– – tageweise unsortiertes – –
„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Zwei Bilder und ein paar Gedanken dazu

Hallo zusammen!

Gestern gab es in Berlin ja wieder etliche Aktionen der „letzten Generation“, wohl immer noch in der Hoffnung, durch Verkehrsblockaden die Politik zum Umdenken und zu einer schnelleren Entscheidungsfindung bewegen zu können. Wie wir wissen, ohne grossen Erfolg, ausser dass dabei mal wieder ein paar plakative Bilder entstanden sind, die anschliesend durch die Newsticker liefen.

So wie dieses, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob ich darüber lachen oder weinen soll:

Wobei es sicher Menschen gibt, denen gerade dieses Foto ein fettes Grinsen der Schadenfreude ins Gesicht triebt, samt der belustigten Frage, wie es sich so lebt in den nächsten Tagen mit einem ausgewachsen Rad als ständigem Begleiter? Und ich gebe zu, diesen Impuls hatte ich im ersten Moment auch angesichts der Pfiffigkeit der Polizei, das Rad samt angeklebten Protestler kurzerhand mal vom dran hängenden Auto abzuschrauben…. genauso wie bei ähnlichen Bildern, wo Demonstranten mit einem ausgeschnittenen Stück Strasse an der Hand zu sehen waren….
Katz und Maus also inzwischen mit der Polizei, die es (zumindest in Berlin) inzwischen genauso sportlich nimmt wie die Demonstranten…

Aber schon mein nächster Gedanke ging in eine ganz andere Richtung, zumal ich von der Idee her durchaus grosse Sympathien für die Anliegen dieser Proteste hege und ebenfalls der Meinung bin, dass es schon viel zu lange dauert, bis sich auf politischer Ebene mal etwas bewegt und noch viel länger dauern wird, bis aus einer (noch nicht mal) angedachten Lösung konkrete Schritte der Umsetzung erfolgen.
Fatal, weil uns allen tatsächlich die Zeit wegläuft, wie man an den jetzt schon sichtbaren Effekten des Klimawandels sieht.
Deshalb kommt mir spätestens bei diesem zweiten Gedanken mein anfängliches Schmunzeln auch ziemlich falsch vor, denn eigentlich ist es ja wirklich traurig, was die Bilder zeigen.

Menschen, die sich (zum Teil dabei auch in Gefahr begebend) versuchen, Aufmerksamkeit zu erregen für Ziele, die unser aller Ziele sein sollten.
Menschen, die etwas bewegen wollen und deshalb auch nicht davor zurückscheuen sich lächerlich oder sogar strafbar zu machen.
Menschen, die sehr verzweifelt sind, weil sie mit all ihren Aktionen nichts bewegen und weil ihnen offenbar niemand wirklich zuhören will….
Menschen, die schon jetzt scheinbar kaum noch was zu verlieren haben.

Womit auch kein Wunder ist, dass die Proteste immer weiter eskalieren, zumal ja schon „Fridays for Future“ ausser ein paar Schlagzeilen und wohlwollendem Köpfchenstreicheln von Seiten der Politik nicht ernsthaft etwas erreichen konnte.

Nun, Köpfchenstreicheln wird es für die drastischeren und weniger wohlerzogenen Proteste der „letzten Generation“ nicht geben, das ist schon mal klar.
Stattdessen gibts reichlich Schelte und Verunglimpfungen bis in die persönlichen Bereiche hinein („Klimaterroristen“), geschürt von rückwärtsgewandten oder populistischen Politikern, denen ihr Porsche oder ihr Privatflieger wichtiger sind als dringend notwendige Massnahmen, um den Klimawandel zu verlangsamen. Und ausserdem ist es natürlich auch einfacher, den Aktivisten eine herbeigeredete Spaltung der Gesellschaft in die Schuhe zu schieben, statt endlich selbst mal den Hintern hoch zu bekommen und Nägel mit richtig dicken Köpfen zu machen.
Und damit dürfte das Ende der Eskalationen noch lange nicht erreicht sein.
Auf beiden Seiten nicht.

Denn je länger sich die Politik mit Schuldzuweisungen in die falsche Richtung vor ihrer Pflicht drückt und untätig bleibt, um so heftiger werden und extremer dürften auf der anderen Seite die Aktionen der „letzten Generation“ ausfallen.
Solange, bis dabei jemand ernstlich zu Schaden kommt (und vermutlich auch noch darüber hinaus)

Wobei sich auch jetzt schon die Frage nach Ursache und Wirkung stellt – und auch danach, welche der beiden Seiten eigentlich ernstlich unter Zugzwang ist? Nicht nur bezogen auf ein paar blockierte Strassen, sondern überhaupt, nämlich bezogen auf die Wurzel des Problemes.

Und da kann ich eigentlich nur eine Gruppe von „Verursachern“ erkennen – nämlich die, die als gewählte Volksvertreter oder gar als Regierungsmitglieder ihrer (teilweise sogar beeideten) Verpflichtung nicht nachkommen:

„Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.“

Amtseid des Bundespräsidenten, der/der Kanzler/in und aller Bundeminister /innen)
(Quelle: Wikipedia)

Denn soweit ist die Sache doch wohl klar, oder?
Schliesslich haben nur diese Menschen in der Politik die Mittel und die Möglichkeiten, Veränderungen zu bewirken und in Form klarer gesetzlicher Regelungen auch umzusetzen. Zur Not auch ziemlich schnell, wie wir seit Corona wissen…

Allerdings – und dass muss ich zum Schluss auch noch hier einflechten – denke ich trotzdem, dass der Weg der „letzten Generation“ in vielem kritikwürdig ist. Insbesondere da, wo sie eindeutig über ihr Ziel hinaus schiessen und immer mehr Menschen involvieren, die für die Fehlleistungen der Politiker nicht verantwortlich sind. Denn damit erreichen sie vermutlich inzwischen nur noch das genaue Gegenteil von dem, was eigentlich ihre Absicht ist…
Und das ist der guten Sache doch auch nicht dienlich.

Bleibt noch die Frage, wie denn ein wirklich wirkungsvoller Protest aussehen könnte, der genau da ansetzt, wo der Druck auch nötig wäre. Aber darauf habe ich genauso wenig eine Antwort wie vermutlich alle, die das Geschehen und die jetzt sich mehr und mehr entwickelnde Eigendynamik nur hilflos beobachten können…..

