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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Das Parfum – Roman

Guten Morgen!

Für meinen Krankenhausaufenthalt hatte ich mir als Lektüre ja einige „Klassiker“ zum Wieder-mal-Lesen auf meinen E-Book-Reader geladen, darunter auch dieses Buch, das ich kurz nach seinem Erscheinen in den achtzigern zum ersten Mal gelesen hatte.

Das Parfum
von Patrick Süskind

Damals – das erinnere ich noch gut – hab ich es förmlich verschlungen und während zweier ruhiger Nächte im Nachtdienst fast in einem Rutsch durchgelesen. Aber das wollte mir diesmal irgendwie nicht gelingen und ich bin im Krankenhaus schon nach ein paar Seiten stecken geblieben, weil einfach zu viel anders um mich herum war – allerdings, nicht ohne mich mit dem Hören eines langen Podcasts auch weiter damit zu beschäftigen, in dem Süskinds Buch ausgesprochen kontrovers diskutiert wird und man u.A. zu der (wohl eher scherzhaft gemeinten) Meinung kommt, dies sei eines der „widerlichsten“ Bücher ever. ;-)

Ganz so schlimm fand ich das Buch allerdings doch nicht, als ich es in den letzten Tagen hier zu Hause endlich zu Ende gelesen habe, obwohl ich zugebe, dass es schon manchmal den sprichwörtlichen stabilen Magen braucht, um Süskinds seitenlange und wirklich gut ausgemalte Beschreibungen mancher eher unappetitlichen Gerüche geniessen zu können, die sicher einen wesentlichen Teil der Geschichte ausmachen und nicht unerheblich dazu beitragen, sich in die Person des Protagonisten hinein versetzen zu können:

Denn erzählt wird die Geschichte des Jean-Baptiste Grenouille, der in der Mitte des 18.Jahrhunderts am „stinkendsten Ort der Welt“ geboren wird – nämlich zwischen den Fischabfällen des Pariser Fischmarktes – und nach dem Tod seiner Mutter zunächst als Pflegekind hin- und hergeschoben und später als Helfer eines Gerbers sein Leben fristet, bis er aufgrund seiner besonderen Fähigkeit unzählige Düfte zu erkennen und nachbauen zu können zum Lehrling eines kurz vor dem Bankrott stehenden Parfümeurs avanciert und dort zum ersten mal mit der Möglichkeit in Kontakt kommt, Gerüche zu extrahieren und zu konservieren.
Was ihm, dem Jean-Baptiste, eine völlig neue Welt erschliesst und sich im Wunsch manifestiert, ein echtes „Super-Parfum“ zu kreieren, dass die Welt um ihn herum verändern und ihn selbst, den unscheinbaren und eigengeruch-losen Aussenseiter, zum akzeptierten Mitglied der Gesellschaft machen soll.
Und dafür ist er auch bereit über Leichen zu gehen, besonders über die junger Frauen, deren Körpergeruch er für einen der Grundbausteine seiner geplanten Kreation hält…
.

Wobei – zugegeben – Süskinds Schilderungen an manchen Stellen des Textes wirklich drastisch sind und der Blick in Jean-Baptists Innenleben bisweilen ziemlich düster wirkt.

Dennoch war die Lektüre in ihrer Gesamtheit wie schon beim ersten Lesen auch jetzt für mich wieder ein echter Genuss, zum einen der sehr bildhaften und bisweilen humoristisch bis witzig ausschmückenden Sprache und der wirklich spannenden Geschichte wegen, zum anderen aber auch, weil man beim Lesen tatsächlich auch einiges über die Techniken der Parfumherstellung lernt, was ich persönlich durchaus interessant finde.

(Ähnlich wie in Stefan Schmorttes „Enthüllung der Welt„, in der es ja u.a. auch um Optik und die Entdeckung von Mikroorganismen geht)

Und deshalb wäre mir dieses Buch eigentlich die volle Punktzahl wert, wenn auch mit einer kleinen Einschränkung:

Verglichen mit dem Rest des Buches fällt der Text am Ende im letzten Teil ziemlich stark ab und wirkt auf mich mit seiner knappen Sprache eher wie hektisch angeschustert. Also so, als ob der Autor froh gewesen sei, die Geschichte endlich zu einem Ende bringen zu können.
Das finde ich ein wenig schade – und deshalb ziehe ich auch einen halben Stern ab.

-_-_-_-

Der sehr knapp gehaltene und beinahe nichts sagende Klappentext der von mir gelesenen E-Book-Ausgabe:

Im achtzehnten Jahrhundert lebte in Frankreich ein Mann, der zu den genialsten und abscheulichsten Gestalten dieser an genialen und abscheulichen Gestalten nicht armen Epoche gehörte. Die spannende Geschichte – märchenhaft, witzig und zugleich fürchterlich angsteinflößend – vom finsteren Helden Grenouille.

Amazon

Da hätte man sich wohl mehr Mühe geben können :-(


Habt alle einen feinen und hoffentlich sonnigen Sonntag – und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wihelm,

der lesetechnisch schon einen weiteren „Klassiker“ der achtziger Jahre vor der Nase hat……


-879-

- 2 Bemerkungen zu “Das Parfum – Roman

  1. Auch wenn ich gleich meine Sommersachen in einem Umzugskarton einlagern werde:
    Ich freue mich schon sehr auf selbigen. Denn auf Balkon oder im Garten habe ich wirklich Musse zum stundenlangen lesen.
    🌈😘😎

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