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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Fast wie damals, aber besser :-)

Tagchen, Ihr Lieben!

Seit ein paar Tagen – genauer: seit ich die kleinen blauen Gnubbel habe – entdecke ich neben meinem üblichen Konsum an Musik und Büchern ein Medium wieder völlig neu, was früher in meinem Leben mal eine grosse Rolle gespielt hat, wenn Lesen (etwa nachts unter der Bettdecke) aus Gründen elterlicher Räson nicht opportun war:

Radio hören, und da besonders Hörspiele, wie es sie damals noch oft im Angebot des WDR oder des Deutschlandfunkes gab.
Allerdings nicht auf unserem alten Familienradio, das genau aussah wie auf meiner Illustration, sondern auf meinem kleinen handlichen Transitorradio und mit Ohrhörer im Ohr.
Denn damit bestand kaum Gefahr, entdeckt zu werden, wie vorher beim Lesen im Bett, als mein Vater gelegentlich abends in mein Zimmer kam und fühlte, ob die Glühbirne meiner Nachttischlampe eventuell warm wäre. Meist mit der Folge, dass dann entweder das Buch weg war oder schlimmer, dass mir dann mit einem lauten „Klack“ im Sicherungskasten einfach der Strom abgedreht wurde…
Doch davon war mein kleiner Transistor dank Batteriebetrieb zum Glück unabhängig und auch der (mit von meinem Opa erbetteltem Geld gekaufte) Ohrhörer bleib mein vor elterlichem Zugriff wohlgehütetes Geheimnis, so dass meine abendlichen Hör-Sessionen lange Zeit völlig unentdeckt blieben….. jedenfalls so lange, bis mein kleiner Bruder das Ding mal irgendwann gefunden hat. :-(

Doch so schön das damals auch war, und so gerne ich mich an diese Zeiten zurück erinnere:
Schlussendlich war ich dabei immer auch auf das angewiesen, was das Radioprogramm gerade bot (und oft genug habe ich auch das Ende der Geschichte nicht mehr mitbekommen, weil ich dann doch darüber eingeschlafen war)
Insofern war diese Lösung halt auch nicht immer wirklich befriedigend, zumal damals – anders als heute – viel seltener Wiederholungen auf dem Programm standen und die Sender noch den Ehrgeiz hatten, täglich was Neues zu bringen.
Was zusammen mit anderen sich veränderten Lebensumständen (schliesslich wurde ich ja älter) dann irgendwann dazu führte, dass diese eigentlich sehr angenehme Art des Mediengenusses mehr und mehr ins Hintertreffen geriet, bis auf ein kleines Revival in Zeiten, als meine Liebste auf ihrer Deutschlandtournee war und ich im Auto Hörspiele und Hörbücher gehört habe als Zeitvertreib auf den langen Fahrten, wenn ich sie besucht habe.
Wobei Versuche, das auch in andere Alltagssituationen zu übertragen, allerdings kläglich gescheitert sind. Denn leider habe ich dabei auch feststellen müssen, dass meine Aufnahmefähigkeit doch arg begrenzt ist.
Nebenher etwas Lesen ging jedenfalls nicht – und selbst bei Autofahren habe ich dabei oft genug den Faden verloren, so dass ich – insbesondere bei Hörbüchern – viele Kapitel doppelt und dreifach gehört habe, um wieder in die Geschichte hinein zu kommen.

Deshalb war ich anfangs auch ein wenig skeptisch, als ich mich in den letzten Tagen nochmal damit befasst habe und ausloten wollte, welche Möglichkeiten sich mit meinen neuen „Hörgeräten“ (den blauen Gnubbeln) bieten, insbesondere im Zusammenhang mit meinem doch sehr störenden Tinnitusgeräuschen beim Einschlafen.
Aber auch dabei stellte sich schnell heraus, das Hörbücher dafür nicht wirklich taugen – weil zu lang und nach wie vor mit der Gefahr des Fadenverlierens verknüpft (und weil ich nebenbei bemerkt gelesenen Text offenbar viel besser aufnehme als „nur“ gehörten).
Das also scheidet als Lösung für mich schon mal aus.