Denn schlussendlich wird sich wohl nur was ändern, wenn alle sich bewegen – uns „Normalbürger“ eingeschlossen. Aufeinander zu und anschliessend in eine gemeinsame Richtung, die auch unseren Enkeln und Urenkeln noch ein lebenswertes Leben auf unserem Planeten ermöglicht… auch wenn uns das einen Teil unsere eigen Lebenskomforts kosten wird.


In diesem Sinne:
Habt einen angenehmen Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns .bye:

Euer Wilhelm,

heute mal ohne Nachsatz……


-949-


Den Job zu Ende bringen (I)

Guten Morgen am Mittwoch morgen!

Ich gebe zu, als gestern die Meldung durch die Nachrichten lief, dass der greise US-Präsident Joe Biden mit über achtzig Jahren nochmal (womöglich wieder gegen Trump – was Gott verhüten möge) für eine zweite Amtszeit antreten will, da empfand ich plötzlich einen heftigen Zwiespalt.

Einerseits macht der Mann (soweit ich das beurteilen kann) ohne grosses Getöse wohl ganz ordentliche Arbeit und scheint momentan auch der einzige mögliche Kandidat der Demokraten zu sein, der Trump und seinen populistischen Horden Paroli bieten kann – anderseits aber könnten sein Alter und seine ebenfalls wieder antretende Vizepräsidentin mit ihren eher schlechten Umfragewerten aber auch der Grund sein, der die Demokraten die Wahl kosten könnte.

Denn vermutlich fragen sich gerade auch einige Amerikaner – ähnlich wie der Rest der Welt – , was passieren wird, wenn Biden seine Kandidatur oder seine zweite Amtszeit nicht durchhält und die international immer noch recht profillos wirkende Kamala Harris seinen Job übernehmen müsste?
Denn so, wie die Umfragen gerade stehen hätte sie wohl gegen Trump bei einer Wahl kaum eine Chance – und auch das Amt als mächtigste Frau der Erde trauen ihr viele Amerikaner nicht zu, sollte während der laufenden Amtszeit zu einem Wechsel kommen müssen – etwa, weil Biden zu krank wäre oder gar stirbt.

Und daran wird auch sein um Vertrauen werbender und doch plakativer Einstieg in den Wahlkampf per Video-Spot (hier auf Youtube zu sehen) nichts ändern, dessen Speerspitze sich ganz klar nur gegen den einen grossen Gegner – gegen Trump richtet.

Wobei ja gut anderthalb Jahre vor der Wahl noch nicht mal klar ist, ob Trump überhaupt antreten kann oder ob die amerikanische Justiz dem doch noch einen Riegel vorschiebt.
Denn dann könnte wohl ein anderer Republikaner zum Zug kommen, Ron DeSantis, ebenfalls ein Populist und Hardliner, wenn auch subtiler und von ganz anderer Qualität als Trump. Und gegen den würde selbst Biden (Stand heute) ziemlich blass aussehen, von Harris mal ganz zu schweigen…

So gesehen ist es also keine reine Freude, dass Biden nochmal kandidiert, auch wenn ich ihm natürlich alles Gute dafür wünsche.
Denn es sind ja beileibe nicht nur inneramerikanische Probleme um die es dabei geht, sondern angesichts der grossen Konflikte und Probleme auf unserem Planeten kann man sich ja eigentlich nur wünschen, dass die USA auch längerfristig stabil und verlässlich bleiben und deswegen eine Präsidentin/einen Präsidenten bekommen, der dafür als Garant gelten könnte.

Einen integeren Menschen halt wie Obama oder auch Biden, nur um zwanzig, dreissig Jahre jünger….


Dennoch:
Habt alle einen feinen Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich ehrlicherweise mit seinen 64 Jahren nicht mehr zutrauen würde, ein so wichtiges Amt zu übernehmen…..


-927-

Das wird wohl noch lange dauern bis zur ersten Million :-(

Tagchen nochmal!

Es ist ja mitnichten so, dass wir nicht über Kapital verfügenwürden, welches sich dank Zinsen jährlich vermehrt. Beispielsweise in Form unserer Mietkaution, die sich im Lauf der Jahre deswegen tatsächlich schon um ein paar nette Euronen vermehrt hat.

Anfangs sogar, als die Zinsen noch höher waren und mit einer echten Zahl vor dem Komma, in fühlbaren Schritten. Momentan aber … da schlägt die Finanzkrise natürlich auch bei uns voll durch..
Naja, seht einfach selbst:

So richtig doll ist das ja nun wahrlich nicht mehr… :-(

Will sagen: den Traum vom Reichtum, den wir an unsere Kapitalerträge geknüpft hatten, den können wir wohl vergessen – und so schnell wird es nun wohl nichts werden mit unserer ersten Million, auch wenn die Zinsen seit letztem Jahr sogar wieder leicht, nämlich um satte 0,01% gestiegen sind :-(
Denn bis dahin wird es beim aktuellen Zinssatz von 0,04% vermutlich noch Jahrtausende brauchen, zumal sich Vater Staat ja auch jedesmal noch mit 25% von unserem Gewinn die Taschen füllt – vermutlich, um davon unnütze Autobahnen oder ähnliches Dummzeug zu bauen.

Aber ich will mich auch gar nicht beklagen:

Immerhin bekommen wir ja noch Zinsen und müssen keine Strafgebühren zahlen, wie manche anderen armen Menschen, die zuviel Geld auf der Bank haben und ihre Negativzinsen als Verluste auch noch steuerlich geltend machen müssen.

Und das ist ja auch schon mal was, das uns nun erspart bleibt. :-)

(Auch wenns mir eine Freude sein wird als plichtbewusster Bürger die 44 Cent Kapitalgewinn beim Lohnsteuerjahresausgleich mit anzugeben, um die 11 Cent Steuern eventuell wieder zurück zu bekommen. Von nichts kommt schliesslich nichts)


Habt noch einen schönen Nachmittag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der nun noch auf den jährlichen Brief von der C-Bank wartet, wo auch wieder ein märchenhafter Zinsgewinn von einem einzigen Cent zu erwarten ist…


-926-

Nachgeklappt

Gu’nabend zusammen!

