– – tageweise unsortiertes – –
„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Hau – Roman

Hallo und einen guten Morgen alle miteinander!

Nachdem dieses Buch ja neulich schon mal Thema war, weil es mir nicht gelingen wollte, es zu digitalisieren möchte ich nun wenigstens noch ein paar Worte zum Inhalt verlieren:

Zwar „offiziell“ ein Roman, aber auch wieder eine Nacherzählung eines wahren Kriminalfalles aus dem Jahr 1906, als so im weitesten Sinne ebenfalls „True Crime“, wie auch schon die letzten Bücher, die ich hier vorgestellt habe:

Denn im Prinzip handelt es sich dabei um eine Dreiecksgeschichte zwischen dem jungen aufstrebenden und sehr grossprecherischen Rechtsanwalt Carl Hau aus eher einfachen Verhältnissen und die zwei Töchter des verstorbenen und sehr wohlhabenden Medizinalrates Molitor aus Baden-Baden, in deren Verlauf dessen Witwe unter misteriösen Umständen ums Leben kommt.
Was man Carl Hau anlastet, dem unterstellt wird, seine Schwiegermutter aus Habgier ermordet zu haben, nachdem er aufgrund seines grosspurigen Lebens in ständigen finanziellen Schwierigkeiten ist und sich im Vorfeld des Mordes sehr merkwürdig verhalten hat, ohne dies begründen zu können.
Und so kommt, was kommen muss:
Hau wird gegen alle Unschuldbetreuerungen nur aufgrund von Indizien zunächst zu Tode verurteilt, später aber zu lebenslänglich Zuchthaus begnadigt und Mitte der Zwanziger Jahre aus der Haft entlassen, nachdem es seinem Anwalt nach vielen Versuchen gelungen ist, eine Wiederaufnahme des Falles zu erreichen.
Wobei allerdings immer im dunkeln bleibt, was sich in der Mordnacht wirklich ereignet hat.

Sicher Stoff für eine spannende Geschichte, die ich deshalb auch unbedingt lesen wollte, auch wenn sich das als teilweise recht mühsam erwies.

Nicht wegen des Inhaltes, sondern vor allem, weil ich lesen von Papier nun so gar nicht mehr gewohnt bin.

Dennoch hat sich die Lektüre dieses Buches durchaus gelohnt, zumal der Autor seinen Text kalleidoskopartig aufgebaut hat, mit wechselnden Perspektiven aus Sicht der beteiligten Personen und auch immer wieder mit heftigen, aber thematisch gut durchdachten Zeitsprüngen und eingefügten Zitaten von Briefwechseln und Gerichtsprotokollen, so dass ich mich als Leser förmlich aufgefordert gefühlt habe, mir am Ende ein eigenes Urteil zu bilden:

War Carl Hau der Mörder oder war es es nicht – und war die Verurteilung nun ein Fehlurteil oder war sie es nicht?

Fragen, auf die ich Euch meine Antwort allerdings vorenthalten möchte (wie auch der Autor kein Urteil fällt), falls jemand von Euch dieses Buch auch noch lesen will…
Denn diese Lektüre kann ich wirklich nur empfehlen: Gut geschrieben, gut zu lesen und spannender als die meisten Thriller!
Deshalb auch in diesem „Fall“:

-_-_-_-

Der Klappentext der von mir gelesenen Taschenbuchausgabe:

Korsika, Mai 1901: Ein junger Mann im Leinenanzug, die Jacke über der Schulter, schlendert lässig über den weiten Strand. Zwei junge Frauen, Schwestern, folgen ihm mit den Blicken. Die eine, Lina Molitor, wird mit ihm fliehen, ihn heiraten, nach Amerika gehen.
Karlsruhe, sechs Jahre später: Der junge Mann, Karl Hau, steht vor Gericht. Er soll seine Schwiegermutter ermordet haben. Lina nimmt sich das Leben. Auf die Menschen in der badischen Provinzstadt wirkt Hau verstörend: selbstsicher, arrogant, hochintelligent, ein Hochstapler, Frauenheld und Verschwender, und zugleich ein liebevoller Familienvater. Obwohl er die Tat immer bestreitet, wird er zum Tode verurteilt, dann zu lebenslanger Haft begnadigt. 1924 kommt er frei und verfaßt zwei heißumstrittene Bestseller über seinen Fall.
In einem mitreißenden Roman, der das Innerste seiner Figuren ausleuchtet, hat Bernd Schroeder die Geschichte eines rätselhaften Kriminalfalles geschrieben, eines der großen Sensationsprozesse im letzten Jahrzehnt des Deutschen Kaiserreiches. Der Roman entwirft ein ungeheuer dichtes Zeitbild, und selten kommt ein Autor so dicht an den Charakter von Menschen, die in ihrem Netz aus Liebe und Verrat, Verbrechen und Strafe zugrunde gehen.

Amazon

Habt alle einen zauberhaften Tag und ein erholsames Wochenende
– und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich lesetechnisch jetzt mal eine kleine Auszeit gönnt……


-868-