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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Irgendwie Fad

Auch so eine Hamburgensie – ähnlich typisch für unsere Hansestadt wie die Alsterschwäne, über welche die Liebste heute schreibt: Das allsommerliche Baustellenchaos in dieser Stadt, über welches ich mich früher noch viel mehr geärgert habe als heute.

So kann ich mich aus Zeiten, als ich noch gearbeitet habe, kaum daran erinnern je völlig baustellenfrei die 17 Kilometer von unserer Insel nach Barmbek fahren zu können, ohne das ich nicht irgendwo Bagger und Baustellenabsperrungen umfahren oder gar kilometerweite Umleitungen in Kauf nehmen musste – meist verbunden mit zeitraubenden Staus, weil diese Umleitungsstrecken kaum in der Lage waren, den zusätzlichen Verkehr aufzunehmen.
Besonders schlimm immer im Sommer, wenn allenthalben nicht nur die Baustellen- und Umleitungsschilder wie Pilze aus dem Boden schossen, sondern die Stadt (und besonders die Elbrücken) auch noch den Urlauberverkehr verkraften mussten, weil die Autobahnen ebenfalls dicht waren und alle Welt sich durch die Stadt quälte.
Da hab ich dann manchmal anderthalb Stunden für den Heimweg am Nachmittag gebraucht, während es morgens eigentlich immer“ganz gut lief“ weil ich mit meinem Dienstbeginn um 05:30 Uhr ja meist weit vor der grossen Pendlerwelle unterwegs war…..

Insofern bin ich also ganz froh, dass mir das inzwischen erspart bleibt – bis auf die paar Ausnahmen , wenn ich wegen irgendwelcher Arzttermine „aufs Festland“ muss – oder – wie gestern – mich für eine kleine Rollertour auf die Reifen machen will.

Denn auch nach Süden kommt man momentan nur mit Schwierigkeiten von unserer Insel runter, obwohl einige der grösseren Baustellen in Harburg inzwischen wieder abgebaut sind.
Ohne Wartezeiten wegen des Rückstaus vor der Süderelbebrücke geht da nichts und auch in Harburg selbst steht man mehr, als das man vorwärts kommt – zumindest, wenn man nicht elbaufwärts fahren will:
Elbabwärts Richtung altes Land reiht sich da nämlich immer noch eine Baustelle an die andere – und Stop&Go auf zwei Rädern ist wahrlich keine Freude. Wie gestern nachmittag:
Im Gegensatz zum gerade eben gemachten Screenshot war da nicht nur auf der B73 und B75 reichlich viel dunkle Farbe (gleich dichter Verkehr) zu sehen, sondern auch auf den Strassen nördlich davon zur Süderelbe hin am Harburger Hafen entlang:

Da reihte sich nämlich ein LKW an den anderen, wie wohl auch der durch die Bahnstreiks bedingte Ausfall der S-Bahn noch seinen Teil zum erhöhten Verkehrsaufkommen beitrug…

So blieb mir gestern eigentlich nur, mich mal wieder auf meine „Hausstecke“ zu machen – in Richtung der Elbfähre in Hoopte. So hatte ich wenigstens ein Stück weit freie Fahrt, wohl wissend, dass danach auch wieder alles dicht ist, weil im Kreis Harburg ja auch gerade das Baufieber grassiert und – hätte ich mich südlicher orientieren wollen – ich wieder vor dem gleichen Problem wie schon letzte Woche gestanden hätte.
Aber diesmal war ich wenigstens mit ausreichen finanziellen Mitteln ausgestattet, um mir nicht nur das obligatorische Fischbrötchen samt Getränk leisten , sondern auch vermittels der Fähre ans andere Elbufer gelangen zu können und so nicht die gleiche Strecke wieder zurück fahren zu müssen.
Nebenbei bemerkt: die ausfallenden S-Bahnen haben sich tatsächlich auch auf der Fähre noch bemerkbar gemacht. Soviel Wartezeit habe ich da an einem normalen Wochentag noch nie erlebt.
Dennoch: ich liebe diesen Ort und die Weite, die er vermittelt, wenn man die ganzen Autos einfach ausblendet wie auf diesem Bild:

Insofern passt das nun auch gut als neues Headerbild :-)

Aber immerhin gab es anschliessend am Nordufer der Elbe wieder freie Fahrt – und, für Hamburger Verhältnisse auch ein Kuriosum: einen riesigen Parkplatz in der Nähe des Oortkatener Sees, den ich tatsächlich ganz für mich alleine hatte.

Das nenne ich mal Luxus :-)

Über den Rest meines Ausfluges gibts allerdings wenig zu berichten – denn irgendwann war ich halt auch wieder im üblichen Getümmel des Feierabendverkehrs um die Norderelbbrücken herum…..

-_-_-_-

Bleibt noch anzumerken, was das „Fad“ in der Überschrift bedeuten soll:

Nun, angesichts des auch heute guten Wetters (und der für morgen angekündigten Regenschauer), würde es sich eigentlich anbieten, mich nochmal auf die Reifen zu machen und der Oma etwas Auslauf zu gönnen. Aber wegen der akuten Hamburger Baustelleritis und den damit verbundenen Widrigkeiten würde das vermutlich auf eine ähnlich Tour wie gestern hinauslaufen – nämlich wieder ein Stück elbaufwärts zu fahren und wieder in Hoopte zu landen.. Und darauf habe ich gerade überhaupt keine Lust.
Wer will denn auch schon jeden Tag Fischbrötchen essen?

