– – tageweise unsortiertes – –
„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Der Skandal um die Hitlertagebücher – Reportage/Dokumentation

Moin zusammen!

Und noch eins vom grossen Stapel, das schon länger dort rumlag und das ich nun aus gegebenen Anlass „mal eben dazwischen geschoben habe“. Ganz einfach, weil es mich interessiert hat, nochmal genauer nachzulesen, wie das damals vor vierzig Jahren war mit einem der grössten Skandale der deutschen Pressegeschichte.

Der Skandal um die Hitler-Tagebücher
von Michael Seufert

Zum Inhalt werde ich diesmal nicht viel schreiben, da ich denke, dass die meisten von Euch damals genauso verwundert wie ich mitverfolgt haben, wie ein grosses und für seine gute Recherchearbeit bekanntes Magazin einem durchgeknallten Reporter und seiner Räuberpistole von den Tagebüchern des grössten Verbrechers aller Zeiten aufgesessen ist (und fast 10 Millionen Mark dafür in den Sand gesetzt hat), die ein grossartiger Fälscher aus verschiedensten Quellen für ihn zusammengebastelt hatte.
Insofern verweise ich an dieser Stelle einfach mal auf den Klappentext am Ende des Beitrages

Und so liest sich diese bis ins letzte Detail aufgerdröselte Geschichte im Gesamtkontext des Buches zwar insgesamt recht spannend, hat aber auch merkliche Längen und „glänzt“ gelegentlich mit Wiederholungen, die eigentlich unnötig gewesen wären, etwa im ständigen Herumreiten auf dem Verhalten der Chefetage von Gruner&Jahr ( des dahinter stehenden Verlages) und der Chefredaktion mit Henry Nannen an der Spitze, die im NAchhinein sehr unglücklich agierte….
Zumal das Buch auch keine neuen Fakten auf den Tisch bringt, sondern im Grunde nur noch einmal zusammenfasst, was damals schon jeder von uns in der Zeitung gelesen hatte und viele von uns in groben Zügen wahrscheinlich auch nach der langen Zeit noch präsent haben.

Deshalb mein Fazit:
Kann man lesen, muss man aber nicht gelesen haben!

-_-_-_-

Der Klappentext:

Die Fälschung des Jahrhunderts
Am 25. April 1983 präsentierte der STERN der staunenden Öffentlichkeit seinen Sensationsfund: die Hitler-Tagebücher. Nur kurze Zeit später entpuppten sie sich als Fälschung, und der größte Presseskandal der Bundesrepublik war geboren. Aber wie konnte es dazu kommen? Michael Seufert, damals Redakteur beim STERN, war dabei, und er kennt alle Beteiligten. Schonungslos und detailliert berichtet er, warum ausgerechnet im Fall Hitler-Tagebücher alle normalen Kontrollmechanismen beim STERN versagten. Michael Seufert ist die persönliche und ungemein spannende Aufarbeitung einer wahren Geschichte gelungen, die vor allem von Machtgelüsten, Geheimhaltungswahn und Karrieren, von Blindheit und der Gier nach dem großen Geld handelt.

Amazon

In diesem Sinne:
Habt alle ein feines Wochenende und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der bei diesem Buch das Gefühl hatte, dass es inzwischen ziemlich angestaubt und deutlich aus der Zeit gefallen ist….


-932-

Der Fall Scholl – Dokumentation

Hallo am Dienstagmorgen!

Nun also True -Crime? So Tief bin ich gesunken?

Wobei – ich geb es zu- dieses Buch wirklich nur sowas wie eine Zwischen- bzw. Verlegenheitslösung war, um wenigstens im Genre zu bleiben solange ich noch auf das – nur noch antiquarisch und in Papierform erhältliche – Buch warten musste, was ich eigentlich im Anschluss an die Arbogast-Geschichte lesen wollte.

Und das ist dann gleich auch noch ein wenig Beschäftigungs-Therapie (also einen sinnvolle Tätigkeit für mich!) weil ich das der besseren Lesbarkeit wegen natürlich zuerst mal in ein E-Book umfrickeln werde.

Aber dazu dann mehr, wenn es soweit ist.
Denn hier soll es jetzt ja eigentlich um dieses Buch gehen:

Der Fall Scholl
Von Anja Reich

Wozu ich voraus schicken möchte, dass sich diese „Verlegenheitslösung“ tatsächlich als ausgesprochen spannend und gut lesbar erwiesen hat und ich durchaus angetan von der Art und weise bin, wie dieser reale Kriminalfall um Heinrich Scholl, den ehemaligen Bürgermeister von Ludwigsfelde aufbereitet und zusammengefasst wurde: Sachlich, völlig neutral, ohne jegliche Sensationsgier und Schuldzuweisung oder auch nur Vermutung abseits der tatsächlich feststehenden Fakten.

Zum Inhalt:

Der ehemals gefeierte Bürgermeister von Ludwigsfelde, Heinrich Scholl, wird im Januar 2011, nur wenige Wochen nach den Tod seiner Ehefrau als dringend tatverdächtig verhaftet, nachdem diese wenige Tage nach ihrem Verschwinden erdrosselt in einem Waldstück aufgefunden wurde und einige Monate später nach einem längeren und aufsehenerregenden Indizienprozess zu lebenslänglicher Haft wegen Mordes verurteilt.
Wobei die Beweislage wohl nicht so eindeutig war, wie das Urteil vermuten lässt, denn in der Spurenlage und in den beinahe einhundert Zeugenaussagen scheinen auch etliche Unstimmigkeiten auf, die bei anderer Wertung dieser Beweise wohl auch zu einem Freispruch hätten führen können….

