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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Meines Vaters Heimat – Roman

Guten Morgen zusammen!

Diese Geschichte ging vor einiger Zeit hier in Hamburg gross durch die Presse und ist sicher viel mehr als ein rein fiktiver Roman:

Meines Vaters Heimat
von Torkel S Wächter

Denn es erzählt die Lebensgeschichten des Autors und seines Vaters, der nach drei Jahren KZ-Haft 1937/38 auf vielen Umwegen von Hamburg aus nach Schweden fliehen konnte.
Was seinem Sohn erst lange nach dem Tod des Vaters klar wird, als dieser eher zufällig eine Kiste mit Briefen, Tagebüchern und anderen Schriftstücken entdeckt, die der Vater aufgehoben hatte, aber seinen Kindern gegenüber nie davon erzählen konnte. So beginnt Wächter, den Spuren zu folgen, die sich aus dem Inhalt der Kiste ergeben und sich mehr und mehr mit seinem Vater zu identifizieren, der zu seinen eigenen Kindern Zeitlebens ein eher distanziertes Verhältnis hatte.

Eine spannende Geschichte, wie ich zugeben muss – und eine Geschichte, die ich schon lesen wollte, seit in der Presse darüber berichtet wurde. Wobei die gewählte Form eines Romanes mir durchaus angemessen scheint, obwohl es dabei auch um knallharte Fakten geht.
Denn Torkel S Wächter geht es so wie mir selbst, als ich versucht habe aus wenigen bekannten Fakten heraus einen Teil der Geschichte meines Vaters zu ergründen, der als fünfzehnjähriger Jugendlicher noch in den Krieg ziehen musste und über seine traumatischen Erlebnisse auch nie erzählen konnte, obwohl man immer wieder merkte, wie sehr ihn einige dieser Erlebnisse aus dem Frühjahr 1945 bis ins hohe Alter hinein weiter beschäftigt haben.
Und auch ich habe dabei die Erfahrung gemacht, meinem Vater nach seinem Tod ein Stück weit näher gekommen zu sein, nachdem ich mir nach langen Netz-Recherchen einiges „zusammen reimen“ konnte, was an den Orten passiert ist, wo mein Vater damals war.

Und es kommt noch ein weiterer Aspekt dazu:
Wächter berichtet in diesem Buch auch ziemlich offen über ein Syndrom, das vermutlich viele Kinder traumatisierter Menschen kennen (ich übrigens auch – im Zusammenhang mit der Fluchtgeschichte meiner Mutter):

SGDS ( Second Generation Stress Disorder)
(oder auf Deutsch: Transgenerationale Weitergabe eines Traumas)

d.h. die Übertragung von schmerzhaften, angstauslösenden oder anderweitig traumatischen Erlebnissen und auch Schuldgefühlen auf die nachfolgende Generation, die dort in einer messbar höheren Häufigkeit von psychischen Störungen nachweisbar ist, als bei Menschen aus der gleichen Generation, die diese Belastung nicht in sich tragen

Dabei gelingt es ihm, recht distanziert und sachlich auch über das zu erzählen, was ihm selbst im Zusammenhang mit dem immer tieferen Eindringen in die eigene Familiengeschichte widerfahren ist und welche Emotionen das bei ihm ausgelöst hat – mit einer Bandbreite von Hass und Misstrauen den Verursachern gegenüber, von Verstehen, Vergebung und der Erkenntnis, schlussendlich im vom Vater lange verleugneten jüdischen Glauben eine neue Heimat zu finden – auch das ein spannender Prozess, der begleitend zur eigentlichen Handlung des Buches erzählt wird.
(Übrigens auch das erste Mal, dass ich so dezidiert darüber etwas von einem selbst Betroffenen gelesen habe und ein weiterer Grund, warum ich die 350 Seiten des Buches an nur zwei langen Leseabenden geradezu verschlungen habe )

Insofern also:

Der Klappentext:

Alles begann mit dem Fund von ein paar vergilbten Briefen aus dem KZ Fuhlsbüttel auf dem Dachboden des Elternhauses in Stockholm. Als Torkel S Wächter verstand, dass der Absender und sein Vater ein und dieselbe Person waren, begann für den Autor eine Reise zu sich selbst und den eigenen Wurzeln. Auf vier Kontinenten suchte er nach Wegbegleitern des Vaters, die ihr Zuhause verlassen mussten, weil sie gegen die Nazis kämpften oder weil sie Juden waren – oder beides. Er hat sie besucht und kennengelernt, ihren Geschichten zugehört und neue Freundschaften geschlossen. Er ist auf den Spuren seines Vaters durch Europa gefahren und hat seine Flucht 1938 rekonstruiert. So ist dieser Roman entstanden, der sowohl im Hier und Jetzt als auch im heißen Vorkriegssommer 1938 spielt und der vor allem eines klarmacht: Dinge, die verloren gingen, müssen nicht für immer verloren bleiben.

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Habt alle eine schönen Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm


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