5. November 2021 – Der Wilhelm

Eigentlich dachte ich, darüber müsste man kein Wort mehr verlieren. Aber die Realität der letzten Tage zeigt doch, dass ich damit wohl falsch lag.

„Inzidenz höher als im Frühjahr“, so betitelt die Tagesschau heute einen ihrer Beiträge, während andere Nachrichtenplattformen sogar berichten, dass es in unserem Land noch nie so einen hohen Stand an Corona-Infektionen gegeben habe und gar von „Rekorden“ sprechen und berichten, dass unsere amtierende Kanzlerin „in höchstem Grade besorgt“ sei.

Und tatsächlich scheint es so, dass zumindest der Regierungswechsel angesichts der steigenden Corona-Zahlen zur Unzeit kommt, auch weil die alte Ministerriege nur noch geschäftsführend (und vermutlich inzwischen etwas amtsmüde) agiert, während die neuen Amtsträger noch nicht feststehen und allenfalls aus den Koalitionsverhandlungen heraus ins Geschehen eingreifen können, ohne bisher eine klare Linie gefunden zu haben.
Anders kann ich es mir jedenfalls gerade nicht erklären, dass Herr Spahn in absoluter Selbstherrlichkeit das Ende der Corona-Massnahmen des Bundes am 15. November erklärt und somit die Bundesländer zwingt – jedes für sich alleine – entsprechende Regelungen zu beschliessen.
Was natürlich wieder zu einem Flickenteppich führen wird, weil in jedem Bundesland andere Prioritäten gesetzt werden: 2G, 3G, Lockdown für Ungeimpfte, Maskenpflicht, Testregeln usw. – all das steht gerade wieder in Frage, auch wenn inzwischen gut 2/3 der Bevölkerung geimpft sind. Und schlimmstenfalls lokal begrenzte Lockdowns für alle, wenn die Herrschaften das nicht bald in den Griff bekommen??

Besorgniserregend auch die Umfrage, aus der hervorgeht, dass viele der Ungeimpften sich allen Appellen und Argumenten zum trotz auch weiterhin nicht impfen lassen wollen…

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Andererseits allerdings fühle ich mich persönlich inzwischen als voll Durchgeimpfter und sogar Geboosterter relativ sicher (auch wenn der Anitkörper-Titer erst noch getestet werden muss) – und auch die Liebste wird ihren Booster wohl spätestens im Februar bekommen, so dass wir beide vermutlich ganz zuversichtlich davon ausgehen können, dass es für uns nicht so schlimm kommen würde, wenn Corona uns doch noch erwischen sollte.

Auch einen Lockdown (sollte er hier in Hamburg nochmal kommen) würden wir wohl ganz locker überstehen können, denn schliesslich haben wir ja genug Übung darin – und Maskenpflicht kann es von uns aus gesehen auch ruhig noch länger geben, denn inzwischen (das geht uns beiden so) fühlen wir uns ohne das Ding im Gesicht in der Öffentlichkeit teilweise schon regelrecht nackig…

Also könnten wir uns bezogen auf unsere persönliche Situation wohl halbwegs entspannt zurücklehnen – frei nach Wilhelm Busch:

Aber das alleine ist es ja nicht.
Denn natürlich denken auch wir weiter, besonders, wenn wir – wie gerade aus unserem Bekanntenkreis – hören, dass auch hier in Hamburg Krankenhäuser schon wieder dicht vor der Belastungsgrenze stehen und Pflegepersonal (das kenne ich nur zu gut aus eigener Erfahrung) schon lange Zeit über dem Limit arbeitet. So weit, dass oft die persönlichen Belastungsgrenzen überschritten werden und mehr und mehr Kollegen aus Krankheitsgründen deswegen ausfallen.
Und das alles nur, weil eine Minderheit sich aus purem Egoismus heraus nicht impfen lassen will – und lieber in Kauf nimmt, dass alle anderen belastet und gefährdet werden, als selbst Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen in der (und von der) sie leben….

Wozu ich ganz offen bekenne, dass mein (als Risikokandidat trotz Impfung) ohnehin nie grosses Verständnis für diese Schrumpfdenker und ihr Geschwurbel inzwischen deutlich unter Null gesunken ist – will sagen, ich wäre inzwischen wirklich dafür, diese Menschen deutlich massiver als bisher einzuschränken und für ihr unterlassenes Handeln zur Verantwortung zu ziehen.
Beispielsweise mit durchgängig 2G bei Veranstaltungen, in Restaurants und auch im Einzelhandel, (bis auf wenige 3G Einkaufsmöglichkeiten für Grundnahrungsmittel zu stark limitierten Zeiten und an stark limitierten Orten), 3G in öffentlichen Verkehrsmitteln und am Arbeitsplatz, mit täglicher (meinetwegen auch kostenloser)Testpflicht und auch mit einer deutlichen Selbstbeteiligung an den Behandlungskosten im Falle einer Corona-Erkrankung für Menschen, die sich hätten Impfen lassen können, dies aber verweigert haben…

Das mag zwar etwas hart klingen – aber schliesslich ist jeder für sein Handeln selbst verantwortlich – wie auch für die Konsequenzen, die sich daraus ergeben…

Und dabei lasse ich auch das Argument nicht mehr gelten, dass wir ja keine Impfpflicht haben (warum eigentlich nicht – nicht mal in Gesundheitsberufen?) und jeder selbst entscheiden darf, was gut für ihn ist.
Denn schliesslich sind es ja die Schrumpfdenker, die mit ihrer Entscheidung mal wieder die ganze Gesellschaft in Haftung nehmen, weil mit den vermutlich kommenden Corona-Massnahmen auch wieder die betroffen sein werden, die sich – möglicherweise auch aus ihrer Verantwortung für die Gemeinschaft heraus – für eine Impfung entschieden haben.

Nur mal zur Erinnerung:

„Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.“
Immanuel Kant

Das ist wahrlich keine neue Erkenntnis…. zumal wir Geimpften auf dem Umweg über Steuern und Krankenkassenbeiträgen ja auch für die Kosten mit aufkommen, die nur entstehen, weil einzelne ihren Beitrag nicht leisten wollen….

Und ausserdem:
Auch meine persönlich Freiheit als Risko-Patient wird wieder um so mehr eingeschränkt, je länger diese Deppen die Impfung verweigern und je mehr das Infektsionrsiko damit auch für mich wieder steigt…

Habt noch einen schönen Tag und ein wunderbares Wochenende – und bleibt weiterhin gesund und behütet!
Wir lesen uns