– – tageweise unsortiertes – –
„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Zitat 14/23: Nach Hause kommen

Guten Abend am Samstagabend!

Heute war ich lange unterwegs auf einer ausgiebigen Rollertour – viel länger, als ursprünglich geplant.
Und das war wirklich schön, so durch die sommerliche Landschaft zu rollern und die Gerüche einzuatmen, die dabei in der Luft liegen: Frisch gemähtes Heu, die Düfte im Wald, Landluft, wenns durch die Dörfer ging .
Auch an meinem Lieblingsee habe ich lange gesessen,

habe dem Glucksen des Wassers zugehört, den Vögeln, den (wenigen) Fröschen, habe Libellen beobachtet und Wasservögel.

Und später, an der Elbe:
Die Weite, der Blick in die Ferne, der Geruch des Schlicks und das leichte Säuseln des Windes:

Mehr brauche ich eigentlich nicht, um einen schönen Tag zu haben!
Einfach nur durch die Gegend bummeln können, ohne zu wissen, wo ich ankomme, ohne ein festes Ziel zu haben oder eine Vorgabe, wann ich wo zu sein habe. Einfach nur das geniessen können, was der Tag mir bietet.

Oder doch?

Denn so wunderbar es auch ist, so ungeplant und frei unterwegs sein zu können, so gut ist es auch, am Ende des Tages nach Hause kommen zu können, am endgültigen Ziel des Tages zu sein:

„Man kommt nie zuhause an, wenn man sich nicht auch mal davon entfernt“

( Aus: „Der Junge muss an die frische Luft – Autobiographie“ von Hape Kerkeling)

Mag sein, dass der Herr Kerkeling diesen Satz etwas anders gemeint hat als ich ihn verstehe.
Diesen Satz, der als Anfang über einem Kapitel seines Buches steht – mag auch sein, dass er sich da auf längere Abwesenheit bezieht, auf Wochen oder Monate.
Aber trotzdem passt er heute auch gut für mich, auch wenn ich nur ein paar Stunden unterwegs war:
Denn mein Zuhause, das ist mein sicherer Ort, wo ich jedes Ding kenne, wo unsere Katzen sind und meine LIebste, wenn sie nicht gerade in der Ferne weilt…..
Aber selbst dann ist sie da, in allem, was in meinem Zuhause ist.

Und ganz sicher passt es auch für meine Liebste, wenn sie übermorgen wiederkommt :redheart:


Habt allesamt einen angenehmen ruhigen Abend , einen erholsamen Schlaf und zauberhafte Träume;
habt auch ein schönes, entspanntes restliches Wochenende und bleibt wie immer gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der Beides mag: Losfahren und wieder nach Hause kommen……


-977-

Zitat 13/23: aus dem Klo gesoffen

Guten Morgen Euch allen!

Draussen herrlichster Sonnenschein und eigentlich Anlass zu einem feinen Ausflug, aber heute wohl nicht für mich.
Denn irgendwie geht es mir heute nicht so gut, nachdem ich vor eine Woche begonnen hatte, das zweite Rheumamedikament wieder einzunehmen, das ich wegen meiner OP seit Februar pausiert hatte:
Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, latente Übelkeit und irgendwie schlapp – also keine guten Voraussetzungen, um sich länger auf den Roller oder ins Auto zu setzen…. und Grund für mich, nochmal verschärfter darüber nachzudenken, ob ich das Zeug nicht wieder absetze und die Prozedur des Ausspülens auf mich nehme, die nötig ist, um den Wirkstoff wieder aus dem Körper zu bekommen.
Zumal es mir ja auch ohne das Zeug in Bezug auf meine Rheumasymptomatiken eigentlich ganz gut ging…..

-_-_-_-

Aber das nur am Rande, bevor ich zu dem komme, was eigentlich Thema dieses Beitrags werden sollte:

ARD-Deutschlandtrend vom 02.06.2023

Denn bei dieser aktuellen Statistik kann einem ja erst richtig schlecht werden angesichts der Stimmenverteilung die sie zeigt mit einer Kackblauen , als Verdachtsfall für Verfassungsfeindlichkeit klassifizierten „Partei“ auf dem gleichen Niveau wie die immer schwächer werdende SPD, die immerhin den aktuellen Kanzler stellt. Und die „Schwarzen“ einsam an der Spitze, die Grünen abgestraft, während die eigentlichen Quertreiber in der Regierung (die nicht unwesentlich Schuld am traurigen Bild sind, was die Regierungskoalition gerade abgibt) auf gleichem Niveau bleiben wie vorher, so als ob nichts wäre….
Wobei es wohl hauptsächlich die Unzufriedenheit mit der Arbeit der Regierungs-Koalition ist, welche die potentiellen Wähler mehr und mehr in die Arme der Kackblauen treibt, obwohl die Mehrheit davon bei der Befragung angaben, die eigentlichen Ziele dieser „Partei“ gar nicht zu teilen…
Was mir (obschon genauso unzufrieden) dennoch völlig unverständlich bleibt – oder wie meine Liebste es gestern kurz und treffend in einer Frage formulierte, als wir die ersten Meldungen zum aktuellen Deutschlandtrend im Autoradio hörten:

„Ihr sauft wohl auch in der Kneipe noch aus dem Klo, wenn Euch das Bier nicht schmeckt?“

Frau Momo am 02.06.23

Dem ist eigentlich kaum noch was hinzu zu fügen. :wacko:


Dennoch:
Lassen wir uns das Wochenende nicht verderben. Habt also einen schönen Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der trotzdem versuchen wird, das Beste aus diesem Tag zu machen……. auch wenn die Liebste heute wohl alleine losziehen muss :cry:


-968-

Wesselburener Impressionen

Guten Morgen an diesem sonnigen Freitag!

Manchmal ergeben sich schon komische Zufälle – wie etwa vorgestern, als wir mal wieder Richtung Norden unterwegs waren, damit die Liebste noch ein paar Vogelbilder in den Kasten bekommt.
Aber darüber wird sie nachher noch selbst berichten, zumal ich selbst nur noch selten eine Kamera in die Hand nehme und – zumindest in diesem Metier der Naturfotografie – schon lange kein glückliches Händchen mehr habe. Weshalb ich mich auch bei solchen Unternehmungen inzwischen mehr auf die Rolle des Chauffeurs, Beobachters und Begleiters in allen Lebenslagen beschränke, der allerdings langsam auch dem Virus der Ornithologie verfällt, auch wenn er das meisste Flattervieh nicht mit Vor- und Zunamen benennen könnte..