Unstimmigkeiten, die Anja Reich sehr detailliert aufdröselt, wie auch die Vorgeschichten und die Biographien der beiden Eheleute, die ein halbes Jahrhundert vor der Tat weniger aus Liebe geheiratet hatten, sondern eher ein Zweckbündnis eingegangen sind, was zu einer Win-Win-Situation für beide wurde. Obwohl sich seinerzeit schon abgezeichnet hatte, welche Problematik sich hinter der nach aussen harmonisch erscheinenden Fassade der langjährigen Ehe auftun könnte.
War doch der Heinrich Scholl auf keinen Fall die „erste Wahl“ seiner schon damals sehr dominanten Frau Brigitte, sondern allenfalls „Retter in der Not“, um den mit einem anderen Mann gezeugten Sohn in ehelichem Rahmen auswachsen zu lassen…
Und so zeichnet dieses Buch dann auch ein Bild dieser Ehe, dass durchaus eine Erklärung für einen Mord abgeben könnte, nachdem es mehrere erfolglose Ausbruchsversuche des in seinem Amt sehr erfolgreichen Bürgermeisters gab, die aber alle mit einer reumütigen und beinahe devoten Rückkehr zu seiner Frau endeten….
Aber auch er selbst ist nicht ohne Fehl und Tadel mit seinem langjährigen Doppelleben und wechselnden Geliebten, seiner Geheimnistuerei und nicht zuletzt auch mit seinem undurchsichtigen Verhalten nach dem Auffinden seiner ermordeten Ehefrau.

Also durchaus eine spannende, gut recherchierte und gut zu lesende Geschichte, auch wenn am Ende zwangsläufig eine eine Reihe Fragen offen bleiben müssen.
Auch das ist ein Pluspunkt dieses Buches, weil Anja Reich sich nicht zu Spekulationenen hinreissen lässt und auch den Heinrich Scholl in Zitaten aus mehreren Interviews aus der Zeit nach der Verurteilung unkommentiert zu Wort kommen lässt…
Deshalb gibts von mir auch die volle Punktzahl:

-_-_-_-

Der Klappentext:

An einem kalten Dezembermorgen im Jahr 2011 wird in einem Waldstück in der Nähe von Potsdam die Leiche einer Frau gefunden. Versteckt zwischen hohen Kiefern, unter trockenem Laub und Moos. Kaltblütig erdrosselt. Ihr Ehemann, Heinrich Scholl, ist am Boden zerstört. Er war der erfolgreichste Bürgermeister des Ostens, schuf kurz nach der Wende Tausende von Arbeitsplätzen, wurde viermal wiedergewählt. Er galt als zuvorkommender, warmherziger, ehrlicher Mensch. Und führte seit fast fünfzig Jahren eine scheinbar harmonische Ehe … Anderthalb Jahre später wird Heinrich Scholl in einem spektakulären Indizienprozess zu lebenslanger Haft verurteilt. Bis zuletzt beteuert er seine Unschuld – und schweigt zu der schwerwiegenden Anklage.
Die Reporterin Anja Reich hat den Prozess von Anfang an begleitet. Sie führte lange Gespräche mit Heinrich Scholl und hat den Fall von Grund auf neu recherchiert: Kann dieser Mann ein Mörder sein?

Amazon

Habt alle einen schönen Tag und noch eine feine restliche Woche – und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der den gestrigen Tage fast ausschliesslich mit Lesen und Schlaf nachholen verbracht hat…. aber heute wohl auch noch über etwas anderes als Bücher schreiben wird….


-859-

Der Fall Arbogast – Roman

Guten Morgen zusammen!

Krimis schreiben kann er also auch, der Thomas Hettche!
Wobei die Bezeichnung „Krimi“ im Falle dieses Buches dennoch nicht ganz zutreffend ist:

Der Fall Arbogast
Von Thomas Hettche

Denn für die Geschichte, welche dieses schon 2001 erschienene Buch behandelt, gibt es – ähnlich wie in Pfaueninsel und Herzfaden auch wieder eine reale Vorlage, an die der Autor sich weitgehend hält und um die herum er die Handlung seines Roman aufbaut:

Den historischen Kriminalfall um Hans Hetzel , der in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts aufgrund eines Justizirrtumes zu lebenslänglich Zuchthaus verurteilt wird und sechzehn Jahre unschuldig in Haft sitzt, bis in einem aufsehenerregenden Prozess Ende der 60er Jahre durch neue Gutachten von Gerichtsmedizinern seine Unschuld bewiesen werden kann.

Und das auf wirklich grandiose Art und Weise in der Rolle eines distanzierten Erzählers, der beinahe emotionslos und ohne jegliche Wertung die realen Fakten des Falles Hetzel mit einer fiktiven Handlung um seinen Protagonisten Abrogast, den Schriftsteller Sarrazin , den Anwalt Klein und die in Ost-Berlin lebende Gutachterin Lavan verknüpft und daraus eine wirklich spannende Geschichte macht, die nicht nur eine Anklage auf Justiz und die Zustände im Strafvollzug jener Zeit darstellt, sondern mich als Leser auch immer wieder zu der Frage führte, wie ich selbst wohl Schuld oder Unschuld des Hans Abrogast beurteilt hätte.

Was Hettche durch zwei Kunstgriffe erreicht:

Zum einen stellt er der eigentlichen Handlung des Buches auf den ersten Seite eine Schilderung der kurzen Liebesgeschichte und dem daraus folgenden heftigen sexuellen Abenteuer zwischen Hans Abrogast und seinem „Opfer“ Marie Gurth voraus, die durch ihr Verhalten beide eigene Anteile am später als eher unfallhaft erscheinenden Geschehen haben – und zum Anderen ist die folgende Geschichte von erster Gerichtsverhandlung, Abrogasts Haftzeit und den Ereignissen um ein Wiederaufnahmeverfahren herum streng chronolgisch aufgebaut, so dass man als Leser (obschon man den Ausgang der Geschichte ja kennt) eigentlich nie mehr weiss als die handelnden Personen und auch die Zweifel teilt, die dadurch bei allen Beteiligten immer wieder auftauchen.