Nur ganz kurz ein kleines Fundstück, das ich leider erst heute entdeckt habe, aber gerne schon am Freitag gehabt hätte:

Dennoch ist es irgendwie passend, nicht nur, weil mein erster Vorname und ein weiterer Teil meines Initials darunter steht , sondern auch, weil es ziemlich bezeichnend ist für unsere Generation, die über ihrem Widerstand gegen die Kernkraft inzwischen stark ergraut ist – und trotzdem froh, den Ausstieg doch noch erleben zu dürfen :-)

Womit sich schlussendlich doch noch ein Teil eines Traumes erfüllt hat, den wir jahrzehntelang geträumt haben – auch symbolisiert durch ein Lied, das ich dutzendfach auf Demos gehört und auch mitgesungen habe – wenn man so will als Hymne meiner Generation:

Bots – das weiche Wasser

Trotzdem:
Immer noch sind junge Menschen auf der Strasse, um für ihre eigene Zukunft zu demonstrieren – „Fridays for Future“ und auch „Die letzte Generation“ – genau wie wir damals mit der Hoffnung, irgendwann zum Ziel zu kommen und ein Umdenken und Veränderungen für eine bessere Zukunft zu bewirken. Und auch dafür wird es wohl noch viel weiches Wasser brauchen.
Deshalb hoffe ich sehr, das dass diese jungen Menschen viel schneller zum Ziel kommen als wir – und dass es nicht wieder ein halbes Jahrhundert dauern muss, bis endlich das Richtige passiert……


In diesem Sinne:
Habt alle eine gute Nacht und atomfreie Träume – und bleibt gesund und behütet.
Wir lesen uns :bye:

Euer (Martin O. ) Wilhelm,

der diesen Beitrag gestern abend (am Montag) zwar geschrieben, aber leider nicht mehr veröffentlicht hatte…..


-916-

Strahlende Zeiten – endlich vorbei :-)

Guten Morgen am Freitagmorgen!

Wenn das kein Grund zum feiern wird, was dann?

Morgen, nach sechzig Jahren werden endlich die letzten drei noch aktiven Kernkraftwerke in unserem Land abgeschaltet – und damit ist dann hoffentlich bei uns endgültig Schluss mit dieser Art der Energiegewinnung und dem Schaffen unendlicher Mengen atomaren Mülls, von dem immer noch keiner weis, wo er denn endgültig bleiben soll.

-_-_-_-

Wenn ich so zurückdenke, dann kann ich mich noch gut erinnern, mit welcher kritiklosen Euphorie jedes neue Kernkraftwerk in meiner Schulzeit gefeiert wurde – von „sauber und problemlos“ war da die Rede und von „beinahe unbegrenzter Energie“ die dadurch zur Verfügung stände.

Den Baukasten hatte ich zwar nicht – aber wenn man gekonnte hätte, dann hätte man seinerzeit vor lauter Euphorie wohl auch noch jedem Küchenmixer einen nuklearen Antrieb spendiert…

Doch ein paar Jahre später sah die Sache schon anders aus, als die ersten Menschen zu begreifen begannen, dass die Sache wohl doch nicht ganz so problem- und harmlos ist, wie man uns allen das vorher verkaufen wollte – als nämlich die ersten Fragen aufkamen, wohin man denn nun mit den abgebrannten Kernbrennstäben sollte und dem weiteren strahlenden Müll, der als Nebenprodukt der atomaren Energiegewinnung abfiel? Denn den Schiet wollte natürlich keiner haben, schon gar nicht die, die vorher am lautesten für immer neue Atommeiler getrommelt hatten.
Sattdessen schaffte man schon damals den Kram einfach erst mal mehr oder weniger klammheimlich ins Zonenrandgebiet im Wendland. Immer nach dem Motto, in diesem seinerzeit noch sehr abgelegenen und verschlafenen Eckchen – weit im Osten unserer Republik und dicht an der Grenze zur DDR – sei er wohl erst mal „aus den Augen und aus dem Sinn“ und würde sich wohl kaum als Stein weiteren Anstosses erweisen. Und vermutlich ziemlich blauäugig, ohne auch nur im geringsten damit gerechnet zu haben, dass auch die Wendländer nicht zu atomaren Müllkippe der Nation werden wollten..

-_-_-_-


Womit auch meine „Karriere“ als „Demo-Tourist“ und „Öko-Spinner“ begann und ich mir im Anschluss bei etlichen Demonstrationen (zuerst, Ende der 70er mehrfach in Grohnde und Würgassen, später aber auch im Emsland und in Biblis und einmal sogar im Wendland ) mehr als einmal einen nassen Hintern geholt habe, nachdem die Staatsmacht dort recht freigiebig kostenlose Duschen aus ihren Wasserwerfen spendiert hatte, weil die Politik unser durchaus berechtigtes Anliegen (die Dinger zu verhindern) als Störung staatlicher Ordnung, ja sogar als „pure Anarchie“ betrachtete.
Was teilweise zu einen wahren Spirale in der Eskalation der Gewalt zwischen verzweifelten und von der Öffentlichkeit in die kriminelle Ecke gerückten Demonstranten und einer völlig überforderten Polizei führte – wie etwa hier am 19 März 1977 in Grohnde an der Weser:

An dem Tag war ich auch dabei, wenn auch zum Glück ziemlich weit ab vom Kern des Geschehens, was aber trotzdem nicht unbedingt sicherer war. Derartig brutales Vorgehen der Polizei wie an diesem Tag habe ich jedenfalls weder vorher noch nachher je erlebt. :-(
Denn auch in meinem Freundeskreis gab es damals etliche Verletzte, obwohl wir mit den gewalttätigen Demonstranten nichts zu tun hatten und immer darauf bedacht waren, davon möglichst grossen Abstand zu wahren. Aber geknüppelt wurde halt trotzdem – da reichte schon ein grüner Parka oder ein gelber Friesennerz als Grund…

-_-_-_-

Zugegeben:
Erreicht haben wir damals mit unseren Protesten nichts und verhindern konnten wir auch nichts – selbst dann nicht, als 1986 das Kraftwerk in Tschernobyl explodiert ist, radioaktive Wolken über unseren gesamten Kontinent waberten und erstmals eine breitere Öffentlichkeit sich gegen neue Atompläne positionierte, während es trotzdem noch eine unbelehrbare Mehrheit gab, die von einem Politikwechsel in diesem Punkt nichts wissen wollte (… und uns Atomkraftgegener weiterhin bestenfalls als Spinner, wenn nicht sogar als schlimmeres betrachtete)

Ähnlich halt wie heute die Menschen von der „letzten Generation“, die vergleichbaren Anfeindungen ausgesetzt sind, statt das man ihnen mal zuhört und versucht Kompromisse und Wege zur Umsetzung ihrer Ziele zu finden, was über kurz oder lang ohnehin wird kommen müssen. Denn so wie jetzt geht es auf Dauer hakt auch nicht weiter
Also warum dann nicht jetzt schon nach Lösungen suchen und sie initiieren???