Aber darum soll es in diesem Beitrag ja auch nicht gehen, sondern viel mehr um eine kleine und mir bis dato völlig unbekannte, aber wirklich nette Anekdote aus dem Leben des Dichters Friedrich Hebbel, dessen Geburtsort im Dithmarscher Wesselburen wir eigentlich nur aus dem Grund einen Besuch abgestattet hatten, weil wir dort ein wenig bares Geld aus dem Automaten ziehen wollten.

Schliesslich mussten wir bei unseren Besuchen im Norden ja schon öfter die unschöne Erfahrung machen, das Kartenzahlung vielerorts nicht möglich ist und einzig Bares Wahres ist, wenn um den Erwerb eines kleinen Imbisses oder auch nur eines Bechers Kaffees geht :wacko:

Was uns ganz nebenbei auch noch in einen kleinen Kunstgewerbeladen führte, der sich direkt neben der Bank am Wesselburener Marktplatz befindet – und damit zum Erwerb eines schicken, wärmenden Hoodies für meine Liebste (gut zum Drunterziehen beim Rollerfahren) und uns gleichzeitig auch noch auf die Spur eben jener kurzen Geschichte führte, die ich weiter unten noch als Zitat im Volltext einfügen werde.

(Der gute F. Hebbel ist ja schon so lange tot, dass ich das einfach machen kann, weil die Geschichte inzwischen auch keinem Copyright mehr unterliegt).

Denn der Herr Hebbel hatte keinen Vogel, sondern ein zahmes Eichhörnchen als Haustier, zu dem er offenbar eine wirklich liebevolle Beziehung pflegte – was nicht nur Anlass für eben jene Anekdote war, sondern auch für die Stadt Wesselburen, seinen Namen und dieses Tierchen als Logo für ihr touristisches Marketing zu nutzen:

(Und übrigens auch als Kaufargument für den mit diesem Motiv bedruckten Hoody herhalten durfte, weil meine Liebste diese Tiere ebenfalls sehr mag, gerne und reichlich mit Nüssen versorgt und gelegentlich zum Motiv ihrer fotografischen Aktivitäten nimmt, falls sich gerade nichts Gefiedertes bietet.

Wunderbare Beispiele dafür gibts bei ihr ja einige zu sehen)

Also Anlass genug für mich, den zugehörigen Text mal als Ganzes zu suchen, nachdem schon einige mich sehr ansprechende Sätze daraus im Schaufenster des Wesselburener Tourismus-Vereines zu lesen waren…

-_-_-_-

Aber nun genug der Vorrede, lassen wir doch jetzt den Herrn Hebbel selbst zu Wort kommen und schauen uns an, was er – offenbar zusammengefasst aus mehreren Briefen – über seinen possierlichen Mitbewohner mit dem buschigen Schwanz zu erzählen hatte :

Das Eichhörnchen

Wir haben ein kleines Eichkätzchen, das uns allen unendliche Freude macht.

Wir drei – ich, meine Frau und das Kind – können mit ihm machen, was wir wollen. Es läßt sich alles gefallen, im Schlaf wie im Wachen. Aber wenn eine der Mägde sich ihm nähert oder es gar berührt, weist es sie durch die possierlichsten Töne des Unwillens und des Zorns zurück, und wenn das nicht hilft, bedient es sich seiner Zähnchen.

Größer geworden, nahm es, wie es mir des Morgens immer ins Bett gebracht wurde, regelmäßig an unserem Abendessen teil, kostete überall, speiste auf das zierlichste, trug in den ersten anderthalb Jahren, später nicht mehr, Nüsse und Zucker beiseite, schleppte oft eine ganze Semmel den Fenstervorhang hinauf und versteckte sie oben in der Brüstung, glitt dann wieder herunter, knäulte die Servietten in seinem Mäulchen zusammen, trug sie, eine nach der anderen, in den Schoß meiner Frau, stürzte sich zuletzt selbst hinein und bedeckte sich damit.

Dagegen sang es in der Frühe, beim Kaffee, so lieblich wie ein Vogel und modulierte die Stimme auf das mannigfaltigste. Wenn das Stück Zucker, das es zu seiner Semmel erhielt, zu groß war, trug es den Rest selbst in den Zuckerkasten zurück und vergrub ihn unter dem anderen Zucker. Dreimal war es mit in Gmunden. Dort schlief es das erste Jahr in seinem Käfig, der nachts vor meinem Bett stand und aus dem es des Morgens, die kleinen Arme auf die Tür gestützt, wie ein Müllerknappe hervorschaute, später in einem Wandkorb, auf den es gleich wieder zustrebte, als wir zurückkehrten. Setzte ich es in einen Baum, so kletterte es hinauf, sah sich um, probierte eine Zwetschge, betrachtete die Vögel, die es verwundert umkreisten, und glitt dann in meine Hand zurück. Setzte es sich auf die Erde, so hüpfte es auf dem gebahnten, mit Sand bestreuten Wege mit unendlicher Eile ins Haus zurück.

Mit diesem lieben Tierchen teile ich eben eine Haselnuß. Es hält sie im Mäulchen, ich beiße die Hälfte ab, es läßt es ruhig geschehen. Kann es weitergehen?

Wenn das Eichkätzchen reden könnte, welche wunderlichen Gedanken über Sonnenschein und Duft würden wir vernehmen?
Wenn Du mich jetzt schreiben sähest, würdest Du Deinen Spaß daran haben. Mein kleines Eichkätzchen will den Brief durchaus nicht zustande kommen lassen. Bald zupft es an der Feder, bald hüpft es über das Papier, und wenn ich das Tintenfaß nicht immer zudeckte, würde es gewiß seine Pfötchen hineintauchen und Dir ein Autograph mitschreiben. Hast Du je ein solches Tierchen in der Nähe gehabt? Ich kenne nichts Anmutig-Possierlicheres; wir haben das unsrige schon zwei Jahre, und es macht uns sehr viel Vergnügen, denn es ist so zahm, daß es die Hand leckt und hinterherläuft wie ein Hündchen.

……..

Der gestrige Tag war ein sehr trauriger für uns alle; unser Liebling ist verschieden, kaum drei Jahre und einige Monate alt. Erst zwei Tage bin ich von einer Reise zurück, alle meine kleinen Zwecke habe ich erreicht, eine neue, schönere Wohnung hat mich empfangen, aber ich wollte, das alles wäre anders und das liebe Geschöpf lebte noch. Wieder etwas vorüber, und diesmal etwas Himmlisch-Schönes, das so nicht wiederkehrt!

Das Tier war so einzig, daß es jedermann wie ein Wunder vorkam und mir wie eine Offenbarung der Natur. Ich werde nie wieder eine Maus oder auch nur einen Wurm zertreten, ich ehre die Verwandtschaft mit dem Entschlafenen, sei sie auch noch so entfernt, und suche nicht bloß im Menschen, sondern in allem, was lebt und webt, ein unergründliches göttliches Geheimnis, dem man durch Liebe näherkommen kann.

