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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Zwei Herren im Gespräch

Guten Morgen zusammen!


Vorbemerkung:
Das in diesem Beitrag enthaltene Video könnte für Menschen mit Depressionen triggernd sein.
Bitte überlegt Euch gut, ob Ihr es Euch angucken wollt…..


Gestern lief eine Meldung durch die Presse, die mich wirklich aufhorchen liess:
Die beiden Comedians Kurt Krömer und Torsten Sträter bekommen den Grimme-Preis für eine Sendung, in der sie sich über das Thema „Depression“ unterhalten haben.

Eine Sendung übrigens, die ich zufällig auch bei ihrer Erstausstrahlung schon gesehen hatte und bei der ich damals hängen geblieben bin, obwohl ich beide Herren normalerweise nicht so besonders schätze, weil Comedy mir eher zuwider und meisst zu oberflächlich ist.

Aber Depression ist nun mal ein Thema, was auch in meinem Leben eine grosse Rolle eingenommen hat und immer noch einnimmt – obwohl ich glaube, inzwischen weitgehend frei davon zu sein.
Und so konnte ich sehr gut nachfühlen, was die beiden in ihrem Dialog schildern.

Hier mal ein Ausschnitt:

(Die ganze Sendung auf Youtube)

Das kenne ich tatsächlich alles – von der Scheu, darüber zu sprechen bis hin zu der Szene, heulend im Laden zu stehen und nicht mehr zu wissen, wie einkaufen geht. Und natürlich auch die Hemmung, mit der die Erkrankung einen förmlich einmauert und hindert das zu tun, was zu tun ist, diese „Lähmung im Kopf“ wie einer meiner Ärzte das mal genannt hat……
Und auch das peinlich berührte Schweigen meines Gegenübers, wenn ich doch mal offen darüber geredet habe – wie auch die „guten Ratschläge“, die gerne mal in solchen Situationen auf den Tisch kamen.

Gut, für mich wohl „Schnee von gestern“, zumal ich auch das Glück habe, mit meiner Liebsten eine Frau an meiner Seite zu haben, die im Zweifelsfall weiss, wie sie damit am Besten umgehen kann und mir auch nachsieht, wenn es mal einen Tag nicht so gut ist.

Aber unbenommen davon war ich wirklich beeindruckt von der Offenheit der beiden Herren und der Selbstverständlichkeit und Unaufgeregtheit, die sich dadurch im weiteren Verlauf der Sendung ergab.
Solche Gespräche auf Augenhöhe können eigentlich nur Menschen miteinander führen, die beide wissen, worüber sie reden – ohne Peinlichkeiten oder herablassendes Gehabe von einer der beteiligten Personen. Und ich weiss auch, wie erleichternd derartige Gespräche mit ebenfalls Betroffenen sein können, weil man seinem Gegenüber nicht erst lange erklären muss, wie man sich fühlt…..

Um so besser, dass dieses Gespräch nun auch mit einem renommierten Preis gewürdigt wird, den ich den Herren Krömer und Sträter von Herzen gönne, genau wie die Schlagzeilen, die es jetzt dazu gibt. Denn auch damit wird das Thema „Depression“ wieder ein kleines Stückchen weiter aus der Tabuzone geholt und hoffentlich auch noch ein wenig mehr von der Stigmatisierung abgebaut, die alle kennen, die mal davon betroffen waren:

„Depression ist ein Tabuthema“, merkt Krömer in seiner Sendung an, und das, obwohl in Deutschland über fünf Millionen Menschen mit Depressionen leben – eine Zahl, die sich durch die Lockdowns in der Corona-Pandemie noch weiter erhöht hat. Depression ist eine unsichtbare Krankheit, die es selten authentisch ins deutsche Fernsehen schafft. Das gesellschaftliche Bild, das wir von Suizid, Psychiatrien und der geschlossenen Abteilung haben, ist medial hauptsächlich durch fiktionale Erzählungen geprägt.
Krömer und Sträter sprechen von eigenen Erfahrungen und geben Einblick in ihr Innenleben, in die feinen Nuancen und Phasen einer Depression und schildern dabei eigene Symptome und Beobachtungen. Die besondere Atmosphäre und die herausragende Qualität des Talks entstehen dadurch, dass sich hier zwei Männer austauschen, die genau wissen, wovon sie reden, und die keine Scheu haben, zu offenbaren, dass sie von einer Krankheit betroffen sind, die für sie selbst viele Jahre unerkannt blieb.

Aus der Begründung der Grimme-Preis-Jury

Bleibt aber zu hoffen, dass sich das jetzt nicht nur wieder als Strohfeuer erweist….


Habt alle einen guten Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich zum Glück schon seit längerem in einer „guten“ Phase befindet


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