Dennoch (Spinner hin oder her) bin ich seither auch weiter auf Demonstrationen gegangen – gegen Castor-Transporte und das Zwischenlager in Gorleben und für die Abschaltung von Brunsbüttel, Brokdorf und Greifswald, um nur ein paar dieser Aktionen zu nennen – zugegeben auch da immer ohne die Hoffnung, mehr bewirken zu können als ein Zeichen zu setzten.

Aber ich fand, das sei halt trotzdem nötig, schon um mir von meinen Kindern nicht vorwerfen lassen zu müssen, dass ich nichts dagegen getan hätte.

Hier mal eine der kleineren Demos: Umzingelung des AKW Brokdorf im März 2014 zum 3. Jahrestag von Fukushima

-_-_-_-

Und so ist es schon fast ein Treppenwitz der Geschichte, dass erst eine weitere atomare Katastrophe nötig war, um das zu erreichen, was Millionen von Demonstranten in unserem Land nicht erreichen konnten:

Das brennende Kraftwerk in Fukushima im März 2011

Den Ausstieg aus der Kernkraft, verkündet von einer sichtbar geschockten Kanzlerin Merkel und durchgesetzt gegen den Widerstand vieler Atomkraftbefürworter, sowohl in der eigenen Regierung als auch in Wirtschaft und Industrie. Wenn auch (und das war der Kompromiss) mit einer extrem langen Vorlaufzeit von elf Jahren um andere Energiequellen erschliessen zu können….

Und selbst das haben dann wieder einige Politiker verpennt und jammern nun rum, dass unser Land in Zukunft permanent am Rande der Katastrophe schrammen wird, obwohl die letzten verbliebenen AKWs gerade mal noch mit sechs Prozent an der Energieversorgung unsere Landes beteiligt waren.
Politiker wie etwa der unsägliche bayerische Landesfürst Söder, der sich mal wieder an die Spitze der Atomfreunde stellt, aber von Windkraft als alternativer Energiequelle nichts wissen will, obwohl sein Land mit den vielen Bergen ideale Bedingungen dafür bieten würde.
Oder auch die Herrschaften der gelben Partei, die ja immer was zu meckern haben und sich auch in diesem Punkt schon seit Menschengedenken als Bremser profilieren – friedlich vereint mit den Kackblauen, die selbstverständlich ins gleiche Horn tuten.

Wobei ich die paar Monate Verlängerung ja sogar noch verstehen konnte, die Zar Wladimir der Schreckliche Putins Krieg der Kernkraft in unserem Land verschafft hat – aber nicht, dass es jetzt nach dem Willen von Söder und Co immer noch weiter und weiter gehen soll damit.
Denn schlussendlich wird es ganz bestimmt auch ohne Kernkraft gehen, wie sich ja jetzt trotz Krise jetzt schon gezeigt hat . Und ich hoffe sehr, dass sich niemand weiteres findet, der Söder in seinem Wunsch nach einem Revival unterstützt und meint, ins gleiche Horn tuten zu müssen…

Schon damit auch dieser Slogan irgendwann überflüssig wird, der nun das alte Logo der Anti-AKW-Bewegung ersetzt:

Vor ein paar Tagen am AKW Emsland

Denn auch ohne weiter genutzt zu werden, wird uns die Kernkraft in Zukunft noch lange weiter beschäftigen:
Weil die Hinterlassenschaften von sechzig Jahren auch noch unfallfrei weg geräumt werden und weil endlich ein Platz gefunden werden muss, wo sie ein paar tausend Jahre lang lagern können, ohne noch weitere Katastrophen auszulösen…

Wobei wir alle sicher schon jetzt von Glück reden dürfen, weil wir – bis auf ein paar kleiner Störfälle – bislang mit einem blauen Auge davon gekommen sind. Wollen wir also hoffen, dass nun auch der Rest der Geschichte ohne grosse Zwischenfälle über die Bühne geht


In diesem Sinne:
Habt alle einen atomstromfreien Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der in den nächsten Tagen strahlen wird, weil nun in unseren Kraftwerken nichts mehr strahlt…..


-912-

Moderne Zeiten – oder: Chauvinismus im Namen des Herren?

Moin!

Eigentlich ist es unglaublich, was da gerade in einer ostfriesischen Kirchengemeinde vor sich geht und vorgestern – also passend zum gestrigen Weltfrauentag – dem NDR eine fette Meldung wert war:

Kirchenvorstand blockiert Modernisierung – Pastorin will weg


Denn es passt doch so gar nicht mehr in unsere Zeit, was da im Jahr 2023 n.Chr in einer evangelisch-reformierten Gemeinde gerade abläuft (und diesmal nicht bei den Katholiken, denen ich solcherlei „Rückständigkeiten“ viel eher unterstellt hätte):

Der Ort des Geschehens: Die Kirche in Stapelmoor im ostfriesischen Weener

Geht es doch darin unter anderem um eine dringend benötigte Spülmaschine für das Gemeindehaus, wo auch heutzutage noch das Teegeschirr ganz unzeitgemäss mit der Hand gespült werden muss. Und diese Maschine hätte die Gemeinde nicht mal was gekostet, sondern wurde sogar als Spende zur Verfügung gestellt und kostenfrei angeliefert.

Allerdings hatte man dabei die Rechnung wohl ohne den Kirchengemeinderat gemacht, der – vermutlich hauptsächlich aus alten weissen Männern bestehend – damit nicht einverstanden war und die Spende postwendend zurück gehen liess. Mit einer Begründung, die anderswo zu Recht einen fetten Beitrag in die Chauvie-Kasse wert gewesen wäre – ich darf mal zitieren:

„Selbst als ein Sponsor der Gemeinde eine Spülmaschine auf den Hof stellte, musste diese auf Anordnung des Kirchenvorstands wieder zurückgeschickt werden, so Barbara Wündisch (die Pastorin).
Die Frauen in der Gemeinde seien wütend, weil sie viel Arbeit mit dem Spülen von Geschirr nach Beerdigungen oder Teetafeln hätten. Dabei werde ihnen vorgeschrieben, wie sie diese Arbeit zu erledigen haben. „Weil ein, zwei Männer gesagt haben: Es ist so schön, wenn sich die Frauen beim Spülen unterhalten, sonst geht die Kommunikation verloren.“ Außerdem wüssten die Frauen laut den Vorstandsmitgliedern nicht genau, wie man eine Spülmaschine bedient, und das dreckige Geschirr bliebe stehen.