Zumal auch die vorausgeschickte und teils eher unappetitliche Schilderung der eigentlichen Tat einige (möglicherweise auch von eigenen Moralvorstellungen geprägte) Interpretationsspielräume lässt, obschon sie wirklich nur reine Fakten erzählt.

Was mir beim Lesen (also im chronologischen Verlauf der Handlung) sowohl die ursprüngliche Verurteilung als auch den späteren Freispruch als zum jeweiligen Zeitpunkt beinahe zwingend und plausibel erscheinen lies, auch wenn am Ende die Frage nach der Schuld des Hans Abrogast nicht wirklich geklärt erscheint und offen bleiben muss….

Alles in allem also ein wirklich tolles Buch, dass es mir wieder einmal schwer machen wird, ähnlich guten Lesestoff als Anschluss zu finden. Deshalb auch hier:

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Der Klappentext, dessen letzten Satz ich wirklich nur bestätigen kann zumal das Buch auch eine gewisse „Mitschuld“ daran trägt, dass ich gestern hier nichts geschrieben habe…..:

Nur Hans Arbogast weiß, was damals wirklich geschah – am Abend jenes Spätsommertags 1953, als die junge Anhalterin Marie Gurth zu ihm in sein Borgward Coupé stieg. Das Gericht folgt dem Plädoyer des Oberstaatsanwalts: lebenslanges Zuchthaus für den »Lustmörder«.
Die Geschichte einer leidenschaftlichen Begegnung und ein Stück deutscher Justiz- und Nachkriegsgeschichte aus den Jahren 1953 bis 1969, zwischen Schwarzwald und Tessin, Frankfurt und Ostberlin. Thomas Hettches Roman erzählt eine Liebesgeschichte, deren Kehrseite der Tod ist, von einem Vertreter für Billardtische, dem das Zuchthaus in vierzehn Jahren zur zweiten Haut wird, von Publizisten, Anwälten und einer Gerichtsmedizinerin aus der DDR – von Menschen, die sich alle in den Fall Arbogast verstricken, in die bleibende Frage nach Unschuld oder Schuld.

»Ein Buch über eine Liebe, die die Welt nicht versteht. Man bleibt schlaflos, bis man zu Ende gelesen hat.« Buchjournal

Amazon

Habt alle einen feinen und friedvollen Sonntag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

wieder einmal auf der Suche nach neuem Lesestoff…….


-858-

Herzfaden – Roman

Guten Morgen zusammen!

Bei diesem Buch habe ich mich wieder einmal gefragt, ob es einfach zu dünn ist oder ob es an meinem Lesetempo liegt, weshalb ich für die knapp dreihundert Druckseiten wieder einmal kaum mehr als ein paar Stunden gebraucht habe:

Herzfaden
Von Thomas Hettche

Allerdings – und das hatte ich seinerzeit schon festgestellt, als ich die Pfaueninsel gelesen habe – macht der Autor es mir auch sehr leicht mit seinem gut lesbaren Schreibstil und einer Geschichte, die sich einerseits an realen Ereignissen orientiert und diese anderseits (quasi als Nebenhandlung) in eine sehr phantasievolle Rahmenhandlung einbindet.
Oder umgekehrt, weil manchmal eben auch nicht klar ist, welcher der beiden Erzählstränge eigentlich die Haupthandlung darstellt:

Denn die Geschichte beginnt, als ein kleines, namenloses Mädchen eher zufällig durch eine geheime Tür auf den Dachboden des Augsburger Marionettentheaters (Der Augsburger Puppenkiste) gerät und dort , auf die Grösse der Marionetten geschrumpft, den Helden unserer Kindheit begegnet – dem gestiefelten Kater, dem Urmel, dem kleinen König Kalle Wirsch und wie sie alle heissen, die losgelöst von ihren Fäden dort ein Eigenleben führen .
Und auch der schon lange verstorbenen Schöpferin der Marionetten, Hatü (Hannelore Oemichen-Marschall), deren Lebensgeschichte den zweiten Teil der Handlung bildet und erzählt, wie aus einer kleinen Idee und mit viel Leidenschaft diese Marionettenbühne entstanden ist und welche Widerstände es dabei kurz nach dem Krieg und in der jungen Bundesrepublik zu überwinden gab….

Wobei die beiden Handlungsstränge kunstvoll miteinander verwoben sind und die Übergänge manchmal nur spürbar, weil jedem Strang eine eigene Schriftart zugeordnet wurde.
Was dem Buch streckenweise eine fast märchenhafte Note verleiht, die beim Lesen wirklich Spass macht und mich als Leser förmlich gefesselt hat.
Wie auch der Gedanke, der wohl dahinter steckt und sich in der Person der Hatü kristallisiert:
Das es wichtig ist, seinen Traum zu leben – und sei er auch noch so phantastisch – und dass es manchmal auch Zufälle sind, die einen dabei auf den richtigen Weg leiten können.

