damit doch gar nicht mehr zurecht kommen, selbst wenn man von der komplizierten Handhabung absieht.?
Für die wird das wohl ein echtes Ärgernis sein, weil so erfolgreich verhindert wird, dass sie sich ihre Spritze selbst und ohne fremde Hilfe geben können – was hoffentlich nicht in der Absicht des Menschen lag, der sich diese trickreiche Fertigspritze ausgedacht hat.
Denn von der Idee her ist sie gut gedacht, wenn auch in der Umsetzung noch eine Menge an Feinarbeit fehlt und viel Verbesserungspotential darin steckt, bis sie für das angestrebte Klientel wirklich eine Erleichterung ist. Zudem gibt es durchaus andere Fertigspritzen, die deutlich besser funktionieren, auch ohne dass man erst „mit dem Nippel durch die Lasche“ muss.
Wenn auch leider nicht für dieses Medikament…..

So jedenfalls taugt das genau so wenig wie die Käseverpackung vom Anfang der Geschichte…


In diesem Sinne:
Bleibt gesund und bleibt behütet!
Wir lesen uns
Der Wilhelm


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- 23 Bemerkungen zu “Manchmal ist es wie vertrackt

  1. Ich habe kein Rheuma und dennoch kriege ich manche Verpackung nicht gescheit auf. Besonders Tropfflaschen, die dann auch noch nicht einmal richtig Tropfen. Entweder kommt gar nichts oder es schwillt!

    1. OH ja…
      Tropfenflaschen, eine stete Herausforderung!
      Deshalb achte ich inzwischen auch sehr darauf, dass mir nur noch Tabletten verschrieben werden…

  2. Das erste Biologika (von Samsung !) ging ganz gut. Abziehen, ansetzen, zack rein. Das jetzt muss der Rheumatologe vierteljährlich selber tun. Vielleicht, weil es so ein Klopper ist.
    Alles andere kenn ich zur Genüge. Ich vergesse da auch gleichmal die gute Erziehung und schimpfe, wie ein Stadtsoldat.
    Lieber Wilhelm, ich wünsche dir eine lange Zeit ohne Schmerzen.

    1. Danke Gudrun :-)

      Schmerztechnisch geht es momentan bei mir ganz gut – da ist alles aushaltbar.
      Allerdings werden meine Finger steifer, was der Feinmotorik leider auch nicht förderlich ist (und vermutlich nächste Woche auf eine Änderung meiner Medikation hinauslaufen wird)
      Insofern stehe ich auch öfter mal vor Verpackungen und würde am liebten mit Hammer und Meissel hantieren, um an den Inhalt zu kommen.

      Hilft das neue Medikament Dir denn?

      1. Nicht wirklich. Das geht immer eine zeitlang gut und dann dröhnt es wieder. Ich bin ein ganz zäher Kunde, der sich wahrscheinlich unbedingt selber zerlegen will. Ich sollte ins Krankengaus, um das abzuklären, aber die nehmen gerade keine Rheumapatienten auf. Es gibt da wohl was ganz Neues, in Tablettenform. Das ist im Gespräch. Hoffnung mache ich mir da wenig.

        1. Schade.

          Ich hatte so für Dich gehofft, dass Du nun endlich mal in eine Phase kommst, wo Du länger stabil bleibst.

          Aber das ist ja das vertrackte, dass man sich darauf nicht verlassen kann, auch wenn am Anfang mit neuen Medikamenten erst mal alle gut erscheint.

          Bei mir funktioniert das ja auch nicht besser und ich bin inzwischen ganz froh, dass ich Cortison zusätzlich nehmen „darf“, wenn es ganz schlimm ist – auch wenn das natürlich wieder andere Nachteile hat.

          1. Das Warten auf ein gut wirkendes Mittel, dessen Nebenwirkungen nicht wieder zum Problem werden, habe ich aufgegeben. Lange Zeit kam ich mir vor wie ein Versuchskarnickel. Auf jede neue Hoffnung eine weitere Enttäuschung. Ich habe meinen Weg gefunden, damit umzugehen und zu leben. Allein nur noch mit NSAR, im Schub mit Cortison und entsprechender entzündungshemmender Ernährung. Dir und Gudrun wünsche ich, dass ihr gut auf euren Körper hören könnt, um dann einen individuellen besten Weg für euch zu finden.