NDR

Rückständiger geht wohl nicht, oder?
Und mit den berühmten „Fünf Euro in die Chauvi-Kasse“ dürfte es da auch nicht getan sein!

Deshalb vermute ich auch mal, dass die betreffenden Herren in ihrem Leben selbst noch nie eine Spülmaschine eingeräumt haben dürften und da zumindest teilweise ihre eigene Überforderung auf die Damen der Gemeinde übertragen.

Schliesslich ist die Bedienung eines solchen Gerätes ja kein Hexenwerk, sondern auch für Kinder im Grundschulalter locker zu bewältigen (Meine Kinder konnten das jedenfalls alle!)

Und auch die Kommunikation dürfte kaum darunter leiden, zumal die Damen (warum sind fürs Geschirrspülen eigentlich in Stapelmoor nur Frauen zuständig?) dann ja mehr Zeit hätten, sich mal in Ruhe zu unterhalten, während der Geschirrspülautomat seinem reinigenden Werk nachgeht. Womit auch dieses fade Argument kaum zutreffend sein dürfte.
Dazu fehlt mir eigentlich nur nach die „fürsorgliche“ Ansage, dass man den Damen das Bücken (und damit Rückenschmerzen) beim Ein-und Ausräumen des Spülwichtels ersparen wolle :wacko:

Dennoch: was die aus der Zeit gefallenen Herren des Kirchenvorstandes nicht wollen, das wollen sie nun mal nicht. Nicht nur, was Lappalien wie eine Spülmaschine oder einen Bücherschrank fürs Gemeindehaus betrifft.
Und auch dann nicht, wenn die Pastorin der Gemeinde die Sache öffentlich macht und entnervt die Brocken hinwerfen will, wie man der Meldung im weiteren entnehmen kann.

Wobei zu vermuten steht, dass der Gemeindevorstand sich auch mit der Wahl einer Frau auf diese Position schon sehr schwer getan haben dürfte….

Bleibt also nur zu hoffen, dass die rückständigen Kirchenvorstände nun von ihren Ehefrauen zuhause mal ordentlich die Hölle heiss gemacht bekommen und bei trocken Brot ihren kalten Tee aus schmutzigem Geschirr schlürfen dürfen.
Verdient hätten sie es ja…..


Dennoch:
Habt alle einen wunderbaren Tag und allzeit sauberes Geschirr – und bleibt wie immer gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der immer noch den Kopf über soviel Rückständigkeit schüttelt und sich – als inzwischen selbst alter weisser Mann – für diese Geschlechtsgenossen nur fermdschämen kann….


-874-

Ich glaube , damit bin ich fertig

Ahoi zusammen!

Wer mich kennt und um meine Affinität zu allerlei Computerspielereien weis, der wird sicher schon geahnt haben, dass dieser Beitrag irgendwann kommen würde. Denn schliesslich gibt es schon seit ein paar Monaten eine Spielerei im Netz, um die zur Zeit eine Hype in vielen Blogs und in den Medien herrscht – und die „musste“ ich natürlich auch mal ausprobieren:

Künstliche Intelligenz (KI) a la ChatGPT – taugt die was?

Logisch, denn an solchen Novitäten komme ich kaum vorbei – und ausserdem wollte ich mir auch ein eigenes Bild davon machen, nachdem alle Welt mehr oder weniger begeistert darüber berichtet hat.

Allerdings ist meine Erfahrung nach anfänglichem Staunen (und zugegeben auch einiger Begeisterung) inzwischen zumindest mehr als Zwiespältig zu nennen, nachdem ich mich gestern nach einigen kurzen Sitzungen vor meinem Krankenhausaufenthalt mal länger damit beschäftigt habe und ausprobieren wollte, wie der Chatbot von ChatGPT mit ernsthafteren Aufgabenstellungen umgeht.

Ausgesucht hatte ich mir dazu ein Gebiet, auf dem ich mich selbst gut auskenne: die Gestaltung von Templates und Design für eine WordPress-Seite, so dass ich „aus dem Stand“ beurteilen konnte, was die angebliche Intelligenz auf diesem Gebiet zu leisten in der Lage ist.
Und – soviel kann ich schon vorausschicken – so richtig doll war das nicht!

Zuvor galt allerdings es erst einmal eine Unart von Heinz-Willy (so hab ich meinen Bot genannt) abzustellen, die mir vorher schon aufgefallen war: sein weitschweifiges Geschwafel, seine ständigen Entschuldigungen und seine ewig wiederholten Ausreden, etwas missverstanden zu haben.
Was zum Glück recht einfach geht, indem man ihm gleich zu Anfang des Chats entsprechende Anweisungen erteilt.
Wenn auch mit der Einschränkung, dass er trotzdem noch viel watteweiches Wischiwaschi von sich gibt, in dem seine thematisch sinnvollen Beiträge manchmal regelrecht untergehen. Was ihn zum regelrechten Zeitstaubsauger und notorischen Phrasendrescher disqualifiziert….

Mein Freund und Ex-Kollege Jupp hätte sich deswegen wohl zu der Äusserung hinreissen lassen, der Typ sei „so aufreizend freundlich, dass man ihm ständig in den Hintern treten möchte“

Rein faktisch gesehen war ich beim anschliessenden Test mit seiner abgelieferten Leistung ebenfalls nicht so ganz zufrieden:
Zwar konnte Heinz-Willy schnell und halbwegs qualifiziert gute Standardlösungen ausliefern und auch nach meinen Wünschen modifizieren ( will sagen, die ausgeworfenen Templates wären durchaus brauchbar gewesen), tut sich aber extrem schwer, wenns dabei um kreative Lösungsansätze geht – und scheitert völlig, wenn er bereits fertig erstellte Dateien entsprechend der PHP- und CSS-Standards überprüfen und modifizieren soll:
Dann beginnt er trotz der „Ansage am Anfang“ wieder zu Schwafeln oder Ausflüchte zu suchen, bis hin zu wortreichen und besserwisserischen Erklärungen zu Dingen, die jedes Kind quasi schon mit der Muttermilch eingesogen hat. Wobei offenbar auch einige Limits und Inkonsistenzen in seiner Programmierung eine grosse Rolle spielen, zu denen er sich nur ungerne äussert:
Zum einen die nur auf explizites Nachfragen zugegebene und auf 2000 Zeichen begrenzte Zeichenzahl pro Frage (die mir nicht ausreichte, um eine völlig „handelsübliche“ , per Copy&Past ins Eingabefenster kopierte CSS-Datei zu prüfen) und zum anderen die Unfähigkeit, auf Daten aus dem Netz (etwa aus Suchmaschinen oder aus einem freigegebenen Ordner in unserer Dropbox oder auf unserem Webspace) zuzugreifen, sondern lediglich über ein Basiswissen aus seiner eigenen Datenbank verfügt, obwohl er wiederholt hartnäckig das Gegenteil behauptete und mir weis machen wollte, dass nicht er, sondern ich unfähig und ein Trottel sei…..
Was irgendwann damit endete, dass er (offenbar völlig überfordert) den Chat mit einer Fehlermeldung abbrach, nachdem ich ihn mehrfach konkret nach seinen Limits gefragt hatte – und dass die betreffenden Postings später auch nicht mehr auffindbar waren. (!!!!!)

