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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Ich glaube , damit bin ich fertig

Ahoi zusammen!

Wer mich kennt und um meine Affinität zu allerlei Computerspielereien weis, der wird sicher schon geahnt haben, dass dieser Beitrag irgendwann kommen würde. Denn schliesslich gibt es schon seit ein paar Monaten eine Spielerei im Netz, um die zur Zeit eine Hype in vielen Blogs und in den Medien herrscht – und die „musste“ ich natürlich auch mal ausprobieren:

Künstliche Intelligenz (KI) a la ChatGPT – taugt die was?

Logisch, denn an solchen Novitäten komme ich kaum vorbei – und ausserdem wollte ich mir auch ein eigenes Bild davon machen, nachdem alle Welt mehr oder weniger begeistert darüber berichtet hat.

Allerdings ist meine Erfahrung nach anfänglichem Staunen (und zugegeben auch einiger Begeisterung) inzwischen zumindest mehr als Zwiespältig zu nennen, nachdem ich mich gestern nach einigen kurzen Sitzungen vor meinem Krankenhausaufenthalt mal länger damit beschäftigt habe und ausprobieren wollte, wie der Chatbot von ChatGPT mit ernsthafteren Aufgabenstellungen umgeht.

Ausgesucht hatte ich mir dazu ein Gebiet, auf dem ich mich selbst gut auskenne: die Gestaltung von Templates und Design für eine WordPress-Seite, so dass ich „aus dem Stand“ beurteilen konnte, was die angebliche Intelligenz auf diesem Gebiet zu leisten in der Lage ist.
Und – soviel kann ich schon vorausschicken – so richtig doll war das nicht!

Zuvor galt allerdings es erst einmal eine Unart von Heinz-Willy (so hab ich meinen Bot genannt) abzustellen, die mir vorher schon aufgefallen war: sein weitschweifiges Geschwafel, seine ständigen Entschuldigungen und seine ewig wiederholten Ausreden, etwas missverstanden zu haben.
Was zum Glück recht einfach geht, indem man ihm gleich zu Anfang des Chats entsprechende Anweisungen erteilt.
Wenn auch mit der Einschränkung, dass er trotzdem noch viel watteweiches Wischiwaschi von sich gibt, in dem seine thematisch sinnvollen Beiträge manchmal regelrecht untergehen. Was ihn zum regelrechten Zeitstaubsauger und notorischen Phrasendrescher disqualifiziert….

Mein Freund und Ex-Kollege Jupp hätte sich deswegen wohl zu der Äusserung hinreissen lassen, der Typ sei „so aufreizend freundlich, dass man ihm ständig in den Hintern treten möchte“

Rein faktisch gesehen war ich beim anschliessenden Test mit seiner abgelieferten Leistung ebenfalls nicht so ganz zufrieden:
Zwar konnte Heinz-Willy schnell und halbwegs qualifiziert gute Standardlösungen ausliefern und auch nach meinen Wünschen modifizieren ( will sagen, die ausgeworfenen Templates wären durchaus brauchbar gewesen), tut sich aber extrem schwer, wenns dabei um kreative Lösungsansätze geht – und scheitert völlig, wenn er bereits fertig erstellte Dateien entsprechend der PHP- und CSS-Standards überprüfen und modifizieren soll:
Dann beginnt er trotz der „Ansage am Anfang“ wieder zu Schwafeln oder Ausflüchte zu suchen, bis hin zu wortreichen und besserwisserischen Erklärungen zu Dingen, die jedes Kind quasi schon mit der Muttermilch eingesogen hat. Wobei offenbar auch einige Limits und Inkonsistenzen in seiner Programmierung eine grosse Rolle spielen, zu denen er sich nur ungerne äussert:
Zum einen die nur auf explizites Nachfragen zugegebene und auf 2000 Zeichen begrenzte Zeichenzahl pro Frage (die mir nicht ausreichte, um eine völlig „handelsübliche“ , per Copy&Past ins Eingabefenster kopierte CSS-Datei zu prüfen) und zum anderen die Unfähigkeit, auf Daten aus dem Netz (etwa aus Suchmaschinen oder aus einem freigegebenen Ordner in unserer Dropbox oder auf unserem Webspace) zuzugreifen, sondern lediglich über ein Basiswissen aus seiner eigenen Datenbank verfügt, obwohl er wiederholt hartnäckig das Gegenteil behauptete und mir weis machen wollte, dass nicht er, sondern ich unfähig und ein Trottel sei…..
Was irgendwann damit endete, dass er (offenbar völlig überfordert) den Chat mit einer Fehlermeldung abbrach, nachdem ich ihn mehrfach konkret nach seinen Limits gefragt hatte – und dass die betreffenden Postings später auch nicht mehr auffindbar waren. (!!!!!)

