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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Systemabsturz – Roman

Seid gegrüssst, Ihr Lieben!

Nachdem ich die ersten zwei Teile (1) (2) der Schröder-Trilogie von Constantin Gillies schon intus hatte, musste es der Vollständigkeit halber natürlich auch noch der Dritte sein, damit ich auch erfahre, wie die Geschichte zu Ende geht:

Systemabsturz
von Constantin Gillies

Und tatsächlich rundet sich die Geschichte erst mit diesem dritten Band, der fast alles auflöst, was an Fragen aus den ersten beiden Teilen offen blieb, die jeweils mit einem Cliffhanger enden.

Wieder im bewährten Muster der ersten Teile mit einer Mischung aus flapsiger Sprache, etwas Computer-Nerd-Gehabe , technischer Finessen und einem Hauch Sci-Fi, mit teils komischen Rückblenden in die Jugend des Ich-erzählenden Computer-Forensikers Schröder, mit einer zum Ende hin immer rasanter werdenden Handlung – und diesmal auch mit einem Happy End, was das Verhältnis zu seiner Kollegin Harriet angeht.

Und natürlich wird – quasi nebenher – auch wieder mal die Welt gerettet.

Soweit also fast vorhersehbar, wäre da nicht auch noch der Faden in der Handlung, der zunächst (auch schon im zweiten Teil) fast unmerklich und auch etwas selbstironisch beginnt und zum Ende hin tatsächlich dazu führt, dass Schröder sein Leben und seine Haltung dazu hinterfragt und feststellt, dass sich da wohl etwas ändern muss. Ein Faden, über den ich mich anfangs etwas gewundert habe, der aber im Aufbau der gesamten Trilogie nicht unwesentlich ist, um einen schlüssigen Abschluss hin zu bekommen, wenn auch nach Ende des dritten Buches damit wahrscheinlich kaum noch ein Ansatz bleibt, die Serie mit weiteren Büchern fortzusetzen.
Was ich durchaus ein wenig schade finde, denn Schröder, Harriet und auch die anderen Hauptakteure mit ihren Schrulligkeiten sind mir nach diesem dritten und weitaus stärksten Teil der Geschichte wirklich schon sehr ans Herz gewachsen.

Aber man weis ja nie….

Insofern zumindest logisch, dass es nun auch für die volle Punktzahl auf meiner persönlichen Bewertungsskala reicht – auch wenn es bei der Einschränkung der Zielgruppe bleibt, die ich schon in meinen Bemerkungen zum zweiten Teil der Trilogie angedeutet habe.

-_-_-_-

Der Klappentext:

Computerforensiker Schröder kann es nicht fassen: Ex-Kollegin Harriet will ihn tatsächlich in ihrer Firma einstellen! Hält er es aus, jeden Tag neben dieser Frau zu sitzen, die schlau und sexy wie Seven of Nine aus „Star Trek“ ist?
Während Schröder noch hadert, kommt plötzlich ein mysteriöser Auftrag rein: Das US-Militär bittet Harriet und Schröder, die Software eines Spionagesatelliten zu reparieren, der durch den Orbit taumelt. Die IT-Profis sagen widerwillig zu. Doch schnell wird klar, dass es sich um ein ganz besonderes Altsystem handelt. Die Spur führt zurück in die Zeit des Kalten Krieges – und der Auftrag wird zur tödlichen Falle …

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Habt alle noch einen schönen restlichen Sonntagabend und einen guten Start in die neue Woche – und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der mal wieder vor der Frage steht, was er als nächstes lesen könnte :scratch:


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Das Sonntagszitat 35/22

Einen wunderbaren Guten Morgen Euch allen!

Gerade bestimmt neben all dem anderen Unbill unsrer Tage ja auch ein Thema die Schlagzeilen, von dem vielleicht nicht die Rettung der Welt abhängt, das aber als Nebenschauplatz trotzdem spiegelt, wie weit die Ansichten über „Political Correctness“ in unserem Land auseinander klaffen können:
Dabei dreht es sich (vordergründig?) um einen Film und zwei Bücher unter dem Titel „Der junge Häuptling Winnetou“, mit dem ein Buchverlag sich vermutlich nur an den populären Namen des Erfinders dieser Figur anzuhängen gedachte und den verdienten Affront, der damit ausgelöst wurde.

Stein des Anstosses ist aber sicherlich Karl May als Urheber des „Winnetou“ selbst, von den einen als grandioser Jugendschriftsteller verehrt und von den anderen als Rassist und Nationalist übelster Sorte gebrandmarkt.

Wozu ich noch vorausschicken muss, dass ich selbst (als Jugendlicher) ausser dem “ Winnetou“ und den „blauroten Methusalem“ nichts von ihm gelesen habe, und auch später nie das Bedürfnis hatte mich nochmal in eines seiner Werke zu vertiefen, weil sie mir damals schon als viel zu schwülstig erscheinen.

