– – tageweise unsortiertes – –
„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Das Sonntagszitat 04/22

Eigentlich hatte ich für mein heutiges Sonntagszitat ein ganz anderes Thema angedacht, aber aus aktuellem Anlass möchte ich Euch heute lieber mit einigen zusammengefassten und etwas gerafften Zitaten aus einem zwei Jahre alten Traktat des ehemaligen Papstes „beglücken“, von dem in den letzten Tagen in der Pressse immer wieder die Rede war.
Denn mit ein wenig Recherche ist das tatsächlich (auf den Seiten des Kölner Domradios) in deutscher Übersetzung im Netz zu finden:

Ich erinnere mich noch, wie ich eines Tages in die Stadt Regensburg gehend vor einem grossen Kino Menschenmassen stehen und warten sah, wie wir sie vorher nur in Kriegszeiten erlebt hatten, wenn irgendeine Sonderzuteilung zu erhoffen war. Im Gedächtnis ist mir auch geblieben, wie ich am Karfreitag 1970 in die Stadt kam und dort alle Plakatsäulen mit einem Werbeplakat verklebt waren, das zwei völlig nackte Personen im Grossformat in enger Umarmung vorstellte.
……
Zu den Freiheiten, die die Revolution von 1968 erkämpfen wollte, gehörte auch diese völlige sexuelle Freiheit, die keine Normen mehr zuliess. Die Gewaltbereitschaft, die diese Jahre kennzeichnete, ist mit diesem seelischen Zusammenbruch eng verbunden.
…..
Zu der Physiognomie der 68er Revolution gehörte, dass nun auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde. Wenigstens für die jungen Menschen in der Kirche, aber nicht nur für sie, war dies in vieler Hinsicht eine sehr schwierige Zeit. Ich habe mich immer gefragt, wie junge Menschen in dieser Situation auf das Priestertum zugehen und es mit all seinen Konsequenzen annehmen konnten.

Josef Ratzinger / aka Papst Benendikt XVI. , 11.04.2019 zur Krise in der katholischen Kirche

Wobei ich mich gerade frage, was der Herr R.. damit meint, wenn er von „allen Konsequenzen“ spricht? Denn da steckt ja wohl die Erwartung dahinter, dass junge Menschen ihre Priester als Leitfiguren sehen sollten, die mit ihren Worten und Handlungen ein Vorbild sind.

Was aber, wenn diese Worte von doppelzüngiger Moral geprägt sind und die Handlungen (schlimmstenfalls in Form von Missbrauch) vor allem auf den eigenen Egoismus ausgerichtet sind – maskiert als „Gottes Wille“?

Aber lassen wir den Herrn R. nochmal zu Wort kommen, denn ein paar Absätze weiter schreibt er diesen Satz:

Die westliche Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der Gott in der Öffentlichkeit abwesend ist und für sie nichts mehr zu sagen hat. Und deswegen ist es eine Gesellschaft, in der das Mass des Menschlichen immer mehr verloren geht. An einzelnen Punkten wird dann mitunter jählings spürbar, dass geradezu selbstverständlich geworden ist, was böse ist und den Menschen zerstört. So ist es mit der Pädophilie.
……
Vor kurzem noch als durchaus rechtens theoretisiert, hat sie sich immer weiter ausgebreitet.

siehe oben

Da irrt er, der Herr R:
Pädophilie stand in Deutschland immer unter Strafe, genau wie „Unzucht mit Abhängigen“ – was ja wohl auch auf das Verhältnis von Priestern zu ihren jugendlichen Ministranten zutrifft.