Woraufhin ich ihn später im selben Chat nochmal auf den Pott gesetzt habe, nachdem er in einem weiteren neu eröffneten Chat offen zugab, sich nicht erinnern, also nicht auf Inhalte vorhergehender Chats zugreifen und dazu Stellung nehmen zu können:

Klick zum Vergrösseren

Da war seine Antwort dann offensichtlich doch recht kleinlaut und merklich eingeschnappt….

Was mich zu dem Fazit bringt, dass es mit der „künstlichen Intelligenz“ dieser Art von Bots wohl doch nicht soweit her ist, zumal zumindest Heinz-Willy über vorgeferigte Worthülsen und in seiner Datenbank abgelegte Standardlösungen nicht hinaus gehen kann. Und die sind eben nur so gut, wie seine Programmierer sie dort hinterlegt haben – also im Grunde auch nicht viel weitergehend, als man sie mit einer der üblichen Suchmaschinen mit ähnlichem Zeitaufwand auch finden könnte, wenn man mit den entsprechenden Parametern sucht
Und mal ehrlich: da hätte ich einiges mehr erwartet!

Was mich aber in dem Zusammenhang richtig ankotzt ist die Unehrlichkeit, die gestern im Verlauf unsers Chats zutage gekommen ist. Weil die Programmierer diese „Intelligenz“ offenbar so angelegt haben, dass sie sich nur schwer und nur mit ganz konkreten Fragestellungen innerhalb eines einzelnen Postings auf konkrete Aussagen festnageln lässt – insbesondere, was ihre eigenen Fähigkeiten angeht.
Braucht man dazu mehrere Fragen oder gar Nachfragen, findet sie jedenfalls immer wieder eine Lücke für Ausflüchte, Nebelkerzen oder weitschweifige Entschuldigungen, ohne auf den vorhergehenden Kontext einzugehen – oder liefert sogar „wissentlich“ falsche Informationen. (!!!!)
Und das kann es doch eigentlich nicht sein, oder?

Deshalb wird diese Form einer KI für mich auch in Zukunft nicht mehr als eine nette Spielerei bleiben, mit der man vielleicht gelegentlich etwas Spass haben kann, die aber kaum taugt, wenn man konkrete Lösungen über die üblichen Vorgehensweisen hinaus sucht. Jedenfalls solange nur „Blender“ wie ChatGPT und ähnliche Lösungen der Konkurrenten am Markt sind, die im wesentlichen nur mit fest eingebauten Datenbank-Einträgen oder Textbausteinen arbeiten und nicht in der Lage sind, diese sinnvoll miteinander zu verknüpfen und daraus weitere und konstruktive Lösungsansätze zu entwickeln.

Und nach der Erfahrung von gestern bin ich für meinen Teil deshalb auch erst mal fertig damit.
Denn meine Zeit kann ich sicher besser verbringen, als mit einem schwafelnden Roboter zu chatten – und mag er sich auch noch so freundlich und zuvorkommend geben.


