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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Mit einem Taxi nach Paris?

Um noch einmal kurz auf gestern zurück zu kommen:
Natürlich ist mir klar, dass die gesetzlichen Regelungen nun mal so sind, dass ich damit momentan noch keinen Anspruch auf das Merkzeichen aG und damit auf einen Behindertenparkplatz vor unseren Haus habe.

Und das ist es auch gar nicht mal. was mich  in diesem Zusammenhang gestern so frustriert hat, sondern dafür spielten ganz andere Dinge eine Rolle – allen voran, dass unser Auto gestern mal wieder mehr als einen halben Kilometer weit weg stand, was neben der (bei jedem Gang vor die Tür) zu überwindenden Treppe von vorneherein nicht motivationsfördernd ist, wenn ich etwas vorhabe und das Auto brauche.
Denn ich weis halt genau, dass ich da (trotz vorher genommener Bedarfsmedikation) nicht „mal eben schnell“ hin komme, ohne schmerzbedingt mindestens zwei mal stehen bleiben zu müssen.
Schmerzen, die nicht sein müssten, wenn die Parksituation hier anders wäre…..
Zumal sie an manchen Tagen ( nicht immer) schon einsetzen, wenn ich kaum die Treppe runter bin.

Was  mich inzwischen mehr und mehr in eine Vermeidungshaltung drängt, die nicht wirklich gut ist:
Denn eigentlich ist das einzig wirksame Mittel gegen meine Durchblutungsstörungen regelmässiges und kontiniuierliches Gehtraining  – immer bis an die Schmerzgrenze heran – Pause machen –  weitergehen bis an die Schmerzgrenze heran –  Pause manchen –  weiter gehen bis…. – uswusw.  Und ich weis auch, dass das funktioniert, um so besser, je mehr ich mich in einer Umgebung bewege, die mich motiviert, weiter zu laufen (in Bad Nauheim beispielweise während  der Reha – oder auf Helgoland – war das kein Problem, immer wieder bis an die Grenze zu gehen).
Aber in Alltagssituationen fällt mir das zunehmend schwerer, zumal wenn ich dann nicht mit dem Trainingsgedanken im Kopf losgehe, sondern nur, um einzukaufen, zum Arzt muss oder – wie gestern – „nur schnell“ etwas (indem Fall den Couchtisch) aus dem Auto holen will….
Dazu kommt auch noch, dass es ja nicht nur die belastungsbedingten Schmerzen in den Beinen sind, die mich täglich  plagen, sondern dass ich mich schon seit längerer Zeit nicht mehr erinnern kann, einen wirklich komplett schmerzfreien Tag gehabt zu haben. Wobei auch noch das Rheuma und mein Rücken (immer noch!) ins Spiel kommen, die ebenfalls ein Grund sind, dass Novalgin zu meinen Grundnahrungsmitteln gehört und ich auch ohne Gehübungen keinen Tag ohne auskomme – je weniger, um so kühler es wird….

Und das war der Punkt, der mir gestern nach dem Telefonat mit dem Sachbearbeiter beim Versorgungsamt durch den Kopf ging – zusammen mit der normalerweise gut verdrängten Überlegung, dass da wenig Aussicht besteht, eine gravierende Änderung zu erreichen. Die Hoffnung darauf gibt mein Gesundheitszustand  nun mal nicht her, selbst wenn ich mich aufraffen könnte, jeden Tag hundert Runden durchs Dorf zu drehen…..

-_-_-_-

Aber zum Glück drücken mich solche Gedanken meisst nicht allzu lange  (wie gesagt, ich bin diesbezüglich ein Meister im Verdrängen) und führen eher zu der Überlegung, was denn stattdessen geht, wenn der Behindertenparklatz nun offensichtlich nicht geht und das damit zusammenhängende Problem ein Dauerndes sein wird?

Und in dem Zusammenhang fiel gestern im Chat mit der Liebsten auch schon mal das Wort „Umzug“ – was möglicherweise langfristig wirklich eine Lösung sein könnte?
Aber das will wirklich richtig gut überlegt sein, zumal damit auch solche Dinge zusammenhängen wie der Arbeitsweg der Liebsten, die Umstände, die damit verbunden sind und nicht zuletzt  auch der Balkon, auf den ich zwar gut verzichten könnte, die Liebste aber ganz sicher nicht…..

Und als kurzfristige Lösung ginge vielleicht, dass ich mich wieder ein wenig mehr auf Ressourcen besinne, die mir ja auch zur Verfügung stehen?