Also werde ich heute die Sonne wohl Sonne bleiben lassen und mich lieber anderweitig beschäftigen – da wird sich schon was passendes finden….


Habt einen schönen Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer (heute etwas gnaddeliger)


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- 15 Bemerkungen zu “Irgendwie Fad

  1. Auch wenn ich nach wie vor nicht der Meinung bin, dass alles für den Autoverkehr passend gemacht werden muss, das unkoordinierte Baustellenchaos ist selbst mir inzwischen zu viel. Ich bin gestern auch etwas durch die Stadt geirrt, weil es dauernd kein Durchkommen mehr gab.
    Aber wenn ich nicht arbeiten müsste und den Luxus hätte, mich auf zwei Reifen machen zu können, würde mir sicherlich was einfallen ;-)

  2. Jetzt sag nicht, dass du zu den überaus seltenen Exemplaren der Zweiradfahrer gehörst, die sich bei Staus und ähnlichen Widrigkeiten, vorschriftsmäßig verhalten und sich nicht schlangengleich durch den stehenden oder schleichenden Verkehr winden. Sehr löblich! Großes Kompliment!

    Das mit der Baustelleritis scheint überall zur gleichen Zeit beliebt zu sein. Auch hier in GÖ ist es zu bestimmten Zeiten einfach nicht wegzudenken. Man kennt es ja auch von Autobahnen, wo zu Ferienbeginn die Baustellen wie Pilze aus dem Boden schießen.

    Hat eigentlich schon mal jemand (s)eine Doktorarbeit darüber geschrieben? 🤔

    1. Zu der Spezies gehöre ich in der Tat.

      Wozu ja auch noch kommt, dass die Oma mit ihren beinahe 80 cm Tallienbreite nicht gerade die Schlankste und beweglichste ist und damit manche Lücken auch schon recht schmal erscheinen, wo schmalhüftige und agile Enduros noch locker durchflutschen.
      Schon deshalb bin ich da kein Freund grosser Experimente…

    2. Ich gehöre ebenfalls zu der Spezies, die auch mit zwei Rädern im Stau steht und sich nicht vorbeischlängelt. Für ein paar Minuten Zeitersparnis ist mir das viel zu gefährlich.

  3. Für euch Beide und euer vorbildliches Verhalten: 🏆🏆

    Diese „Durchflutscher“ erschrecken nämlich die Autofahrer zum Teil ganz schön heftig.

  4. Baustellen kann ich auch schwer aushalten.
    Immerhin gabs mal eine Zeit, in der ich nachts, aus Frankfurt kommend, bei Regen, Baustellen und irrlichternen Lichtern nachhause fuhr, zwar angestrengt davon, aber ohne zu fluchen.

    1. Normalerweise sehe ich das recht gelassen, weil ich es ohnehin nicht ändern kann.
      Aber manchmal kocht meine Laune dann doch hoch, wenn ich mal wieder sehr genervt davon bin.

      ——————–

      Das mit der unschönen Fahrerei in der Dunkelheit und bei Regen kenne ich auch nur allzugut – besonders aus der Zeit, als mein grauer Star noch nicht operiert war. Da habe ich das zum Schluss sehr gehasst.
      Seither – also seit der OP – ist das zum Glück kein Thema mehr. Denn nun sehe ich auch Nachts wieder so gut, wie ich das mit zwanzig konnte :-)

  5. Ach, ich freue mich jetzt erstmal über dein schönes Foto von der Fähre herunter. Da plagt mich nun doch ein bisschen das Fernweh. Und ganz da hinten, da wo die Wolken sind, ist da die Nordsee?

    1. Irgendwo da ist dann auch die Nordsee… ist aber noch ein gutes Stück ;-). Gut 100 km dürften es noch sein.

      1. Die Wolken auf dem Bild dürften etwa in zwanzig Kilometern Entfernung sein – sich also vermutlich direkt über unserer Insel oder über dem Hafen befinden..
        Von da aus sind es dann aber nochmal über hundert Kilometer bis zum Meer….
        Die Grundrichtung stimmt allerdings B-)

  6. Bei uns scheint heute die Sonne. Laut Wetter-App wird es ab morgen bis auf weiteres regnen. Also schnappe ich mir meinen Mann, damit er auch mal etwas ins Grüne kommt, und fahre mit ihm in den Britzer Garten (na ja, er fährt!). Eine Strecke ganz ohne Baustellen.
    Vor drei Wochen besuchten wir unseren Sohn am ganz anderen Ende der Stadt und wurden von Baustellen überrascht. Und das in Bezirken, die wir nur den Namen nach kennen. Gut, dass jedes Smartphone heute auch Navigationsgerät ist!
    Liebe Grüße,
    Elvira (die über den Tod von Charlie Watts doch recht erschüttert ist. Irgendwie gehörte er für mich zu den Unsterblichen)

    1. Ich merke schon – das mit den nervenden Baustellen ist kein typisches Hamburger Problem…..wobei ich auch immer sehr froh bin, dank Handy doch noch einen Weg zu finden, wenn ich selbst nicht mehr weiter weiss….

      ——————

      Zu Charlie Watts habe ich noch einen Beitrag in der Pipeline.
      Ich finde, das ist einer der wenigen, der auch von mir einen Nachruf verdient hat – auch wenn ich sonst in meinem Blog kein Freund davon bin.

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