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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Geraffte Zeit

Gestern habe ich mal ein kleines Experiment gewagt:
Von Mitternacht bis Mitternacht den Tag aufzeichen, wie er sich vor unserem Küchenfenster abspielt – will sagen, unsere kleine Rollerkamera wurde dort postiert und sollte alle fünf Sekunden ein Bild aufnehmen und anschliessend die ganzen Bilder zu einem Film zusammenbasteln.
Das hat zwar nicht ganz geklappt, aber ein paar Stunden lang hat es gut funktioniert, so dass ich Euch jetzt nach einer kleinen Video-Bastlei einen Ausschnitt daraus zeigen kann – den Sonnenaufgang, wie er sich aus dieser Perspektive präsentiert:

Mit Klick aufs kleine Quadrat rechts unten geht das auch im Vollbild :-)

So kann man plötzlich auch Dinge wahrnehmen, die sonst so langsam ablaufen, dass sie für uns Menschen in ihren Details kaum bemerkbar sind:
Die aufkommende Dämmerung – das erst blaue Licht am Horizont – das Spiel der Wolken am immer heller werdenden Himmel – und dann den Sonnenaufgang der plötzlich vieles überstrahlt – – zumindest, bis schlussendlich das Gegenlicht zu stark wird und die Details darin untergehen. (aber für sowas ist die Kamera ja auch nicht gebaut…..insofern ist das jetzt auch kein Beinbruch :-) )

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Und während ich diesen Film betrachte, kommt mir plötzlich der Gedanke, dass es manchmal schön gewesen wäre, auf ähnliche Art wie in die Vergangenheit auch im Zeitraffer in die Zukunft blicken zu können, um die Auswirkung mancher Entscheidung schon vorab zu ergründen.

Aber ob ich dann heute glücklicher wäre?
Ich glaube nicht.

Spontan fallen mir zwar so einige Situationen in meinem Leben ein, in denen mir dies vielleicht wichtig gewesen wäre, um mich „richtig“ entscheiden zu können und nicht am Ende vor Konsequenzen zu stehen, mit denen ich nicht gerechnet habe….
Möglich, dass ich mich dann manchmal anders entschieden hätte.

Andererseits – wenn ich den Gedanken weiter spinne – hätte ich dann aber auch manche Chance in meinem Leben verpasst. Schon weil ich meist dazu tendiere, lieber den sicheren Weg zu wählen als den riskanten. Und mancher Entscheidung wäre ich wahrscheinlich einfach auch aus dem Weg gegangen, wenn ich vorab gewusst hätte, was nachher dabei herauskommt…

Denn in der Rückschau betrachtet bin ich doch im Grossen und Ganzen ganz zufrieden mit dem Weg, den ich bis heute gegangen bin – Umwege und „Fehlentscheidungen“ inklusive.
Denn letzten Endes hat mich dieser Weg ja dahin geführt, wo ich heute bin.

Also ist es vielleicht ja doch ganz gut, das wir nicht vorab wissen, was hinter der nächsten Wegbiegung lauert. So bleibt uns wenigstens die Spannung auf das erhalten, was danach noch kommt….


In diesem Sinne:
Habt einen schönen Tag und bleibt wie immer gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:


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