Wozu bei warmem Wetter ohne Frage mein Roller gehört, der bekanntlich direkt vor der Haustür parkt – und ich ansonsten ja auch mein „Luxusticket“ habe, mit dem ich kostenfrei öffentliche Verkehrsmittel nutzen kann (die Bushaltestelle liegt auch direkt vor der Haustüre), ich also für einen Teil meiner „Erledigungen“ nicht aufs Auto angewiesen bin, jedenfalls so lange es sich nicht um einen Grosseinkauf handelt… (dennoch eine Möglichkeit, die ich Coronabedingt gerade nicht so gerne nutze)
Was   – weiter gedacht – vielleicht aber in Bezug auf die Parkprobleme eine Lösung bieten könnte:
Denn niemand sagt, dass es verboten ist, mit dem Bus zum Auto zu fahren, wenn der nächste freie Parkplatz zwei Haltestellen weiter die Strasse runter liegt – oder (wenn andere Leute schon mit dem Taxi nach Paris fahren – ich weis, das klingt jetzt ein wenig verrückt) ein Taxi zu nehmen, wenn mir der Weg zu weit ist und das Autos so steht, dass kein Bus daran vorbei fährt.:

 

Das ginge immerhin und könnte die Motivationslücke überbrücken helfen, wenn sie mal wieder zu gross ist.

Also:
Schaumermal wie es weiter geht, zumal die Welt heute schon wieder um einiges positiver aussieht, wenn ich schon wieder anfange rumzublödeln…


Euch allen wünsche ich einen schönen Tag!
Bleibt gesund und bleibt behütet. (und sorry für den Ohrwurm)

Wir lesen uns


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- 25 Bemerkungen zu “Mit einem Taxi nach Paris?

  1. So eine Wohnung wie Gudrun sie hat, behindertengerecht und ebenerdig und mit schönem Grün ringsum, das wäre das Richtige – aber leicht zu finden dürfte das nicht sein…
    Als ich noch mit fahrbarem Untersatz unterwegs sein konnte, ein Freund hat mir manchmal seinen kleinen roten Sportwagen geliehen ;-) oder ich habe mir ein Mietauto geleistet, bin ich auch manchmal mit der Trambahn oder dem Bus ein, zwei Stationen vom Parkplatz nach Hause gefahren. Ich kann mich daran erinnern, dass ich einmal sehr flott in knapp einer Stunde von Berchtesgaden nach München gesaust bin, und dann innerhalb meines Viertels eineinhalb Stunden lang gebraucht habe, um eine Parkmöglichkeit zu finden…
    Hab einen guten und möglichst unbeschwerten Tag!

  2. Im Prinzip bin ich einem Umzug ja nicht abgeneigt und könnte mir auch vorstellen, etwas ländlicher zu wohnen. Allerdings dürfte das im Speckgürtel von Hamburg auch kaum zu bezahlen sein und wir wohnen nun mal ausgesprochen günstig

      1. Deshalb ja Speckgürtel… sonst könnten wir ja auch in die Wallapampa ziehen, wobei dagegen unser Alter spricht.Solange einer von uns beiden hinter´s Steuer kann, kein Problem, aber wenn das mal nicht mehr geht…

  3. Ein Freund ist Taxifahrer. Wenn ich im Lotto gewonnen hätte, wären wir mit dem Taxi nach Paris gefahren. Es war nicht sein Taxi und sein Chef hatte Glück, dass ich nicht im Lotto gewonnen habe. Die haben das Ding nämlich in Schichten genutzt.
    Ich bedanke mich für den Ohrwurm. Den singe ich immermal lauthals mit.
    Das Theater mit dem Treppensteigen kenn ich zu gut. War ich endlich unten, hatte ich solche Schmerzen dass ich hätte sitzen bleiben mögen. Das ging aber gar nicht. Statt dessen ging jetzt der Gang zur Straßenbahn los und der war weit. Einfach mal losspazieren ging nicht. Ich musste ja auch jedesmal wieder zurück und die Treppe wieder rauf.
    Meine Genossenschaft baut gerade ein Viertel alten- und vehindertengrrecht um, d.h. mit Fahrstuhl und Tiefgarage unter der Wiese im Innenhof und behindertengerechten Zugang zur SBahn. Dort zu wohnen könnte ich mir nicht leisten, aber mit meiner jetzigen Wohnung bin ich mehr als gut bedient. Mein Nachbar und ich haben einen Extraraum, der gut von unseren Wohnungen aus zu erreichen ist. Dort sind Ladestationen für E-Rollis und davor ein Weg, der einen ohne Hindernisse zur Straße bringt. Behindertenparkplätze gibt es auch.
    Das Schönste aber ist der große Balkon, den ich barrierefrei erreichen kann. Meine Gartenbauleute lassen die Büsche davor auf meinen Wunsch etwas höher. Ich sitze dort wie im Gartenhäuschen.
    Ich bin froh, den Umzug geplant und durchgezogen zu haben, denn besser wird es mit meiner Erkrankung nicht mehr. Es war ein bisschen doof, denn der Umzug kam mitten in die erste Kontaktbeschränkung. Aber jetzt ist alles gut.

