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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Total abgedriftet?

Gerade im Blog einer uns ehemals gut bekannten Kommentatorin gelesen, zu der wir auch schon persönlichen Kontakt hatten:

Wer nun meint, mich in die Kategorie Querdenkerin einreihen zu müssen, weil ich Bücher lese die ökologische Medizin favorisieren und ganz sicher dem offiziellen Narrativ kritisch gegenüber stehen, nur zu. Allmählich begreife ich es als Ehrentitel. Sich umfassend und vorurteilsfrei zu informieren, sollte ein jeder, eine jede, für sich in Betracht ziehen. Querdenken kann so wundervoll befreiend sein, daher bin ich lieber in der Kategorie, als bei den Alternativlosen.

Und ich muss sagen , diese Sätze erschrecken mich in ihrer Deutlichkeit, zumal wir seinerzeit den Eindruck hatten, da einer Frau gegenüberzusitzen, die mit beiden Beinen fest im Leben steht. Aber dann kam Corona und ich hatte schon sehr zu Anfang das Gefühl, dass da jemand heftig abdriftet:

War es zunächst nur die kategorische Ablehnung von Masken und Lockdown-Massnahmen, verbunden mit der fast schon missionarischen Argumentation, man müsse sich nur „richtig“ ernähren, um auch ohne Impfung gut geschützt zu sein, kamen im Lauf der Zeit auch noch krude Verschwörungtheorien hinzu – verbunden mit mehr oder weniger lautem Gejammer über verloren geglaubte Freiheiten und schwärzesten Ahnungen über die Zukunft unseres Landes, die aus meiner Sicht jeglicher Grundlage entbehren.

Anfangs haben sowohl die Liebste als auch ich noch versucht, dagegen zu halten, irgendwann brach dann aber der Kontakt ab, weil das Konfliktpotential zu einfach zu gross wurde.
Und ich muss aus heutiger Sicht sagen, dass das wohl auch besser war.
Argumentativ war da einfach nichts mehr zu holen und die Ansichten drifteten immer weiter auseinander…. bis es überhaupt keine gemeinsame Basis mehr gab.

Auf der einen Seite wir, die Realos, auf der anderen Seite sie, die mehr und mehr pseudowissenschaftlichen Humbug verbreitete und mit Links und Lesetipps eher zweifelhafter Art zu untermauern versuchte. Das ging einfach nicht mehr….. ( und nein, ich werde mich jetzt keinem dieser Tipps auseinandersetzen, denn denen ist allesamt gemeinsam, dass sie auf Fehlschlüssen beruhen und keiner wirklich sachlichen und fundierten Überprüfung standhalten. Weshalb ich auch nichts zu deren weiterer Verbreitung beitragen möchte)

Was mir allerdings sehr zu denken gibt ist die Frage, wie jemand so falsch abbiegen und seinem Leben eine Richtung geben kann, die – inzwischen deutlich sichtbar – in die absolute Isolation führt:
Nun lese ich zwar den Blog dieser Frau nicht regelmässig, aber dennoch fällt mir bei meinen gelegentlichen Besuchen auf, dass selbst die früher regelmässigen Kommentator*Innen inzwischen absolut nichts mehr zum Geschreibsel dort sagen. Es gibt dort schon seit Wochen keine Kommentare mehr – weder Zustimmung noch Ablehnung, nicht mal bei Allerweltsthemen.
Einfach Null!

Gleichzeitig frage ich mich aber auch, ob man (ich?) das einfach unwidersprochen so stehen lassen kann, was dort geschrieben steht?
Oder ob es besser wäre, noch einen Versuch zu wagen, sich argumentativ damit auseinander zu setzen – schon um der alten „Freundschaft “ willen?
(Wobei ich allerdings auch so meine Zweifel habe, ob Argumente da noch was bringen würden, so unvereinbar, wie unsere Sichtweisen inzwischen sind?)
Andererseits steht aber auch, dass jede*r für sich selbst entscheidet, wie er/sie die Welt sehen will, welche Schlüsse er/sie aus seiner/ihrer Wahrnehmung zieht…. und auch das Recht, diese Erkenntnisse zu verbreiten?

Tja.
Irgendwie empfinde ich das gerade schon als ein Dilemma.
Aber anderseits bin ich auch froh, dass im aktuellen Blog der Dame keine Kommentare von mir auftauchen, schon weil ich persönlich nicht mit dem in Verbindung gebracht werden möchte, was dort zu lesen steht…. schon gar nicht mit allem, was dort mit „Querdenken“ zu tun hat. Denn das ist eine Welt, die ich ganz sicher nicht zu meiner machen möchte.

Insofern schreibe ich darüber auch lieber hier, in meinem „Revier“, was ich dazu zu sagen habe.

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Bleibt noch anzumerken, dass es sicher die Entscheidung jedes einzelnen ist, ob er sich impfen lässt oder nicht – und diese Entscheidung als solche kann ich auch akzeptieren . Zumal es durchaus auch persönliche Gründe geben mag, sich gegen eine Impfung zu entscheiden – auch in Kenntnis der Konsequenzen, die deswegen in Zukunft drohen könnten. (Kontaktbeschränkung – kostenpflichtige Tests – Ausschluss von Restaurantbesuchen oder Veranstaltungen usw.). Da muss dann aber auch klar sein, dass diese persönliche Entscheidung natürlich nicht zu Lasten der Allgemeinheit getroffen werden kann, wenn die überwiegende Mehrheit sich anders entschieden hat.

-_-_-_-

Was ich dennoch für sehr bedenklich halte, ist die Art und Weise, wie „die Querdenker“(als Gruppe gesehen) aus ihrer Impfgegnerschaft ein Dogma machen – verquirlt mit rechtem Gedankengut und umstürzlerischen Tendenzen.
Ein Dogma, welches unwidersprochen auf Dauer sicher nicht zur Stabilität in unserem Land beiträgt…..(und möglicherweise die Ursache werden könnten, dass wir alle uns noch auf lange Zeit mit Coronabedingten Einschränkungen herumschlagen müssen.)

Insofern gilt natürlich auch hier, was schon in anderen Beziehungen gilt:

Wehret den Anfängen!


Nachdenkliche Grüsse Euch allen – Habt ein schönes Wochenende und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:


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