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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Der Klon – Roman

Hallo zusammen!

Durch eine ausführliche Buchvorstellung von Myrade bin ich darauf gekommen, mich auch mal mit diesem Science-Fiction-Thriller zu beschäftigen, weil mich die Themen darin durchaus interessieren und ich ab und an auch ganz gerne mal was aus diesem Genre lese:

Der Klon
von Jens Lubbadeh

Bevor ich zu meinen eigenen Eindrücken bei der Lektüre dieses Buches komme, lasst mich kurz umreissen, um was es darin geht:

Einem koreanischen Wissenschaftler ist es gelungen, Menschen zu klonen und er hat daraus die Geschäftsidee entwickelt, verstorbene Kinder neu zu erschaffen und so ihren Eltern wiederzugeben.
Das ist zwar nicht legal, aber dennoch hat er im Lauf der Zeit eine Menge wohlhabender Kunden bedienen können.
Diese Information wird einer Journalistin zugespielt, die daraufhin versucht, der Geschichte auf den Grund zu gehen und aufzuklären. Dabei stolpert sie eher zufällig über einen deutschen Politiker, der auf die Idee verfallen ist, den unseligen Adolf Hitler wieder auferstehen zu lassen und so dem deutschen Volk einen neuen Führer zu geben, um „wieder Ordnung im Land zu schaffen.“
Was sich als nicht ungefährlich erweist……

Aber damit genug zum Inhalt, denn vielleicht möchte ja jemand von Euch das Buch auch noch lesen, welches durchaus spannend und gut zu lesen ist.

-_-_-_-

Und nun zu meinen Eindrücken und Gedanken zu dem Buch:

Zunächst einmal:
Die Idee, Hitler zu klonen ist nicht neu, sondern tauchte schon in den siebziger Jahren in einem amerikanischen Science-Fiction-Roman auf – in „The Boys from Brasil“ von Ira Levin. Dieses Buch hatte ich seinerzeit auch gelesen und es ist ähnlich spannend wie Lubbadeh’s Klon, wenn auch in einem ganz andern Setting:
Damals waren es Altnazis, die Hitler wieder auferstehen lassen wollten – während Lubbadeh seine Geschichte im Deutschland des Jahres 2033 ansiedelt und mit einer Partei namens „Der Deutsche Weg“ verknüpft, die unzweifelhaft ihr Vorbild in der Kackblauen Partei hat, wie wir sie heute kennen.
Das trägt natürlich zu Spannung bei, erweckt in mir aber auch zwiespältige Gefühle, zumal Lubbadeh an einigen Stellen im Buch die programmatischen Gedanken dieser Partei unnötig breit auswalzt – so breit, das ich zwischendurch schon überlegt hatte die Lektüre abzubrechen, weil mich das einfach angeekelt hat – ohne dass ich Lubbadeh jetzt unterstellen würde, selbst ein Verfechter dieser politischen Einstellungen zu sein.

Ansonsten aber ist ihm die Umsetzung der gut konstruierten Geschichte wirklich gelungen – zumal sie auch Passagen enthält, die Einblicke in die Gefühlwelt geklonter Menschen zu geben versuchen – fussend auf dem Gedanken, dass diese Menschen natürlich auch Zweifel an ihrer Individualität haben und sich wie ein Abziehbild einer anderen Person fühlen könnten. Wer möchte denn schon gerne Hitler sein?

Was die übrige Handlung angeht, so ist sie in Teilen durchaus vorhersehbar, enthält aber auch Wendungen, die einigermassen überraschend kommen und meine Ansprüche an einen Thriller mehr als erfüllen, so dass ich das Buch recht zügig zu Ende gelesen habe und teilweise wirklich gefesselt davon war..

Dennoch : so wirklich glücklich bin ich mit der Geschichte halt nicht gewesen, deshalb gibts von mir auch keine volle Punktzahl dafür, sondern einen kleinen Abzug:

Der Klappentext:

Berlin im Jahr 2033. Die Journalistin Mara Erhardt hat herausgefunden, dass ein koreanischer Biologe jahrelang illegal Menschen geklont hat. Eine Spur führt nach Berlin, zu zwei Studenten. Doch als sie die jungen Männer ausfindig macht, überstürzen sich die Ereignisse. Denn es gibt noch eine Spur nach Deutschland – zu einem Klon des größten Verbrechers der Geschichte: Adolf Hitler. Und die Auftraggeber wollen nicht, dass dessen Identität zu früh enttarnt wird. Für Mara beginnt ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit – und gegen eine verhängnisvolle Wiederholung der deutschen Vergangenheit …

