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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Lost Places & andere „Baustellen“

Moin zusammen!

Bei meinen Runden durch Bloggersdorf fallen mir ja auch immer mal wieder Erscheinungen auf, von denen ich nicht so recht weis, was ich davon halten soll:

Etwa Blogs, die schon ewig keine Updates mehr erhalten haben und ähnlich einem „Lost Place“ immer noch da stehen, wie sie vor Jahren von ihren Besitzern offenstehend hinterlassen wurden, teils sogar mit noch immer offener Kommentarfunktion und etlichen unbeantworteten und vergeblichen Kommentaren, in denen sich nach dem Verbleib oder Wohlbefinden des Blogbetreibers erkundigt wird, ohne dass darauf jemals eine Antwort erfolgte.
Wobei es ja durchaus Gründe geben mag, warum jemand von jetzt auf gleich sein Bloggerleben beendet – schwere Krankheiten oder schlimmeres etwa oder auch „akute Unlust“ , Schreibblockaden etc. pp.
Alles sicher nachvollziehbar, aber doch auch etwas respektlos der geneigten Leserschaft gegenüber, wenn die ehemaligen Blogger sich gleichzeitig höchst aktiv auf anderen Plattformen bewegen.
Da sollten sich dann doch vielleicht auch die paar Minuten für ein erklärendes Wort irgendwo finden lassen – oder für den Klick, der nötig ist, um den verlassenen Blog zu schliessen?

-_-_-_-

Was mir auch gelegentlich auffällt:
Blogbetreiber, die wiederholt mehr oder weniger lautstark darüber nachdenken, ihren Blog zu schliessen (und dabei möglicherweise im Stillen hoffen, von ihren Lesern ums weitermachen angefleht zu werden)……
Das kann man sicher machen, aber:
Wenn ich selbst von der Sinnhaltigkeit meines Tuns nicht mehr überzeugt bin oder mir der Spass am Schreiben abhanden gekommen ist, warum sollte ich dann weitermachen, nur weil andere das gerne möchten? Der Sinn dahinter erschliesst sich mir schlicht nicht, zumal, wenns dabei nicht um professionelle Blogs geht, mit denen jemand seinen Lebensunterhalt bestreitet, sondern um rein aus Hobby betriebene Seiten wie diese hier?
Ausser, da betreibt jemand Fishing for Compliments, was auch eine ziemlich fiese Methode ist, um Leser an sich zu binden oder Likes zu provozieren.

Womit für mich auch feststeht, dass ich das „im „Fall des Falles“ sicher anders machen werde:
Dann – und wirklich erst dann – wird es eine kurze Verabschiedung geben und mein Blog ohne weitere Diskussionen und weiteres Herumgeeiere ein für alle mal geschlossen werden und ein paar Tage später offline sein.
Schliesslich müssen ja auch nicht alle „Sünden aus grauer Vorzeit“ auf ewig im Netz lesbar bleiben, wenn man schon nicht mehr dazu stehen mag….

-_-_-_-

Überhaupt, die Likes:
Es mag ja schön sein, viele davon zu bekommen und sich mit ganzen Galerien von Avataren unter seinen Beiträgen schmücken zu können. Schliesslich ist das ja auch eine Form von „positiver Zwendung“, die man als Blogger erfahren kann.
Zumindest, wenn man nur auf die schiere Anzahl guckt.
Pervers aber dann, wenn man über etwas nicht so erfreuliches oder gar ziemlich trauriges schreibt und selbst dann Leute noch ganz ungeniert „Gefällt mir“ klicken, statt vielleicht mal ein Wort des Trostes zu finden.
Spätestens dann stösst mir diese Unsitte doch eher bitter auf, über die meine Liebste mal folgendes schrieb, nachdem wir uns entschieden hatten, dass es in unserem Blogs keinen „Like-Button“ mehr geben wird:

Kleiner Nachsatz noch: Aus Gründen ist die Like-Funktion hier abgestellt. Mir persönlich auch ganz lieb, weil ich mich eh schwer damit tue, wenn Leute immer nur den like-button finden, aber nicht die Zeit, auch mal einen Kommentar da zu lassen. Ich kann damit gut leben, wenn man irgendwie in Kontakt ist, mir fällt auch nicht zu jedem Post was ein. Was ich aber überhaupt nicht mag, wenn man nur likes da lässt, aber nie ein Wort verliert und selber damit möglichst im Verborgenen bleibt. Das hat was von Voyeurismus, der mir noch nie gefallen hat.

