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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Mittwoch Berlin – heute Leipzig

Wer heutzutage in unserem Land Alu-Hut-Träger, Corona-Leugner, Querdenker, oder anderweitig rechter Gesinnung ist, hat es ja nicht leicht. Die Demo-Termine folgen Schlag auf Schlag, man kommt kaum noch zur Ruhe im Bestreben dumme Gedanken (und das Virus) möglichst weit zu streuen. Und nachdem es Mittwoch in Berlin rund ging, ist heute also Leipzig wieder mal dran und hat die zweifelhafte Ehre, sich mit dem Gesocks auseinanderzusetzen.
Was aber möglicherweise auch die Chance für die sächsische Polizei bietet, ihre Scharte vom letzten Mal wieder auszuwetzen, nachdem in Berlin ja gezeigt wurde, wie es geht. (Wasserwerfereinsatz inklusive)
Obwohl zu befürchten steht, dass von den Dumpfbacken auch dieses mal wieder Kinder intrumentalisiert  und als Schutzschilder in die erste Reihe gestellt werden…. trotz der Gefahr, die von anderen – als gewaltbereit bekannten –  Demonstrationsteilnehmern ausgehen wird.Entsprechende Meldungen kuriseren jedenfalls schon auf Twitter und lassen nichts gutes erahnen .

Deshalb kann man nur hoffen, dass die Polizei diesmal etwas glücklicher agiert als vor einer Woche, wo die Leerdenker ja beinahe machen konnten, was sie wollten und mit aller Härte nur gegen die Gegendemonstranten vorgegangen wurde….


Und dennoch:
Euch allen einen wunderbaren Tag, bleibt gesund und bleibt behütet!

Wir lesen uns


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- 26 Bemerkungen zu “Mittwoch Berlin – heute Leipzig

  1. Wir schreiben den Anfang 1945. Es ist bitterkalt in der Lüneburger Heide.

    Es herrscht Krieg. In der Ferne hört man das Quietschen von Zugwaggons. Waggons des Grauens. Sie bringen abgemagerte, geschundene Frauenkörper ins Frauenlager des KZ Bergen-Belsen. Neben den Waggons an den verzogenen Gleisen ein Menschenstrom, der sich in Richtung KZ bewegt. Ihre Körper schwach vor Erschöpfung, und das was sie dort erwartet sind Hunger, keine Hygiene, Dreck und der Tod. Wer nicht verhungerte, erlag qualvoll der grassierenden Typhusepidemie.

    Am Ende erliegen diesem Schicksal über 50.000 Menschen. Die bewachende SS beschränkte sich seit jeher nur auf das Verhindern von Fluchtversuchen aus dem Lager. Medikamente oder Ambulanz – Fehlanzeige. 15. Februar 1945, ein junger Körper liegt mit schwachem Puls, dem Tode nahe auf dem Boden.

    Die kurzgeschorenen Haare lassen nicht erahnen, dass es ein Mädchenkörper ist. Geschwächt und gezeichnet von Flecktyphus, der von Läusen übertragen den Opfern nur noch wenig Überlebenszeit gibt. Das Mädchen hat viel durchmachen müssen – Hunger, Schmerz, Qualen, Verfolgung, Angst.
    Geboren in Frankfurt am Main, musste das Mädchen mit seiner Familie mit 5 Jahren in die Niederlande vor den Nazis flüchten. In Amsterdam fühlte man sich etwas sicherer, bis die Wehrmacht am 10. Mai 1940 die Niederlande angriff und besetzte. Es herrschte Angst, die im September 1939 mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs durch den Angriff auf Polen ihren Anfang nahm. Von nun an versteckte sich das Mädchen, mittlerweile 10 Jahre alt, mit seiner Familie in einem Hinterhof. Ständig in lähmender Angst, dass sie an die Nazis und die Gestapo verraten werden. Das Mädchen nutzt die Zeit und liest viel.