Woraufhin ich ihn später im selben Chat nochmal auf den Pott gesetzt habe, nachdem er in einem weiteren neu eröffneten Chat offen zugab, sich nicht erinnern, also nicht auf Inhalte vorhergehender Chats zugreifen und dazu Stellung nehmen zu können:

Klick zum Vergrösseren

Da war seine Antwort dann offensichtlich doch recht kleinlaut und merklich eingeschnappt….

Was mich zu dem Fazit bringt, dass es mit der „künstlichen Intelligenz“ dieser Art von Bots wohl doch nicht soweit her ist, zumal zumindest Heinz-Willy über vorgeferigte Worthülsen und in seiner Datenbank abgelegte Standardlösungen nicht hinaus gehen kann. Und die sind eben nur so gut, wie seine Programmierer sie dort hinterlegt haben – also im Grunde auch nicht viel weitergehend, als man sie mit einer der üblichen Suchmaschinen mit ähnlichem Zeitaufwand auch finden könnte, wenn man mit den entsprechenden Parametern sucht
Und mal ehrlich: da hätte ich einiges mehr erwartet!

Was mich aber in dem Zusammenhang richtig ankotzt ist die Unehrlichkeit, die gestern im Verlauf unsers Chats zutage gekommen ist. Weil die Programmierer diese „Intelligenz“ offenbar so angelegt haben, dass sie sich nur schwer und nur mit ganz konkreten Fragestellungen innerhalb eines einzelnen Postings auf konkrete Aussagen festnageln lässt – insbesondere, was ihre eigenen Fähigkeiten angeht.
Braucht man dazu mehrere Fragen oder gar Nachfragen, findet sie jedenfalls immer wieder eine Lücke für Ausflüchte, Nebelkerzen oder weitschweifige Entschuldigungen, ohne auf den vorhergehenden Kontext einzugehen – oder liefert sogar „wissentlich“ falsche Informationen. (!!!!)
Und das kann es doch eigentlich nicht sein, oder?

Deshalb wird diese Form einer KI für mich auch in Zukunft nicht mehr als eine nette Spielerei bleiben, mit der man vielleicht gelegentlich etwas Spass haben kann, die aber kaum taugt, wenn man konkrete Lösungen über die üblichen Vorgehensweisen hinaus sucht. Jedenfalls solange nur „Blender“ wie ChatGPT und ähnliche Lösungen der Konkurrenten am Markt sind, die im wesentlichen nur mit fest eingebauten Datenbank-Einträgen oder Textbausteinen arbeiten und nicht in der Lage sind, diese sinnvoll miteinander zu verknüpfen und daraus weitere und konstruktive Lösungsansätze zu entwickeln.

Und nach der Erfahrung von gestern bin ich für meinen Teil deshalb auch erst mal fertig damit.
Denn meine Zeit kann ich sicher besser verbringen, als mit einem schwafelnden Roboter zu chatten – und mag er sich auch noch so freundlich und zuvorkommend geben.


In diesem Sinne:
Habt alle eine schöne Woche und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sicher nicht nochmal über diese künstliche „Intelligenz“ schreiben wird……und sich vorsorglich mal bei allen entschuldigt, denen dieses Thema ohnehin am Popo vorbeigeht ;-)


-871-

„Die hart arbeitenden Menschen draussen im Lande“

Einen guten Wochenstart Euch allen!

Gestern Abend war es ja tatsächlich noch richtig spannend!
Nicht nur des Tatortes wegen oder ob der Frage, ob der Zug wohl pünktlich wäre, in dem meine Liebste aus Nürnberg zurück gefahren ist, sondern auch wegen dem, was vorher war:

Die Wahlwiederholung in Berlin.

Wobei ich diesmal die Ergebnisse gar nicht im einzelnen kommentieren möchte, obschon sich nun die Frage eröffnet, ob wohl die Frau Giffey mit ihrem hauchdünnen Vorsprung von 105 Stimmen gegenüber der drittstärksten Kraft, den Grünen, regierende Bürgermeisterin bleiben kann oder ob doch der Herr Wegner von der schwarzen Fraktion dieses Amt übernimmt.
Aber das werden wohl die nächsten Tage zeigen.

-_-_-_-

Allerdings sind mir während der Wahlberichterstattung gestern doch ein, zwei Dinge augefallen, auf die ich gerne noch mal näher eingehen würde:

Zum einen das Gebetsmühlenartige Mantra des Herrn Wegner, „Berlin habe den Wechsel gewählt“.
Damit mag er zwar insoweit Recht haben, als dass seine Partei eindeutig die meissten Stimmen bekommen hat, aber bei genauer Betrachtung eben doch keine Mehrheit der Berliner Wähler überzeugen konnte. Immerhin sind 28,2% der Wählerstimmen zwar ein Votum in diese Richtung, ergeben aber verglichen mit dem Gesamt-Ergebniss der bisherigen Regierungskoalition von 49% dennoch keine regierungfähige Mehrheit, ohne dass einer der bisherigen Koalitionspartner „abspringt“ und sich der CDU zuwendet.
Da bleibt also abzuwarten, ob es so kommt, wie der Herr Wegner es sich wünscht und (wie gestern mehrfach gemutmasst wurde) die Grünen sich bereit finden werden, mit seiner Partei ins Bett zu steigen.
Woran ich nach Wegners Äusserungen in den letzten Wochen, dass er „mit den Grünen keine Koalition eingehen“ wolle allerdings durchaus meine Zweifel habe – genau wie daran, dass Frau Giffey ihren Bürgermeisterstuhl kampflos räumen wird.
Da könnte es also sein, dass dem Herrn Wegner seine harte Kampflinie aus dem Wahlkampf noch heftig auf die Füsse fallen wird, obwohl er gestern Abend plötzlich Kreide geschluckt zu haben schien.