So hat das Tier mich veredelt und meinen Gesichtskreis erweitert. Wenn ich nun aber gar die Unsumme von Freude und Heiterkeit aufzählen sollte, die es für seine paar Nüsse und seinen Fingerhut voll Milch ins Haus brachte, so würden wir wie arme Schlucker dastehen, die ihre Schuld nie bezahlen können.

Gefunden hier: tierpark.lauftext.de

Ist doch irgendwie schön, oder?
Wobei ich schon beim Lesen der ersten Zeilen im Schaufenster ein wirklich buntes Kopfkino hatte, das mehr und mehr zum Staunen wurde, je mehr vom ganzen Text ich las. Denn das ist wirklich herzerwärmend und um so erstaunlicher, wenn man weis, mit welchen Inhalten sich Hebbel ansonsten abgegeben hat. (Wikipedia hilft da gerne weiter)

Ausserdem gilt das , was Hebbel da schreibt, ja ähnlich auch für andere pelzige Hausgenossen wie etwa unsere Katzen mit ihren vielen liebenswerten Eigenschaften, die fast die gleichen Gefühle in mir wecken und ohne die ich mir ein Leben ebenfalls nur schwerlich vorstellen könnte.
Denn auch die sind ja ein Wunder der Natur, ohne wenn und aber….


In diesem Sinne:
Habt einen feinen, sonnigen Tag – und bleibt auch heute gesund und behütet
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

für den die Entdeckung dieses Textes alleine schon den Besuch in Wesselburen wert war….


-967-

Die Strasse gleitet fort und fort

Guten Morgen am Pfingstmontag

Es gibt ja so Momente, das passt einfach alles.
So wie letztes Jahr, als ich eher zufällig auf einer Rollertour den Appelbecker See entdeckt habe – und auch so wie gestern, als wir – eigentlich in bekannten Gefielden unterwegs (in den Elbmarschen südlich von Geesthacht) – uns ausnahmsweise mal auf unbekanntes Terrain vorgewagt haben und eine Stelle entdeckten, die spontan zu einem meiner Lieblingsplätze wurde:

Ein kleiner Hügel, eigentlich ein alter Binnendeich, der von Süden aus gesehen eigentlich ganz unspektakulär ausah, aber nach einem leichten Anstieg des Wirtschaftweges ein wirklich bezaubernden, völlig unerwarteten Ausblick bot. Über weites, flaches Marschland hinweg und über die Elbe (die man hier nicht sieht) bis hin zur Endmoränen-Landschaft und zum Sachsenwald auf der nördlichen Elbseite:

Darüber der weite blaue Himmel mit einer Herde Schäfchenwolken, die langsam vorbei zieht.
Also ein Bild, wie gemalt mit seinem dekorativen, solitär stehendem Baum und dem Wasserwagen im Vordergrund.
Traumhaft schön, zum Verweilen einladend und mit einer Stille, in der ausser gelegentlichem Vogelgeschwitzer aus dem Buschwerk in unserem Rücken nichts zu hören war.

Grund genug, ein Weilchen hier zu bleiben, sich auf die Bank zu setzen (die jemand netterweise hier aufgestellt hat) und Landschaft und Stimmung einfach wirken zu lassen, um danach auch noch den kleinen Tümpel jenseits des Deiches zu erkunden, der nicht weniger zauberhaft ist:

Ein ehemaliger Mühlentopf, ein Überbleibsel des alten Entwässerungssystemes, aus dem das Wasser der früher sehr feuchten Marschniederung in die Ilau gepumpt wurde, das Flüsschen, das wir gerade vorher auf einer kleinen Brücke überquert hatten. Mindestens genauso beschaulich wie die Aussicht vom Rücken des Deiches und für sich genommen auch schon eine kleine Pause wert.

Und beides zusammen sicher ein Grund, hier öfter mal die gewohnten Pfade zu verlassen, die uns bisher immer nördlich oder südlich dieses besonderen Ortes vorbei geführt haben – nicht ahnend, welches Kleinod die Landschaft nur einen kleinen Kilometer weiter für uns bereithält.

Denn dieser Platz lädt wirklich zum Innehalten ein und die Bank vor dem kleinen Gebüsch auf dem Deich wird mich noch öfter als Gast begrüssen dürfen – das ist mal sicher.

Nur stellt mir dann hoffentlich nicht wieder so ein Depp seinen blöden blauen Roller mitten in die Aussicht:

-_-_-_-

Bleibt noch die Erklärung für die Überschrift, die ich Euch wohl noch schuldig bin:

Es ist eine Zeile aus einem Gedicht von J.R.R. Tolkin, das am Anfang des Herrn der Ringe steht und mir gestern auf der Bank sitzend spontan wieder einfiel:

Die Straße gleitet fort und fort,
Weg von der Tür, wo sie begann,
Weit überland, von Ort zu Ort,
Ich folge ihr, so gut ich kann.
Ihr lauf ich raschen Fußes nach,
Bis sie sich groß und breit verflicht.
Mit Weg und Wagnis tausendfach.
Und wohin dann? Ich weiß es nicht.

Ein Gedicht, was ich schon immer sehr mochte und das gelegentlich auch Triebfeder war, einfach mal zu gucken, was sich hinter der nächsten Ecke oder abseits der bekannten Wege noch so offenbart.
Und auch gestern passte es mal wieder ziemlich gut, oder?


Deshalb:
Habt alle heute einen zauberhaften Feiertag und findet – wenn möglich – einen neuen Lieblingsort, so wie es uns gestern gelungen ist.
Und bleibt auch heute gesund und behütet!

Eurer Wilhelm :-)

Wir lesen uns…… :bye:


-962-

Zitat 12/23: Völlig bekloppt

Mahlzeit zusammen!

Als ich gestern dieses Zitat gelesen habe, dachte ich einen Moment, dass das wohl nicht wahr sein könnte:

„Ich finde das völlig bekloppt, sich irgendwie an ein Bild festzukleben oder auf der Straße.“

Bundeskanzler Olaf Scholz im am 22.Mai vor Schülern in Kleinmachnow
(Quelle: RBB)


Da erdreistet sich doch tatsächlich ein Bundeskanzler, der selbst herzlich wenig für die Erreichung von Klimazielen tut, Menschen völlig abwertend zu titulieren, die eigentlich nicht mehr fordern, als dass sich die Regierung nun endlich mal in Bewegung setzt, um ihren vorgegebenen Staatszielen nachzukommen und die Dinge auf den Weg zu bringen, die jetzt dafür dringend erforderlich wären – und das auch ausgerechnet noch vor Schülern, die in ein paar Jahrzehnten die Hinhaltetaktik und die Schludrigkeiten ausbaden werden müssen, die momentan auch von seiner Regierungskoalition an den Tag gelegt wird…
Was ich persönlich viel bekloppter finde als Menschen, die mit ihren Klebeaktionen ein paar Stunden lang den Verkehr aufhalten, weil dann für die Generationen nach uns mit Sicherheit ein vielfach höherer Schaden entsteht als jetzt für uns , wenn Menschen mal ein paar Stunden im Stau stehen.

