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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Das habe ich mir wohl so verdient :-)

Mahlzeit, Ihr Lieben….

Wenn ich mir meine – rein virtuelle – To-Do-Liste angucke, dann gibt es tatsächlich momentan so Einiges, was mal dran wäre, wozu ich mich aber nicht wirklich aufraffen mag. Schön versinnbildlicht durch eine Zeichnung, die meine Liebste letztens irgendwo aufgegabelt hatte:

Was mich tatsächlich siedendheiss daran erinnert hat, dass die Abgabefrist für unsere Steuerklärung ja wirklich so langsam abläuft, die ich eigentlich schon seit Wochen fertiggestellt haben wollte :-(
Allerdings muss gleichzeitig zu meiner Schande auch gestehen, dass ich trotzdem das Badezimmer noch nicht auf Hochglanz gewienert habe, geschweige denn in haushaltlichen Dingen viel mehr geschafft habe als meine tägliche Routine aus Betten machen, Küche aufräumen, nach Katzengold graben, Fegen, Kochen und gelegentlichen Einkäufen.

Denn da gab es immer auch andere Sachen, die in der Priorität sicher nicht ganz oben stehen, in denen ich mich aber trotzdem herrlich verzetteln konnte:
Belanglose Blogbeiträge schreiben etwa, Netzrecherchen für meine E-Book-, Computer- und Website-Basteleien, kleine Programmier-Experimente, gelegentlich (wenn ich mich dazu in der Lage fühlte) eine kleine Rollertour, extensives Lesen über dies und das (und natürlich auch diverser Romane), und gelegentlich auch einfach mal entspanntes Versinken in musikalisch untermalten Träumereien…
Wobei eigentlich niemals das Gefühl von Langeweile aufkam oder gar ein schlechtes Gewissen, nichts sinnvolles geschafft zu haben.

-_-_-_-

Kurz und gut: ich lebe also vor mich hin, treibe in der Zeit, mache keine Pläne und habe keine konkreten Verpflichtungen und Ziele, die über meinen Alltag und meinen üblichen Lebenshorizont hinausgehen. Und ich fühle mich sogar wohl damit, nachdem ich mir früher, noch im Hamsterrad, nicht wirklich vorstellen konnte, wie mein „Rentnerleben“ eigentlich aussehen könnte – so dass ich damals durchaus auch konkrete Überlegungen im Kopf hatte, die durch das „Wegfallen von Arbeit“ entstehende Lücke mit einer ehrenamtlichen Beschäftigung zu füllen, um meinem Leben auch weiterhin „Sinnhaftigkeit“ zu geben:

Als „Bufdi“ im Bundesfreiwilligendienst, in irgendeiner sozialen Einrichtung, etwa in der Obdachlosenhilfe oder so….

Doch das kam ja nun völlig anders als ich mir das vorgestellt hatte:
Denn vor vier Jahren im Herbst, kurz vor meinem sechzigsten, endete mein Berufsleben krankheitsbedingt viel abrupter als ich mir das vorgestellt hatte. Damit hatten sich meine Pläne für die „nach-der-Arbeit-Zeit“ dann auch ziemlich schnell zerlegt, weil ich einsehen musste, dass ich dazu rein körperlich kaum in der Lage war und es spätestens seit Anerkennung meiner Schwerbehinderung auch einige Hürden gab, die zusätzlich zu überwinden wären. Wozu auch noch meine schwankende Tagesform kam, die ich keiner Einsatzstelle zumuten mochte. Schliesslich ist niemandem geholfen, wenn ein fest in Dienstplänen eingeplanter Helfer nicht verlässlich einsetzbar ist….

-_-_-_-

Also bin ich fast unmerklich in das hineingerutscht, was jetzt ist:
Ein ruhiges, entspanntes Rentnerleben mit gelegentliches Highlights, wenn mir etwas gut gelingt (ein leckeres Essen, eine erfolgreiche Tüftelei, ein fertiges E-Book-Projekt usw.) oder wenn ich mit meiner Liebsten zusammen (oder alleine auf Frau Honda) unterwegs bin und jede Minute geniesse.
Und tatsächlich gelingt es mir inzwischen auch ganz gut, dass „Jetzt“ als Belohnung für die langen Jahre anzunehmen, die ich mit und für andere(n) Menschen gearbeitet habe und dabei oft genug auch über meine Grenzen hinaus gegangen bin.

Oder anders formuliert:

Das hab ich mir wohl tatsächlich so verdient :-)

Und es ist tatsächlich auch das erste Mal, dass ich diesen Gedanken so aufschreibe – selbst, wenn meine Rente ruhig etwas höher ausfallen dürfte….

-_-_-_-

(Was aber nichts dran ändert, dass ich mich bezogen auf die Steuerklärung nicht mehr lange auf meinen „Lorbeeren“ ausruhen kann.
Denn die ist diese Woche sicher noch fällig, auch wenn ich jetzt als nächstes erst mal meine Tagesform und das gute Wetter ausnutzen, mich auf einen kleinen Ausritt mit Frau Honda machen und mich anschliessend wieder in mein wirklich spannendes Buch vertiefen werde. Und das Badezimmer läuft mir ja auch nicht weg…..)