Womit sich auch ein Stück weit erklären mag, warum ich dieses Buch nicht aus der Hand legen mochte, bevor ich es zu Ende gelesen hatte. Und auch, dass es dafür natürlich die volle Punktzahl von mir gibt:

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Der Klappentext:

Ein großer Roman über ein kleines Theater: die Augsburger Puppenkiste.
Ein zwölfjähriges Mädchen gerät nach einer Vorstellung der Augsburger Puppenkiste durch eine verborgene Tür auf einen märchenhaften Dachboden, auf dem viele Freunde warten: die Prinzessin Li Si, Kater Mikesch, Lukas, der Lokomotivführer. Vor allem aber die Frau, die all diese Marionetten geschnitzt hat und nun ihre Geschichte erzählt. Es ist die Geschichte eines einmaligen Theaters und der Familie, die es gegründet und berühmt gemacht hat. Sie beginnt im 2. Weltkrieg, als Walter Oehmichen, ein Schauspieler des Augsburger Stadttheaters, in der Gefangenschaft einen Puppenschnitzer kennenlernt und für die eigene Familie ein Marionettentheater baut. In der Bombennacht 1944 verbrennt es zu Schutt und Asche. »Herzfaden« erzählt von der Kraft der Fantasie in dunkler Zeit und von der Wiedergeburt dieses Theaters. Nach dem Krieg gibt Walters Tochter Hatü in der Augsburger Puppenkiste Waisenkindern wie dem Urmel und kleinen Helden wie Kalle Wirsch ein Gesicht. Generationen von Kindern sind mit ihren Marionetten aufgewachsen. Die Augsburger Puppenkiste gehört zur DNA dieses Landes, seit in der ersten TV-Serie im westdeutschen Fernsehen erstmals Jim Knopf auf den Bildschirmen erschien.

Amazon

Habt alle einen märchenhaften Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der jetzt wohl gleich mit dem nächsten Buch des Autors beginnen wird……


-854-

Die wahre Geschichte der African Queen – Tatsachenroman

Guten Morgen, Ihr Leseratten!

Wenn ich schon im Thema bin, dann kann ich ja auch gleich weitermachen und da anknüpfen, wo ich mit der Vorstellung des Romanes African Queen aufgehört habe.
Denn dafür gibt es wohl tatsächlich auch eine historische Vorlage in den Jahren 1914/1915, als die deutschen Kolonial-Truppen unter dem General Lettow-Vorbeck grosse Teile Zentralafrikas beherrschten und auf den grossen Seen im inneren des Kontinentes mit mühselig über Land transportierten Schiffen die militärische Vorherrschaft gewinnen wollten.
Wie etwa mit der bis heute (unter dem Namen Liemba) auf dem Tanganjika-See verkehrenden „Goetzen“, die auf der Meyer-Werft in Papenburg so konstruiert wurde, dass sie aus vielen tausend über Land transportierten Einzelteilen erst vor Ort zusammengebaut werden konnte und damit wohl als Vorbild für das grosse Kanonenboot gedient haben dürfte, auf das Charlie und Rosie aus dem Roman es abgesehen haben.

Allerdings sind diese beiden Figuren und die übrige Handlung des Romanes ansonsten wohl reine Fiktion, obschon es von seiten der Engländer aus tatsächlich Bestrebungen gab, die Goetzen und noch zwei andere deutsche Boote auf dem See zu versenken – mit zwei stark bewaffneten Motorbooten, die eigens aus England zu diesem Zweck herbei geschafft wurden. Und genau davon erzählt dieses Buch:

Die wahre Geschichte der African Queen
von Giles Foden

Wobei – soviel vorweg – der Titel des Buches und auch der Klappentext weit am eigentlichen Thema vorbei führen, denn ausser dem oben beschriebenen Zusammenhang hat die Handlung dieses Buches (bis auf zwei „angeklatschte“ und eigentlich auch überflüssige Kapitel am Ende) mit dem Inhalt des Romans und des Filmes keinerlei Verbindungen. Genausowenig übrigens wie der Titel der englischen Originalausgabe, der ohne das Zugpferd des grossen Namens aus dem Film auskommen muss:

Mimi and Toutou Go Forth: The Bizarre Battle for Lake Tanganyika

Will sagen, da stand wohl beim Titel der deutschen Übersetzung auch ein Marketinggedanke im Vordergrund (und ich gebe zu, ohne diesen Etikettenschwindel hätte ich mir dieses Buch wohl auch kaum besorgt).

Unabhängig davon ist die Geschichte aber auch nicht unspannend, die darin erzählt wird:
Von einem etwas durchgeknallten und grossmäuligen, ansonsten aber eher glücklosen englischen Offizier namens Geoffrey Basil Spicer-Simson, der unerwartet den Auftrag erhält, mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe von 28 Männern und enormem materiellen Aufwand zwei hölzerne Motorboote (die „Mimi“ und die „Toutou“) von London aus über Kapstadt bis zum Tanganjikasee zu transportieren, um dort die Vorherrschaft der deutschen Schiffe zu brechen.

Was natürlich nicht ohne Pannen und Spicer-Simsons skurriler Persönlichkeit geschuldete weitere Wirrnisse abgeht, die durchaus auch einigen Unterhaltungswert haben, ohne dabei ins klamaukhafte abzugleiten. Positiv daran auch, dass offenbar der Weg das Ziel dieses fast nach Art eines Road-Movies geschriebenen Buches ist und die kriegerischen Handlungen am See eher nur ganz zum Schluss und am Rande thematisiert werden.
Auch das übrigens ein Punkt, in dem der Klappentext des Fischer-Verlages masslos übertreibt weil er den Krieg so in den Vordergrund stellt, obwohl er eigentlich nur den groben Hintergrund für die Handlung des Buches bietet und ansonsten kaum Relevanz für den Inhalt hat.
Was zusammen mit dem völlig überzogenen Titel auch der Grund für meinen Punktabzug ist, obwohl ich das Buch ansonsten für durchaus lesenswert halte:

Allerdings sollte man an dieses Buch auch nicht mit überzogenen Erwartungen herangehen, denn im Kern ist es eben auch nicht mehr als eine kleine, teils absurde und bizarre Geschichte mit realem Hintergrund vor einer Kulisse der grossen Weltpolitik, wie sie aus heutiger Sicht kaum noch nachzuvollziehen ist – konzentriert auf die Person des glücklosen Commanders Spicer-Simson, dem wider Erwarten einmal in seinem Leben „etwas Grosses“ gelingt.

