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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Britt-Marie war hier – Roman

Moin, Ihr Lieben!

Weil ich schon mal dabei war – und weil mir die beiden vorhergehenden Bücher wirklich sehr gefallen haben – habe ich gleich noch ein drittes Buch von Frederik Backman gelesen. Ein Buch, in dessen Zentrum wiederum nur ein einzelner Mensch mit vielen Ecken und Kanten steht aber dennoch ganz anders ist als die vorher gelesenen:

Britt-Marie war hier
von Frederik Backmann

Wobei man Britt-Marie, die Titelheldin, nach den ersten Seiten des Buches durch aus als „gestörte und etwas einfältige Persönlichkeit“ und betrachten kann, die in vielen Zwängen verhaftet ist, ihr Leben in Listen sortiert, sich auf ihren Haushalt fixiert,täglich Fenster putzt und die Böden wischt und überhaupt viel Wert auf Hygiene legt, nicht allzuviel von der Welt um sich herum versteht und schnell überfordert ist, wenn sich etwas ausserhalb ihres eingeschränkten Vorstellungsvermögens und ihrer selbstgemachten Regeln ereignet.
Fussball zum Beispiel, der Lieblingssport ihres Mannes, ist ihr völlig fremd, wie auch vieles andere, was den Alltag ihres Mannes bestimmt.

Und doch passiert es, dass Britt-Marie (sie legt Wert darauf, so angesprochen zu werden) sich von ihrer Welt löst, als sie begreift, dass ihr Mann eine Geliebte hat und sie nur noch als Menschen betrachtet, der seine häusliche Umgebung in Ordnung hält und seine Hemden bügelt. Und so landet sie beim Arbeitsamt auf der Suche nach einem Job. Denn der Mensch muss ja arbeiten, um zu leben.
Und so kommt es, dass sich Britt-Marie plötzlich in Borg wiederfindet, einem kleinen, vergessenen Dorf an einer Durchgangs-Strasse irgendwo im Nirgendwo – einen Dorf, dass im Lauf der wirtschaftlichen Rezension alles verloren hat, was ein Dorfleben ausmacht. Bis auf eine schmuddelige Pizzeria und ein heruntergekommenes Jugendzentrum, das man vergessen hat zu schliessen.
Und damit fängt die Geschichte an, in deren Verlauf Britt-Marie als Hausmeisterin des Jugendzentrums mehr und mehr über sich selbst hinauswächst und sogar zur Trainerin der Jugendfussballmanschaft des Dorfes wird, obwohl sie überhaupt nichts von Fussball versteht.
Eine Geschichte, die teilweise wirklich fantastisch wirkt, auch weil man als Leser mit Britt-Marie zusammen immer wieder Neues erlebt, was sie selbst am Anfang des Buches für unmöglich hielt – obwohl es eigentlich am Ende ganz logisch erscheint, dass es so gekommen ist , wie es gekommen ist.

-_-_-_-

Allerdings gibts auch einen kleinen Kritikpunkt an der sehr humorvoll und mit viel Tiefgang erzählten Geschichte (typisch Backmann, möchte ich sagen):
Ein Kritikpunkt, der sich übrigens auch in einigen Leser-Rezensionen auf Amazon findet, obwohl auch dieses Buch insgesamt ein wirklich schönes Leseerlebnis bietet (wobei ich im Nachhinein denke, dass es für den Aufbau und die Entwicklung des Buches wichtig ist, dass es so ist):
Die ersten Kapitel – bis Britt-Marie in Borg eintrifft und die eigentliche Geschichte beginnt – wirken eher flach und eindimensional und spiegeln damit auch das eingeschränkte Weltbild der Titelheldin wieder, das sich aber mehr und mehr aufweitet, nachdem sie in Borg angekommen ist – parallel zur Rasanz und der Spannung, welche die Handlung des Buches ab diesem Zeitpunkt bekommt.
Je weiter man gelesen hat (so ging es mir damit), um so weniger möchte man das Buch zum Ende hin aus der Hand legen, zumal die Handlung sich dann auch in mehrere Ebenen aufspaltet und am Ende nichts mehr unmöglich erscheint, was am Anfang weitab jeder Vorstellung lag. Für Britt-Marie nicht und für den Leser als Begleiter ihrer Entwicklung auch nicht.
Und das ist es, weshalb auch dieses Buch von mir die fünf Sterne bekommt, die sich auch schon die anderen beiden Bücher von Frederik Backmann verdient haben:

