– – tageweise unsortiertes – –
„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Briefe an das Internet

Während draussen das Leben tobt und wir alle wechselweise und  – mit einer gewissen Sorge – auf die Corona-Zahlen und auf die Wahlergebnisse  und die erschreckenden Ereignisse drumherum in Amerika gucken, sitze ich her im stillen Kämmerlein, höre Musik  und überlege, über was sich heute mal schreiben könnte, ohne mich mit den Dramen dieser Welt zu beschäftigen.

Etwas heiteres vielleicht? Etwas Nachdenkliches? Dönnekes aus meiner Jugend? Pläne die ich habe?
Vielleicht auch mal was über unsere Katzen – den verfressenen Herrn Hein und die Prinzessin Elli?

Das könnte ich – vielleicht…..Und doch ist mir gerade nicht danach….

Denn im Nachdenken bin ich bei dem Gedanken hängen geblieben, für wen, wozu ich mich jeden Tag hinsetze und mich mit meinen steifen Fingern an der Tastatur abquäle?

Vom ursprünglichen Gedanken  hinter diesem Blog  und seinen Vorgängern habe ich mich inzwischen doch um einiges entfernt:  Der Blog sollte ein Tagebuch sein (geschrieben nur für mich), ein Hilfsmittel, um Erlebnisse zu notieren und Ideen zu sammeln und sortieren – mehr eigentlich nicht. Auf Reaktion und Kommunikation käme es mir dabei nicht an, so schrieb ich damals, als ich vor vier Jahren wieder anfing zu bloggen.

Von diesem ursprünglichen Gedanken ist allerdings im Lauf der Zeit nicht mehr soviel geblieben, auch wenn ich inhaltlich immer mal wieder darauf zurück komme und sich in meinem Geschreibsel nach wie vor tagebuchartige Einträge finden oder Dinge, über die ich nachdenke….. 
Schon, weil sich nach und nach, beinahe unmerklich meine Zielrichtung geändert hatte – als ich nämlich merkte, dass der Blog für mich auch zum Kommunikationsmittel wurde, um so mehr, je weiter ich mich von Facebook zurück gezogen habe – und erst Recht, seit ich nicht mehr arbeite.  Womit im Gegenzug auch die Resonanz auf mein Geschreibsel immer wichtiger im Stellenwert für mich wurde. Übrigens mit ein Grund, warum ich seit zwei Monaten auch wieder einen offenen Blog habe und inzwischen wirklich glücklich darüber bin, was sich in dieser Zeit hier entwickelt hat:

Ein kleiner, feiner Leserkreis aus Stammlesern meines alten (abgeschotteten) Blogs, ein paar wiedergefundene Bekannte aus alten Zeiten, eine Reihe neuer Gesichter, die regelmässig hier auftauchen – genauso hatte ich mir das gewünscht! Und aussen herum eine Reihe von Blogs, in denen ich gerne lese und auch kommentiere….. auch das ist gut und fühlt sich fast schon wieder an wie in den alten Zeiten vor über zehn Jahren, als ich mit dem Bloggen anfing.

Was aber (zum Glück) bisher wenig Auswirkungen darauf hat, über was (und wie) ich schreibe:
Meine Themen sind weitgehend gleich geblieben – wenn auch mit einer leichten Verschiebung hin zu aktuelleren Themen „im Aussen“.
„Verstecken“ (im Sinne von Dingen über die ich nicht schreiben könnte) muss ich mich auch nicht, sondern filtere nur ein wenig mehr, als ich das bei dem kleinen (und mir gut bekannten) Leserkreis meines alten Blogs gemacht habe.
Und der (mir von früher und aus Facebookzeiten gut bekannte) Gedanke, bevorzugt über Themen zu schreiben, die meine Leser interessieren könnten, spielt dabei (ebenfalls zum Glück) keine Rolle – und wird es hoffentlich in Zukunft auch nicht tun, obschon ich mich manchmal doch darüber  wundere, auf welche Themen ich viel an Resonanz bekomme und bei welchen Themen in den Kommentaren regelrechte Dialoge auch zwischen den Kommentierenden entstehen……

-_-_-_-

Bleibt aber noch die Frage der Definition, wenn das denn kein Tagebuch ist, was ich hier schreibe?

