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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Alles alltäglich
– und doch auch wieder nicht

Guten Morgen, Ihr Lieben!

Gestern, als ich mal wieder auf Frau Honda durch die Gegend gejuckelt bin (mittlerweile hat die Gute schon über Tausend Kilometer mehr auf der Uhr als vor einem Monat bei Ihrem Kauf) kam mir plötzlich der Gedanke, dass es uns, der Liebsten und mir, doch eigentlich ganz gut geht.

Abgesehen von den kleinen Dramen des Alltages (und dazu zähle ich – verglichen mit dem grossen Ganzen – auch die Probleme in der Firma, welche die Liebste in den letzten Tagen hatte) leben wir bisher doch recht unbehelligt von dem, was in der Welt so los ist, selbst wenn diese Ereignisse da draussen über den täglichen Nachrichtenkonsum natürlich auch in unser Leben eindringen:

Der Krieg in der Ukraine, die wieder virulenter werdende Corona-Geschichte, die steigenden Preise, die immer noch aktuelle Problematik der Menschen, die übers Mittelmeer kommen usw. – alles Ereignisse, von denen wir wissen, die unser Leben aber bisher kaum beeinflussen, so schlimm, wie sie auch sind. Und wir haben ja auch kaum eine Möglichkeit daran irgend etwas zu ändern, abgesehen von ein wenig Geld, das wir spenden, um die Not der betroffenen Menschen ein wenig lindern zu helfen – und, soweit es die Preise und Corona betrifft, ein wenig vorsichtiger zu agieren, als wir das vor drei Jahren noch gemacht haben. Was aber für uns trotzdem keine grossen Einschnitte bedeutet, sondern inzwischen ein absolut normaler Teil unseres Alltages ist….

Kein Grund zum Jammern also und auch kein Grund, das Leben und seine kleinen Freuden nicht trotzdem geniessen zu können, wie etwa die Rollertour, auf der ich mich gerade befinde. Diese Fahrt über wenig befahrene Landstrassen zwischen langsam reifenden Feldern, durch kühle Wälder, vorbei an Deichen und kleinen Orten, und ohne festes Ziel, an dem ich irgendwann zu einen bestimmten Zeit ankommen muss.
Dazu der Fahrtwind, die Sonne, die unterschiedlichen Gerüche (mal würzig und angenehm mit dem Geruch von Wald, frischem Heu und Blüten, und mal würzig und weniger angenehm, weil da gerade Gülle ausgebracht wird) das gleichmässige Brummen des Motors, die Musik aus dem Kopfhörer, die gerade richtig gut dazu passt, obwohl ich vom Text kaum etwas verstehe:

Gerard Alderliefste – Vivre

(Aber doch immerhin soviel, dass es dabei um Leben (Vivre!) geht und um die Freiheit, das zu tun, was man möchte)

Alles Eindrücke, die – obschon flüchtig und den „Hier und Jetzt“ zugehörig – zusammen doch ein nachhaltiges Bild in meinen Kopf ergeben und sich auch jetzt, einen Tag später und beim Schreiben darüber mühelos wieder abrufen lassen….und damit auch der Gedanke aus diesem Moment, lebendig zu sein, zu leben, frei zu sein…..

Und natürlich auch das Wissen, damit in gewisser Weise auch sehr privilegiert zu sein, weil ich nicht mehr arbeiten muss und mir dieses Freiheitsgefühl auch leisten kann…

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Und dann schweiften meine Gedanken weiter (nachdenken kann man wirklich gut, so alleine unterwegs) in Richtung einer Überlegung, die in den letzten Tagen im Zusammenhang mit meinem Sonntagszitat wieder hochkam:

Meinen Touren ein Ziel zu geben und einen Weg dabei einzuschlagen, der – möglicherweise in mehreren Etappen – dort hin führen könnte: Etwa in Form einen Pilgertour, aber nicht zu Fuss, sondern auf meinem Roller, der damit zum Hilfsmittel (zum Mittel zum Zweck) werden würde, um das zu bewältigen, was ich auf eigenen Beinen nicht mehr schaffe…..
Allerdings – so überlegte ich weiter – sollte ich als Pilger (und damit möglicherweise auch ein Stück weit auf dem Weg zu mir selbst?) doch eigentlich zu Fuss unterwegs sein – oder etwa nicht?
Das also würde ich erst nochmal genauer überprüfen müssen, bevor ich den Gedanken weiter vertiefe….obschon mir ja am Sonntag bei einer ersten schnellen Suche schon einige Angebote zum Thema „Motorradpilgern“ aufgefallen waren.

Deshalb habe ich heute morgen nochmal ein wenig im Netz gestöbert, was diese Frage betrifft und immerhin schon mal eine Antwort gefunden, mit der ich weiter „arbeiten“ kann:

Ein Pilger oder Wallfahrer (Plural auch Wallleute) ist eine Person, die eine Wallfahrt unternimmt. Das Wort Pilger, veraltet auch Pilgrim („Fremdling“), stammt von lateinisch peregrinus (oder peregrinari, „in der Fremde sein“) ab. Ein einzelner Pilger wurde früher als Pilgersmann oder Pilgersfrau bezeichnet. Im Kirchenlatein bezeichnet Pelegrinus eine Person, die aus Glaubensgründen in die Fremde zieht, zumeist eine Wallfahrt zu einem Wallfahrtsort unternimmt, zu Fuß oder auch unter Verwendung eines Transportmittels.

Wikipedia

Dem zufolge wäre es also völlig legitim, wenn Frau Honda mich bei diesem Unternehmen begleitet – als „motorisierter Esel“ quasi, um von A nach B zu kommen….

Und mit dieser ersten Antwort ist der Weg ein Stückchen weiter frei, meine Gedankenspiel von gestern weiter zu treiben und in konkretere Pläne umzusetzen. Auch wenns vielleicht noch ein paar Rollertouren braucht, bis der Gedanke festere Formen annimmt…..

Wie oben schon geschrieben:
Nachdenken kann ich gut, so alleine unterwegs – viel besser als zuhause am Schreibtisch mit dem Computer vor der Nase…..

Deshalb schwinge ich mich jetzt mal in meine Klamotten und erledige das, was zu erledigen ist (ich brauche neue Pillen) um mich danach nochmal ein wenig auf den Weg zu machen.
Getankt habe ich gestern ja, da kann es auch etwas länger dauern, bis ich wieder zurück bin….


Habt einen wunderbaren Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

auch heute voller Tatendrang


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