Denn schliesslich kommt es auf das Ende der Geschichte an, selbst wenn sie am Anfang wenig verspricht ;-)

-_-_-_-

Der Klappentext:

Britt-Marie liebt die Ordnung. Aber wer liebt Britt-Marie? Als sie plötzlich ganz allein dasteht, verschlägt sie ein Zufall nach Borg.
Borg ist ein abgehängter Ort, in dem außer dem Dorfladen nichts mehr zu funktionieren scheint. Ein Ort, in dem eigentlich keiner mehr Hoffnung hat. Doch Britt-Marie tut, was sie tun muss: Sie räumt auf in Borg …
Ein unglaublich bewegender und witziger Roman übers Neustarten und Mitspielen, über Freundschaft und Zukunft. Einfühlsam und mit seinem einzigartigen Humor geschrieben vom schwedischen Bestseller-Autor Fredrik Backman.

Amazon

Euch allen ein wunderbares Wochenende – und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der nun wieder einmal überlegen muss, was er als nächstes liest


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- 4 Bemerkungen zu “Britt-Marie war hier – Roman

  1. Das liest sich interessant. Vielleicht sollte ich doch ml wieder etwas anderes als einen Krimi lesen.
    In letzter Zeit kann ich mich aber schwer auf einen längeren Text konzentrieren.
    Euch ein schönes Wochenende

    1. Das mit der Konzentration dürfte bei den Büchern von Frederik Backmann kein Problem sein. Denn der schreibt einen locker-flockigen Stil und in relativ kurzen Kapiteln, die in sich fast geschlossen sind. Eigentlich Ideal, um immer mal wieder zwischendurch zu unterbrechen, ohne den Faden zu verlieren.

  2. Was ist außer dem bekannten Ove-Buch das zweite? Ich habe Ove fertig und muss es ja in die Bibliothek zurückbringen. Vielleicht haben die dort noch was.
    Ove ist mir trotz aller Sympathien an vielen Stellen doch eher unsympathisch geblieben mit seiner ständigen Muffligkeit, mit seinem oft grundlosen Meckern.
    Aber dass er zum Schluss so schönen Familienanschluss gefunden hat und „Opa“ wurde, hat natürlich mein Herz erwärmt.
    Und dass die „Tochter“ das ererbte Geld für eine Stiftung einsetzen will, fand ich auch sehr, sehr gut.

    1. Ich habe inzwischen drei Bücher von Frederik Backman gelesen und hier vorgestellt.
      Den „Mann namens Ove“ , „Britt-Marie war hier“ und „Eine ganz dumme Idee“ . Alle drei Bücher haben mich wirklich begeistert mit ihren Gemeinsamkeiten wie dem humorvollen Schreibstil und ihren auch mal etwas tiefsinnigeren Betrachtungen menschlichen Lebens und menschlicher Eigenarten – auch wenn sie ansonsten schon sehr „verschieden“ sind.
      Deshalb kann ich alle drei wirklich nur empfehlen – und ich bin sicher, dass das auch auf alle anderen Bücher des Autors zutrifft…. so dass ich vermutlich auch davon noch das Eine oder Andere lesen werde. Je nachdem, wann ich Lust dazu habe.

      Im Moment habe ich allerdings etwas ganz anders vor der Nase, das mal wieder aus der Science-Fictions -Ecke kommt.

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