Heyne-Verlag

Habt alle einen wunderbaren Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der gerade mal wieder auf der Suche nach neuer Lektüre ist……


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- 12 Bemerkungen zu “Der Klon – Roman

  1. Danke für Deine Eindrücke zu dem Buch. Ich habe es auch gelesen. Die Rezension kommt noch.
    Die politische Argumentation ist mir auch aufgefallen und ich habe kurzfristig gedacht, dass das doch recht viel Werbung für diese Ideen ist. Das war dann aber irgendwann vorbei.
    Bei mir stieß eher unangenehm auf, dass das Thema, ob wir durch die Gene oder die Umwelt geprägt werden, doch (zu) sehr lang und breit ausgewälzt wurde. Aber sowas ist natürlich immer auch Geschmacksache.
    Letztlich fand ich das Buch aber doch recht interessant zu lesen.

    1. Stimmt.
      Das vergass ich zu erwähnen – die Sache mit den Genen oder dem sozialen Umfeld und was massgeblicher für die Persönlichkeitsentwicklung ist. Also vielen Dank für Deine Ergänzung!

      Was das Fazit angeht, so bin ich insgesamt auch ziemlich angetan von dem Buch, allerdings wie oben schon geschrieben mit einigen Abstrichen. Dennoch wird mich das nicht hindern, in nächster Zeit noch etwas von Lubbadeh zu lesen, zumal mir sein Schreibstil durchaus gefallen hat.

      1. Ja, unbedingt. „Neanderthal“ und „Transfusion“ fand ich echt Klasse. „Unsterblich“ war auch gut, aber irgendwie anders. Bin gespannt, was Du zu seinen anderen Büchern sagst. Viel Spaß beim Lesen :-)

    1. Das hatte ich fast schon vermutet…Auf solche Themen springt der immer an.
      Um so besser, dass er bisher noch keinen Weg gefunden hat, unsere Firewalls zu umgehen, die ihm den Zugang verwehren….

  2. Hi Wilhelm
    Danke für deine Rezension dieses Buches. Selbst für uns, die wir für gewöhnlich keine Sci-Fi-Leser sind, hört sich das Buch zumindest interessant an. Hitler klonen, welch ein Alptraum!
    Wir wünschen ein wunderbares Wochenende
    The Fab Four of Cley
    :-) :-) :-) :-)

  3. Hallo Wilhelm,

    also ein Buch das ich nicht unbedingt brauche, aber evtl. aus einem Tauschregal mitnehmen würde.

    Das Thema Adolf lasse ich mal außen vor. Generell kann ich mir aber gut vorstellen das viele Menschen ihre Lieben wieder auf der Bildfläche erscheinen lassen würden.
    Ich selbst habe im Moment z.B. oft genug den Gedanken: „Ich will meinen S wieder haben.“

    Mach dir einen schönen Samstag.
    Liebe Grüße
    Trude

    1. Das Thema Adolf an sich ist schon ein ziemlich unappetitliches – und noch unappetitlicher, wenn man sich vorstellt, das so ein Typ wieder auferstehen könnte.
      Doch zum Glück ist das ja bisher nicht möglich und das ist auch besser so – selbst wenn viele Menschen sich wünschen, dass sie ihre verstorbenen Angehörigen zurück holen könnten.
      Doch was dabei oft vergessen wird: wenn das möglich wäre, dann würde dabei vermutlich ein ganz anderer Mensch herauskommen, der zwar die gleichen biologischen Merkmale hat, wie der Verstorbene, aber vom Leben ganz anders geprägt würde, weil die Welt sich ja inzwischen auch weiterentwickelt hat….

  4. Betuchte Erdenbewohner ließen ja bereits ihre Lieblingshunde klonen. Sie mussten danach enttäuscht feststellen, dass sie nur mit der Kopie des Aussehens ihres Lieblings beglückt werden konnten und nicht mit dem Charakter, der Gesundheit oder dem Verhalten. Letztlich war es ein anderes Tier. Also kann man die Idee eine hitleridentische Figur klonen zu können getrost abhaken. Möge es hoffentlich in Zukunft auch auf keinem anderen Wege Möglichkeiten für einen neuen Größenwahnsinnigen geben.

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