    Es ist der 12. Juni 1942, als das inzwischen 13jährige Mädchen an ihrem Geburtstag von ihrem Onkel ein Tagebuch geschenkt bekommt. Von nun an schreibt das Kind akribisch ihre Erlebnisse in niederländischer Sprache auf. Stunde für Stunde, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Auch den Moment, als die Schwester des Mädchens den Befehl zu ihrer Deportation in ein Arbeitslager erhielt. Nun tauchte die Familie im Untergrund ab. Im Tagebuch hinterließ das Mädchen Zeilen, die von der Kopfgeldaussetzung und Deportation von Juden erzählten. Wenige Tage danach sollte das Mädchen eben solches Schicksal ereilen.

    Es beginnt ein Martyrium durch Arbeitslager und Konzentrationslager, immer geprägt von lähmender Angst, die nächste Station könnte die letzte, und die nächste Tür könnte die Tür in die todbringende Gaskammer sein.

    Am 15. April 1945 befreien britische Truppen das Lager Bergen-Belsen. Für das junge kurzgeschorene Mädchen kommt die Erlösung zwei Monate zu spät. Mitte Februar verließen die Kräfte ihren Körper und das Herz hörte mit nur 15 Jahren für immer auf zu schlagen. Neben dem Mädchen mit letzter Kraft geschriebene, kaum sichtbare Zeilen in einem vom Schnee bedeckten Büchlein. Das Geburtstagsgeschenk, was viele Jahre später weltweite, traurige Berühmtheit erlangen soll.
    Das Mädchen hieß Anne Frank.

    November 2020, Bundesrepublik Deutschland – eines der reichsten Länder mit dem besten Sozialsystem der Welt. Eine Pandemie hat die Welt im Griff, die Bundesregierung versucht mit Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen der Lage Herr zu werden.

    Auf einer Querdenkerdemo-Bühne steht ein 11 jähriges Mädchen und sagt, „…sie fühle sich wie Anne Frank, weil sie ihren Geburtstag nicht so wie im letzten Jahr feiern durfte….“!
    Manchmal möchte ich mich einfach nur in eine dunkle Ecke setzen und weinen…

    Sven Schaale, 19.11.2020

  2. Dem letzten Satz kann ich nur aus tiefster Seele zustimmen…..
    Was läuft eigentlich falsch, dass solche Vergleiche gezogen werden und niemand das sanktioniert?

  3. Uns geht es zu gut, einfach viel zu gut! Wir haben die Achtung vor allem verloren … vor Tieren, vor der Natur und vor anderen Menschen. Ich möchte manches Mal Vernunft in diese Ignoranten reinprügeln. Ich erschrecke vor mir selbst, weil ich sonst einfach nicht gewalttätig bin, aber in diesen Fällen …
    Meine neue Signatur unter den Mails:

    Maske tragen. Abstand halten. Kontakte reduzieren.
    Dann braucht sich auch niemand über die Maßnahmen
    zu beschweren, die ohne falsches Verhalten gar nicht
    nötig wären.

    1. Solche „Gewaltfantasien“ drängen sich auch mir auf – wie immer, wenn rechtes Gedankengut mit im Spiel ist.
      Gut, dass Denken alleine nicht strafbar ist 8-)

  4. Manchmal bin ich in Gedanken so böse und wünsche, es würde sich jede/r dieser „QuerdenkerInnen“ mit Covid19 infizieren. Nicht so arg, dass dieses Gesocks Intensivbetten beanspruchen müssen, aber so übel, dass sie mit heftigen Symptomen einige Wochen lang zuhause die Betten hüten müssten… Aber ich schäme mich auch irgendwie für diesen Wunsch, denn dann wird mir klar, dass diese Subjekte in mir die unschönen Schattenseiten wecken – und das will ich nicht…
    Ich versuche mit meinen bescheidenen Kräften, in meinem kleinen Umfeld gegen „Quer“-, VerschwörungsdenkerInnen und blaun bis braun infizierte Mitmenschen anzugehen. Mehr kann ich leider nicht tun…

    1. Genau diese Tendenzen sind es auch, die mich immer wieder stocken lassen.
      Ich bin ja auch aus tiefstem Herzen Pazifist – und eigentlich auch nicht der Mensch, der anderen Schlimmeres als drei Tage Durchfall ohne Klopapier wünscht – und doch gehen mir da immer wieder die Pferde durch.
      Bei Trump zum Beispiel hätte ich nichts dagegen gehabt, wenn seine Corona-Infektion ihn deutlich härter getroffen hätte….