Dazu geht mir gerade durch den Kopf, dass sich das wohl am ehesten mit den Briefen vergleichen lässt, die ich früher, in ganz jungen Jahren, mal mit einem Brieffreund in der damals noch existierenden DDR gewechselt habe. Da haben wir nämlich auch über dies und das geschrieben (Über Alltagserlebnisse und unsere Sicht auf die Welt, aber auch über Musik und Bücher und vieles mehr) und sind aus verständlichen Gründen auch manchmal etwas unkonkret geblieben.
Lange her, aber irgendwie doch ähnlich, auch wenn ich hier offen über Politik  und andere damals schwierige Dinge schreiben kann, die seinerzeit ungeschrieben bleiben mussten.

Und der Gedanke gefällt mir richtig gut, meine Texte hier als Briefe zu verstehen, die ich Euch schreibe – nicht wie früher auf Papier, sondern auf  der Tastatur und am  Monitor :-)
Weshalb ich es auch ganz richtig finde, meine Posts von nun an  immer mit einer ordentlichen Anrede am Anfang zu beginnen (die Grussformel am Schluss gibts ja schon länger ) – wobei ich ja das Glück habe, mich als Beutehanseat nicht irgendwelcher Tageszeiten bedienen zu müssen, sondern mit einem schlichten

immer ziemlich richtig liege :-)


In diesem Sinne.
Bleibt gesund und bleibt behütet!

Wir lesen uns


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- 20 Bemerkungen zu “Briefe an das Internet

  1. moin Wihelm…. Deine Post ist angekommen,,,, die Überlegungen, die Du da anstellst über die Inhalte, also da bin ich jederzeit dabei. Ich lese gerne , was Du schreibst, so muss ich mir nicht den Kopf über Politik und sonstiges Tagesgeschehen zerbrechen. Manchmal erwische ich mich, wie ich auf einige Fragen, oder Bemerkungen reagiere, indem ich laut denke und mit Dir rede. Was ich nun eigentlich sagen wollte…. mach weiter so.
    Jo und denn, bis dann.. sagt man hier bei uns.
    Liebe Grüße rundum….. Heidi

  2. Moin Wilhelm,

    einige deiner Gedanken teile ich zu 100 %. Z. B. den, weshalb manche Beiträge so viele Kommentare erhalten, andere dagegen kaum welche bis keine … obwohl ich anderes gedacht habe.

    Was mir an deinem Blog so gefällt, ist die Vielfalt der Themen, natürlich der Schreibstil und nicht zuletzt, dass durch die Kommentare eine Art Unterhaltung entsteht. Ich könnte niemals einem Blog treu bleiben, der auf keinen der abgegebenen Kommentare reagiert. Die geradezu familiäre Atmosphäre macht es hier so „wohlfühlig“.

    Dein Blog hat Persönlichkeit, das merkt man sofort. Deshalb komme ich jeden Tag gerne hierher. Immer wieder … und wieder … und wieder … und …

    Alles Liebe 💚
    Maksi

    1. Jetzt werde ich gleich Rot :-)

      Aber in der Tat geht es mir genauso – wobei ich mir allerdings inzwischen abgewöhnt habe, mich über Resonanzen zu wunderen.
      Ich nehme es hin und freue mich drüber ….