In diesem Sinne:
Habt alle eine schöne Woche und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sicher nicht nochmal über diese künstliche „Intelligenz“ schreiben wird……und sich vorsorglich mal bei allen entschuldigt, denen dieses Thema ohnehin am Popo vorbeigeht ;-)


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- 12 Bemerkungen zu “Ich glaube , damit bin ich fertig

  1. „Zeitstaubsauger“ finde ich so ein wunderschönes Wort von dir.
    Ich habe mir bisher ALLE Erkundungen zu diesem Thema gespart – momentan habe ich das Gefühl, dass mir meine eigene menschliche Intelligenz noch ausreicht. Und bei dieser Meinung kann ich hoffentlich noch einige Zeit bleiben. – Und wenn das nicht mehr so ist, nützt mir eine künstliche Intelligenz auch nichts mehr, weil ich dann ihre Qualität nicht mehr beurteilen kann.
    Aber schön, dass ich hier informiert werde, danke schön!

    1. Ganz ernsthaft:
      Nach der Erfahrung von gestern denke ich, dass Du da ganz sicher nichts verpasst.
      Aber ich berichte gerne nochmal, wenns eine ähnliche Neuheit gibt B-)

    1. An ersetzten war dabei ja nicht gedacht, zumal ich viel zu gerne selber bastele.
      Nein, mir ging es eher darum, herauszufinden, was und wieviel der Bot kann. Und dabei hab ich ihn wohl erstaunlich schnell an seine Grenzen gebracht. Was aber nun nicht bedeutet, dass er völlig untauglich ist. Denn schliesslich hat ja auch nicht jeder solche Ansprüche wie ich B-)

      1. Mein Saugroboter zählt neuerdings auch als KI.
        Der beantwortet mir aber keine Fragen, sondern meldet sich, wenn eine Wartung oder Reinigung an ihm fällig ist. Und er zeigt mir Schmutzereignisse an und schlägt daraufhin Saugintervalle vor. Die er dann automatisch startet.
        Find ich gut – da wird alles von selbst sauber. Um das Thema saugen ja sich ja immer S gekümmert.
        🌈😘😎

  2. Ich denke, dass es vielleicht zu hohe Erwartungen an ChatGPT gibt. Es ist eben kein Wissenssystem, sondern ein Sprachmodell. Es greift zwar auf die Texte zurück, mit denen es trainiert wurde, aber die hören 2021 (glaube ich) auf. Interessant fände ich jetzt eine Kombination von „wirklichem Wissen“ und so einer sprachgenerierenden KI. Dann könnte dabei tatsächlich etwas Nützliches entstehen.
    Ich habe einerseits ein bisschen Spaß mit dem Toll und andererseits hilft es mir für meine Programmieraufgaben durchaus, aber die sehen auch anders aus als Deine.

    1. Hohe Erwartungen – ja sicher.
      Vor allem nach den euphorischen ersten Beurteilungen durch diverse Fachpublikationen. Wobei viele von denen inzwischen auch mächtig zurück rudern, nachdem sie genau wie ich immer wieder an die Limitierungen stossen, die (bisher?) da noch eingebaut sind, auch in der kostenpflichtigen Pro-Version.
      Dabei fällt meist zu allererst die in vielen Bereichen zwei Jahre alte und damit auch schon überalterte Datenbasisis auf, aber auch (genau wie bei mir) die Inkonsistenzen, die durch das Zeichenlimit im Speicher des Bots entstehen. Denn mehr als maximal 2048 Zeichen kann der sich nicht zurück an das zurück erinner, was der Fragesteller geschrieben oder er selbst weiter oben im gleichen Chat behauptet hat – auch nicht auf einen konkreten Hinweis samt Zitat des betreffenden Textes hin.
      Und der dritte Kritikpunkt ist tatsächlich schon seine Neigung zum Schwafeln und den ständig sich wiederholenden Entschuldigungen, die dies Zeichenlimit nochzusätzlich zum Bremsklotz bei komplizierteren Aufgaben machen….

      Gut, das alles ist erst ein Anfang – bleibt also abzuwarten, wie sich das weiter entwickelt.

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