-_-_-_-

Völlig bekloppt – um mal bei den Vokabeln unseres Kanzlers zu bleiben – finde ich auch den Aktionismus einiger Staatsanwaltschaften, aus den eigentlich harmlosen und bisher weitgehend gewaltfreien Klebeaktionen nun das Werk einer „Kriminellen Vereinigung“ machen zu wollen, obschon die Fachleute darüber gerade noch heftig streiten, ob die Worte des §129 STGB diesen Straftatbestand für die Aktionen der „letzten Generation“ überhaupt hergeben und eine grosse Zahl von Juristen das ganz anders sieht:

Dass bei Protestaktionen der „Letzten Generation“ teilweise Straftaten begangen werden, daran gibt es kaum Zweifel. In mehreren Urteilen und Strafbefehlen wurden Straßenblockaden beispielsweise als strafbare Nötigung eingestuft. Die Gruppe selbst schreibt auf ihrer Internetseite, dass eine Verfolgung wegen Straftaten möglich ist, wenn sich Personen bei den Aktionen beteiligen.

Doch ob die strafbaren Handlungen wirklich Hauptziel der Gruppe sind, ist fraglich. Die Gruppe will in erster Linie die Politik zu einer klimafreundlicheren Politik bewegen. Sogar die Staatsanwaltschaft Berlin hatte in einem Beschluss festgestellt, dass zumindest die Anliegen der Aktivisten „im Einklang mit der Staatszielbestimmung des Schutzes der natürlichen Lebensgrundlagen stehen.“

ZDF.de


Federführend dafür mal wieder die Bayern mit LKA und Generalstaatsanwaltschaft (beides dem Justitzministerium unterstellte Behörden und jeglicher unabhängigen richterlichen Entscheidung vorgreifend, die allein feststellen könnte, dass es sich tatsächlich um eine kriminelle Vereinigung im Sinne des Gesetzes handelt) – genau das Bayern übrigens, wo zahlreiche Schmiergeldaffären und politischer Filz (die viel eher in diesen Straftatbestand passen würden) als Kavaliersdelikte mit minimalen Geldstrafen (und oft auch noch zur Bewährung) abgeurteilt wurden – und natürlich auch dabei die Brandenburger und Sachsen , in deren Länder Neonazis (auch die in den Parlamenten) mit ihren ausländerfeindlichen Gruppierungen gehätschelt und immer noch mit Samthandschuhen angefasst werden, statt endlich mal klare Kanten und Grenzen aufzuzeigen.

Wobei die bundesweite Razzia gestern tatsächlich der Oberhammer war, weil man damit sicher nicht erreicht, dass die Klebeaktionen aufhören, sondern viel eher, dass nach dieser völlig unnötigen Eskalationsstufe nun möglicherweise Leute in den Untergrund abwandern werden, die bisher noch offen und Gesicht zeigend agiert haben..
Wobei weitere Eskalationen (auf Aktion folgt nun mal Reaktion) vermutlich nicht mehr auszuschliessen sind, wenn die Verzweiflung – auch durch die zunehmende Kriminalisierung der Klima-Aktivisten – noch weiter steigt. Beispiele dafür gibt es ja in der Geschichte unseres Lande inzwischen genug…..
Wobei auch dies wieder mal ein Beispiel dafür werden könnte, dass überharte und bis dato kaum angemessene staatliche Massnahmen (Law&Order) erst dazu führen, dass aus einer Menge friedlich Protestierender Gruppen von gewaltbereiten Aktivisten hervorgehen. Das war schon in der Anti-AKW-Bewegung so und auch zu verschiedenen anderen Anlässen, etwa auch beim G20-Gipfel hier in Hamburg…. wo die Sache auch erst richtig eskaliert ist, als (damals 2017 unter Olaf Scholz als erstem Bürgerḿeister) der Innensenator die Keule rausgeholt hat:

Auch damals hatte der Herr Scholz ja zuerst die Sache völlig falsch eingeschätzt und sich nachher zum Affen gemacht(bevor er zur Belohnung Vizekanzler in Merkels letzter Regierung werden durfte). Und genau in dieser Richtung ist er jetzt offenbar auch wieder unterwegs….

-_-_-_-

Wobei meine Sympathie in dieser Angelegenheit sicher nicht bei unserem Kanzler, seiner laschen Regierungsführung, seinen flügellahmen Koalition und seiner völlig bekloppten (weil falschen und viel zu kurz greifenden) Ansage aus dem Zitat liegt, sondern tatsächlich bei den Menschen, die wenigstens versuchen, etwas zu bewegen – auch wenn ich deren Mittel und Methoden wahrlich nicht immer gut finde und mir wünschen würde, dass sie manchmal mehr den argumentativen Weg suchen würden, um eine breitere moralische Unterstützung und mehr Rückhalt für ihre Sache zu bekommen (die ja im Grunde auch jetzt schon unser aller Sache ist).

Denn je länger die Scholz’sche Regierung jetzt zögert und von Querelen in der Koalition blockiert wird, um so schwerer wird es werden, wenn deren Amtszeit vorüber ist – egal, ob sie nun ihre vier Jahre Regierungszeit durchhält oder nicht (was mir inzwischen sehr wahrscheinlich scheint). Denn danach werden die an die Macht kommen, die am liebsten alle Räder zurückdrehen würden, schlimmstenfalls in einer schwarz-gelben Koalition mit Merz und Lindner an der Spitze. Was klimapolitisch die absolute Katastrophe wäre, wie man inzwischen bei jeder Debatte im Bundestag hören kann….

Und auch das ist ein Grund, warum ich den Druck gut nachvollziehen kann, den die „letzte Generation“ nun aufzubauen versucht. Denn auch mir graut es vor dem, was ich in der Zukunft sehe, wenn nicht bald etwas passiert…..


Habt dennoch einen angenehmen Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich den schlafmützigen und nicht nur in dieser Äusserung inkompetent wirkenden Herrn Scholz ganz sicher nicht als Kanzler gewünscht hat und daraus auch weiterhin kein Hehl machen wird…


-958-

Zitat 11/23: Schreiben – über Zweifel und Kommunikation

Guten Morgen am Montagmorgen!

