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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Ich soll zeichnen …. haben sie gesagt

Nein, ganz so explizit  wie in der Überschrift geschrieben natürlich nicht.
Sondern eher als Vorschlag gedacht, wie ich meine Zeit sinnvoll und kreativ füllen könnte.
Was natürlich erst einmal meine Abwehr hervorrief, denn meine Erfahrungen mit dieser Art der Beschäftigung sind nun mal keine Guteń:
Weshalb ich um Stift und Papier als künstlerisches Betätigungsmittel auch heute noch einen weiten Bogen mache – mit einer Ausnahme:
Um Skizzen zu machen, wenn ich ein Projekt im Kopf habe, das zu komplex ist, um es alleine in demselben auszutüfteln. Aber selbst dann bin ich von der Perfektion technischer Zeichnungen weit entfernt und es steht zu vermuten, dass auch dabei niemand anders mit meinem Gekritzel klar kommt (geschweige denn verstehen könnte, was Sinn und Zweck meiner Zeichnung wäre).

Anderseits (und da bin ich ganz Spielkind) beschäftige ich mich gerne mit Bildern am Computer und bearbeite sie – teils recht mühselig – mit der Maus, wobei ich öfter auch die Malwerkzeuge von Gimp nutze, um etwas weg zu retuschieren oder zu übermalen, ja sogar manchmal kleine Zeichnungen damit anfertige, was angesichts der Unhandlichkeit und Ungenauigkeit dieser Mensch-Maschine-Schnittstelle schon länger den Wunsch in mir hervorruft, dafür ein besseres Werkzeug zu erstehen – ein Grafiktablett, ähnlich wie Gudrun es benutzt.

Und so war der Kommentar von @Belana dann nochmal ein Anstoss, mich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Unter anderem in Form von Videos auf Youtube, die immer wieder hilfreich sind, wenn ich mich mit etwas mir noch Unbekanntem auseinandersetzen möchte, ohne es selbst in der Hand zu haben und ausprobieren zu können.
Und ihr ahnt es sicher schon, daraus wurde dann der Entschluss, mir trotz der nicht vorhandenen Picasso-Gene so ein Teil zuzulegen:Weniger unter dem Aspekt, nun gleich zum grossen Künstler zu werden (obwohl ich freies Zeichnen damit sicher auch probieren werde) als viel mehr, um endlich ein handlicheres Bildbearbeitungswerkzeug in die Hand zu bekommen, das gleichzeitig auch Spielzeug für alle möglichen Experimente werden kann.
Colorkeys beispielsweise, wie ich sie immer wieder gerne gestalte:
Und so könnte es gut sein, dass in diesem Blog in Zukunft öfter mal „künstlerische Werke“ aus meiner Hand auftauchen.
Da müsst ihr nun durch…..sobald das Teil geliefert ist


Euch allen einen zauberhaften Abend und eine gute Nacht –
bleibt wie immer gesund und bleibt behütet

Wir lesen uns


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Und Marx stand still in Darwins Garten – Roman

Es ist zwar nie passiert, dass diese beiden Herren sich begegnet sind, aber es hätte passieren können, zumal Karl Marx und Charles Darwin im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gerade mal zwanzig Meilen voneinander entfernt in London und in der Grafschaft Kent gelebt haben und auch von der Arbeit des jeweils anderen gewusst haben.
Auf dieser Idee basiert der Roman von Ilona Jerger, der durchaus tiefgründig  und bisweilen sogar recht philosophisch angelegt ist, ohne dabei seine heitere Grundstimmung zu verlassen.

Und Marx stand still in Darwins Garten
Von Ilona Jerger

Verknüpft werden die beiden Namensgeber über die fiktive Figur eines Arztes( Dr. Beckett), der beide behandelt und so Gelegenheit bekommt, tiefen Einblick in ihre Gedankenwelt zu nehmen und ihre Ideen mit ihnen zu diskutieren. Dabei stellt sich heraus, dass es bei allen Unterschieden auch eine Reihe von Gemeinsamkeiten zwischen dem alternden Wissenschaftler Darwin und dem Revolutionär Marx gibt – nicht nur, was ihren Umgang mit Alter und Krankheit angeht:

Während der eine – mehr Forscher und Beobachter – darüber seinen alt hergebrachten Glauben an eine göttliche Schöpfung verloren hat, kämpft der andere gegen jede Form von Religion an, weil sie seine Vision von der Gleichheit aller Menschen stört – was beide im Ergebnis in der damaligen Zeit zum Widersacher jeglichen kirchlich geprägten Glaubensdogmas macht und in Aussenseiterrollen drängt, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung:
Darwin bleibt trotzdem gesellschaftlich anerkannt, während Marx aus Preussen fliehen und verarmt und verbittert im Exil leben muss…..

