Während draussen das Leben tobt und wir alle wechselweise und – mit einer gewissen Sorge – auf die Corona-Zahlen und auf die Wahlergebnisse und die erschreckenden Ereignisse drumherum in Amerika gucken, sitze ich her im stillen Kämmerlein, höre Musik und überlege, über was sich heute mal schreiben könnte, ohne mich mit den Dramen dieser Welt zu beschäftigen.
Etwas heiteres vielleicht? Etwas Nachdenkliches? Dönnekes aus meiner Jugend? Pläne die ich habe?
Vielleicht auch mal was über unsere Katzen – den verfressenen Herrn Hein und die Prinzessin Elli?
Das könnte ich – vielleicht…..Und doch ist mir gerade nicht danach….
Denn im Nachdenken bin ich bei dem Gedanken hängen geblieben, für wen, wozu ich mich jeden Tag hinsetze und mich mit meinen steifen Fingern an der Tastatur abquäle?
Vom ursprünglichen Gedanken hinter diesem Blog und seinen Vorgängern habe ich mich inzwischen doch um einiges entfernt: Der Blog sollte ein Tagebuch sein (geschrieben nur für mich), ein Hilfsmittel, um Erlebnisse zu notieren und Ideen zu sammeln und sortieren – mehr eigentlich nicht. Auf Reaktion und Kommunikation käme es mir dabei nicht an, so schrieb ich damals, als ich vor vier Jahren wieder anfing zu bloggen.
Von diesem ursprünglichen Gedanken ist allerdings im Lauf der Zeit nicht mehr soviel geblieben, auch wenn ich inhaltlich immer mal wieder darauf zurück komme und sich in meinem Geschreibsel nach wie vor tagebuchartige Einträge finden oder Dinge, über die ich nachdenke…..
Schon, weil sich nach und nach, beinahe unmerklich meine Zielrichtung geändert hatte – als ich nämlich merkte, dass der Blog für mich auch zum Kommunikationsmittel wurde, um so mehr, je weiter ich mich von Facebook zurück gezogen habe – und erst Recht, seit ich nicht mehr arbeite. Womit im Gegenzug auch die Resonanz auf mein Geschreibsel immer wichtiger im Stellenwert für mich wurde. Übrigens mit ein Grund, warum ich seit zwei Monaten auch wieder einen offenen Blog habe und inzwischen wirklich glücklich darüber bin, was sich in dieser Zeit hier entwickelt hat:
Ein kleiner, feiner Leserkreis aus Stammlesern meines alten (abgeschotteten) Blogs, ein paar wiedergefundene Bekannte aus alten Zeiten, eine Reihe neuer Gesichter, die regelmässig hier auftauchen – genauso hatte ich mir das gewünscht! Und aussen herum eine Reihe von Blogs, in denen ich gerne lese und auch kommentiere….. auch das ist gut und fühlt sich fast schon wieder an wie in den alten Zeiten vor über zehn Jahren, als ich mit dem Bloggen anfing.
Was aber (zum Glück) bisher wenig Auswirkungen darauf hat, über was (und wie) ich schreibe:
Meine Themen sind weitgehend gleich geblieben – wenn auch mit einer leichten Verschiebung hin zu aktuelleren Themen „im Aussen“.
„Verstecken“ (im Sinne von Dingen über die ich nicht schreiben könnte) muss ich mich auch nicht, sondern filtere nur ein wenig mehr, als ich das bei dem kleinen (und mir gut bekannten) Leserkreis meines alten Blogs gemacht habe.
Und der (mir von früher und aus Facebookzeiten gut bekannte) Gedanke, bevorzugt über Themen zu schreiben, die meine Leser interessieren könnten, spielt dabei (ebenfalls zum Glück) keine Rolle – und wird es hoffentlich in Zukunft auch nicht tun, obschon ich mich manchmal doch darüber wundere, auf welche Themen ich viel an Resonanz bekomme und bei welchen Themen in den Kommentaren regelrechte Dialoge auch zwischen den Kommentierenden entstehen……
-_-_-_-
Bleibt aber noch die Frage der Definition, wenn das denn kein Tagebuch ist, was ich hier schreibe?
Dazu geht mir gerade durch den Kopf, dass sich das wohl am ehesten mit den Briefen vergleichen lässt, die ich früher, in ganz jungen Jahren, mal mit einem Brieffreund in der damals noch existierenden DDR gewechselt habe. Da haben wir nämlich auch über dies und das geschrieben (Über Alltagserlebnisse und unsere Sicht auf die Welt, aber auch über Musik und Bücher und vieles mehr) und sind aus verständlichen Gründen auch manchmal etwas unkonkret geblieben.
Lange her, aber irgendwie doch ähnlich, auch wenn ich hier offen über Politik und andere damals schwierige Dinge schreiben kann, die seinerzeit ungeschrieben bleiben mussten.
Und der Gedanke gefällt mir richtig gut, meine Texte hier als Briefe zu verstehen, die ich Euch schreibe – nicht wie früher auf Papier, sondern auf der Tastatur und am Monitor
Weshalb ich es auch ganz richtig finde, meine Posts von nun an immer mit einer ordentlichen Anrede am Anfang zu beginnen (die Grussformel am Schluss gibts ja schon länger ) – wobei ich ja das Glück habe, mich als Beutehanseat nicht irgendwelcher Tageszeiten bedienen zu müssen, sondern mit einem schlichten
immer ziemlich richtig liege
In diesem Sinne.
Bleibt gesund und bleibt behütet!
Wir lesen uns
-95-