Und nochmal: „Hallo zusammen!“
Gerade bin ich bei meiner nachmittäglichen Runde durch meinen Newsreader über eine Meldung gestolpert, von der ich nicht so recht weiss, ob sie mich mehr schockiert oder mehr amüsiert – wobei der Gegenstand dieser Meldung schon eher ein trauriger ist:
In Bremerhaven ist letzte Nacht ein Teil der unter Denkmalschutz stehenden Nordmole in sich zusammen gebrochen. Deshalb steht der sich darauf befindliche alte Leuchtturm nun schief und droht umzukippen:
Soweit die Fakten, die gleichzeitig abbilden, wie traurig es in unserem Land um den Denkmalschutz bestellt ist, selbst wenn sich ein Gebäude wie dieser Leuchtturm in öffentlicher Hand befindet und schon seit mehreren Jahren bekannt ist, dass sowas passieren könnte – ähnlich wie bei der „Seute Deern“ , einem denkmalgeschützten Museumsschiff, das – ebenfalls in Bremerhaven – vor einiger Zeit gesunken ist und nun wohl abgewrackt wird, weil auf Seiten der öffentlichen Hand niemand das Geld für eine Restauration aufbringen wollte.
Natürlich ist Geld in den öffentlichen Haushalten knapp – und vermutlich steht der Denkmalschutz da ganz weit unten auf der Prioritätenliste – aber trotzdem dürfte es doch eigentlich nicht soweit kommen, dass solche Wahrzeichen so vergammeln können, dass sie am Ende unrettbar verloren sind?
Wobei das sicher nicht nur ein typisches Bremer Problem ist, sondern auch bei uns in Hamburg zu beobachten, genau wie im ganzen Rest der Republik, wo nicht nur Denkmäler, sondern auch viele andere Gebäude in öffentlichem Besitz verfallen und dem Untergang preisgegeben werden…
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Zusätzlich kommt im Falle des Bremerhavener Leuchtturmes jetzt aber auch noch ein anderer Aspekt ins Spiel, den ich gelinde gesagt makaber und auch ziemlich bedenklich finde (danke an meine Liebste für diese Vokabeln).
Wenn Ihr Euch das Bild weiter oben in diesem Beitrag genau anseht merkt ihr vielleicht auch schon was ich meine:
Das ist ein Screenshot auf aus einem Livestream, den der NDR (genauer Radio Bremen) zusätzlich zu seinen ständig aktualisierten Meldungen über das Drama schon seit einigen Stunden ausstrahlt, damit der geneigte Bürger Live und in Farbe zugucken kann, wenn der Turm sich „endlich“ auf die Seite legt….. Vermutlich über Nacht auch noch in hellstem Lichte angestrahlt, damit man auch im Dunklen alle Details des Debakels wahrnehmen kann.
Mehr Sensationshascherei geht doch wohl nicht, oder?
Zumal sich dieser Stream ohne weiteres auch ganz einfach anderweitig einbinden lässt, weil man dies nicht technisch unterbunden hat : Bei Facebook, bei Twitter, bei Instagram und Youtube können Leute ihn teilen und auch in diesem Blog wäre es problemlos möglich gewesen, jeden der vorbeikommt live an der Elegie des Turmes ( und damit an der Schande des Bremer Denkmalschutzes) teilhaben zu lassen.
Für mich ein wenig „too much“, wie ich zugeben muss.
Schliesslich muss man ja die gnadenlose Sensationsgier mancher Menschen nicht auch noch füttern….
Wenn sowas erst mal zur Regel wird, ist der Schritt auch nicht mehr weit, um Livestreams auch von Katastrophen auszustrahlen, bei denen Menschen in höchster Gefahr sind.
Und dafür gibts von mir ganz klar einen Daumen nach unten.
Habt dennoch alle eine schönen Abend und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns
Euer Wilhelm,
der schiefe Türme nur in Pisa gut findet und Liveberichterstattung von Katastrophen nicht gutheissen mag.
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