        1. Ich fürchte, genau das ist ein Teil des Problemes:
          Die Spirale der Eskalation als Strategie, um sich anschliessend tränentriefend als Opfer präsentieren zu können.
          (wie auch am Mittwoch und Freitag schön im Bundestag zu beobachten gewesen)

          1. Wirklich und wahrhaftig! Als ich den Hundekrawattenträger im Bundestag am Rednerpult scheinheilig seine Entschuldigung reden hörte, hätte ich ihn anspucken können. Ist das auch schon Gewalt??? :-) Leider kann ich mich bei ihm kaum auf mein Altersvorrecht berufen, dieser Dösbaddel. Nein, das ist viel zu harmlos für ihn und seine Leute!!!

            1. Prinzipiell ist das auch Gewalt … wenn auch durch einen rechtfertigen Notstand zu entschuldigen.
              (Ähnlich wie seinerzeit die Ohrfeige für Herrn Kiesinger)

              1. Da müsste ich erst googeln – vielleicht war ich da noch nicht Westen. – Ich kann mich nur erinnern, dass eine Mutter mal den Mörder ihrer Tochter im Gerichtssaal erschossen hat. – Konnte ich (irgendwie) verstehen.

          2. Nicht nur das… Gewünscht ist die Spaltung unserer Gesellschaft. Und ich hege inzwischen den Verdacht, dass dies nicht nur den Strippenziehern der „QuerdenkerInnen“ zupaß kommen würde. Aller Augenmerk der „links-rot-grün versifften Gutmenschen“ und der „Antifa“ scheint seit einer Weile schon nur mehr den „QuerdenkernInnen“ und ihrem Treiben zugewandt zu sein. Ich sehe das in den sogenannten Sozialen Netzwerken. Ein Großteil der Beiträge in meiner Timeline befasst sich beinahe ausschließlich mit den Corona-Leugnern, Verschwörungshanseln und ihren braunen TreibernInnen. Dabei gäbe es grade jetzt noch etliche andere Themen, die eigentlich mindestens genauso unserer ungeteilten Aufmerksamkeit und auch unseres Protests bedürfen: Die Gefahr einer erheblich ansteigenden Armut sowie Obdachlosigkeit. Die immer prekärer werdende Situation der Pflegenden. Dass aufgrund der Corona-Maßnahmen und als Folge leerer Säckel in den Kommunen unser Bildungswesen einen nie vorher gekannten Tiefststand erreichen wird. Großunternehmer verdienen sich an Corona dumm und dämlich – und noch immer wird eine angemessene Besteuerung nicht in Erwägung gezogen. Die Maschen unserer sozialen Netze werden weiter, immer mehr Menschen fallen durch und bleiben auf der Strecke. Dass sich daran so gut wie niemand reibt, und ordentlich laut wird, weil sich ja alle Empörung so gebündelt gegen die „QuerdenkerInnen“ lenkt, dürfte daher auch unseren Volks(ver)treternInnen nicht eben unwillkommen sein… Ignorieren, ausblenden, wegsehen wäre der falsche Weg, das ist sicher. Aber man sollte auch nicht außer acht lassen, dass je mehr man Beiträge über dieses „QuerdenkerInnen“-Gesindel teilt und weiter verbreitet, sich dessen Einfluss erhöht, und zwar weit über die eigentliche Gewichtigkeit hinaus. Und dabei die oben angeschnittenen Corona-Probleme unbeachtet bleiben.

