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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Der Märchenfischer – Roman

Dieses Buch war der Anlass, mich nach längerer Zeit mal wieder mit dem Thema „E-Book selbermachen“ zu beschäftigen – weil es – obschon erst 2012 erschienen – nur in Papierform zu kaufen und nie als E-Book erschienen ist. Also hab ich mich anfangs bemüht, es in Papierform zu lesen, bin aber aufgrund meiner bekannten Schwierigkeiten dann doch schnell auf den Gedanken gekommen, daraus ein elektronisch lesbares Format zu machen:

Der Märchenfischer
von Rüdiger Preuss

Wobei die Arbeit sich  nur zum Teil gelohnt hat, wie ich jetzt (nachdem ich es fertig gelesen habe) feststellen muss:

Denn die Geschichte – handelnd vom Leben eines Vierzehnjährigen in einem Dorf der sechziger Jahre – reisst manche Themen nur an, von denen ich mir gewünscht hätte, dass sie mehr in die Tiefe gehen:

Eingebettet in schöne (und wirklich treffende) Beschreibungen des Dorflebens, wunderbare Naturbilder und die Geschichte einer ersten, zarten Liebe wabern im Untergrund die Ereignisse des letzten Krieges samt der Geschichte des Vaters und eines seiner Kriegskameraden, die sich beide (jeder auf seine Art) nicht von ihren Kriegserlebnissen und den Folgen der Gefangenschaft befreien können – bis hin zu einer in einem Koffer auf dem Dachboden versteckten SS-Uniform, die Daniel, der vierzehnjährige Held des Buches findet.

Doch darüber wird geschwiegen und auch Daniel stellt keine Fragen dazu, obwohl ihn diese alten  Geschichten ebenfalls umtreiben und er begierig jedes Bruchstück aufnimmt, was er dazu erfährt. Aber das ändert sich ein wenig, als Max – der Kriegskamerad des Vaters – im Dorf auftaucht und mit seiner unkonventionellen Art an einigen Grundfesten des Dorflebens rüttelt, obwohl er auch durch die zurückliegenden Erlebnisse traumatisiert ist und eigentlich nur einen Ort sucht, wo er in Ruhe leben kann.
Woraus sich eine Freundschaft zwischen Daniel und ihm entwickelt, die Daniel zwar neue Wege aufzeigt (aber seine Fragen zu seinem Vater auch nur bruchstückhaft beantwortet…..)
Wobei mich das aus heutiger Sicht fast ein wenig verwundert – speziell, wenn ich das relativ frische Erscheinungsjahr des Buches bedenke – und die Möglichkeiten, die sich aus dieser Konstellation hätten ergeben können….
Allerdings muss ich zugeben, dass es mir als Kind und Jugendlichem ähnlich ging und manche Familiengeheimnisse erst viel später geklärt wurden, einige sogar erst durch mühsame Recherche, nachdem mein Vater schon gestorben war, der zu Lebzeiten  auch nie darüber erzählen konnte. Insofern ist es etwas schade, dass diese Chance im Buch verpasst wird und nach jeder Passage dieser Art eine „Flucht“ in die Freiheit der Natur und zur Hütte am Fluss erfolgt, wo das Leben friedlich und harmonisch ist, aber auch nicht frei von Ängsten, wie sie Kinder an der Schwelle zur Pubertät nun mal haben.

Lesenswert fand ich das Buch trotzdem, zumal die nicht unwitzigen Beschreibungen des Dorflebens sich durchaus mit Erfahrungen decken, die ich selbst in dem Alter in „meinem Dorf“ machen durfte, also wirklich geeignet für eine kleine Zeitreise waren. Und schon deshalb (und auch wegen der wirklich poetischen „Naturbilder“ vom Fluss) hat das Buch von mir vier Sterne verdient, auch wenn mein Eindruck davon insgesamt etwas zwiespältig ist und einige Fragen offen bleiben.


Aber vielleicht waren ja auch nur meine Erwartungen etwas zu hoch?
Und vielleicht hat der Autor es auch ganz anders gemeint, als ich es am Ende verstanden habe?

-_-_-_-

Der Vollständigkeit halber auch noch der (halbwegs angemessene) Klappentext:

Daniel, der fast 14 Jahre alt ist, lebt im Löwengruben-Mief der 1960er Jahre auf dem Land, wo bei so manchem die Ahnengalerie lehmverschmierter Gummistiefel mindestens bis ins Mittelalter reicht. Wenn der Vater vom Krieg spricht, dann sind es keine Geschichten. Er spricht von seinem Kameraden Max Lennard, der immer irgendetwas zum Essen organisieren konnte und nach dem Krieg nach Amerika ausgewandert ist. Kurz vor der ersten Mondlandung kommt Max tatsächlich zu Besuch, „direkt aus Amerika in die Gartenzwergwelt unseres Vorgartens“.
Endlich findet Daniel in Max einen väterlichen Freund, dessen Leben nicht Alltagstrott und Biederkeit ist, sondern tiefsinnige Gespräche, in denen Freiheit denkbar ist. Max erzählt vom Märchenfischer, dem Schöpfer, der in jedem Wasser wohnt und wird selbst zu einem solchen: Er fischt Daniel aus der Grube der Langeweile und gibt ihn den Mut, seinen eigenen Weg zu gehen.

-_-_-_-

Bleibt noch anzumerken, dass ich dieses Buch auch gerne  – in elektronischer Form (für Kindle, Tolino oder als PDF) – weitergebe.
Wer also mag, kann es per Mail von mir bekommen….


Euch allen einen schönen Sonntagabend  eine wunderbare neue Woche – und wie immer:
Bleibt gesund und bleibt behütet!

Wir lesen uns


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Sonntagszitat 11/21

Das Sonntagszitat mit einem kurzen Text, den ich in einem meiner letzt-gelesenen Bücher  gefunden habe – bzw. diesmal in einem, was ich gerade als E-Book aufbereitet habe

Einfach so, aus dem Zusammenhang gerissen und – soweit es mich betrifft – diesmal mit durchaus konkreten Anlass, wenn ich beispielsweise an meine ganzen Zipperlein denke:

Ich habe mir neulich was notiert, falls ich vielleicht irgendwann mal Verwendung dafür habe, nur so ein Gedanke, der mir kam, als ich so vor mich hin gefahren bin. Passiert mir oft, so was. Er geht so:

»Die alten Träume waren gute Träume; sie haben sich nicht erfüllt, aber ich bin froh, sie gehabt zu haben.«

Ich weiß selbst nicht genau, was es bedeutet, aber ich werde es irgendwo verwenden……..

Aus Die Brücken am Fluss von Robert James Waller
Aber sagt, wie sehr Ihr das?

Euch allen einen wunderbaren elften Sonntag im diesem  Jahr.
Bleibt gesund und bleibt behütet!

Wir lesen uns


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