– – tageweise unsortiertes – –
„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Den Job zu Ende bringen (I)

Guten Morgen am Mittwoch morgen!

Ich gebe zu, als gestern die Meldung durch die Nachrichten lief, dass der greise US-Präsident Joe Biden mit über achtzig Jahren nochmal (womöglich wieder gegen Trump – was Gott verhüten möge) für eine zweite Amtszeit antreten will, da empfand ich plötzlich einen heftigen Zwiespalt.

Einerseits macht der Mann (soweit ich das beurteilen kann) ohne grosses Getöse wohl ganz ordentliche Arbeit und scheint momentan auch der einzige mögliche Kandidat der Demokraten zu sein, der Trump und seinen populistischen Horden Paroli bieten kann – anderseits aber könnten sein Alter und seine ebenfalls wieder antretende Vizepräsidentin mit ihren eher schlechten Umfragewerten aber auch der Grund sein, der die Demokraten die Wahl kosten könnte.

Denn vermutlich fragen sich gerade auch einige Amerikaner – ähnlich wie der Rest der Welt – , was passieren wird, wenn Biden seine Kandidatur oder seine zweite Amtszeit nicht durchhält und die international immer noch recht profillos wirkende Kamala Harris seinen Job übernehmen müsste?
Denn so, wie die Umfragen gerade stehen hätte sie wohl gegen Trump bei einer Wahl kaum eine Chance – und auch das Amt als mächtigste Frau der Erde trauen ihr viele Amerikaner nicht zu, sollte während der laufenden Amtszeit zu einem Wechsel kommen müssen – etwa, weil Biden zu krank wäre oder gar stirbt.

Und daran wird auch sein um Vertrauen werbender und doch plakativer Einstieg in den Wahlkampf per Video-Spot (hier auf Youtube zu sehen) nichts ändern, dessen Speerspitze sich ganz klar nur gegen den einen grossen Gegner – gegen Trump richtet.

Wobei ja gut anderthalb Jahre vor der Wahl noch nicht mal klar ist, ob Trump überhaupt antreten kann oder ob die amerikanische Justiz dem doch noch einen Riegel vorschiebt.
Denn dann könnte wohl ein anderer Republikaner zum Zug kommen, Ron DeSantis, ebenfalls ein Populist und Hardliner, wenn auch subtiler und von ganz anderer Qualität als Trump. Und gegen den würde selbst Biden (Stand heute) ziemlich blass aussehen, von Harris mal ganz zu schweigen…

So gesehen ist es also keine reine Freude, dass Biden nochmal kandidiert, auch wenn ich ihm natürlich alles Gute dafür wünsche.
Denn es sind ja beileibe nicht nur inneramerikanische Probleme um die es dabei geht, sondern angesichts der grossen Konflikte und Probleme auf unserem Planeten kann man sich ja eigentlich nur wünschen, dass die USA auch längerfristig stabil und verlässlich bleiben und deswegen eine Präsidentin/einen Präsidenten bekommen, der dafür als Garant gelten könnte.

Einen integeren Menschen halt wie Obama oder auch Biden, nur um zwanzig, dreissig Jahre jünger….


Dennoch:
Habt alle einen feinen Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich ehrlicherweise mit seinen 64 Jahren nicht mehr zutrauen würde, ein so wichtiges Amt zu übernehmen…..


-927-

- 12 Bemerkungen zu “Den Job zu Ende bringen (I)

  1. Doch, doch, Trump kann antreten, sogar, wenn er im Knast sitzen sollte. Laut amerikanischer Wahlverordnung ist das möglich.
    Grüße an dich

    1. Hallo Gudrun – Schön, Dich mal wieder zu lesen!

      Dass Trump selbst aus dem Knast heraus antreten könnte, ist mir bekannt (und lässt mich mal wieder über das amerikanische Rechtssystem staunen). Aber dennoch gäbe es durchaus juristische Möglichkeiten, ihn an einer Kandidatur zu hindern.
      Etwa wenn er wegen des immer noch nicht abverhandelten Aufstandes am Kapitol verurteilt und rückwirkend des Amtes enthoben würde:

      Zwei Einschränkungen: Aufstand oder Amtsenthebung

      Ganz egal ist es aber nicht, für welches Verbrechen Trump zur Rechenschaft gezogen würde. Die Verfassung kennt einen einzigen Straftatbestand, der definitiv das Ende für Trumps Ambitionen auf die Präsidentschaft bedeuten könnte. „In der Mehrzahl der Fälle macht es keinen Unterscheid, für welchen Anklagepunkt er verurteilt würde“, erläutert Verfassungsrechtler McConnell gegenüber dem RND. „Es sei denn, er würde wegen eines Aufstands verurteilt.“ McConnell verweist dazu auf den 14. Zusatz zur US-Verfassung, wo es heißt, dass niemand ein öffentliches Amt bekleiden darf, der „an einem Aufstand oder Aufruhr“ gegen die Verfassung der Vereinigten Staaten „teilgenommen oder ihre Feinde unterstützt oder begünstigt hat“. Natürlich kommt hier sofort der Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 in den Sinn. Im Justizministerium laufen umfangreiche Ermittlungen zu den Vorgängen.

      Nachzulesen hier, ziemlich weit unten: RND

      1. Man hat es nie geändert und was vielleicht mal am Anfang wenigstens eine Regel war, reicht heute so gar nicht mehr. Ich hatte große Hoffnung auf die Vizepräsidentin gesetzt, aber die war wohl nur für die Statistik. Wir wollten schon unsere Tochter überreden, aber die will nicht und die darf auch nicht. Sie ist nicht in den USA geboren. (Sheriff von LA aber könnte sie aber noch werden. 😀)

        1. Ich glaube erst mal nicht, dass Frau Harris als Vizepräsidentin eine Fehlbesetzung ist. Im Gegenteil, sie hatte ja in der Zeit davor als kalifornische Generalstaatsanwältin und als Senatorin durchaus ein eigenes und auch recht positives Profil.

          Allerdings hat sie wohl das systembedingte Pech ( wie alle Vizepräsidenten der USA vor ihr auch) viel zu sehr im Schatten ihres jetztigen Chefs zu stehen. Und alleine das lässt sie schon schwach und blass erscheinen.
          So gesehen ist der Posten des Vize im amerikanischen System eher eine Sackgasse als ein Sprungbrett auf der Karriereleiter. Das zeigt auch schon die Vergangenheit, in der es kaum ein Vizepräsident mal geschafft hat, danach selbst Präsident zu werden.
          Der letzte, an den ich mich erinnern kann, war Gerald Ford, der 1974 nach Nixons Rücktritt als Vize ins Amt kam, aber bei der nächsten Präsidentenwahl haushoch gegen Jimmy Carter verloren hat….

  2. Ich finde es ja gut, dass sie in den USA die Amtszeit auf zwei begrenzt haben. Ob man aber als Greis noch antreten muss…. ich weiß nicht.

    1. Vielleicht nehmen die sich die katholische Kirche und den Papst zum Vorbild – die sind doch am Ende tot (bis auf den einen aus Deutschland), aber vorher schon scheintot.

    2. Eigentlich sollten wir Deutschen über dieses Thema gar nicht so laut nachdenken.
      Schliesslich war der olle Adenauer auch schon 73, als er 1949 erstmals zum Kanzler gewählt wurde , wollte mit 85 noch Bundespräsident werden und war 87, als seine Kanzlerschaft 1963 nach dreieinhalb Amtszeiten mit seinem mehr oder weniger unfreiwilligen Rückzug endete….

  3. … und wenn man mal davon ausgeht, dass ja eigentlich nur die „Besten“ eines Landes Chancen auf solch ein Amt haben, lässt das schon tief blicken. Ein smarter Greis und ein Polter-Greis …

    1. Das ist halt Amerika – das Land der unbegrenzten Möglichkeiten…
      Wobei ich mich aber manchmal wirklich ernsthaft frage, wie man so verquer denken kann, wie manche der Eingeborenen in diesem Land

Zu spät! Leider kannst Du hier nichts mehr anmerken.