-_-_-_-

Sehr negativ ist mir gestern bei der „Berliner Runde“, ab Minute 13:00, auch noch ein anderer Politiker aufgefallen:

Bijan Djir-Sarai, seines Zeichens Generalsekretär der 4,6%-Partei FDP und offenbar immer noch voll im Wahlkampfmodus. Nicht nur, dass der im Verlauf der Talkrunde mehrfach androhte, dass seine Partei nun „bundespolitisch ihr Profil noch weiter schärfen“ müsse (was nicht anderes bedeuten wird, als dass sich die FDP nun noch weiter als Quertreiber in der Ampel-Koalition zu betätigen beabsichtigt) sondern auch, dass er mal wieder die Floskel vom „Hart arbeitenden Menschen draussen im Lande“ bemühteden seine Partei ja angeblich repräsentiere…
Was in mir die Frage aufwirft, ob der Mann da wohl etwas nicht richtig mitbekommen oder gar beim Rechnen in der Schule nicht aufgepasst hat?
Denn auch Bundesweit dümpelt seine Partei ja schon seit Monaten bei der 5%-Hürde herum, vertritt also allenfalls einen fast zu vernachlässigenden, kleinen Teil der Wählerinnen und Wähler.
Daraus dann den Anspruch erheben zu wollen, für eine Mehrheit zu sprechen und wichtige Entscheidungen unterminieren zu wollen halte ich persönlich für mehr als vermessen. Etwa, wenns um Geschindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen geht oder um den Weiterbetrieb der Kernkraftwerke, beides Dinge, wo die FDP eindeutig gegen die mehrheitliche Stimmung in der Bevölkerung argumentiert.

Und überhaupt:

Diese Floskel vom „Hart arbeitenden Menschen“:
Damit bin wohl ich, sind wohl wir, die Wähler gemeint.
Als anonyme Masse, die nichts mehr zu melden hat, wenn die Wahlen vorbei sind und allenfalls noch als Alibi-Argument herhalten darf, wenns mal nicht so läuft, wie gewisse arrogante Amtsinhaber sich das vorstellen, ansonsten aber auf Gedeih und Verderb dem ausgeliefert sind, was in deren Köpfen so herumspukt.

Diese Floskel wurde übrigens seinerzeit in den 90ern wohl von Gerhard Schröder propagiert (im Wahlkampf gegen Helmut Kohl) und seither immer wieder als Alibi aus der Versenkung geholt, wenn es um unpopuläre Entscheidungen ging – etwa in den Debatten um die Einführung der HartzIV-Gesetze durch den unsäglichen Herrn Müntefehring und seine Spiessgesellen.

Mir ist diese Worthülse jedenfalls schon damals sehr negativ aufgestossen, weil ich sie als ausgesprochen abwertend empfand, insbesondere, als sie bei den HartzIV-Debatten gebraucht wurde, um die Bevölkerung zu spalten. In diejenigen, die Arbeit und ihr Auskommen hatten und die , die (zumeist unverschuldet) durch einige Regierungs-Politiker noch zusätzlich als „faul und Arbeitsscheu“ diffamiert wurden.
Zeigte sie doch (nicht nur in diesem Zusammenhang) immer wieder überdeutlich , wie weit die Politik sich von den Menschen, uns Wählern und unseren Bedürfnissen und Wünschen entfernt hat.
Dabei sollte doch jedem Politiker klar sein, dass er ohne ein Wählervotum nicht da wäre, wo er jetzt ist – und dass er nicht mehr ist als der politische Vertreter derjenigen, die Ihn gewählt haben.

Deshalb denke ich auch, dem Herrn Djir-Sarrai hätte etwas mehr Demut und Respekt vor dem Wählervotum gestern ganz gut zu Gesicht gestanden, statt da als Vertreter einer kleinen Minderheit so auf die Kacke zu hauen. Zumal ich mich als (obschon nicht mehr hart arbeitender) „Mensch draussen im Lande“ von Typen seines Schlages auch nicht gerne als Alibi für derartig verschrobene Argumentationen missbrauchen lassen möchte, wie er sie gestern in die Diskussion eingebracht hat.

Doch leider steht ja zu befürchten, dass die gestern von ihm angekündigte Kampflinie der FDP in der Bundespolitik wohl tatsächlich zur Realität werden könnte. Mit noch mehr Blockaden, mit noch mehr unsinnigen Debatten und ohne dringend notwendige und klare Entscheidungen zügig und unverwässert auf den Weg zu bringen.

Wann war nochmal die nächste Bundestagswahl?


In diesem Sinne:
Habt alle eine wunderbare Woche und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm

der sich auch heute noch über diesen arroganten FDP-Fuzzy aufregt……


-862-

Kurz & Schmerzlos

Hallo nochmal, ihr Alle!

Wenn doch nur alles so einfach und schnell zu regeln wäre wäre, wie im Umgang mit meiner Rheumatologin, dann könnte das Leben deutlich unanstrengender sein:

Gestern Morgen hatte ich ja in der Praxis angerufen, weil ich meinen Termin für Ende des Monats absagen und gleichzeitig erfahren wollte, wie ich mich bezogen auf die Rheuma-Medikamente rund um meine Operation herum am Besten verhalte.
Woraufhin die Sprechstundenhilfe am Telefon meinte, dass man das wohl am Einfachsten per Video-Visite klären könne und sie deshalb einen entsprechenden Termin mit meiner Ärztin blocken wolle.
Zugangsdaten und Termin würde ich dann in den nächsten Tagen per Mail bekommen.

Und heute gings dann Schlag auf Schlag:

Kurz vor zehn war die Mail in meinem Postfach und um 14:15 wartete Frau Doktor schon auf mich, als ich mich zum Termin einloggte, der ansonsten genauso ablief wie meine üblichen Termine in der Praxis.
Erst ein paar Sätze zur aktuellen Befindlichkeit und dann gemeinsames überlegen, wie das nun bis zum Op-Termin und darüber hinaus weiter laufen soll:

Was nun für die nächsten Wochen bedeutet, dass ich meine Rheumatabletten eine Woche vor der OP absetzen muss und deren Wirkstoff in den folgenden Tagen „ausspülen*“ sollte – und parallel dazu in der Zeit bis zum Ende der Wundheilung auch nur eine reduzierte Dosis meiner Spritzen bekomme. Anschliessend kann ich dann wieder mit der Therapie so weitermachen, wie sie jetzt ist – in der Hoffnung, dass es in der Zwischenzeit ohne allzu grossen Rheumaschub abgehen wird, solange ich nicht den gewohnten Schutz meiner üblichen Medikation habe….