Oder anders ausgedrückt:

„Ich habe auch, ohne Schaden zu nehmen, einige Bände von ihm überstanden.“

Ingeborg Bachman – Quelle

Dachte ich jedenfalls.

Dennoch hatte sich das darin propagierte Bild vom „guten Deutschen“ eine Zeitlang ziemlich heftig in meinem jugendlichen Kopf eingenistet und wurde noch durch Werke eines anderen Autors verstärkt, dem zu Recht heute ziemlich vergessenen Hans Dominik mit seinen Sience-Fiction-Geschichten , die ich etwa um die Zeit auch zum ersten mal verschlungen habe.
Auch diese (wie ich heute weiss, nachdem ich sie vor einiger Zeit nochmal angelesen habe ) hochgradig nationalistisch und auch rassistisch eingefärbt – und damit eine Botschaft transportierend, die man aus heutiger Sicht keinesfalls mehr gut heissen kann.

Allerdings hat das damals in meinen Jugendzeiten wohl niemanden so recht interessiert, denn sowohl Mays, als auch Dominiks Bücher waren seinerzeit gängige Jugendliteratur, wurden sogar von Lehrern empfohlen und waren über jede Kritik erhaben, wenn man darin nicht gerade in der Schule im Unterricht geschmökert hat.
Bis hin zu Äusserungen einiger Lehrer, „da könne man noch was fürs Leben draus lernen“ , die aber sicher nicht im Sinne einer Abschreckung gemeint waren, sondern sich eher an den hehren (und heute eher abschreckend wirkenden) Zielen der Autoren orientierten.

Und deshalb finde ich auch gut, dass nun endlich mal breit über May&Konsorten diskutiert wird – zwar über den Umweg zweier völlig aus der Zeit gefallener Neuerscheinungen, aber dennoch mit eine Tiefe, die auch die zweifelhaften Werte noch mal in neues Licht rücken, die von diesen Autoren vermittelt werden (von denen einige – auch Karl May – inzwischen durchaus in den Giftschrank der jugendgefährdenden Schriften gerückt werden müssten.)

Wobei unzweifelhaft einige Argumente dieser Diskussion auch mal wieder mächtig übers Ziel hinausschiessen:
Den Autoren von „Pipi Langstrumpf „oder „Jim Knopf“ usw. rassistische Ziele unterstellen zu wollen, nur weil sie zu ihrer Zeit gängige Vokalbeln (das N-Wort für Menschen mit dunkler Hautfarbe) verwendet haben, geht mir dann doch zu weit, genau wie ein brandmarken von Rasta-Frisuren und ähnlichem als Merkmal „kultureller Aneignung“ . Mit der undifferenzierten Einführung solcher Nebenschauplätze verwässert man die Diskussion ums Wesentliche nur, denn schliesslich gehts bei Karl May oder Hans Dominik und vielen anderen Autoren aus dieser Ecke ja nicht um irgendwelche Frisurenmoden, sondern um deutlich verwerflichere Inhalte, die unkritisch betrachtet und weiter empfohlen auch heute noch eine Menge Unheil anrichten können.

Und das muss sich baldmöglichst ändern.

Wie auch die offensichtliche Kritiklosigkeit mancher Politiker, die sich nun wieder hinstellen und lautstark verkünden, dass sie sich „ihren Karl May nicht verbieten lassen werden“.
Wieder mal völlig verkennend, dass das ja auch niemand will, sondern dass man auf plakative Äusserungen dieser Art besser völlig verzichten sollte, wenn man nichts sachliches zur Diskussion beitragen kann.

-_-_-_-

Bleibt noch eine Schlussbemerkung, die gleichzeitig auch als Entschuldigung für mein etwas „mageres“ Zitat in dieser Woche dienen mag:
Ich hatte ernsthaft überlegt, Euch in diesem Beitrag als Aufhänger für meine Gedanken ein echtes Zitat von K.M. selbst zu präsentieren, habe diesen Plan aber schleunigst wieder verworfen, weil in den gängigen Zitatesammlungen nur derart Schwülstiges oder Verschrobenes zu finden ist, dass ich mich geschämt hätte, es hier zu veröffentlichen.
Insofern musste also diesmal ein Zitat über ihn reichen.

Und noch eines:
Auch, wenn ich mich hier ziemlich abwertend über K.M. äussere möchte ich keinem von Euch den „Genuss“ seiner Werke vermiesen. Schliesslich seid Ihr alle erwachsen und wisst sicherlich selbst, was Ihr tut.


Dennoch:
Habt alle einen wunderbaren und erholsamen Sonntag und bleibt wie immer gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

dem gerade kein passendes Nachwort einfallen will …..


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