-_-_-_-

Der Klappentext der deutschen Taschenbuchausgabe:

Von der Absurdität des Krieges und von den erstaunlichen Kapriolen der Kolonialmächte handelt das erste Sachbuch des Autors Giles Foden. Es liest sich wie ein Roman, ist aber die wahre Geschichte vom bizarren Kampf der Engländer mit den Deutschen um den Tanganjikasee im Jahr 1915, die wahre Geschichte der“African Queen“.
Mit zwei Motorbooten und einer bunt zusammengewürfelten Truppe von achtundzwanzig Männern begibt sich der exzentrische Commander Spicer-Simson im Auftrag der britischen Royal Navy nach Afrika, um die Deutschen vom Tanganjikasee zu vertreiben. Es wird eine mühselige Reise und ein schier hoffnungsloses Unterfangen, aber trotz aller Widrigkeiten geben die Engländer nicht so leicht auf.

Amazon

Bleibt noch anzumerken, dass es von diesem Buch keine E-Book-Ausgabe gibt
und es deshalb das erste Buch war, dass ich seit langem mal wieder auf Papier gelesen habe


Euch allen einen feinen Samstag – und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der immer noch „im Thema“ ist und gerade ein Buch von Alex Capus vor der Nase hat, das sich auch mit dieser Materie beschäftigt


-828-

635 Tage im Eis – Sachbuch, Reisebericht

Guten Morgen , liebe Bücherfreunde!

Vor ein paar Monaten schrieb ich mal, dass viele der Bücher wohl zu dünn seien, die ich lese – weil ich immer viel zu schnell damit „fertig“ sei…

Ein Verdacht, der auch jetzt wieder im Raum stehen könnte angesichts des Stapels an Literatur, den ich in den letzten Wochen „mal eben verschlungen “ habe, obwohl der Grossteil dieser Bücher (bis auf eine einzige Ausnahme) jeweils deutlich über vierhundert Seiten stark war. Wie auch das Objekt meiner heutigen Betrachtungen,, für das ich nicht mal zweieinhalb Tage gebraucht habe.
Nicht ohne zur Ehrenrettung der Bücher an zuführen, dass sie durch die Bank gut und sehr flüssig lesbar waren und ich durch meine Mobilitätseinschränkungen auch sehr viel Zeit zum Lesen habe.
Da nimmt es dann wohl auch nicht weiter Wunder, dass mein virtueller Verbrauch an bedrucktem Papier gerade derartige Formen annimmt. :wacko:

-_-_-_-

Aber – genug der Vorrede – darum soll es ja in diesem Beitrag nicht gehen, sondern um ein Buch, das für den Moment den Abschluss meiner Lese-Expeditionen in die Polar-Regionen unseres Erdballes bildet:

635 Tage im Eis
von Alfred Lansing

Ein Buch, zu dem ich eigentlich nur ähnliches schreiben kann, wie schon zu den Büchern von Palin und Sancton, weil es in seiner Machart deutliche Parallelen dazu aufweist:
Auch Lansings Buch erzählt seine Geschichte der Shackleton-Expedition von 1914-1917 basierend auf archivierten Dokumenten und Tagebüchern in einem locker kommentierenden und empathischen Stil, dabei die Fakten hinterfragend und auch immer wieder die Fehler und Fehleinschätzungen bei Planung und Durchführung der Expedition ansprechend, die letztendlich zu ihrem Scheitern führten.

Immerhin – und das war im Grunde wohl nur eine Verkettung von glücklichen Umständen, Ernest Shackletons grandiosem Führungstalent und seinem hohen Verantwortungsgefühl den anderen Expeditionsteilnehmern gegenüber zu verdanken – ohne dabei trotz Verlust des Expeditionsschiffes und eines grossen Teiles der Ausrüstung auch nur ein Menschenleben verloren zu haben.
Wobei eines der spannenden Momente in diesem Buch vor allem ist, wie und unter welchen persönlichen körperlichen Strapazen er das geschafft hat…… denn das hätte sicherlich auch den Stoff für ein romanhafte überhöhtes Helden-Epos hergegeben.

Doch diesen Fehler begeht Lansing in seinem Buch zum Glück nicht, sondern er hält sich an die eigene Vorgabe, ein Sachbuch zu schreiben, dessen Spannung sich alleine durch den chronologischen Ablauf der beschrieben Ereignisse aufbaut – und er bleibt dabei auch wohltuend distanziert den handelnden Personen gegenüber, ohne in platte Lobhudeleien, Schuldzuweiungen oder trockenes dozieren zu verfallen.

Für mich ist dieses lesenswerte Buch deshalb auch die volle Punktzahl wert:

-_-_-_-

Der Klappentext – naja:

Am Anfang steht der Plan von der erstmaligen Durchquerung des weißen Kontinents. Doch das gewaltige Naturwunder Antarktis wird im Jahr 1915 für die Crew der ‚Endurance‘ zur Hölle aus Eis. Beharrlich verfolgt Expeditionsleiter Sir Ernest Shackleton bald nur noch ein Ziel: 28 Männer lebend wieder in die Zivilisation zurückzubringen.

Die faszinierende Geschichte einer Irrfahrt ans Ende der Welt.
„Gebt mir Scott als wissenschaftlichen Expeditionsleiter …, gebt mir Amundsen für eine störungsfreie und effiziente Polar-Expedition, aber wenn sich das Schicksal gegen euch verschworen zu haben scheint, dann fallt auf die Knie und betet um Shackleton.“

Amazon

Habt alle einen wunderbaren Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der jetzt zwar lesend die Polarregionen verlassen hat, aber trotzdem noch ein wenig in der Vergangenheit und auf dem Wasser bleibt……


-817-

Irrenhaus am Rande der Welt – Sachbuch/Biographie

Mahlzeit zusammen!