Schon als ich die Lektüre beendet hatte war mir klar, dass mich dieses Buch über die Buchvorstellung hinaus in all seinen Facetten wohl noch eine Weile weiter beschäftigen würde. Denn Helga Schuberts „Vom Aufstehen“ enthält so einige Passagen, die nochmal einer weiteren Betrachtung wert sind – beispielsweise da, wo sie über ihre „Arbeit“, den Prozess des Schreibens und die damit verbundenen Zweifel nachdenkt:

Es ist genau wie beim Schreiben: Das Gespräch mit anderen Menschen hört auf für eine Zeit. Das Fragen, das Zuhören, auch das Lesen, was andere Menschen geschrieben haben, dann das Vergleichen mit dem Eigenen, das Grübeln, das Durchdenken, das Zweifeln, das Erinnern: an die Kindheit, an das eigene Leben, das Märchenlesen. Alles das hört auf für eine Weile.
Dann kommt der immer weiter werdende Abstand zur Welt, nur noch zarte Spinnweben, leicht zerreißbar, verbinden die Schreibende auch mit den Menschen, die sie nun halten sollen an diesem kaum sichtbaren Faden.

Ist es nicht anmaßend, sich so ernst zu nehmen? Woher kommt die Überzeugung, gerade diese Begebenheit könnte auch nur einen einzigen Leser, eine einzige Leserin aufhorchen lassen? Woher kommt die Kraft, um die Aufmerksamkeit dieser anderen Menschen zu bitten, ihre Zeit und ihr Interesse zu beanspruchen?
Wissen sie nicht alles, sind sie nicht schon erwachsen, lebenserfahrener, sind sie nicht raffinierter im Geschmack, werden sie sich nicht langweilen, werden sie nicht spotten, heimlich oder ganz offen, werden sie die Geschichtenschreiberin nicht einfach verscheuchen?
Etwas erzählen, was nur ich weiß. Und wenn es jemand liest, weiß es noch jemand. Für die wenigen Minuten, in denen er die Geschichte liest, in der unendlichen, eisigen Welt.

Aus Helga Schubert : „Vom Aufstehen“

Zweifel, die mir zumindest auch bekannt vorkommen, auch wenn ich sie als kleiner Tagebuchblogger sicher nicht so poetisch und dezidiert auszuformulieren vermag, wie Helga Schubert es kann.
Und dennoch stehen auch bei mir diese Fragen bei jedem Beitrag im Raum:

Wer soll das überhaupt lesen wollen?
Wenn interessiert, was ich da aufschreiben möchte?
Ist es für irgend jemanden da draussen relevant?
Wie wird die Reaktion darauf sein?
Lohnt es überhaupt, daraus ein Thema zu machen?

Wobei es besonders die „persönlicheren“ Themen sind, bei denen solche Fragen auftauchen, während sie sich mir bei anderen Themenkomplexen (wie etwa bei meinen Buch oder Musik-Vorstellungen) eher nicht so aufdrängen, die ich relativ unbeirrt von Zweifeln einfach hier abstelle – wenn auch mit der kleinen Hoffnung verbunden , dass da auch für den einen oder anderen Leser „etwas dabei“ sein mag…

-_-_-_-

An anderer Stelle (oder war es ein Interview das ich gelesen habe? – leider finde ich die betreffende Quelle nicht wieder) geht Helga Schubert zu diesem Thema sogar noch etwas mehr in die Tiefe.
Sinngemäss und aus dem Gedächtnis zitiert :

„Schreiben ist auch Kommunikation.
Einseitig zwar, weil ich als Schreiberin einer Geschichte die Reaktion meiner Leser oft nicht erfahre und nicht weis, was sie mit meinen Texten machen.

Lesen sie sie zu Ende oder legen sie sie nach ein paar Sätzen einfach beiseite?
Denken sie darüber nach – und wenn ja: was denken sie darüber?
Konnte ich mit meinen Worten etwas anstossen, anregen, bewirken – oder lag ich völlig falsch?

Und das macht die Sache auch so mühselig:
Gebe ich meinen Text aus der Hand, bin ich schon beim ersten Leser nicht mehr seine Herrin, sondern ich überlasse ihn dem Urteil desjenigen, der ihn liest, ohne weitere Einfluss darauf nehmen zu können.
Was bestenfalls zu einer positiven Rückmeldung oder zumindest zu einer wohlwollenden Zustimmung führt, zu einem stillen zustimmendem Kopfnicken oder auch zu einem Schmunzeln, schlimmstenfalls aber zu einem ablehnenden Schweigen oder gar einem bösartigen, öffentlichen Verriss, bei dem es mir nicht immer gelingt, ihn einfach an mir abperlen zu lassen. Denn offenbar war es dann wohl nicht gut genug, was ich da abgeliefert habe.
Und etwas bleibt ja auch immer hängen: Von Zustimmung genau wie von Ablehnung.

Dennoch ist es mir wichtig, von beidem zu erfahren, weil ich dann merke, dass meine Worte nicht nur in den Wind geschrieben waren….

Oh ja, auch das kenne ich!

Und das dürfte wohl auch jeder andere Blogger kennen, der sich mit seinem Geschreibsel ins Licht der Öffentlichkeit wagt. Denn wir alle haben ja auch gute Gründe unsere Tagebücher öffentlich zu führen, unsere Bilder im grösseren Rahmen als im heimischen Fotoalbum zu zeigen, über Bücher, Musik oder Politik zu schreiben, an Projekten teilzunehmen – oder was immer man in seinen Blogs so treibt.

Denn auch hier geht es ja um Kommunikation, um das Teilen eigener Wahrnehmungen, Erfahrungen und Interessen, um das Erzählen von Geschichten und um Diskussion über die eigene Meinung. Und damit letztendlich auch um Resonanz für das, was man da veröffentlicht hat, auch wenn es sicher nicht von so hoher Qualität ist, wie beispielsweise die Werke von Helga Schubert.

Wer von uns – und dazu zähle ich auch – irgendwann mal behauptet hat, er schreibe nur für sich selbst und die Reaktion darauf sei ihm egal, der dürfte – so sehe ich das inzwischen – mit seiner vorgeblichen Motivation wohl eher nicht ganz richtig liegen.
Denn wenn dieses „nur für mich alleine“ wirklich stimmen würde, dann gäbe es doch eigentlich keinen Grund, seinen Blog öffentlich zu führen und Kommentare oder zumindest „Likes“ zuzulassen, die ja auch eine Aufforderung zu einer Rückmeldung darstellen… also zu genau dem, was Frau Schubert sich auch von ihren Lesen wünscht.