          2. Danke Dir Isa :-)

            NSAR hatte meine Rheumatologin auch mal für ein paar Sekunden angedacht, aber fast noch schneller wieder verworfen, weil sie für meine vor-geschädigten Arterien pures Gift wären.
            Seither ist Metex das Mittel der Wahl, und hat auch Anfangs gut geholfen, doch die Wirkung lässt jetzt leider immer mehr nach. Der nächster Schritt geht jetzt jetzt wohl in die Richtung , wie sie bei Gudrun ist.
            Wobei abzuwarten bleibt, ob ich das dann vertrage und ob es hilft.

            Schaunmermal, was Frau Doktor nächste Woche sagt….

  3. Beim Lesen Deines Berichtes musste ich immer an das Lied denken „man muss ja nur den Nippel durch die Lasche ziehen“.
    Allerdings ist das überhaupt kein lustiges Thema es gibt so viele Sachen die für Menschen die nicht alle Gliedmaßen korrekt bewegen können oder eben nur unter Schmerzen zu viele Hindernisse.
    Wenn ich hier lese bin ich mit meinem Rollator ja noch ganz gut dran und ich weiß dass es eventuell auch schlimmer werden könnte. Bis jetzt helfen mir noch Novalgin Tabletten in dem Moment wenn ich Schmerzattacken bekomme.
    Ich habe noch etwas ganz anderes welches mir Probleme beim Öffnen Macht und zwar sind das diese Tabs-Behälter die man jetzt zum Waschen nimmt ich weiß dass das nicht so gut ist für die Umwelt aber die kann ich am besten nach Hause tragen weil die in einem Format gepackt sind dass ich sie gut mitnehmen kann unf in meine Tasche packen kann.
    Beim öffnen dieser Behältnisse stehe ich jedesmal vor einem Problem vielleicht habe ich es noch nicht richtig angegriffen.
    Manchmal machen wir allerdings auch die Schraubverschlüsse von Milchbehälter große Probleme es ist sehr unterschiedlich.

    1. Das Lied hatte ich auch im Kopf, weil es so treffend den Unfug beschreibt, der uns da schon seit Jahren als verpackungstechnischer Fortschritt verkauft wird..

      ———————

      Was nun die Wunderwerk von Einwegspritze angeht, so beriht ein Teil der Konstruktion auf einer EU-Regelung, die seit einiger Zeit vorschreibt, dass neu auf den Markt kommende Medikamente zum Spritzen so konstruiert sei müssen, dass man sich nicht unbeabsichtig an der Nadel verletzen kann.
      Dafür gibt es ganz einfache Mechanismen, wie einen fest einrastenden Bügel, denn man nach dem Spritzen einfach über die Nadel klappen kann (was völlig ausreichend wäre) oder so Monstrositäten, die – wie meine Rheumaspritzen – aus über zwanzig Bauteilen zusammengeschustert sind und eine recht komplizierte Funktionsweise haben, ohne zuverlässiger zu sein als der einfache Klappbügel.

      Alleine die Menge an Plastikmüll für eine einzige Anwendung ist eigentlich schon der Horror….

  4. Da sprichst du ein Thema an! Ich habe zwar für den Alltag schon viele Tricks und Lösungen zur Unterstützung der Hände gefunden. Aber gerade Verpackungen sind eine enorme Herausforderung. Will heißen meistens kapituliere ich.

  5. Wenn ich das lese, bin ich doch irgendwie froh – so seltsam sich das auch lesen mag -, dass es für mein Zipperlein keinerlei Medikament gibt… Die Blister der Schmerztabletten und Tabletten gegen Muskelverspannungen – manchmal kann ich es immer noch nicht glauben, dass etwas, was eigentlich gar nicht mehr da ist, sich so verkrampfen kann! – lassen sich relativ leicht öffnen…
    Käse- und Wurstverpackungen haben mich allerdings auch schon des Öfteren sehr wütend gemacht. Und da geht es mir wie Gudrun, ich schimpfe dann sehr laut ganz heftig vor mich hin. ;-)

  6. Mir hat gestern Abend die Verpackung einer Fleischwurst vom Discounter einen recht tiefen und schmerzhaften Schnitt im Daumen eingebracht. Das kommt davon, wenn frau ein Messer statt einer Schere benutzt! Den Zipfel, der dafür vorgesehen ist, die Folie abzuziehen, nutze ich schon lange nicht mehr … der Zipfel reißt ständig ab und dann ist das Öffnen noch schwieriger.