Irgendwie scheint das bei Büchern zum Thema Polar-Forschung wohl zum Marketing-Konzept zu gehören, dass man ihnen ziemlich reisserische Titel verpasst?
Und so war ich nach einer letzten Erfahrung in dieser Richtung auch eher etwas skeptisch, als ich begonnen habe, mir die von Amazon empfohlenen Leseprobe zu Gemüte zu führen.

Doch tatsächlich war ich dann ziemlich schnell überzeugt, dass ich dieses Buch zu Ende lesen würde:

Irrenhaus am Rande der Welt
von Julian Sancton

Denn obschon eigentlich gut recherchiertes Sachbuch liest sich dieses Buch spannend wie ein Roman und erzählt nicht nur die Geschichte der eher glücklosen ersten belgischen Expedition in die Antarktis, sondern auch die Biographien gleich dreier grosser Polarforscher, die allesamt der Besatzung der „Belgica“ angehörten und jeder aus einer ganz anderen Motivation heraus an der Expedition teilnahmen : des Belgiers Adrien de Gerlache, des Norwegers Roald Amundsen und des Amerikaners Frederick Cook.
Waren es bei de Gerlache eher nationalistische Motive und der Wunsch, seinem Vater zu beweisen, dass er seinem Namen Ehre machen könne, sah Amundsen die Reise als „Lehrzeit“ für spätere eigene Unternehmungen an (die Eroberung des Südpoles) und war sie für Cook mehr oder weniger ein Notnagel, nachdem seine eigenen hochtrabenden Pläne nicht realisierbar erschienen.
Was natürlich im Lauf der Reise auch zu Spannungen zwischen den drei Offizieren führte, aber auch zu der Erkenntnis, sich aus einer ausweglos scheinenden Situation nach über einem Jahr im Packeis nur befreien zu können, wenn man über alle Differenzen hinweg zusammen arbeitet heftigen und die Ressourcen aller Besatzungsmitglieder nutzt….

Spannend wie ein Roman – wie oben schon geschrieben – und dennoch ein Sachbuch von ähnlicher Güte wie Palins „Erebus“.

Wobei es dem Autor ganz nebenbei auch noch gelingt, auch die zum Teil heute noch gültigen Forschungsergebnisse dieser denkwürdigen Reise in gut aufbereiteter und lesbarer Form einzubinden, etwa was Cooks Erkenntnisse und Lösungsansätze zu medizinischen und gruppendynamischen Problemen angeht, die sich im Verlauf der langen Polarnacht durch Lichtmangel und Enge auf dem Schiff ergeben…( und heutzutage etwa auf U-Booten oder im Bezug auf Weltraumprojekte noch hochaktuell sind)

Deshalb ohne Wenn und Aber, den übertrieben reisserischen Titel mal ausser Acht lassend:

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Der Klappentext, der keinesfalls zuviel verspricht:

Im August 1897 bricht der belgische Kommandant Adrien de Gerlache auf, um die Antarktis zu erobern. Bereits auf dem Weg gen Süden gibt es zahlreiche Rückschläge: Stürme, Beinahe-Meutereien, Strandungen. Als der nach Ruhm strebende de Gerlache schließlich vor der Wahl steht, geschlagen nach Hause zurückzukehren oder kurz vor Wintereinbruch tiefer ins Eis zu fahren, entscheidet er sich für Letzteres – mit fatalen Folgen. Die Belgica bleibt im Packeis stecken. Gefangen in völliger Isolation und endloser Nacht, geplagt von Krankheit, Hunger und Monotonie, greift bald der Wahnsinn um sich. Der Arzt Frederick Cook und der junge Roald Amundsen werden mit ihrem grenzenlosen Optimismus für die Mannschaft überlebenswichtig …

Amazon

Habt einen wunderbaren Nachmittag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der nach sich nach dieser Lektüre auch noch weiterhin in polaren Regionen herumtreibt……….


-813-

Der Eisige Schlaf – Sachbuch

Guten Tag Liebe Leser!

Überlicherweise – und für sich alleine stehend – hätte ich dieses Buch wohl kaum gelesen, fand es aber als vertiefende Ergänzung zu dem zuletzt gelesenen Buch von Michal Palin dennoch bisweilen recht interessant:

Der eisige Schlaf
Von Owen Beattie & John Geiger

Denn auch in diesem Buch geht es im ersten Teil noch einmal um die Expedition des John Franklin zu Entdeckung der Nord-West-Passage und um die erfolglosen Rettungs-Missionen in den Jahren danach. Sowie in einem zweiten Teil um die wissenschaftlichen Untersuchungen, die über 140 Jahre nach dem Verschwinden der Franklin-Expedition einen wesentlichen Beitrag zur Aufklärung über die Gründe ihres Scheiterns liefern konnten:
Letztendlich stellte sich dabei nämlich heraus, dass verdorbene und mit Blei aus schlechten Lötnähten verseuchte Konserven wohl ursächlich für den Tod aller Expeditionsteilnehmer waren.

Allerdings – und das fällt insbesondere im Vergleich mit Palins Buch auf – kann man solche Geschichten so oder so erzählen:
Palin (der ja im Grunde über die gleichen Ereignisse berichtet) erzählt seine Geschichte eher spannend und sehr emphatisch den handelnden Personen gegenüber, Beattie & Geiger sind dagegen eher trocken und rein faktenorientiert, so dass ihr Buch an manchen Stellen lediglich wie eine chronologische Aneinanderreihung von geschichtlichen Ereignissen und Forschungsergebnissen wirkt – ohne darüber hinaus diese Ereignisse miteinander in Beziehung setzen oder sich näher mit den Menschen zu beschäftigen, um die es darin ging.