Und dann kommt beim Bloggen ja auch noch eine weitere Komponente hinzu, die dabei zum tragen kommt und vermutlich für viele Blogger ausschlaggebend war, dieses Medium zu wählen:
Die Funktion als Social-Media-Plattform, die mit ihren vielfältigen Vernetzungsmöglichkeiten als eine treibende Kraft auch heute noch hinter vielen Blogs steht. Also die Möglichkeit des gegenseitigen Austausches über die Grenzen des eigenen Blogs hinweg – zumal viele der Leser auch eigene Blogs betreiben – durch Besuche und Gegenbesuche, wechselseitige Kommentare und eine kleine Gemeinschaft, die darüber entsteht:

Wie in einem kleinen Dorf in den Weiten des Netzes, in dem man sich kennt und schätzt, in dem man Schönes und weniger Schönes teilen, daran Anteil nehmen und darüber schreiben, reden und sich möglicherweise sogar gegenseitig helfen kann:
Das ist es, was viele Blogger auch heute noch wollen und pflegen und das ist es auch, was ich mit meinem Blog suche, wozu er mir dienen soll. Auch wenn ich dabei manchmal etwas über das Ziel hinaus schiesse und mit meinem Geschreibsel gelegentlich daneben liege..

Und ich vermute mal, dass es ähnlich auch bei vielen von Euch ist, die ihr eigene Blogs betreibt?
Es sei denn, ihr seid absolute Selbstdarsteller, die vollauf von sich und ihrem Tun überzeugt sind und auf die Reaktion ihrer Umwelt keinen Pfifferling geben?

Aber mal ehrlich: Wer von uns ist das schon?

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Bleibt noch eine kleine Anekdote, die mir gut in diesen Zusammenhang zu passen scheint – eine etwas irritierende Mail, die meine Liebste und ich vor ein paar Tagen beide in unseren Mailboxen fanden, von einer Mitbloggerin, die uns mitteilen wollte, dass sie nun keine Zeit mehr für Kommentar-Runden fände und deshalb bei uns nicht mehr kommentieren werde, die selbst aber täglich ein bis zwei Blogbeiträge (viele davon scheinbar ohne jeden Bezug auf die Schreiberin und ihre Interessen) raus haut und dabei vermutlich auch weiter auf zahlreiche Rückmeldungen hofft….

Tja…
Das ist ja nun mal was anders, als langjährige Kommentatoren, die einfach im Nirwana verschwunden sind, ohne sich zu verabschieden – aber es lässt dennoch Fragen offen…


Habt eine schöne Woche und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich nun auf Frau Honda den Kopf wieder freipusten lässt und noch ein wenig das schöne Wetter ausnutzen wird….


-954-

Zitat 10/23: Halbe Kinder

Guten Morgen am Freitagmorgen!

Ein neuer Tag beginnt – bei uns vermutlich ein friedlicher Tag mit angenehmem Frühlingswetter. Für viele in unserem Land auch ein freier und womöglich völlig sorgenfreier Tag, so sie noch arbeiten und einen Brückentag genommen haben, um ein verlängertes Wochenende zu bekommen.
Und auch sonst gibt es eigentlich kaum einen Grund zu klagen, so gut, wie es den meisten von uns geht.
Schliesslich leben wir in Frieden und haben auch fast alle unser Auskommen. Die einen mehr, die anderen weniger…

Doch so ist es leider nicht über all auf der Welt.
Denn nur ein paar tausend Kilometer von uns entfernt, auch in Europa und an seinen Grenzen sieht das ja leider ganz anders aus:
Trockenheit in Spanien, Überschwemmungen in Italien, sterbende Menschen auf dem Mittelmeer auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Gewalt in ihren Ländern – und Krieg auch in Europa, in der Ukraine, wo seit über einem Jahr Menschen sterben, weil ein durchgeknallter Despot seine Grossmacht-Fantasien befriedigen möchte….
Und überall sind auch Menschen, deren Leben nachhaltig durch diese Ereignisse beeinflusst werden, obschon sie selbst dafür nichts können – wie Igor aus Sankt Petersburg, über den Heinz-Rudoph Kunze gerade ein beeindruckendes Lied geschrieben hat:

Beeindruckend, weil es keinen strahlenden Helden besingt, sondern beschreibt, was mit einem jungen Mann, fast noch einem halben Kind passieren kann, der als einfacher kleiner Soldat in die Mühlen der grossen Weltgeschichte gerät und gegen seinen Willen und aus Angst ums eigene Leben zum Mörder geworden ist, weil man ihm das so befohlen hat….

Beeindruckend für mich auch deshalb, weil ich im Lauf meines Lebens vielen alten Männern begegnet bin – auch meinem Vater – denen es als jungen Männern und halben Kindern während des letzten Krieges ähnlich ging, wenn sie auch das Glück hatten, deswegen nicht vor Gericht gestellt zu werden und überlebt, ein „Leben danach“ gehabt zu zu haben.
Dennoch hatten sie alle ihrer Traumata aus dieser Zeit, ihre blinden Flecken und ihre Erlebnisse, über die sie nicht reden wollten oder konnten. Was vermutlich auch nicht immer leichter war, als wie Igor vor Gericht gestellt und verurteilt zu werden…
Und manch einer hat genauso daran gelitten, als ob er zu lebenslanger Haft verurteilt worden wäre. Dafür kenne ich einige Beispiele.

Deshalb ist die Frage auch berechtigt, die Kunze im Refrain an den russischen Despoten – sicher auch stellvertretend für alle anderen Kriegstreiber – stellt:

Wie geht es Ihnen, Herr Putin?
Wie schlafen Sie bei Nacht?
Haben Sie ein einziges Mal
An solche Jungs gedacht?

Wie geht es Ihnen, Herr Putin?
Würden Sie sich trauen,
Igor aus Sankt Petersburg
Ins Gesicht zu schaun?

Heinz Rudolph Kunze – Igor

Denn hinter allem , was sich die grossen Strategen am grünen Tisch zwischen sicheren Bunkerwänden ausdenken, wenn sie Einheiten hin und her schieben und Taktiken planen, stecken auch immer Menschen wie Igor, die genauso zu Opfern werden wie die, die sie angreifen sollen.
Menschen, die in Gewissenkonflikte kommen und Dinge tun müssen, die sie nie tun wollten.
Menschen – auch halbe Kinder wie Igor – die lebenslang an ihren Taten und ihren Erlebnissen tragen zu tragen haben werden, während die Planer vom grünen Tisch sich mit Orden behängen lassen und sich schon die nächsten Schachzüge ausmalen, bei denen es auf einen Igor mehr oder weniger nicht ankommt….

-_-_-_-

Ich gebe zu: Es hat mich sehr getroffen, dieses Lied.