  3. du sagst es ! Ein kleiner feiner Kreis ist wichtig ! Ich bin nun seit 4 Jahren dabei mit meinen Fotos und ich geb zu, ich bin kein großer Schreiberling. Ich beschränke mich immer auf das wesentliche nämlich auf meine Fotos. Ein Hobby das allerdings auch erst seit 5 Jahren exsistiert. Früher habe ich viel mit dem Camcorder gemacht heute gar nichts mehr ! Heute bereue ich es denn ich hätte schon gerne Fotos von früher als ich noch sehr aktiv in den Bergen unterwegs war. Bis auf wenige ist da nicht viel übrig geblieben.
    Mein Sohn hat mich zu einem Blog gebracht. Eigentlich wollte es gar nicht aber wurde dann überredet. Mein Gott wer soll sich für meine Fotos interessieren ?
    Es macht mir immer noch Spaß ihn zu betreiben und die Resonanz war immer positiv. Bis heute ca. 130.000 Aufrufe machen mich schon ein wenig stolz. Toll ist es wenn man die Menschen die einem schreiben auch mal persönlich kennenlernt. Mit 4 hatte ich schon das Vergnügen !!!
    Was mir aber auffällt viele von meinen Bloggerkontakten sind von der Bildfläche verschwunden. Warum ? Liegt es an mir ? Nach Nachforschungen musste ich feststellen dass diese einfach aufgehört haben. Keine Lust mehr ? zu Zeitaufwendig ? Ist die neue DSGVO schuld ??
    Ich denke in der heutigen schnellen Zeit gibt es andere viel schnellere Möglichkeiten ( Facebook, Instagram ect ) Hier reichen Sekunden um Fotos zu liken und anzuschauen, oder auch nicht ! Möchte nicht wissen wieviel Likes gesetzt werden ohne das Bild genauer zu betrachten .
    Egal es ist wie es ist ! Man macht das Ganze auch für sich selber !!!

    1. Hallo Manni

      Über die Fluktuation in Bloggerdorf wundere ich mich inzwischen nicht mehr, zumal es viele Gründe gibt, warum Blogs aufgeben.
      Die DSGVO ist sicher einer davon gewesen, unerwünschte Kommentare bei manchen wohl auch, aber oft ist es schlicht so, dass Menschen ihre Interessen auch woanders hin verlagern.
      Facebook beispielsweise hat damals vielen Blogs den Gar ausgemacht, weil da einfach „mehr los“ war als im langweiligen Bloggersdorf.
      Und so ging es mir eine Zeitlang ja auch, bis mir das Leben dort zu hektisch wurde und ich mich darauf besonnen hab, um wie viel angenehmer es ist, als Blogger zu leben.
      Auch, weil nicht jedes Thema schon wenige Stunden später so tief in der Timeline abgesackt ist, dass man es nicht mehr wiederfindet….

      1. ja das stimmt schon ! Ich frage mich wie Leute die 1000 Follower bei Instagram haben überhaupt noch reagieren können. Das ist ein Full Time Job ! Also lieber klein aber fein !

  4. Ich bin keine große Kommentatorin, ich lese nur gerne hier und manchmal könnte man mich bei Beträgen nicken sehen und manchmal den Kopf schütteln sehen. Nur gibt es kein solches Feedback. Das vermisse ich in meinem Blog auch. Zugegeben, ich mache es meinen Lesern auch nicht gerade leicht!

    1. Wenn mein Geschreibsel zum Nicken oder Kopfschütteln anregt.. dann ist es doch auch schon was.
      Und was die Kommentare angeht:
      Ich lese auch in einer ganzen Reihe nur als Mäuschen mit, wo es mir genau so geht – und ich finde auch nicht schlimmes dabei :-)

  5. Erstaunlicherweise hat heute niemand was zum neuen Seitenlayout geschrieben.
    Ich habe es jedenfalls gemerkt. Zuerst habe ich nämlich gedacht ich wäre auf der falschen Seite.
    .
    . und sende mal liebe Grüße.. 🙋🏼‍♀️

  6. Oh habs wohl übersehen.

    Mein Neffen schrieb gestern in einem Bericht als wir in der Familiengruppe hin und herschieben zur Wahl in Amerika

    Einer von Biden wird sicher gewinnen.

  7. Mister T. kann nicht verlieren.
    Hat er sicher nie gekonnt.
    Das sollte man schon als Kind schon mit den ersten Spielen lernen..

    😳

  8. Tachchen, ich komme mit Lesen mal wieder nicht nach. Aber das dürfte die Blogerwelt allgemein von mir bereits gewohnt sein.
    Dein Vergleich mit Briefen an das sich einfindende Blogpublikum gefällt mir. Leserbriefe sozusagen.Mit der Zeit wirken sie, wenn auch mit Ausschluss privater Inhalte doch auch wie ein Tagebuch, das Erinnerungen aufbewahrt. Auch Briefe geben einen die Möglichkeit sich nach längerer Zeit mit Abstand und reflektierend zu betrachten. Bleib auch du weiterhin behütet :-)

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