Habt alle eine gute Woche und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

schon geschniegelt und gespornt…….


-762-

- 25 Bemerkungen zu “Das habe ich mir wohl so verdient :-)

  1. Viele Menschen behaupten ja, dass sie nach dem Hamsterrad in ein Loch gefallen sind. Genauso wie du kann ich das von mir nicht behaupten. Vielleicht haben diese Menschen zu schnell gedreht. Wer weiss das schon.
    Wenn ich lese, wie dein Rentertag aussieht, muss ich sagen, dass es bei mir auch so ist, oder so ähnlicht. Es ist doch toll, dass man nichts mehr muss (ausser der Steuererklärung). Wir können uns den Tag weitgehenst so einteilen, wie wir das möchten. Einkäufe können wir ggf. im Voraus planen, auch abhängig vom Wetter.
    Wir haben lange genug gemusst, sind im Hamsterrad gelaufen. Wir haben es uns wirklich verdient, dass wir das Leben ruhiger angehen lassen können – und das hoffentlich noch lange.

  2. Es sei Dir (und Hans-Georg) gegönnt, dass Ihr jetzt ruhiger treten könnt. Keine Ahnung, woran es liegt, dass einige in ein großes Loch fallen nach dem Renteneintritt. Wir habe auch ein paar auf Arbeit, die einfach nicht aufhören können. Vielleicht sind das Menschen, für die es außer Arbeit nichts gab? Das ist jetzt ganz neutral gemeint. Aber wenn man viele Interessen hat wie Du (Programmieren, Lesen, Honda-Fahren…), dann hört es sich für mich eher so an, als könnte das Loch, dass durch den Wegfall der Arbeit entsteht, einfach nicht groß genug sein ;-) Von meinem jetzigen Standpunkt aus habe ich auch keine Sorge, dass mir ohne Arbeit langweilig werden würde.

    1. Tatsächlich kommt es gelegentlich vor, dass ich mir wünsche, die Tage wären länger.
      Aber doch eher selten und meisst nur dann, wenn ich mir zu viel auf einmal vorgenommen habe.

      ————————–

      Und was die Workoholics angeht:

      Da steckt vielleicht auch noch ein anderer Motor dahinter als die von Dir angesprochene Alternativlosigkeit:

      Vielen Menschen – und dazu habe ich mich auch lange zählen müssen – wurde von klein auf eingetrichtert, dass nur Arbeit dem Leben Sinn geben kann. Mit der Folge, dass diese Menschen Arbeit auch oft als wichtigsten Punkt für ihr Selbstwertgefühl betrachten und damit „Pflichterfüllung“ ganz oben auf ihrer persönlichen Werteskala haben.

      Deshalb habe ich früher auch oft meinen Beruf an die erste Stelle gesetzt, wenn ich gefragt wurde, was ich bin, obwohl ich gleichzeitig auch noch ganz viele andere (und sicher für mein Leben wichtigere) Rollen innehatte:
      Ehemann, Vater, Bruder, Sohn oder Freund zu sein, um nur mal ein paar Beispiele aus dem ganz persönlichen Umfeld zu nennen.
      Alles Rollen, die in der Wertigkeit eigentlich viel höher und ganz oben stehen sollten, aber für mich in der Beschreibung meiner Person immer ganz hintenan gestanden haben, obwohl mein Beruf bei genauer Betrachtung eigentlich nur das notwendige Vehikel zum Geld verdienen war..

      Kurz und gut, damals stimmte vieles nicht mit meiner Work-Life-Balance, weil statt „Family first“ immer „Job first“ ganz oben stand und durch meinen eigenen Ehrgeiz befeuert wurde.

      Doch zu dieser Erkenntnis zu kommen, war für mich auch ein ziemlich schmerzlicher Prozess, der viel zu spät kam, um damals noch eine Änderung von Entwicklungen zu bringen, die schon zu Selbstläufern geworden waren:
      Das Ende war dann mein BurnOut und die Trennung und Scheidung von meiner ersten Frau, ein weitgehender Bruch mit meiner Familie und Freunden und die traurige Erfahrung, dass es so nicht weitergehen konnte…

      Aber ich hoffe zumindest, dass ich das in den letzten Jahren besser gemacht habe, auch wenn mein Job sich immer wieder in den Vordergrund drängen wollte… Immerhin war Ehrgeiz seither für mich ein Fremdwort mit sehr niedriger Priorität.