Weil es mir mal wieder klar macht, wieviel Glück Menschen meiner Generation in unserem Land hatten, nie im Leben in solch eine Situation wie Igor gebracht zu werden und nicht – wie unsere Väter mit fünfzehn, sechzehn oder siebzehn Jahren – in den Krieg gehen zu müssen, weil die grosse Politik uns zu zweifelhaften Helden machen wollte, um für Ziele zu kämpfen, die nicht unsere Ziele sind.
Ich bin dankbar, dass ich nein dazu sagen durfte und frei entscheiden konnte, ob ich im Fall des Falles dafür zur Verfügung stehen würde.
Und ich bin dankbar, dass der Fall des Falles (der grosse Krieg, der in unserer jungen Jahren immer zu drohen schien) Zeit meines Lebens nie eingetreten ist und wir in Frieden leben konnten.
Was auch hoffentlich so bleibt, selbst wenn der Kanonendonner anscheinend immer näher rückt.

Denn auch, wenn ich als alter Mann in diesem Leben kein Gewehr mehr in die Hand nehmen muss – meine Söhne – unser aller Kinder – müssten. Und ich wünsche mir nichts mehr, als dass ihnen das erspart bleibt…..


Und dennoch:
Habt einen angenehmen und friedlichen Tag – und bleibt auch heute gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der gerade mal wieder ziemlich nachdenklich ist…..


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Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss? Wirklich?


Triggerwarnung:

Dieser Beitrag könnte bei zart besaiteten Lesern Kopfkino oder Übelkeit auslösen. Denn er wird sich mit einem Thema beschäftigen, das manchem von Euch wohlmöglich ein wenig zu unappetitlich oder zu schüpfrig vorkommen mag.

Aber das liegt nun mal in der Natur der Sache und wird deshalb auch leider nicht ganz zu vermeiden sein. Und ausserdem sind wir ja auch alle erwachsen, oder?

Guten Morgen, Ihr alle!

Manchmal treibt der Männlichkeitswahn meiner Geschlechtsgenossen ja schon komische Blüten, wie etwa bei dem griechischen Schnulzensänger, der lange nach seiner grossen Zeit in den deutschen Hitparaden anlässlich seines Aufenthaltes im unsäglichen Dschungelcamp eines noch unsäglichen Privatsenders vor allem dadurch Schlagzeilen machte, dass er strahlend berichtete, wie er sein „bestes Stück“ täglich mit Olivenöl baden und massieren würde.
Wobei ich mich damals schon gefragt habe, wen das wohl interessiert, obwohl ich schon aus beruflichen Gründen eine ganzheitliche Form der Hautpflege für durchaus angebracht halte.

Allerdings nicht unbedingt mit Olivenöl (auch wenn Olivenöl von guter Qualität unzweifelhaft nicht die schlechteste Wahl dafür ist ) und auch nicht nur bezogen auf so eng begrenzte Körperregionen….

Aber gut, der Typ ist ja Geschichte und ich weis nicht einmal, ob er noch lebt (und bin auch zu faul, um das googlend herauszufinden) – und ausserdem ist diese Anekdote ja auch nicht mehr als ein Randnotiz zu dem Thema, mit dem ich mich eigentlich beschäftigen wollte:

Denn auch in den vereinigten Staaten von Amerika treibt der Männlichkeitswahn ja immer wieder mal merkwürdige Blüten, womit ich jetzt mal nicht den Unsinn meine, dass es dort wohl zum guten Ton gehört, eine Waffe zu tragen, wenn man „ein ganzer Kerl“ sein möchte – oder glaubt, Frauen ungestraft zwischen die Beine greifen zu dürfen, wenn man genug Kohle hat – und trotzdem noch zum Präsidenten gewählt werden kann.

(Und als solcher zur Bekämpfung einer tödlichen Pandemie völlig ungestraft hanebüchene Ratschläge erteilen, wie etwa sich einfach Sagrotan zu injizieren oder Clortabletten zu schlucken – Ihr wisst sicher, wenn ich meine)

Was mich zu einem Zitat aus einer Zeitungskolumne führt, das ich in dem Zusammenhang gerade gefunden habe – einer Äusserung eines (inzwischen aus anderen Gründen wohl geschassten) Lieblings-Journalisten eben jenes Präsidenten, der ganz ernst gemeint einen Vorschlag gemacht hat, wie man als guter Amerikaner wohl noch „dickere Eier“ bekommen kann:

Zu den großen Themen des rechten Amerika gehört der Verlust der Männlichkeit. Tucker Carlson, der frisch gefeuerte Star   des Fernsehsenders »Fox News«, hat den Rückgang des Testosteronspiegels im Blut amerikanischer Männer zur nationalen Krise erklärt. Er riet dazu, Hoden mit Rotlicht zu bestrahlen, um die Virilität zu steigern – eine Methode, die noch der wissenschaftlichen Überprüfung bedarf.

Spiegel.de

Nun, die dicken Eier wird es damit wohl geben, wenn man das ernsthaft umsetzen würde – vermutlich in Form einer heftigen Hodenentzündung, allerdings ziemlich sicher ohne Steigerung des Testosteronspiegels und der Zeugungsfähigkeit…..

Aber immerhin erklärt das nun mal, warum Cowboys gerne so breitbeinig stehen…. B-)

Schliesslich hat die Natur die Testikel bei allen männlichen Säugetieren nicht ohne Grund aussenbords angebracht, obwohl sie damit deutlich ungeschützer sind als die innenliegenden Fortpflanzungssorgane ihrer weiblichen Pendants. Denn die Dinger mögen es nun mal nicht, wenn ihnen zu warm wird und werden deshalb umso unproduktiver, je höher die Umgebungstemperatur ist. Und ab 42 Grad ist ohnehin Schluss mit jeglicher Produktion von irgendwas – zumindest vorübergehend (und vermutlich auch auf Dauer, wenn man sie längerfristig mit Rotlicht grillt).
Das kann man also zwar trotzdem machen, aber so wird das wohl nichts mit dem

„Make America great again“

– egal, was der „nette Moderator von nebenan“ und möglicherweise auch bald der grossmäulige Ex-Präsident empfehlen – die beide eventuell mal jemanden fragen sollten, der sich wirklich mit der Sache auskennt:

Beispielsweise den griechischen Schnulzen-Barden, dessen Empfehlung ( bis auf die Fettflecke in der Wäsche) sicher weniger schädliche Nebenwirkungen hat. B-)

Bleibt noch die Anmerkung, dass ich für Euer Kopfkino auch jetzt keine Haftung übernehme. Schliesslich hatte ich Euch ja vorher gewarnt B-)


Habt also alle eine wohltemperierte Woche und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich auch ohne Olivenöl, Wumme und Rotlicht durchaus dem Leben gewachsen fühlt…


-942-

Zitat 09/23: späte Erkenntnisse

Guten Morgen an diesem Sonntagmorgen!

