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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Ein Gedanke –
unter der Dusche gedacht

Einen guten Tag Euch allen!

Geht Euch das auch so?

Unter der Dusche oder abends im Bett kommen einem manchmal die merkwürdigsten Gedanken – und manchmal auch die Inspiration, ein Problem zu lösen oder ( wie jetzt gerade) für einen Blogbeitrag.

Denn vorgestern ging mir unter der Dusche plötzlich der Gedanke durch den Kopf, dass ich mit zunehmendem Alter anscheinend immer pedantischer werde. Eine Eigenschaft, die mir früher völlig fremd war – abgesehen von wenigen Arbeitssituationen bei denen es auf akurates Arbeiten ankam, bei Verbandswechseln etwa oder beim Medikamente stellen.
Im Privatleben hingegen war das jedenfalls nie mein Ding und Sachen, die mir heutzutage wirklich Freude machen – gemachte Betten, eine abends aufgeräumte Küche, ein (inzwischen) aufgeräumter Schreibtisch u.v.m – waren mir völlig schnuppe, solange ich noch täglich im Hamsterrad strampeln musste. Betten machen ohnehin, in der Küche nur das notwendigste und mein Schreibtisch? Darüber schweige ich wohl besser.

Und das geht inzwischen sogar so weit, dass die Liebste sich beschwert. Etwa, wenn ich „schnell mal eben“ schon wieder ihren Probierlöffel schon in die Spülmaschine geräumt habe, während sie noch am Kochen ist und nur mal kurz die Küche verlassen hat……
Wie oben schon gesagt: Früher war mir das absolut egal und ich wäre wohl kaum auf den Gedanken gekommen.

Natürlich habe ich über den Gedankenblitz aus der Dusche später mal weiter nachgedacht und auch überlegt, woher mein plötzlich gesteigerter (übersteigerter?) Ordnungssinn denn wohl kommt?

Rein fachlich gedacht, als Krankenpfleger weiss ich ja, dass sich charakterliche Eigenschaften im Alter durchaus verstärken können: Wer im Leben immer ein „ordentlicher“ Mensch war, neigt im Alter eher zu Pedanterie als Menschen, die immer alles sehr locker gesehen haben. Wobei Letzere dann gerne auch im Chaos versinken.
Das ist in der Theorie so und das weiss ich auch aus meiner beruflichen Praxis, wo ich beides in extremsten Ausformungen erlebt habe:

Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale können im Alter stärker hervortreten. Aus Ordnungssinn wird Pedanterie, aus Sparsamkeit Geiz usw. (hypertypische Persönlichkeitsveränderungen). Hierzu trägt neben hirnorganischen Faktoren offensichtlich auch die Einengung des Lebensraumes bei.

https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-540-79212-3_9

Wovon auf mich wohl am ehesten die „Einengung des Lebensraumes“ zutrifft und möglicherweise auch so etwas wie ein Reviergedanke, den abgesehen von Fensterputzen, Staubsaugen (was ich beides nicht mag) und Wäschewaschen (was ich nicht darf, weil die Liebste Sorge um ihre empfindlichen Klamotten hat) ist der Haushalt mehr und mehr zu meinem Verantwortungsbereich geworden, seit ich nicht mehr arbeite. Teils, weil es meinen Tagen so etwas wie Sinnhaftigkeit gibt, teils aber auch, weil die Liebste ja noch arbeiten geht und oft auch nur noch wenig Lust hat, sich damit zu beschäftigen, wenn sie nach zehn+ Stunden vom Brötchen- und Katzenfutter verdienen wieder nach Hause kommt….

Was dazu führt, dass ich inzwischen in manchen Bereichen echte „Hausfrauen-Allüren“ entwickele, wie etwa meine Oma sie auch schon hatte. Denn bei meinen Grosseltern gab es eine klare Aufgabenverteilung: Auguste (meine Oma) war für alles im Haus zuständig, während August (mein Opa) alles zu erledigen hatte, was im Aussen lag – Garten, Besorgungen, Einkäufe usw – und in der Wohnung nur etwas machen durfte, wenn Augustes handwerkliche Fähigkeiten nicht ausreichten oder Hammer, Schraubenzieher oder Zange zum Einsatz kommen mussten.
„Sein“ Werkzeug hätte August niemals aus der Hand gegeben…..