Was allerdings wirklich gut funktioniert sind kürzere Geschichten, die sich in Form von Podcasts an vielen Stellen in Netz finden lassen – sowohl bei Spotify und auf anderen Streaming-Plattformen , als auch völlig kostenfrei in den Mediatheken von Radiosendern des öffentlich rechtlichen Rundfunkes.
In reicher Auswahl, was Themenbereiche, Länge und Genres angeht:
Egal, ob als Reportage, Dokumentation, Interview, Hörspiele, Lesungen, gesprochene Kolumnen, Buch- und Musikvorstellungen , Sport (wers mag) oder oder oder. Die Auswahl scheint wirklich unerschöpflich – wie etwa in der Audiothek der ARD, die sich diesbezüglich als wahre Fundgrube herausstellt:

Alles mit dem Vorteil, dass man jederzeit und mit jedem internetfähigen Gerät darauf zugreifen und sich die Audiodateien sogar völlig legal herunterladen kann, man damit (im Gegensatz zu früher) nicht an Ort und Zeit gebunden ist und es folglich auch nicht schlimm ist, wenn man (wie ich) darüber einpennt.
Denn falls gewünscht, kann man die jeweilige Datei ja jederzeit noch mal wieder aufrufen und einfach weiter hören :-)

Auch bezogen auf meinen Piepston zeigen sich dabei inzwischen durchaus gute Effekte, weil ich den jeweiligen Inhalten tatsächlich so intensiv zuhöre, dass der Ton dabei fast verschwindet und ich ihn nur noch wahrnehme, wenn ich explizit daran denke.
So gesehen ist dieses für mich noch recht neue (und von mir lange kaum beachtete) Medium tatsächlich auch eine Entdeckung, die ich als sehr positiv empfinde, zumal sie bei mir fast noch besser wirkt, als meine bisher bevorzugte Methode mit leiser Musik – und schon deshalb eine sehr willkommene Erweiterung meiner Palette an Möglichkeiten im Umgang mit dem Ohrgeräusch…

Wobei ich tatsächlich auch neben meinen Versuchen mit Hörspielen (darüber werde ich ggf. nochmal ausführlicher schreiben) auch schon einige Lieblinge habe, die ich besonders gerne höre:

Zum einen zwei lästerliche ältere Herren, die ich mit ihren Spitzfindigkeiten und ihrer ruhigen Art sehr unterhaltsam finde:

und zum anderen einen sich in der Hauptsache mit Literatur beschäftigenden Kulturpodcast des NDR, den ich schon seit längerem als Radiosendung kenne, aber allenfalls mal zufällig gehört habe, wenn ich gerade zu rechten Zeit „am Gerät“ war – mit dem sinnigen Namen „eat.READ. sleep.“ :

Wie sowas klingt?
Etwa so, wie in diesem kleinen Ausschnitt aus „eat.READ.sleep“ :

:-)

Wobei ich mir in beiden Fällen zwar nicht sicher bin, was die Macher der Podcasts dazu sagen würden, wenn sie wüssten, dass ich ihre Werke als Einschlafhilfe benutze – aber das ist ja letztendlich auch Wurst.
Hauptsache also es funktioniert – und das tut es.
Wunderbar und heute noch genauso gut und anheimelnd gemütlich wie seinerzeit die Hörspiele mit dem Ohrhörer unter der Bettdecke :-)

(Zumal ich einige der Folgen inzwischen auch tagsüber ( und dann hellwach) nochmal „nach höre“.)


Habt also allen ein angenehmes Wochenende mit interessanten (Hör)-Erlebnissen und bleibt gesund und behütet.
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der ganz fasziniert und begeistert von diesen neuen Möglichkeiten ist…..


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