Nachzulesen hier

Dem kann ich mich nur anschliessen, zumal ich auch dem Argument mancher „Nur-Liker“ nicht folgen mag, dass man damit ja dokumentiere , den entsprechenden Beitrag gelesen zu haben.
Wenn es mir wirklich darauf ankäme zu erfahren, wie oft meine Beiträge gelesen wurden, könnte ich das auch ohne Probleme in meinen Blogstatistiken finden.
Und da werden sogar die Leser erfasst, die keine Likes hinterlassen haben…..
Insoweit ist diese ganze Likes-Geschichte also durchaus überflüssig.

-_-_-_-

Bleibt noch ein letztes, was mir auf meinen Blogrunden auch immer wieder begegnet:
Diese kleinen gelben Dinger, diese Smilies, die sich seit einigen Jahren wie eine Pandemie im Netz verbreitet haben:
Manchmal gut, um Geschriebenes mit Emotionen anzureichern, manchmal aber auch die Pest, wenn sie überhand nehmen – und regelrecht unangenehm, wenn ein Kommentar zu einem mit viel Mühe und Herzblut geschriebenen Beitrag nur noch daraus besteht, so dass man sich als geneigter Leser ernsthaft fragen muss, was der Kommentator damit wohl gemeint haben könnte.
Zum Glück kommt sowas in unseren Blogs äusserst selten vor (bisher) – und darüber bin ich auch wirklich froh. Allerdings hätte ich auch keine Scheu, die Dinger einfach abzuschalten, wenn jemand dauerhaft auf die Idee kommen sollte, sie als Ersatz für die nicht mehr möglichen Likes zu betrachten.
Zwei, drei Worte in die Tastatur zu hämmern kann doch eigentlich nicht so schwer sein, wenn man seinen Senf dazugeben will – und sind für den Schreiber des Beitrages sicher ein schöneres und respektvolleres Feedback, als einfach einen(viele, ganz viele?) Smilie(s) anzuklicken….

-_-_-_-

Bleibt noch ein kurzes Schlusswort, zumal möglicherweise jetzt auch jemand mein Geschreibsel in den falschen Hals bekommen könnte:

Meine Sätze beziehen sich tatsächlich auf keine konkrete Person und keinen konkreten Blog, sondern geben lediglich einen Eindruck dessen wieder, was mir immer wieder an verschiedenen Stellen im Bloggersdorf begegnet. Und es steht mir auch gar nicht zu, da irgend jemand Vorschriften machen zu wollen, auch wenn mich persönlich manches doch peinlich berührt, was ich da beobachte.

Denn es hat aus meiner Sicht auch ein wenig mit gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Wertschätzung zu tun – die natürlich auch in zwei Richtungen gelten sollten. Sowohl als Schreiber und Betreiber eines Blogs als auch als Leser anderer Blogs finde ich es wichtig, sich dies auch immer mal wieder zu vergegenwärtigen.
Beinahe alle Blogs (vielleicht mit Ausnahme einiger Influenzer-Seiten, auf denen es vor allem um Product-Placement geht) leben nun mal von der Kommunikation zwischen Schreiber und Leser und damit vom Geben und Nehmen in Form von Dialogen, die darüber entstehen. Schon deshalb ist es nach meinem Empfinden einfach keine „feine Art“, seine Leser stumpf im Regen stehen zu lassen, sich ihre Zustimmung zu erbetteln oder sich als „Konsument“ als einziges Feedback lediglich auf Likes und Smilies zu beschränken.
Schliesslich wollen wir doch alle nicht, dass unsers Bloggerdorf irgendwann zu einem Ableger von Facebook oder TicToc verkommt, wo nur die schiere Anzahl an „Feedback per Mouse-Klick“ zählt?

Sollte es jemals soweit kommen, wäre mein Blog jedenfalls dicht…..


Soweit mein „Wort zum Montag“.
Bleibt alle gesund und behütet und habt eine wunderbare Woche.
Wir lesen uns !

Euer Wilhelm,

der heute mal ganz bewusst auf alle Smilies verzichtet hat, sich aber trotzdem auf Eure Kommentare zu seiner kleinen Provokation freut


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