            1. Was die Timeline angeht (ich nehme an bei FB?) war genau das der Grund, warum ich da irgendwann die Notbremse gezogen habe.(Damals war noch der Dummsinn der Kackblauen das Hauptthema in meiner Filterblase)
              Ich mochte es irgendwann einfach nicht mehr lesen – und schon gar nicht mehrfach, weil viele der Beiträge natürlich auch x-mal geteilt wurden…..
              Und ich denke, dass wird nun in Bezug auf die Aluhutträger auch kein Deut besser sein.

              Im Übrigen gebe ich Dir Recht:

              Das die Fixierung auf diese Themen andere gesellschaftliche Brennpunkte in den Hintergrund der Wahrnehmung drängt, ist ja auch nicht verwunderlich. Denn damit kann man das meisste Interesse binden, Schlagzeilen machen und wohl auch das meisste Geld verdienen, (was ich aber weniger im Sinne eine Spaltung der Gesellschaft verstehe – als vielmehr als Auswuchs angewandten Kapitalismusses)
              Das konnte man beispielsweise sehr gut nach dem Brand im Lager in Moria sehen, wo dieses Thema kurz im Fokus stand, und genau so schnell wieder in der Versenkung verschwand…..

              1. Ganz wunderbar fand ich grad in der „Tagesschau“ den sehr knapp und sachlich gehaltenen Beitrag über Leipzig… Na klar verdienen die Medien am eifrigen und konzentrierten Teilen im WWW solcher Themen wie die „QuerdenkerInnen“! Genauso wie an allen anderen schlimmen und beunruhigenden Nachrichten! Deshalb scheinen diese ja in den Medien mittlerweile bei weitem zu überwiegen. Was sich natürlich negativ auf die Stimmung der NutzerInnen und LeserInnen auswirkt. Und da haken sich die „QuerdenkerInnen“ nur zu gerne ein. Und der Kreis schließt sich…
                Die Zustände in Moria, dem Ausweichlager und allen anderen Flüchtlingslagern sind nach wie vor himmelschreiend unmenschlich. Kräht kein Hahn mehr danach. Auch da hat das Kanalisieren der Aufmerksamkeit hervorragend funktioniert.

  5. Nein, einen schönen Tag werde ich nicht haben.
    Leipzig hatte lange eine für eine Großstadt geringe Infektionszahlen. Nicht, weil es das Virus nicht gibt, sondern weil sich der überwiegende Teil der Bevölkerung fürsorglich benommen hat. Leipzig hatte schon immer ein anderes Profil in Sachsen. Vielleicht ist es deshalb so oberaffengeil, mal so richtig dieser Stadt die Sau raus zu lassen und Ich dabei noch als Kämpfer für die Freiheit zu fühlen. Das Demonstrationsrecht ist ein kostbares Gut, aber nicht um jeden Preis. Ort und Inhalt sollten schon besser geprüft werden. Ich habe Meinungen gehört, wie schön das in Leipzig war, wie auf dem Volksfest. Klar, wo anders gibt es ja gerade keine. Mich kotzt das gewaltig an, was in meiner Innenstadt abgeht, auch heute wieder. Alle halte sich an Regeln, nur die „Truppen“ nicht. Es wird bestimmt nicht ruhig bleiben.

    1. Das steht leider zu befürchten, dass es nicht ruhig bleibt.
      Und damit verbindet sich auch genau meine Sorge , wobei ich den Worst-Case noch nicht mal zu denken wage:

      Man stelle sich mal vor dabei passiert einem Kind was schlimmeres als ein wenig nass zu werden.
      Wer trägt dann die Verantwortung?
      Die Polizei?
      Oder die Spinner, die ihre Kinder als Schutzschilder benutzen?
      Und was passiert dann anschliessend?

  6. Wenigstens scheint die Polizei dieses Mal durchzugreifen…. noch so ein Versagen wie bei der letzten Demo wollen sie sich wohl nicht leisten

      1. Aber insgesamt sind sie doch wieder eher planlos… der Hammer ist, dass der Pressesprecher der Polizei sich von diesem Volkslehrer interviewen lässt… der natürlich ohne Maske. Vermutlich wird er nachher behaupten, er hätte nicht gewußt, wer da vor ihm stand

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