Was sich zuzsätzlich auch noch in einem ellenlangen Anhang manifestiert, der fast ein Viertel des Buches einnimmt und den Inhalt gleich in mehreren Registern aufschlüsselt oder auf zusätzliche Literatur verweist.
Sicher schön für jemanden, der das so braucht, aber mein Fall ist es eher nicht.

Zudem gilt es auch kritisch anzumerken , dass zumindest der zweite Teil des Textes offenbar schon in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts als Artikel in den National Geographics veröffentlicht und bei Erscheinen des Buches im Jahr 2017 nicht nochmal auf den neuesten Stand gebracht wurde , also bei Weitem nicht so aktuell ist wie Palins Text, der auch noch neuere Erkenntnisse aus unserem Jahrhundert einbindet:
Während Palin auch auf das Auffinden der Wracks der beiden Expeditions-Schiffe in den Jahren 2014 und 2016 ausführlich eingeht, kommt diese (obschon im Klappentext gross herausgestrichen ) bei Beattie& Geiger überhaupt nicht vor….

Deshalb gibt es von mir auch nur eine magere Bewertung dafür:

-_-_-_-

Zum guten Schluss noch der Klappentext, der – wie auch der reisserische Titel – leider viel mehr verspricht als das Buch letztendlich hält:

Die berühmte Expedition des Polarforschers John Franklin, die 1845 auf der Suche nach der Nordwestpassage aufbrach, endete in einer rätselhaften Katastrophe: Keiner kam zurück. Knapp 150 Jahre später findet der Anthropologe Owen Beattie im arktischen Permafrost die Leichen von drei Expeditionsmitgliedern – und kommt der Wahrheit Stück für Stück auf die Spur. Jetzt scheint die Lösung eines der größten Mysterien der Seefahrt erstmals in greifbarer Nähe zu sein: Vor der Küste Kanadas stieß 2014 ein Forscherteam um John Geiger auf eines der beiden verschollen geglaubten Schiffe der Franklin-Expedition. Liegt hier der Schlüssel zu dem, was damals geschah?

Amazon

Aber wie auch immer:
Habt alle einen feinen Tag und ein erholsames Wochenende – und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich nun mal einen Klassiker zum gleichen Thema vornimmt………..


-801-

Erebus – Sachbuch

Moin, Ihr Freunde des guten Buches!

Aus der Zukunft in die Vergangenheit!
So könnte man wohl den Wechsel des Genres betiteln, den ich beim Lesen gerade begonnen habe. Wofür ich als Einstieg ein Sachbuch ganz gut fand, auf das mich vor einiger Zeit ein Beitrag von Myrade aufmerksam gemacht hat:

Erebus
Von Michael Palin

Wobei die Bezeichnung „Sachbuch“ für dieses Werk tatsächlich etwas trocken klingt, denn man merkt, dass der Autor Michael Palin (vielen vermutlich nur als Schaupieler der Monty-Python-Truppe bekannt) als studierter Historiker auch sehr viel Herzblut in dieses Buch gesteckt hat , in dem er nicht nur trockene Fakten herunterbetet, sondern diese auch immer wieder in Bezug zu den handelnden Personen der Geschichte bringt, mit denen er sehr empathisch und respektvoll umgeht, nicht ohne dabei auch auf ihre Schwächen und Fehler einzugehen.

Und so erzählt dieses Buch nicht nur ausführlich die Geschichte eines Schiffes, der HMS Erebus, die auf zwei grossen Expeditionen in die Antarktis und die Arktis als Transportmittel diente, sondern auch der Menschen, die auf ihm unterwegs waren. Allen voran von Sir James Clark Ross, der während einen vierjährigen Reise in die Antarktis weiter nach Süden vordringen konnte als jeder Entdecker zuvor – und natürlich von Sir John Franklin, der Jahre später den Auftrag bekam, auf der Erebus die Nord-West-Passage um die Nordspitze des Amerikanischen Kontinents herum zu erkunden und mit seiner ganzen Expeditionstruppe dabei verschollen ist – sowie von der erfolglosen Suche nach den Teilnehmern der Expedition, die schlussendlich erst in unserem Jahrhundert ein Ende fand, als man zunächst das Wrack der Erebus und etwas später auch das Wrack des zweiten Schiffes, der HMS Terror fand.
Wobei auch Zeitzeugen zu Wort kommen, oft in Form von Zitaten aus Tagebüchern oder Briefen an ihre Angehörigen, und damit der Geschichte zusätzliche Tiefe geben.

Was alles zusammen das Buch zu einer – für mich – recht spannenden und lesenswerten Lektüre gemacht hat, die ich vermutlich mit den nächsten beiden Büchern auch noch vertiefen werde, die ich mir auf meine Leseliste genommen habe. Beide beschäftigen sich ebenfalls mit der Person des John Franklin und der denkwürdigen Expedition in die Nord-West-Passage, wenn auch aus anderer Perspektive, als Palin es tut.
Aber dazu mehr, wenn es soweit ist….

Soweit es mich betrifft ist Palins Buch jedenfalls genau der richtige Einstieg gewesen, um mich diesem Thema zu nähern. Deshalb gibt’s kurz und knapp von mir auch die volle Punktzahl dafür:

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Bleibt natürlich noch der Klappentext:

19. Mai 1845, Greenhithe, England: Sir John Franklin macht sich mit 134 Männern und zwei Schiffen, der „Terror“ und der „Erebus“, auf den Weg ins arktische Eis, um den letzten weißen Fleck der Nordwestpassage zu kartieren. Drei Jahre später verschwinden die Schiffe, ihr Schicksal und das ihrer Crews bleibt mehr als anderthalb Jahrhunderte lang ein Rätsel – bis 2014 vor der Nordküste Kanadas ein wahrhaftiger Schatz gefunden wird: das Wrack der HMS „Erebus“.
Michael Palin – Monty-Python-Star, Weltenbummler und begnadeter Erzähler – entfaltet in seinem lebendigen und atmosphärischen Bestseller die so glanzvolle wie tragische Geschichte der „Erebus“; von ihrem Stapellauf über zahlreiche Fahrten auf allen Weltmeeren und die legendäre Reise in die Antarktis, die ihr und den vom Forschungsgeist getriebenen Entdeckern Ruhm brachte, bis hin zu der verhängnisvollen Expedition in die Arktis, die in einer Katastrophe endete.

