Ich nochmal, Ihr Lieben!
Die jüngeren unter uns werden sich sicher nicht mehr erinnern, aber da gab es doch mal im Nachmittagsprogramm eines Privatsenders einen Typen, der bei der Jagd auf irgendwelche Ganoven oder beim Retten der Welt immer wieder in ausweglose Situationen geriet, aus denen er sich nur durch wüste Improvisionen retten konnte. Oft mit nicht mehr Hilfsmitteln als etwas Draht, einem Taschenmesser und ein wenig Klebeband.
Und so sah er aus:
Ein ganzer Kerl also, der vor nichts zurückschreckte und niemals die Hoffnung aufgab.
Soviel zur Vorgeschichte und jetzt kommt, was das nun mit mir zu tun hat:
Nachdem ich letzte Woche den Kampf mit einer widerspenstigen Kontrollleuchte im unserem Auto erfolgreich bestanden hatte, waren ja noch andere Baustellen offen, die es ebenfalls abzuarbeiten galt – neben dem wieder mal verstopften Abfluss in Bad und Küche auch noch ein Problem am Roller meiner Liebsten, der „komische Geräusche“ machte und immer wieder zwischendurch ausging.
Grund genug, da mal auf Ursachenforschung zu gehen, nachdem die Sache mit dem Abfluss dank der Erfahrung vom letzten Mal diesmal schnell und ohne grosse Sauerei erledigt war.
Und auch da war der Fehler schnell gefunden, nachdem ich der Lärmquelle folgend das Helmfach unterm Sitz geöffnet hatte:
Ein abgerutschter Luftschlauch zwischen Luftfilter und Kompressor, der die Einspritzpumpe mit vorkomprimierter und temperierter Luft versorgen soll – hier in der Mitte des Bildes zu sehen:
Womit sich auch der Lärm und das Ausgehen der Maschine erklärt – denn erstens wird der Schlauch so zur Orgelpfeife und zweitens stimmt mangels Widerstand durch den Luftfilter auch das Luftmanagment der Maschine nicht mehr – weshalb das Gemisch im Leerlauf zu sehr abmagert und der Motor einfach stehen bleibt, weil er nicht genug Nahrung bekommt.
Dumm halt nur, dass diese Schlauchverbindung so verbaut ist, dass ich wegen meiner dicken Finger und fehlender Werkzeuge da nicht selbst Hand anlegen kann, um den desertierten Schlauch wieder zu befestigen.
Da bleibt also nur der Weg in die Werkstatt, damit der freundliche Meister das in Ordnung bringt ….
Ergo habe ich gestern morgen erstmal unseren Autoschrauber hier in der Nachbarschaft kontaktiert, der in seinem Fach ziemlich gut und zudem auch sonst sehr hilfsbereit ist.
Aber der hat dankend abgelehnt:
„Ich könnte Ihnen das zwar machen, kann ihnen aber nicht versprechen, dass das mit ein paar Minuten abgetan ist. Wenn ich da viel abbauen muss, um an die Schlauchverbindung zu kommen, geht da schnell eine Stunde oder auch mehr drauf. Ausserdem muss ich mir auch erst das Werkstatthandbuch besorgen, und das müsste ich ihnen zum Teil auch in Rechnung stellen, weil ich keinen Kunden habe, für den ich das noch brauchen würde…“
Das fand ich zumindest mal ehrlich und fair.
Aber so kenne ich ihn auch und dafür schätze ich ihn und seine wirklich gute Arbeit
Blieb als zweite Variante noch die Motorradwerkstatt, in der der Roller letztes Jahr zu Inspektion war.
Wobei mir schon klar war, dass da jetzt im Frühjahr, vor Beginn der Motorradsaison Hochbetrieb herrscht und mit einem schnellen Termin wohl nicht zu rechnen wäre.
Und genauso war es dann auch. Eigentlich – so sagte mir die Dame am Telefon – würden sie jetzt schon Termine ab Mitte April vergeben, aber sie würde mit dem Meister sprechen ob da nicht vorher was möglich wäre.
Und der rief dann ein paar Stunden später zurück, dass sie sich nächste Woche Freitag um den Roller kümmern könnten – eher ginge leider nicht – er hätte uns da schon eingeschoben, ja geradezu „dazwischen gezwängt“…
Hmmmm…..
Das ist zwar gut, jetzt einen Termin zu haben, aber was macht die Liebste in der Zeit bis dahin?
Meine Oma taugt nicht als Ersatz, weil noch im Winterschlaf und kaltem Wetter schon deshalb abhold, weil sie nur Sommerschläppchen hat, mit dem Auto fahren geht auch nicht, weil es in Altona kaum Parkplätze gibt – und Öffis sind auch nur bedingt eine Alternative, weil meine Liebste die gar nicht schätzt……(obschon da auch immer Anlass für tolle Bilder gegeben ist)
Hmmmm???
Doch dann kam mir gestern Abend im Bett eine Idee, die möglicherweise als Provisorium taugen könnte – und damit kommt MacGyver ins Spiel:
„Was wäre denn,“
so überlegte ich,
“ wenn ich einfach eine Manschete um die offene Verbindung lege – aus Folie oder Pappe und mit etwas Gaffa-Tape um sie zu fixieren? Eigentlich müsste ich das doch auch mit meinen dicken Fingern hinbekommen können, wenn ich es schaffe, eine Art Hülse auf den Stutzen des Luftfilters aufzufädeln und dann den Schlauch von unten da rein schiebe und mit dem Klebeband fixiere?“
Und damit war klar, dass da zumindest einen Versuch lohnenswert scheint. Mehr kaputt machen würde ich damit ja nicht und auch wenns nicht klappt, wäre zumindest nichts verloren.
Ergo hab ich heute Morgen mein „Werkzeug“ und das Reparaturmaterial zusammengepackt ,
bin die Treppe runter und habe in die Tat umgesetzt, was im Kopf zu funktionieren versprach….
Und was soll ich sagen:
Läuft!
MacGyver wäre sicher stolz auf mich
Wie immer bei Provisorien stellt sich allerdings nun wieder mal die Frage, ob die Improvisation nicht länger hält als die ganze Maschine, bei soviel Gaffa, wie ich da um Schlauch und Stutzen gewickelt habe, damit das wirklich luftdicht ist?
Aber das müssen wir ja auch nicht ausprobieren, denn die Werkstatt wird das richtig in Ordnung bringen…
Und nochmal:
Habt einen friedlichen Tag und bleibt behütet und gesund!
Wir lesen uns
Euer Wilhelm,
der normalerweise derartige Improvisationen gar nicht schätzt, aber trotzdem ganz zufrieden ist, dass die Liebste nun doch in den nächsten Tagen mit dem Roller zur Arbeit fahren kann
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