Klare Kante also und genauso wie ich es schätze – und wieder ein Grund mehr, warum ich mich in der Rheumapraxis so gut aufgehoben fühle.:-)

-_-_-_-

*) „Ausspülen“ heisst in dem Fall, dass ich mittels eines weiteren Medikamentes möglichst viel des Wirkstoffes (der sich im Körper anlagert) wieder über die Nieren ausscheiden muss. Deshalb macht es wahrscheinlich auch Sinn, in der Zeit immer ein Klo in greifbaren Nähe zur Hand zu haben. Aber da ich das Haus ja kaum mal verlasse, sollte das wohl kein unüberwindliches Problem sein…


Habt alle noch einen schönen Restnachmittag und einen ruhigen Abend – und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der gerne einen Hausarzt hätte, welcher ähnlich „tickt“……..


-855-

Panzer, Panzer, überall nur Panzer!

Einen friedvollen guten Morgen Euch allen!

Wenn man sich die Schlagzeilen der letzten Tage ansah, so war da bezogen auf ein einziges Thema ja ordentlich Druck auf dem Kessel, wie auch diese Karrikatur von Klaus Stuttmann überdeutlich demonstriert:

Denn tatsächlich beherrschte die mögliche (oder eben nicht mögliche) Lieferung deutscher Leopard-Panzer an die Ukraine samt aller möglichen begleitenden Artikel über dieses Fahrzeug des Grauens und seine technischen Möglichkeiten überall die ersten Seiten (oder bei Onlineausgaben: das oberste Viertel) aller Publikationen und machten es schwierig, das Thema zu übersehen.

Aber nun scheint mit der gestern bekannt gegebenen Entscheidung unseres Bundeskanzlers der Knoten ja geplatzt. Allerdings nicht, ohne dass im Nachgang auch noch weiter alle möglichen Argumente bemüht werden, warum die Entscheidung jetzt richtig war – etwa wenn von einer „Wiedergutmachungsschuld“ geredet wird, die unser Land der Ukraine gegenüber ja habe….wohl bezogen auf die Greuel, die deutsche Truppen vor achtzig Jahren dort angerichtet haben.

Woraufhin die Gegner der Scholz’schen Entscheidung mit Recht anführen, dass es eine solche „Wiedergutmachungsschuld“ ja auch den Russen gegenüber gäbe, die damals ebenso gelitten haben.

Will sagen: der Streit geht also trotzdem weiter – wenn auch vielleicht nicht ganz so prominent wie in den letzten Tagen und Wochen – und dürfte auch weiterhin die Schlagzeilen beherrschen. Jedenfalls so lange, bis aus der Ukraine die nächsten Forderungen nach weiterem Kriegsgerät kommen – nach Kampfhubschraubern etwa oder nach Kriegsschiffen.

Aber wo will man dann einen Grenze ziehen – zumal sich an den wesentlichen Argumenten pro Waffenlieferungen ja auch nach der erfolgten Lieferung der Leoparden nichts ändern wird:

Der Herr Putin hat mit seinen Truppen die Ukraine überfallen und würde sie am Liebsten wieder zu einem russischen Satellitenstaat machen. Täglich sterben deshalb auch weiterhin unzählige Menschen und Teile de Landes liegen in Schutt und Asche. Deswegen muss man der Ukraine helfen, zu Not eben auch mit Waffenhilfe, wenn auf diplomatischem Weg nichts zu erreichen ist. Das ist nicht nur eine moralische Pflicht, sondern auch wichtig fürs militärische Gleichgewicht in Europa,usw.usw….

Ihr alle kennt diese Argumente genauso gut wie ich.

Und Ihr kennt auch die Argumente genauso gut, die dagegen sprechen – etwa die Angst vor einer weiteren Eskalation, wenn der Herr Putin zu sehr provoziert werden würde.
Eine Angst, die bei vielen von uns bis in den ganz persönlichen Bereich hinein reicht – auch bei mir, der ich einer Entscheidung pro Waffenlieferung ohnehin sehr zwiespältig gegenüberstehe:

Einerseits durchaus die moralische Verpflichtung sehend, der Ukraine zu helfen (und deshalb auch der Lieferung der Panzer wohlwollend gegenüberstehend) steht aber auf der anderen Seite gleich auch der Pazifist in mir auf und ruft laut: „Du sollt nicht Töten“.
Was für mich auch gleichbedeutend damit ist, dass man auch niemand anders unterstützen darf, der gegen dieses Gebot verstösst. Und das wiederum schliesst eine Waffenlieferung ja auch ganz klar und eindeutig aus….

Ein Dilemma, was sicher nicht nur mich alleine trifft.

Denn ich unterstelle mal, dass es auch sehr vielen politischen Entscheidungsträgern ähnlich geht, was auch zum Teil deren zögerliche Haltung bei der – ohne Zweifel notwendigen und unumgänglichen – Frage nach der Lieferung von Kampfpanzern beeinflusst haben mag. Einer äusserst schwierigen Entscheidung, bei der es ein schnelles und deutliches „Ja“ oder „Nein“ eigentlich nicht geben konnte, weil eben auch noch ganz viel andere Argumente auf ganz anderen Ebenen eine Rolle dabei spielten.
Neben den ethischen Bedenken und dem Zusammenhalt in EU und Nato nicht zuletzt auch die Frage nach den Auswirkungen in die Zukunft hinein.
Und damit erschliesst sich mir auch der Scholz’sche Wunsch, diese Entscheidung auf eine möglichst breite Basis zu stellen, statt im Alleingang vorzupreschen. Auch wenn diese zögerliche Haltung zwischenzeitlich auf eine Menge Unverständnis (auch bei mir) gestossen ist.

Insofern bin ich also auch etwas erleichtert, dass nun die Würfel endlich gefallen sind und klarer wird, in welche Richtung es weiter geht. Wenn auch gegen einen Teil meiner inneren Überzeugen und im Wissen , dass sich erst noch zeigen muss, was daraus in Zukunft erwächst…

Aber trotzdem bleibt auch die Hoffnung, dass sich (vielleicht auch wegen der erneuten Waffenlieferung ?) doch noch ein friedlicher Weg finden könnte, den unsinnigen Krieg in der Ukraine und die Gefahr für uns alle zu beenden, die daraus erwächst…..


In diesem Sinne:
Habt einen friedlichen Tag und bleibt auch weiter gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der trotz allem auch weiter optimistisch nach vorne guckt und diese Haltung auch nicht aufgeben will……


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