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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Zero – Sie wissen, was Du tust
Roman

Und nochmal:

Hallo, Ihr Alle!

Jetzt habe ich mich ja ein paar Tage lang davor gedrückt, aber nun will ich doch mal noch ein paar Worte über das Buch verlieren, das in den vorletzten beiden Wochen auch als Grundlage für meine Sonntagszitate (1) (2) herhalten musste:


Zero – Sie wissen, was Du tust
von Marc Elsberg

Ein Buch, das auf den ersten Blick ein wenig an Orwells „1984“ erinnert, aber doch in vielem deutlich subtiler ist und eine Gegenwart beschreibt, in der „allgemeine Überwachung“ ganz normal ist, ja sogar von vielen Bürgern gewünscht und gefördert wird, in dem sie ihre Daten freizügig in „sozialen Netzwerken“ und auf obskuren Ranking-Plattformen hinterlegen – durch Postings, über automatische Standortbestimmungen, durch Live-Videos, aufgenommen mit neuartigen Datenbrillen, über Online bestellte Waren und über Vitaldaten, wie sie von Fitnesstrackern aufgezeichnet werden – aber auch aufgezeichnet durch smarte Haushaltsgeräte wie beispielsweise Kühlschränke, die selbstständig Waren bestellen können und damit auskunft über unser Konsumverhalten geben.
Vielfältige Daten also, die förmlich danach schreien, miteinander verknüpft und ausgewertet zu werden, um damit Einfluss nehmen zu können und das Leben der Menschen zu manipulieren:

Wobei es in „Zero“ nicht (wie in „1984“) der Staat ist, der als „Big Brother“ auftritt, sondern ein international agierendes Wirtschaftsunternehmen, dass mit seinem Datenpool nicht nur eigene Produkte zu verkaufen gedenkt, sondern auch massiven Einfluss auf politische Entscheidungen und wirtschaftliche Entwicklungen nimmt.

Das Szenario:

Kernstück dabei sind geheime Algorithmen, um die gesammelten Daten jedes einzelnen Menschen zu werten (vorgeblich, um ihm bei der eigenen Selbstoptimierung zu helfen, für die Dutzende von Apps als Ratgeber für alle Lebenslagen bereitgestellt werden), die im Hintergrund aber so fein reguliert werden können, das es einer „Fernsteuerung“ (bis buchstäblich in den Suizid hinein) gleich kommt.
Das Vehikel dazu ist ein öffentliches Rankingsystem, in dem Milliarden von Menschen erfasst sind und ihren Rang – gefiltert nach allen möglichen Parametern – selbst ablesen können, quasi als „Erfolgskontrolle“ für ihre Optimierungsbemühungen.

Klar, dass dadurch auch eine Konkurrenz entsteht, denn jeder will ja möglichst der Beste sein. (wer würde das nicht wollen?)

Das dumme daran ist allerdings, dass dieses Bewertungssystem alles andere als objektiv ist, weil die zugrunde liegenden Algorithmen manipuliert werden können – je nachdem, was den Interessen der Datenkrake gerade förderlich ist:
Dazu werden einzele – dem Kornzern hilfreiche Menschen massiv gepuscht und andere vernichtet, wenn sie den Konzerninteressen Schaden zufügen könnten.

Das ist also die Umgebung, in der die ebenso spannende wie besorgniserregende Handlung dieses Buches spielt – gemessen an den technischen Möglichkeiten eigentlich gar nicht soweit weg von dem, was wir heute auch schon haben:

Beinahe alle Elemente dafür gibt es ja auch heute schon in unserem Altag – man denke etwa an Facebook und andere soziale Netzwerke, wo wir alle ohne Hemmungen inimste Daten und Bilder preisgeben, an Messenger, die jede Nachricht mitlesen, an Livestreams, wie sie immer häufiger zu finden sind und an Rankingsysteme, die (wenn auch verdeckt) ebenfalls schon eingeführt sind.
Und auch unsere Fitness-Uhren und smarten Haushaltsgeräte geben genau wie unsere Handys heute schon vieles über uns preis, was zweifellos auch für alle Ewigkeiten in irgendwelchen Datenbanken landet.
Lediglich diese weitgehende Verknüpfung fehlt dafür also noch—–oder?

Die Handlung:

Die Geschichte selbst lässt sich durchaus mit einem herkömmlichen Krimi vergleichen, auch wenn sie natürlich in ihren Details auf dem oben beschriebenen Szenario aufbaut. Insofern passt auch der Klappentext ganz gut in seiner Zusammenfassung und erspart mir, ausführlicher darauf einzugehen:

London. Bei einer Verfolgungsjagd wird ein Junge erschossen. Sein Tod führt die Journalistin Cynthia Bonsant zu der gefeierten Internetplattform Freemee. Diese sammelt und analysiert Daten – und verspricht dadurch ihren Millionen Nutzern ein besseres Leben und mehr Erfolg. Nur einer warnt vor Freemee und vor der Macht, die der Online-Newcomer einigen wenigen verleihen könnte: ZERO, der meistgesuchte Online-Aktivist der Welt. Als Cynthia anfängt, genauer zu recherchieren, wird sie selbst zur Gejagten. Doch in einer Welt voller Kameras, Datenbrillen und Smartphones kann man sich nicht verstecken …

Meine Einschätzung:

Tatsächlich ist es hauptsächlich das Szenario, was die grosse Fasination diesesThrillers ausmacht. Denn damit wird ein Bild aufgebaut, das uns allen bekannte Realitäten neu zusammensetzt und zeigt, was möglich wäre, wenn (was Gott verhüten möge) jemand solch eine idee wirklich konsequent umsetzen würde..