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Der Klappentext – durchaus treffend und für mich ein Grund das Buch zu lesen:

England, 1881. Zwei bedeutende Männer leben nur wenige Meilen voneinander entfernt: Charles Darwin in einem Pfarrhaus in Kent und Karl Marx mitten in London. Beide haben mit ihren Werken, der eine zur Evolution, der andere zur Revolution, die Welt für immer verändert. Beide wissen es und sind stolz darauf. Und doch sind sie schlaflos und melancholisch. Darwin hat den Schöpfer abgeschafft, fühlt sich missverstanden und forscht inzwischen still am Regenwurm. Marx grollt der Welt, wartet ungeduldig auf ein mutiges Proletariat, das den Kapitalismus hinwegfegt, verzettelt sich beim Schreiben und kommt über Band 1 des ‚Kapitals‘ nicht hinaus. Eines Abends begegnen sich die beiden bei einem Dinner zum ersten Mal. Schnell kreist ihre Diskussion um Gott und Gerechtigkeit — doch unausweichlich kommt es zum Streit, und der Abend endet in einem Eklat. Dennoch haben der großbürgerliche Naturforscher und der ewig klamme Revolutionär mehr gemeinsam, als sie sich eingestehen wollen.

In ihrem wunderbaren Roman verbindet Ilona Jerger Fabulierlust mit wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Erkenntnissen, die den Weltenlauf maßgeblich beeinflusst haben. Ein warmherziges und humorvolles Porträt zweier großer Männer, deren Disput zeitgemäßer nicht sein könnte.

Faszinierend an diesem Buch ist für mich die Lebendigkeit und Menschlichkeit  der handelnden Figuren, die zeigt, dass die Autorin eine Menge Recherche-Arbeit in diesen Roman gesteckt hat.
Unter anderem dadurch, dass sie sich sehr ausgiebig mit dem nachgelassenen Schriftwechseln der beiden und (im Falle Darwins) mit seinen Forschungsarbeiten sowie (bei Marx)  mit seinen humanistischen Ideen auseinandergesetzt hat, womit es ihr gelingt,  die Gedankenwelt der Herren sehr dezidiert in ihre Dialoge einfliessen zu lassen und auch die Differenzen beider Sichtweisen herauszuarbeiten – nicht ohne dabei immer wieder auf die Frage nach Gott zurück zu kommen, den beide aus unterschiedlichen Gründen als nicht existent betrachten.
Wobei sie auch einen Kompromiss anbietet, den der zweifelnde Darwin im Angesicht seines eigenen Todes aber ablehnt – die Pascalsche Wette:

„»Der alte Pascal wendet sich an die Menschen, die sich nicht von Gottesbeweisen überzeugen lassen. Also an zweifelnde Esel wie dich. Statt mit Beweisen herumzuhantieren, die alle ihre Schwächen haben, wettet man auf Gott.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Ganz einfach:
Wenn du an Gott glaubst, und es stellt sich heraus, dass es einen gibt, hast du gewonnen und du fährst gen Himmel.
Wenn du hingegen nicht an Gott glaubst und es doch einen gibt, dann verlierst du die Wette und fährst zur Hölle.
Und wenn du an Gott glaubst, und es stellt sich heraus, dass es keinen gibt, hast du zwar verloren, aber eigentlich nicht viel.
Also wette, dass es ihn gibt! Das ist in jedem Fall die bessere Wahl. Denn du setzt mit wenig Einsatz auf einen satten Gewinn – die ewige Seligkeit.«
»Ich bin kein Spieler. Wenigstens nicht auf diesem Gebiet.«“

Bleibt zusammenfassend für mich das Fazit, dass dieses Buch für mich eine echte Entdeckung war – lesenswert, lehrreich und wirklich unterhaltsam von der ersten bis zur letzten Seite.


Womit sich auch ganz klar ergibt, dass es von mir fünf Sterne bekommt.


Und wie immer:
Bleibt gesund und bleibt behütet!

Wir lesen uns


-119-