      1. Vielleicht ist es auch eine falschverstandene Firmentreue: Was sollen die ohne mich machen? Ich bin doch der einzige, der noch alles weiss und alles kann.
        Ich habe seinerzeit ähnlich reagiert, allerdings aus anderen Gründen. Im Jahr vor meiner Verrentnung gab es die Möglichkeit, ohne Abzüge früher das Hamsterrad zu verlassen. Alle, ich auch, hatten sich darauf eingestellt, dass ich „Punkt 65 Jahre“ in Rente gehe, ich hätte es aufgrund der neuen Lage 6 Monate früher gekonnt. Da wir aber als Kollegen untereinander ein tolles Verähltnis hatten, habe ich die letzten 6 Monate auch noch gemacht. Aus heutiger Sicht hätte ich das nicht zu machen brauchen. Die Inhaber haben das irgendwie alles ohne eine Neueinstellung hinbekommen. Nun ja, Schwamm drüber.

        1. Die Kollegen (das Team) waren auch nach dem abrupten Ende meines Berufslebens das einzige, dem ich wirklich noch eine Zeit lang nachgetrauert habe.
          Das Gefühl, das die nicht ohne mich klarkommen hatte ich allerdings nie….

          1. Oh ja, diese Indoktrination, dass man ja immer etwas Sinnvolles machen MUSS, war bei mir auch sehr wirkungsvoll. Und ich brauche auch heute noch „Krücken“, um mir manches, was nicht Arbeiten bzw. Sinnvolles ist, zu „genehmigen“. Z. B. beruhige ich mich beim Lesen damit, dass ich dann ja eine Rezension schreibe und damit etwas „Sinnvolles“ mache. Vielleicht ist das noch mein „Glück“, dass Sinnvolles nicht ausschließlich die Arbeit für die Firma sein muss, sondern durchaus vielfältig sein kann. Aber es muss am Ende etwas Vorweisbares und Sinnvolles geben.

            1. Letztlich ist doch alles zumindest dann sinnvoll, wenn es einem gut tut. Ob andere Menschen es sinnvoll finden, ist mir zum Glück herzlich wurscht. Stundenlang irgendwo rumhocken und auf ein Motiv warten, findet bestimmt nicht jeder sinnvoll, aber ich, schlicht weil es mich entspannt und mir gut tut.

  3. Wir haben bis jetzt das große Loch ebenfalls nicht gefunden und ich gehe mal davon aus, dass es auch nicht mehr auftauchen wird…
    Stattdessen fehlt uns nach wie vor Zeit, alles was uns interessiert auf die Reihe zu kriegen – und Putzen und Steuererklärung gehören da effektiv nicht dazu ;o)))
    Ist doch klasse, wenn man als Rentner so zufrieden seinen Tag leben kann und darf – das wünsche ich allen, die in unserer Situation sind oder noch dazu kommen.

    1. das wünsche ich allen, die in unserer Situation sind oder noch dazu kommen.

      Genau der passende Schlussatz.

      Wobei mir gerade der Gedanke kommt, dass man daraus vielleicht ein Fortbildungsprogramm oder Volkshochschulkurse entwickeln sollte:
      Wie werde ich ein zufriedener Rentner ?

  4. Das sehe ich ganz genau wie du – wer mit so vielen krankheitsbedingten Einschränkungen zu kämpfen hat wie du, hat sich den vorgezogenen Ruhestand mehr als verdient – und zu Hause bist du ja doch mehr oder weniger im Un-Ruhe(zu)stand.
    Aber eines würde mich doch mal (fotografisch) interessieren: ;-) :-) – kannst du den Mund genau so weit aufreißen wie der auf dem Cartoon??? – Ich glaube nicht, ich könnte es jedenfalls nicht.
    Ganz lieben Gruß von der anderen Ruheständlerin!

    1. Den Mund so weit aufreissen?
      Ganz sicher nicht.
      Und wenn, dann müsste ich mich anschliessend tief bücken, um meine Klappzähne vom Fussboden aufzuklauben…. :-)

  5. Ich gebe zu, dass ich schon manchmal etwas neidisch bin- vor allem, wenn der Job gerade mal wieder nervt oder ich jetzt wieder im Dunkeln aus den warmen Federn muss.
    Es steht für mich ausser Frage, dass Du Dir das verdient hast und ich hätte Dir sehr gewünscht, dass Du das Rentnerleben etwas unbeschwerter genießen kannst.
    Gerade, dass es so anders kam, zeigt ja aber auch, wie richtig ist es, die Zeit auszukosten

    1. Das mit dem schlechten Gewissen geht mir manchmal auch so, zumal ich ja auch weiss, was Du Jobtechnisch so alles abzuhandeln hast, wenn ich (sinnbildlich gesprochen) den Bauch in die Sonne halten kann…..

      Deinen letzten Satz kann ich nur unterschreiben :redheart:

    1. Da hast Du vollkommen Recht, ohne Frage.
      Allerdings war ich schon immer jemand, der auch einen gewissen Termindruck bei Sachen braucht, die er nicht so gerne macht.
      Aber, erst mal angefangen gehen die dann zu Glück auch meist zügig über die Bühne…

  6. Das machst du vollkommen richtig, genieße dein Leben, soweit das möglich ist. Solange du arbeiten gegangen bist war euer Haushalt sicher auch nicht perfekt :unsure:
    Bloss für die Steuererklärung ist jetzt wirklich mal Zeit ..
    🌈😘😎

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