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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Das erste Mal war ganz anders als gedacht

Guten Abend alle miteinander!

Heute Mittag war ich zum ersten mal in meinem Leben bei einem Podologen, nachdem ich meine Füsse vorher, also seit Beginn der Schulzeit, eigentlich immer selbst „verarztet“ habe. Wenn auch – zugeben – in letzter Zeit mehr schlecht als recht – aufgrund meiner eingeschränkten Beweglichkeit und auch aus Angst vor weiteren Verletzungen, die dann schlimmsstenfalls ewig nicht abheilen wollen…

Deshalb hatte man mir im Krankenhaus dringend dazu geraten, (aus Gründen der regelmässigen Kontrolle , da ich wegen der Polyneuropatie im rechten Fuss kleinere Verletzungen möglicherweise nicht mehr wahrnehme) um langfristig auf der sicheren Seite zu sein.
Und – wie es der Zufall so wollte: ich bekam bei einem meiner Besuche in der Wundambulanz von einer Schwesternschülerin die Kontaktdaten ihres Vaters, der sich gerade in nahen Meckelfeld als Podologe selbständig gemacht und noch freie Termine habe….

Was sich mal wieder als richtiger Glücksfall erwies, denn der Mann (er ist nur ein paar Jahre jünger als ich) ist ein richtig netter Kerl, hat wirklich reichlich Erfahrung und ein gutes handwerkliches Können und ist zudem auch sehr empathisch und durchaus sensibel für die körperlichen Probleme seiner Kunden. (Die abgeheilten Wunden beispielsweise hat er nicht nur wahrgenommen, sondern auch ausführlich dokumentiert, um später Veränderungen einschätzen zu können)
Was man – so weiss ich aus langjähriger und mitleidvoller beruflicher Erfahrung bei meinen Kunden – beileibe nicht von allen Menschen dieser Zunft behaupten kann, die manchmal eher wild drauflos geschnitzt, denn auf die speziellen Probleme ihrer Opfer Rücksicht genommen oder gar auch nur ein Wort dazu notiert haben.
Und entsprechend misstrauisch bin ich dann auch an diesen ersten Termin herangegangen.
Völlig zu Unrecht, wie sich auf dem Behandlungsstuhl herausstellte.

Denn das hatte meine Gegenüber natürlich auch schnell spitz, dass ich dem ganze Prozedere anfangs nicht so recht trauen wollte. Aber das sei kein Problem, meinte er – irgendwann sei halt immer das erste Mal. Wenn das überstanden sei, dann habe die Behandlung auch ihre Schrecken verloren. Und bisher sei eigentlich noch jeder zufrieden von seinem Stuhl aufgestanden….

Womit er wirklich recht hat, denn tatsächlich hat mir das wirklich gut gefallen, was er da mit meinen Füssen angestellt hat, die nun – im Anschluss – beinahe in neuem Glanz erstrahlen, nachdem sie vorher eher nicht sehr vorzeigbar waren und – so der Podologe – „zumindest eine kleine Herausforderung wären.“
Die er allerdings mit Bravour gemeistert hat und noch dazu zu einem Preis, zu dem hier in Hamburg wohl nur ein Fuss aufgehübscht worden wäre.

Grund genug also, die Besuche bei ihm in Zukunft zum festen Bestandteil meiner Gesundheitsvorsorge zu machen und mir auch gleich den nächsten Termin geben zu lassen.
Zumal die Fahrt nach Meckelfeld – so wie heute – auch immer gut für eine Rollertour ist und ich ggf. von da aus auch gleich noch weiter zum Hofladen fahren könnte……

Weshalb ich mich gerade frage, warum ich auf die Idee eigentlich nicht selbst gekommen bin?

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Bleibt noch als Schlussbemerkung, dass ich mich bemüht habe, dieses Thema „so appetitlich wie möglich“ abzuhandeln und mich für Euer Kopfkino deswegen auch nicht verantwortlich fühle..

Der Podologe selbst (er kannte die Frage schon, wie man auf diesen Beruf kommt) sieht das jedenfalls ganz pragmatisch.:

„Immer noch besser, als in irgendwelchen Körperöffnungen rumzupulen, wie manche Studierte das machen.“

Für ihn sei es jedenfalls ein Traumberuf und er habe zu keiner Zeit bereut, vom Santitärinstalleur (Gas Wasser Schei..e ) darauf umzuschulen. Denn da habe es manches gegeben, was deutlich ekelerregender gewesen sei…


Habt alle noch einen zauberhaften Abend und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich nun schon fast auf den nächsten Termin in Meckelfeld freut……


-919-

Die Offenbarung – Roman

Tagchen , liebe Bücherfreunde!

Nach Schlafes Bruder ist dies nun der zweite Roman des Östereichers Robert Schneider, den ich gelesen habe:

Die Offenbarung
von Robert Schneider

Und wieder geht es um Musik, genauer gesagt um ein Spätwerk von Johann Sebastian Bach, dass kurz nach der Wende von einem Organisten in Naumburg in den Tiefen eines Orgelgehäuses gefunden wird.
Ein Werk, dass es wahrlich in sich hat mit einer Musik, die zum einen eine Essenz des Bach’schen Schaffens darstellt und zum Anderen auf vorher nie gekannte Art komponiert wurde: Denn die Musik, die sich textlich am letzten Kapitel der Bibel orientiert – der Offenbarung des Johannes – ist wahrhaft apokalyptisch und soll die Hörer in die tiefsten Tiefen des eigenen Ichs führen, damit sie ihre Schuld erkennen…

Und drum herum rankt sich die Geschichte des Organisten Jakob Kemper, einer mehr oder weniger verkrachten Existenz, der sich schon in vielem versucht hat und jedesmal gescheitert ist – im beruflichen. wie im privaten:
So wollte er ursprünglich ein Musikvirtuose sein, dann Komponist und Dirigent, um schlussendlich ein eher amateurhafter Musikwissenschaftler zu werden, der sich mehr schlecht als recht mit Klavierstunden durchschlägt und sich nebenher ehrenamtlich als Organist betätig, obwohl er mit „Glaube“ und „Kirche“ eigentlich nichts am Hut hat… .