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Und nun noch das, was immer kommt:
Habt noch einen wunderbaren Abend und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

mit der Nase schon wieder tief im nächsten Buch………..


-798-

Meines Vaters Heimat – Roman

Guten Morgen zusammen!

Diese Geschichte ging vor einiger Zeit hier in Hamburg gross durch die Presse und ist sicher viel mehr als ein rein fiktiver Roman:

Meines Vaters Heimat
von Torkel S Wächter

Denn es erzählt die Lebensgeschichten des Autors und seines Vaters, der nach drei Jahren KZ-Haft 1937/38 auf vielen Umwegen von Hamburg aus nach Schweden fliehen konnte.
Was seinem Sohn erst lange nach dem Tod des Vaters klar wird, als dieser eher zufällig eine Kiste mit Briefen, Tagebüchern und anderen Schriftstücken entdeckt, die der Vater aufgehoben hatte, aber seinen Kindern gegenüber nie davon erzählen konnte. So beginnt Wächter, den Spuren zu folgen, die sich aus dem Inhalt der Kiste ergeben und sich mehr und mehr mit seinem Vater zu identifizieren, der zu seinen eigenen Kindern Zeitlebens ein eher distanziertes Verhältnis hatte.

Eine spannende Geschichte, wie ich zugeben muss – und eine Geschichte, die ich schon lesen wollte, seit in der Presse darüber berichtet wurde. Wobei die gewählte Form eines Romanes mir durchaus angemessen scheint, obwohl es dabei auch um knallharte Fakten geht.
Denn Torkel S Wächter geht es so wie mir selbst, als ich versucht habe aus wenigen bekannten Fakten heraus einen Teil der Geschichte meines Vaters zu ergründen, der als fünfzehnjähriger Jugendlicher noch in den Krieg ziehen musste und über seine traumatischen Erlebnisse auch nie erzählen konnte, obwohl man immer wieder merkte, wie sehr ihn einige dieser Erlebnisse aus dem Frühjahr 1945 bis ins hohe Alter hinein weiter beschäftigt haben.
Und auch ich habe dabei die Erfahrung gemacht, meinem Vater nach seinem Tod ein Stück weit näher gekommen zu sein, nachdem ich mir nach langen Netz-Recherchen einiges „zusammen reimen“ konnte, was an den Orten passiert ist, wo mein Vater damals war.

Und es kommt noch ein weiterer Aspekt dazu:
Wächter berichtet in diesem Buch auch ziemlich offen über ein Syndrom, das vermutlich viele Kinder traumatisierter Menschen kennen (ich übrigens auch – im Zusammenhang mit der Fluchtgeschichte meiner Mutter):

SGDS ( Second Generation Stress Disorder)
(oder auf Deutsch: Transgenerationale Weitergabe eines Traumas)

d.h. die Übertragung von schmerzhaften, angstauslösenden oder anderweitig traumatischen Erlebnissen und auch Schuldgefühlen auf die nachfolgende Generation, die dort in einer messbar höheren Häufigkeit von psychischen Störungen nachweisbar ist, als bei Menschen aus der gleichen Generation, die diese Belastung nicht in sich tragen

Dabei gelingt es ihm, recht distanziert und sachlich auch über das zu erzählen, was ihm selbst im Zusammenhang mit dem immer tieferen Eindringen in die eigene Familiengeschichte widerfahren ist und welche Emotionen das bei ihm ausgelöst hat – mit einer Bandbreite von Hass und Misstrauen den Verursachern gegenüber, von Verstehen, Vergebung und der Erkenntnis, schlussendlich im vom Vater lange verleugneten jüdischen Glauben eine neue Heimat zu finden – auch das ein spannender Prozess, der begleitend zur eigentlichen Handlung des Buches erzählt wird.
(Übrigens auch das erste Mal, dass ich so dezidiert darüber etwas von einem selbst Betroffenen gelesen habe und ein weiterer Grund, warum ich die 350 Seiten des Buches an nur zwei langen Leseabenden geradezu verschlungen habe )

Insofern also:

Der Klappentext:

Alles begann mit dem Fund von ein paar vergilbten Briefen aus dem KZ Fuhlsbüttel auf dem Dachboden des Elternhauses in Stockholm. Als Torkel S Wächter verstand, dass der Absender und sein Vater ein und dieselbe Person waren, begann für den Autor eine Reise zu sich selbst und den eigenen Wurzeln. Auf vier Kontinenten suchte er nach Wegbegleitern des Vaters, die ihr Zuhause verlassen mussten, weil sie gegen die Nazis kämpften oder weil sie Juden waren – oder beides. Er hat sie besucht und kennengelernt, ihren Geschichten zugehört und neue Freundschaften geschlossen. Er ist auf den Spuren seines Vaters durch Europa gefahren und hat seine Flucht 1938 rekonstruiert. So ist dieser Roman entstanden, der sowohl im Hier und Jetzt als auch im heißen Vorkriegssommer 1938 spielt und der vor allem eines klarmacht: Dinge, die verloren gingen, müssen nicht für immer verloren bleiben.

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Habt alle eine schönen Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm


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