Lobenswert in dem Zusammenhang die Form, in der das im Buch „rüberkommt“:
Spannend und schnell geschrieben und gleichzeitig mit soviel realen Hintergrundinformationen gespickt, dass einem Angst und bange werden kann – zeigt es doch, dass es kaum ein Entrinnen gibt, wenn sich die Trends fortsetzen, die sich aktuell in unserer Welt schon abzeichnen…
Einziger kleiner Wermuthstropfen dabei das (obligatorische???? – Achtung Spoiler!!) Happy-End, welches für meinen Geschmack etwas zu süsslich ausgefallen ist.

Aber das ändert auch nichts an meiner Bewertung mit fünf Sternen und dem Wunsch nach einer Fortsetzung – die es leider (noch?) nicht gibt:

Doch zum Glück hat der Herr Elsberg ja noch ein paar Bücher mehr geschrieben B-)

-_-_-_-

Bleibt in dem Zusammenhang noch eine Pressemeldung, die gerade gut passt:

….Texas verklagt Meta auf tausende Milliarden US-Dollar, weil Meta mit automatischer Gesichtserkennung milliardenfach gegen texanisches Recht verstoßen haben soll. Die Vorwürfe richten sich gegen Facebook, das seit über einem Jahrzehnt hochgeladene Fotos automatisch biometrisch gerastert hat, sowie gegen Instagram:
Die Foto-Plattform soll einerseits versprechen, vor Einführung von Gesichtserkennung zu warnen, tatsächlich aber heimlich alle hochgeladenen Bilder der konzerneigenen Gesichtserkennung unterziehen.

Dem nicht genug, Meta soll biometrische Daten auch noch mit Dritten teilen…….

Heise Online am 15.02.2022

Was mal wieder zeigt, das nichts unmöglich ist….. :-(


Und trotzdem:
Bleibt optimistisch, habt einen zauberhaften Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der zwischenzeitlich schon zwei Bücher weiter ist B-)


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Musik: Fury in the Slaughterhouse

Moin, Ihr alle!

Und ich dachte, die Herren wären schon lange im Vorruhestand:
Fury in the Slaughterhouse, gergründet Mitte der 80er in Hanover und ab Mitte der 90er häufiger Gast auf meinem Plattenteller, nachdem ich das erste Mal diesen Titel im Autoradio gehört hatte:

Fury in the Slaughterhouse – Radio Orchid

Schliesslich war das Musik, die für mich wirklich gut in die Zeit passte und mit ihren rockigen Arrangements und der markanten Stimme des Frontmannes und Lead-Sängers Kai Wingenfelder wohltuend aus dem Musikbrei jener Tage herrausstach, wie auch das ganze Album, welches ich mir damals direkt gegönnt habe:

Aber danach kam dann leider nicht mehr viel „Dickes“ von der Band (oder mein Musikgeschmack hatte sich gewandelt?) – so dass ich kaum noch weiter verfolgt habe, was „Fury“ in der Folgezeit gemacht hat.
Was kein allzugrosser Fehler war, denn – so musste ich gerade feststellen: irgendwie klingen alle direkten Folgealben zu Mono sehr ähnlich und lassen vermuten, dass da doch sehr versucht wurde auf der Welle weiter zu reiten, die Mono unzweifelhaft ausgelöst hat.
Zwar war jedes weitere Album durchaus „hörbar“ für mich, aber der richtige Kick kam dann eben dabei doch nicht rüber…

-_-_-_-

Ganz anders allerdings mit einem Livemitschnitt, der im Sommer 2020 während eines „Drive In Konzertes“ entstanden ist, das wohl den geltenden Corona-Massnahmen geschuldet war und zeigt, dass die Jungs durchaus noch Feuer haben:


Fahrvergnügen
Drive In Concerts 2020

Das klingt tatsächlich so, wie ich sie damals in den 90er beim einzigen Livekonzert erlebt habe, das ich von ihnen gesehen habe , seinerzeit völlig begeistert von den teils beinahe Country-oder gar Grunge-lastigen Live-Arrangements ihrer Lieder.
Ein schönes Beispiel dafür dieser Titel hier, den ich bewusst nicht beschnitten habe.
Samt Hupkonzert statt Beifall am Schluss:

Fury in the Slaughterhouse – Trapped Today, Trapped Tomorrow (live)

Das fand ich dann doch wieder ausgesprochen hörenswert – zumal ich für gute Live-Musik ja immer zu haben bin…..
Kurz und gut also:

Fury Lebt !

(auch nach über 30 Jahren im Schlachthof :-) )
Grund genug, mich jetzt doch nochmal durch die aktuelleren Alben zu hören

(und wie immer: Ein Klick aufs Bild bringt euch direkt zum jeweiligen Album bei Spotify)


Habt alle einen zauberhaften Tag und bleibt gesund und behütet
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm


-516-