Schon seit ein paar Tagen – irgendwo hatte ich das Wort „Unfug“ aufgeschnappt – geisterte mir ein Zitat dazu durch den Kopf, von dem ich mich weder an den genauen Wortlaut noch an den Urheber erinnern konnte – sondern lediglich wusste, dass es mir wahrscheinlich vor vielen Jahren schon mal begegnet ist, als ich meinen Kinder etwas vorgelesen habe.
Denn eine Zeitlang wurde das damals zum geflügelten Wort und musste in verkürzter Form auch gerne mal als Entschuldigung für irgendwelchen Mist herhalten, den die Träger meine Gene seinerzeit verzapft haben.
Sinngemäss etwa so:

„Dass das jetzt blöd/doof/Unfug/Mist/Schiete/nicht gut war, das wusste ich doch vorher nicht“

Also hab ich dem mal nachgespürt und es mit ein wenig googlen tätsachlich auch im Original gefunden, in einem Text, der in seiner ganzen lakonischen Schlichtheit sicher nicht nur für Kinder gilt, sondern auch gut für uns Erwachsene als Erkenntnis aus eigenen Fehlern herhalten kann:

“Unfug denkt man sich nicht aus, Unfug wird’s von ganz allein.
Aber dass es Unfug war, weiss man erst hinterher.”

Aus Michel aus Lönneberga – Kinderbuch von Astrid Lingren

Logisch, wer denn auch sonst, wenn nicht der Michel, der kleine blonde neugierige Junge, der alles ausprobieren muss und dabei auch oft genug daneben greift oder ganz ungewollt das grösste Chaos anrichtet? (und damit zum wahren Helden meiner Kinder wurde)
Man denke nur mal an die Geschichte mit der Suppenschüssel:

Und mal ehrlich – sowas passiert doch uns Erwachsenen auch gelegentlich noch?
Das wir völlig daneben liegen oder ungewollt übers Ziel hinaus schiessen – auch ohne absichtlich Köpfe in Suppenschüsseln zu stecken oder unbeabsichtigt Fenster einzuwerfen ?

Mir jedenfalls „gelingt“ das auch heute noch oft genug, wenn ich etwas vorher nicht gut überlegt habe, sondern „einfach drauf los mache“.
Etwa, wenn ich beim Kochen spontan was neues ausprobiere und das Experiment missglückt (meine Liebste kann davon einige Lieder singen) – oder bei meinen Computerbasteleien oder auch bei anderen Dingen, bei denen ich mich nachher in den Popo beissen könnte, weil eigentlich schon vorher absehbar gewesen wäre, dass das wohl in die Hose gehen würde….
Beispiele dafür gäbe es viele.

Aber so ist das halt, wenn man Probleme gerne – und in gewisser Weise auch immer noch ganz kindlich – nach der Methode „Try & Error“ zu lösen versucht. Das kann dann mal gut gehen und mal auch eben nicht.
Und dann war es halt Unfug, wie man nachher feststellen darf :-)


Habt alle einen wunderfeinen und pannenfreien Sonntag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der auf manche „spätere Erkenntnis“ in seinem Leben auch gut hätte verzichten können…..


-941-

Zitate 08/23: Über das Bloggen

Guten Morgen am Sonntagmorgen!

Auch heute habe ich mal wieder mehrere Zitate, die ich allesamt auf einer Seite von DR.Web gefunden habe. Und allen gemeinsam ist, dass es dabei um das geht, was ich hier (und viele von Euch) als ein schönes Hobby ansehen, mit dem man in der Welt in Kontakt treten kann.
Wobei die Sichtweisen naturgemäss ziemlich unterschiedlich sind und ich mich in manchem wiederfinde, was andere Blogger über unser gemeinsames Hobby denken:
Etwa auch in diesem harmlosen Satz:

Mein Blog, meine Spielwiese

den ich etwas rüder formuliert (was nicht meine Art wäre) an anderer Stelle auch schon so gefunden habe:

Mein Blog , meine Regeln

Wobei sicherlich klar ist, dass ich als Autor auch bestimme, welche Themen ich wähle und welche Art von Kommentaren in dazu zu dulden bereit bin.

Aber das ist ja nur der eine Teil der Medaille, denn wenn ich völlig in meiner eigenen Welt versinke und an meiner Leserschaft vorbei schreibe, dann liest natürlich auch keiner, was ich mir unter Umständen mit viel Mühe abgerungen habe, oder?

Insofern stimmt schon der folgende Satz nur bedingt, zumindest, solange ich auch Wert auf Rückmeldungen lege:

Bloggen? Das ist ein Stück Freiheit.

Denn die Vorlieben der werten Leserschaft bestimmen natürlich auch oft bei der Themenauswahl mit, wenn man gefragt und hipp sein möchte.

Nicht zu vergessen eine Regel, die auch viele Mitblogger sehr ernst nehmen – wobei ich mich offen gesagt schon frage, ob es dabei mehr um die Qualität des eigenen Werkes oder um die pure Anzahl an Rückmeldungen in Form von Likes und zustimmenden Kommentaren geht –

Du bist immer nur so gut wie dein letztes Posting.

und pflichtschuldigst und beinahe täglich umsetzen, auch wenn eigentlich was anders dran wäre ( mal Abschalten und Distanz gewinnen beispielsweise) – gipfelnd in der lakonischen Feststellung:

Als Blogger hat man nie Ferien oder Feierabend.

Denn:

Ein Blog ist (schliesslich) kein Ponyhof.

Hmm…

-_-_-_-


Bloggen also als todernst gemeinte Pflichtübung oder gar als Leistungssport?
Dabei frage ich mich unwillkürlich, ob das so wirklich meins wäre, obwohl ich natürlich auch zu denen gehöre, die ihren Blog regelmässig ( und vielleicht auch etwas zu oft?) mit neuen Inhalten bestücken… Aber nicht, weil ich es muss, sondern weil ich Spass daran habe.
Und so treffen für mich am ehesten wohl noch diese drei Zitate zu:

Blogs dienen dem Vergnügen
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Wenn ich blogge, gebe ich etwas von mir preis. Ich erzähle etwas aus meinem Herzen. Ich öffne mich. Und zwar für jeden.

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Ich blogge, weil mich das vor dem Wahnsinn beschützt. Wenn ich das nicht irgendwo rauslassen könnte, würde ich verrückt.

So einfach ist das für mich.


In diesem Sinne:
Habt alle einen zauberhaften Sonntag und macht, was Euch Spass macht – und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der nun für den Rest des Tages ganz sicher was anderes im Kopf hat als die Frage, worüber er seinen nächsten Beitrag schreiben könnte……


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