  7. Hallo Wilhelm, wie ich den Kommentaren vor mir entnehme, handelt es sich bei vielen um komplizierte Medikamentenverpackungen. – Da könnte ich zwar mitreden, weil ich früh und abends eine halbe (oder viertel) Portion Frühstück oder Abendbrot einnehme, aber die sind alle so verpackt, dass ich ohne Kraftaufwand und Intelligenz rankomme.
    Aber ich meine auch die Querelen der normalen Verpackungsindustrie im Lebensmittelsektor. Was bin ich froh, dass ich das nicht alleine so erlebe. Ich dachte schon, dass es daran liegt, weil ich 40 Jahre meines Lebens weniger Plastikverpackungen geöffnet habe und mich dann in „hohem Alter“ nicht mehr gut genug an den westdeutschen Verpackungswahn anpassen konnte.
    Clara grüßt – sogar nett und freundlich

    1. Herzlich Willkommen, Clara – Sei mir gegrüsst :-)

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      Ja, das Problem mit den angeblich so plietschen Verpackungen ist schon im normalen Alltagsleben auch für ganz normale Menschen ohne körperliche Einschränkungen schon heftig. – stellt aber gerade bei Medikamenten-Verpackungen eine zusätzliche Barriere dar, wenn jemand ohnehin schon eingeschränkt ist.
      Wobei man eigentlich denken sollte, gerade Medikamnetenthersteller sollten da deutlich mehr auf die Handicaps ihrer Klientel nehmen:

      Eine Schmerztablette, an die ein Schmerzpatient alleine nicht herankommt oder – wie in meinem Beispiel -die Rheuma-Spritze, die in der Handhabung eher mangelhaft ist – sowas sollten eigentlich No-Go’s sein….

      1. Hallo Wilhelm, deine letzten 10 Beiträge hat mein Feedreader geladen und ich habe auch alle gelesen. Du hast „Sympathiepunkte“ geerntet, weil ich irgendwas von Hamburg gelesen habe – das ist meine erklärte Lieblingsstadt und wenn es anders gekommen wäre, würde ich dort schon lange wohnen.
        Und dann liebe ich von ganzem Herzen alles, was mit Medizin zu tun hat, weil ich in jungen Jahren mal Physiotherapeutin war und wirklich erstaunt bin, wie viel ich aus der Zeit noch kann und kenne.
        Du schriebst über Triage und ich habe – schon vorher – mich schlau gemacht. Ich möchte so etwas auch nicht entscheiden müssen. Im Krieg mussten die Ärzte wohl oft so eine Entscheidung fällen – und ich glaube, sie fiel immer zu Gunsten der jüngeren aus, die bessere Heilungschancen und noch ein längeres Leben vor sich hatten.
        Wenn sie mich im Krankenhaus als Patientin fragen sollten, hoffe ich wirklich darauf, dass ich so großherzig bin, einer jungen Mutter oder anderen Patienten mit kleinen Kindern den Vorrang lassen. – Aber so aus der grauen Theorie heraus lässt sich gut versprechen.
        Morgen muss ich zur Echokardio- wird allerhöchste Zeit. Ich hoffe, der Arzt begnügt sich mit der TT-Form und mutet mir nicht zu, die Kamera zu schlucken.
        Genug, jetzt mache ich noch was Schöneres.

        1. Das Freut mich, dass Du in meinem bunten Sammelsurium Themen gefunden hats, die Dich ansprechen :-)

          Ja, ich wohne in Hamburg und habe bis vor zwei Jahren als Krankenpfleger gearbeitet.
          Deshalb kommen diese Themen auch immer mal wieder vor…. wenn auch – genau wie andere – sie natürlich nur ein Teil des Spektrums sind, üner das ich hier gelegentlich ein paar Worte verliere….

          Wenn sie mich im Krankenhaus fargen würden, wüsste ich nicht , wie ich mich dann entscheiden würde – und darüber habe ich mir auch noch keine Gedanken gemacht – zumal ich immer noch hoffe. dass es nicht soweit kommen wird.

          Für Morgen wünsche ich Dir alles Gute… und natürlich ebenfalls noch einen schönen Abend.

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