    1. Deine Geschichte hatte ich auch ein wenig vor Augen, Gudrun.
      Zumal der Umzug in eine barrierefreie Wohnung für mich sicher auch irgendwann nötig wird.
      Das Problem dabei ist aber hier in Hamburg auch, dass für selbst für solche Wohnungen ja in Hamburg üblicherweise auch keine Parkmöglichkeiten vorgesehen sind, seit die Stadt immer mehr auf Verdichtung der Wohnbebauung setzt und Parkplätze bei Neubauten nicht mehr zwingend vorgesehen werden müssen. (was wir ja auch hier merken, wo noch paradiesische Parkverhältnisse herrschten, als wir hergezogen sind.)
      Und in Altbauvierteln (wie beispielsweise in Eppendorf, wo meine Schwiegermutter wohnt) ist Parkraum ohnehin immer knapp und Anwohnerparkzonen, die das entzerren könnten die grosse Ausnahme…..

      Stattdessen werden mehr und mehr Parkmöglichkeiten der Idee einer fahrradfreundlichen Stadt geopfert – was im Prinzip ja auch gut und richtig wäre, wenn dabei nicht auch die Möglichkeiten eines wohnungsnahen Stellplatzes (zumindest für Leute, die aus gesundheitlichen Gründen aufs Auto angewiesen sind) gleich mit über die Tischkante gekippt worden wären. Wie man ja schön am Beispiel der nun abgeschafften Ausnahmeregelungen sehen kann….

      1. Da, wo ich erst gewohnt habe, also gleich um die Ecke, war gegenüber meines Hauses ein Parkhaus, indem man eine abgeschlossene Box mieten kann. Manchmal muss man ein Weilchen warten, bis eine frei wird. Vielleicht gibt es bei euch ja irgendwo so etwas.
        Ich kannte die barrierefreien Wohnungen hier nicht, bin einfach zu meiner Genossenschaft gedackelt und habe erzählt von einen Problemen. Auch weiß ich, dass manche Wohnungen gar nicht auftauchen in den Onlineportalen. Schwatz doch mal mit deinem Vermieter oder einem anderen.

        1. Dis Sache mit unserem Vermieter wäre wahrscheinlich noch gar nicht mal das Problem.
          Da müssten wir uns eigentlich nur auf de Warteliste setzen lassen….. und hätten als langjährige und pünktlich zahlende Mieter vermutlich in gut einem Jahr ein passendes Angebot….
          Allerdings wäre die grosse Frage, ob die Wohnung dann so gelegen ist, dass wenigstens das Parkproblem keines mehr ist…

  4. Ich glaube, jeder der die gleichen Probleme hat wie du, und auch einige andere hier – mich eingeschlossen – haben immer wieder mal solche Gedanken. Ich gehe ja auch mit dem Gedanken schwanger, irgendwann DIE ideale Wohnung zu finden … in der richtigen Größe, ebenerdig, bzw. barrierefrei, bezahlbar, Parkplatz am Haus, Einkaufsmöglichkeiten ganz in der Nähe usw. usf. Der verrückte Witz an der Sache ist, dass ich, als ich noch zu 100 % gesund war, exakt solche Wohnungen in HH bewohnt habe. Tja, und heute, wo man so ein Prachtstück benötigen würde, findet man nichts oder nur total überteuert. Dann eben preiswert und Taxi.

    Es ist übrigens ein Trauerspiel, dass man dir keinen Behindertenparkplatz zuweist. Was muss denn sein, damit dir einer zustehen würde? Shayz Bürokratie! :-/

    1. Wie sagte doch der Mann vom Versorgungsamt gestern etwas überspitzt:

      So wie die Regelungen in Hamburg jetzt sind, werden neue personengebundene Behindertenparkplätze in Zukunft wohl nur noch an Leute vergeben, die weniger als zehn Meter selbständig laufen können…

      Und ich fürchte, darauf wird es hinauslaufen….