Auguste und August – Die beiden hiessen übrigens wirklich so :-)

Tja, lange her.
Deshalb mal besser wieder zurück ins hier und jetzt und zu dem, was mir gerade an mir selbst auffällt und von dem ich hoffe, das es nicht noch „schlimmer“ wird:

Immerhin – und das ist ja noch der Vorteil dabei – trägt es nicht zur Verschlechterung unserer Lebenssituation bei. Schliesslich kann ein bisschen mehr „klar Schiff“ unserer Wohnung ja auch nicht schaden.
Und solange ich nicht noch anfange, die Messer in der Besteckschublade nach Länge und Verwendungszweck zu sortieren (August hatte für Auguste dafür extra passende Schubladeneinsätze gezimmert) oder ständig hinter der Liebsten her zu fegen (weshalb Augusts Garten-Outfit auch im Keller bleiben musste) oder ihr die Klamotten für den nächsten Tag rauszulegen (August legte Wert darauf und Auguste hütete die Kleiderschränke mit Argusaugen – auch seinen! ) , solange kann ich selbst das noch als (möglicherweise vorübergehende?) Marotte an mir betrachten, die vielleicht sogar irgendwann wieder vorbei geht, wenn mein momentaner Eifer in Sachen „Hausordnung“ erlahmt.

Schaunmermal….

Immerhin – und das tröstet mich – waren meine Grosseltern wohl ein sehr glückliches Paar und haben über sechzig Jahre Ehe mit einander gelebt. Jeder von beiden mit liebevollem Verständnis für die Marotten des anderen.
Wenn das mal kein Vorbild ist, was dann?


Nachtrag:
Eigentlich sollte dieser Beitrag erst heute erscheinen…. war aber gestern schon mal kurz online, da ich wohl etwas verpeilt war und das falsche Datum für sein Erscheinen eingestellt hatte.


Habt alle eine wunderschöne und aufgeräumte Woche und bleibt – wie immer! – gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der jetzt erst mal die Betten machen geht und anschliessend die Bude durchfegt….


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- 4 Bemerkungen zu “Ein Gedanke –
unter der Dusche gedacht

  1. Etwas beängstigend ist es schon, wenn ich nach vierstündigem Eichhörnchen-Photografieren nach Hause komme und eine sorgsam getippte Liste in die Hand gedrückt bekomme, mit dem, was nun alles ansteht, um zu einer geordneteren Häuslichkeit zu gelangen B-)
    Das Du immer meine Kochutensilien wegräumst, während ich noch am Werkeln bin, nervt allerdings. Erinnert mich nun wiederum an meine Oma, die einem immer den Teller weg riss, kaum hatte man den letzten Bissen auf der Gabel. Meine Großeltern hatten auch so ihre Rituale und meine Oma entschwand sofort nach den Mahlzeiten in die Küche um dort alles vorzuspülen, bevor sie das Geschirr der Maschine einverleibte. Eine Unsitte, die wir ihr bis zum Schluß nicht abgewöhnen konnten.

    1. Die Liste, der „Zweijahresplan“ war ja nur eine Tischvorlage, um mal zu umreissen, wo es hingehen könnte.
      Denn manches hat sich ja in den letzten zehn Jahren auch geändert, als wir diese Wohnung eingerichtet haben – und bedingt durch unsere zeitweilige doppelte Haushaltführung sind ja auch noch eine Menge Dinge dazugekommen, die wir irgendwo dazwischen gequetscht haben, ohne wirklich gut überlegt zu haben, was wir davon wirklich brauchen und was total überflüssig ist.
      Mit dem Ergebniss, dass es doch an einigen Stellen ziemlich eng geworden ist und eine Umgestaltung samt Ausmisten da sicher hilfreich wäre, um mehr Bewegungsfreiheit zu bekommen…..

  2. Hm, also entweder besteht dann also noch Hoffnung für mich oder ich werde in ein paar Jahren als Messy enden. Du sagst es, schaumermal.
    Ich denke schon, dass sich Vorlieben mit dem Alter ändern, so wie sich eben auch die Lebenssituationen ändern. Wichtig ist wohl, dass sich das Paar gemeinsam entwickelt, damit es bis zum Ende harmonische Zeiten gibt. Aber das scheint Ihr ja gut im Griff zu haben. Bis auf die Kochlöffel (kenne ich übrigens auch) ;-)

    1. Ja, auch Vorlieben ändern sich.
      Aber das steht sicher auch im Zusammenhang mit den grundsätzlichen Persönlichkeiststukturen, auf die fast jeder Mensch schon in der Kindheit und Jugend geprägt wurde.
      Wie auch ein Teil meines Ordnungsfimmels, den ich bezogen auf persönliche Arbeitsplätze habe. Im Chaos (ausser auf meinem Schreibtisch) bekomme ich nichts ordentliches zustande….
      Den hat mir ein Industriemeister in meiner ersten Ausbildung aufgedrückt.

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