Und auch im Privaten läuft es für ihn nicht so richtig rund :
Mit einem Nazi als übermächtigen Vater und einer früh verstorbenen Mutter findet er auch in der Familie keine rechte Unterstützung , wobei es zum völligen Bruch kommt, als sein Vater auch noch seine erste Liebe heiratet, in die Jakob grosse Hoffnungen gesetzt hat, wie auch in seine aktuelle Angebetete, die sich aber nach Jakobs Zögern ebenfalls anderweitig liiert.
Und dann ist da ja auch noch der in Kindertagen verunglückte Bruder, dessen Tod mit vielen Fragezeichen im Raum steht….

So also die Situation, als der völlig frustrierte Jakob Kemper das alte Manuskript in die Hände bekommt und in Konkurrenz zu den durchwegs aus Wessies bestehenden und sehr arroganten Vertretern der berühmten Bachgesellschaft zu studieren beginnt, ohne zu ahnen, was es damit auf sich hat. (Denn damit hätte er vielleicht die Chance, doch noch als grosser Wissenschaftler anerkannt zu werden.)
Und so kommt, was kommen muss:
Jakob durchlebt beim Eintauchen in diese sehr mysteriöse Musik ein wahres Wechselbad der Gefühle und kommt körperlich und seelisch an die Grenzen seines Ichs, bevor er sich entschliessen kann, das Manuskript doch noch aus der Hand zu geben.


Doch überraschend:
Auch die Vertreter der Bachgesellschaft wollen es nach einer ersten Euphorie eigentlich nicht. Denn es könnte ja ihr mühsam errichtetes und teils aus blossen Fiktionen bestehendes Gebäude der Bach’schen Musik-Theorie und -Historie zum Einsturz bringen….

Ziemlich verworren, die Geschichte!
So könnte man jedenfalls meinen, zumal darin immer wieder eine ganze Menge Dinge beinahe parallel passieren und Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (in Form von Wünschen des Protagonisten) nicht immer klar von einander abgegrenzt scheinen.
Und doch ist es anders, als es scheint, auch wenn die teils recht mysteriöse Geschichte sich wirklich erst auf den letzten Seiten aufklärt, auf denen Johann Sebastian Bach selbst als griesgrämiger alter Mann noch seinen grossen Auftritt bekommt – eine gehörige Portion Situationskomik inklusive.
Denn damit erweist sich zum guten Schluss alles als folgerichtig, was vorher in dem Buch passiert ist.

Aber auch ohne dieses (für mich völlig unerwartete) Schlusskapitel hat dieser Roman eine Menge unterhaltsamer und teilweise auch lehrreicher Facetten. Denn man erfährt darin Einiges über Musikgeschichte im allgemeinen und Johann Sebastian Bach im Besonderen sowie auch über die Welt der Musikwissenschaften und das Verhältnis von Ost und West in den Jahren nach dem Mauerfall – eingebettet in eine Handlung, die mit viel Humor erzählt wird und auch für sich alleine genug Spannung aufweist, dass es schwer ist, das Buch aus der Hand zu legen, wenn man sich erst einmal darin zurecht gefunden – will sagen: die ersten, mit ihren Sprüngen recht chaotisch anmutenden Kapitel überstanden – hat. Denn damit macht der Autor es einem nicht so ganz leicht, den Einstieg in die Geschichte zu finden…

Deshalb reicht es für mich auch nicht so ganz zur vollen Punktzahl, obschon mir dieses Buch ansonsten wirklich viel Spass gemacht hat:

Denn das hätte auch ganz anders laufen können, wenn das Buch mich „auf dem falschen Fuss“ erwischt hätte….

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Der Klappentext:

Das Mysterium der Musik.

Am Heiligabend des Jahres 1992 entdeckt der Naumburger Organist Jakob Kemper im morschen Gehäuse der Kirchenorgel ein unbekanntes Oratorium von Johann Sebastian Bach: ein Jahrhundertfund, der sein Leben völlig aus der Bahn wirft. Je genauer der eigenbrötlerische Musikforscher und Organist die Melodien analysiert, desto Unerklärlicheres trägt sich zu. Bald ahnt er, dass die Partitur ein Geheimnis birgt: Sie ist nicht allein Musik, sondern vermag Erinnerungen an Vergangenes, Verdrängtes und Zukünftiges zu beschwören. Bach schien am Ende seines Lebens eine Art kosmisches Gesetz entdeckt zu haben, an dem die Seele des Menschen gesunden kann – oder in die tiefste Verzweiflung stürzen.

Noch hält Kemper seinen Fund geheim. Doch dann treffen vier Experten der Bachgesellschaft ein – sie überwachen die Restaurierung der Orgel, auf der Bach selbst einmal gespielt hat – und die Geschichte nimmt einen rasanten Lauf …

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Habt noch einen schönen Rest des Tages und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der Wetter das schöne Wetter schon genutzt und wieder eine nette kleine Rollertour gemacht hat B-)


-918-