        1. So ein Ding müsste mir die Krankenkasse wohl jetzt schon zahlen, wenn ich es ernsthaft darauf anlegen würde…..
          Wobei dann gleich als nächstes das Problem auftauchen würde, dass man das Ding hier im Haus nicht laden kann, ohne jedesmal den Akku auszubauen und mit in die Wohnung zu nehmen.
          (Und ausserdem passt es nicht ins Auto. Das wäre zwar hoch genug dafür, aber leider einen guten halben Meter zu kurz)

          1. Weil ich keine Unterstellmöglichkeit habe, deshalb habe ich noch kein solches Gefährt. Auf ein Auto würde ich sowieso verzichten (habe jetzt schon keines mehr). Alles nicht so einfach *seufz*

  5. Das sind ja wirklich erschwerte Bedingungen unter denen ihr dort lebt.
    Als kürzlich Frau Momo über die Einkäufe die ihr als Reserve habt geschrieben hat und unter anderem schrieb, dass ihr einiges im Kofferraum Eures Autos lasst da habe ich gedacht das Auto das steht vor der Tür da gehen die mal eben runter und holen das rein. Hustekuchen. Das kann ich mir hier in unserer beschaulichen Stadt überhaupt nicht vorstellen. In der Zeit die ihr braucht um zu eurem Auto zu gehen bin ich schon im Geschäft und habe eingekauft das will ich jetzt nicht ins Lächerliche zeigen, ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen.
    Ich wohne in der ersten Etage da fällt mir manchmal schon sehr schwer die Treppe runter und noch mal in den Keller zu meiner Waschmaschine zu gehen. Derartige Wege die ihr zu eurem Auto machen müsste, da sitze ich ja schon lange im Autobus und fahre in die Stadt.
    Und dann gibt es bei uns für manche Behinderte in der Nachbarschaft einen Stellplatz tatsächlich direkt vor der Tür. Wie die an ihre entsprechenden Bescheinigungen gekommen sind das weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht was die im Einzelnen für Beschwernisse haben.
    Mir tut alles weh wenn ich mir vorstelle wieviel Du,Wilhelm, laufen musst, wenn ich für diese kleinen Stücke schon immer meinen Rollator nutzen muss weil es mir sonst zu viel wird.

    1. Normalerweise mach ich darum ja auch nicht viel Aufhebens, weil das wohl normal und auch der Preis dafür ist, in einer Grosstadt zu leben – egal, ob die Hamburg, München, Leipzig, Bielefeld oder Berlin heisst.
      Wie es sicher auch ein Nachteil ist, dass die Bebauung viel enger und (vor allem auch höher) ist als in kleinen Städten.
      Insofern ist das also in Kauf zu nehmen, zumindest sol lange meine Liebste noch arbeiten muss.
      Auch wenn ein Leben in der Kleinstadt sicher einige Vorteile bieten würde, was meine Einschränkungen angeht.

    2. Die Einkaufsmöglichkeiten bei uns auf der Insel sind so dolle nicht, da ist nichts mit mal eben ins Geschäft. Und das Auto steht ja auch oft genug mehr oder weniger vor der Tür. Und ich bin ja auch noch da und kann immer mal was mit hochnehmen. Ich kann zwar nicht so schwer schleppen, aber laufen kann ich noch gut :-)

  6. Gerade hatte ich zu diesem Thema was geschrieben das scheint alles verschwunden zu sein keine Ahnung was da passiert ist.

  7. Ich kann mich daran erinnern, daß eine Fahrt von Halle (Saale) nach Nürnberg für drei Personen an einem 24.12. vor vielen Jahren nur die Hälfte der Bahnfahrt kostete … Aber dekadent fühlten wir uns dabei schon ;-)

  8. Meine Schwimu meldete ihrem Vermieter den Wunsch zu einen Wohnungstausch. 6.Stock gegen eine Wohnung im ersten. Sie hatte damals Glück und fand eine junge Familie im Haus um zu tauschen. So blieb ihr noch für eine Zeit ihre Nachbarschaft erhalten.

    1. Die Möglichkeit wäre bei unserem Vermieter (immerhin der grösste in Hamburg) möglicherweise auch gegeben. Die haben sogar eine Tauschbörse auf Ihrer Website.

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