Wieso konnte Pädophilie ein solches Ausmass erreichen? Im letzten liegt der Grund in der Abwesenheit Gottes. Auch wir Christen und Priester reden lieber nicht von Gott, weil diese Rede nicht prakisch zu sein scheint. Nach der Erschütterung des 2. Weltkriegs hatten wir in Deutschland unsere Verfassung noch ausdrücklich unter die Verantwortung vor Gott als Leitmass gestellt. Ein halbes Jahrhundert später war es nicht mehr möglich, die Verantwortung vor Gott als Massstab in die europäische Verfassung aufzunehmen. …

ebenda

Und auch damit liegt er falsch.
„Gott als Masstab aller Dinge“ (und damit katholische Moralvorstellungen, so wie er sie versteht) können nicht moralische Grundlage einer Gemeinschaft sein, wenn damit ein grosser Teil der Menschen ausgeschlossen wird, die anderes glauben oder für die ein Gott nicht existent ist.
Denn die sind in der Regel auch keine schlechteren Menschen als ein „guter Katholik“ – auch ohne „christlichen Überbau“

…. Gott wird als Parteiangelegenheit einer kleinen Gruppe angesehen und kann nicht mehr als Massstab für die Gemeinschaft im ganzen stehen. In diesem Entscheid spiegelt sich die Situation des Westens, in dem Gott eine Privatangelegenheit einer Minderheit geworden ist.

Was auch gut und richtig ist!
Schliesslich zählt „Glaubensfreiheit“ aus gutem Grund (und ohne die Notwendigkeit eines päpstlichen Segens) zu den in der Verfassung geschützten Grundrechten – sowohl hier in Deutschland als auch in der EU und in vielen Teilen der restlichen Welt..
Schon deswegen kann das Christentum mit seinen aus der Theologie geprägten Werten nicht als einziger Masstab herhalten und ein Alleinvertretungsrecht für sich in Anspruch nehmen.

Erst Recht nicht, wenn man die Kriege und die vielen Toten in Betracht zieht, die in der Vergangenheit als Folge dieser als „gottgegeben“ angesehenen Vormachtstellung zu beklagen waren. Hatte nicht auch der Holocaust eine seiner Ursachen in kirchlich propagiertem und gestütztem Judenhass mit jahrhunderte langer Tradition?

Wenn es dann auch noch Teil der „katholischer Moralvorstellung“ ist, Straftäter zu decken, (wie es ganz offenbar der Fall ist, solange sie aus den eigenen Reihen kommen), und das höchste Ziel dieser Moralvorstellungen darin besteht, das eigene Nest nicht durch berechtigte Kritik daran „beschmutzen“ zu lassen , dann spreche ich für meinem Teil einer Kirche jeglichen Führungsanspruch ab, die dies vertritt.
Was im übrigen auch für die von Ratzinger an anderer Stelle formulierte „Unfehlbarkeit priesterlichen Handelns“ gilt. Auch Priester sind Menschen mit Wünschen und Bedürfnissen (auch nach menschlicher Nähe, wie jeder von uns) und als solche nicht vor Fehlern gefeit.

Fraglich halt nur, ob das hartnäckige Propagieren mittelalterlicher Moral der richtige Weg ist, sie davor zu bewahren:

Diese Auflösung der moralischen Lehrautorität der Kirche musste sich notwendig auch auf ihre verschiedenen Lebensräume auswirken. In dem Zusammenhang (……) interessiert vor allem die Frage des priesterlichen Lebens, zudem die der Priesterseminare. Bei dem Problem der Vorbereitung zum priesterlichen Dienst in den Seminaren ist in der Tat ein weitgehender Zusammenbruch der bisherigen Form dieser Vorbereitung festzustellen:
In verschiedenen Priesterseminaren bildeten sich homosexuelle Clubs, die mehr oder weniger offen agierten und das Klima in den Seminaren deutlich veränderten. In einem Seminar in Süddeutschland lebten Priesteramtskandidaten und Kandidaten für das Laienamt des Pastoralreferenten zusammen. Bei den gemeinsamen Mahlzeiten waren Seminaristen, verheiratete Pastoralreferenten zum Teil mit Frau und Kind und vereinzelt Pastoralreferenten mit ihren Freundinnen zusammen. Das Klima im Seminar konnte die Vorbereitung auf den Priesterberuf nicht unterstützen……

Bei diesen Sätzen spüre ich förmlich den Ekel und die Missgunst des starrsinnigen alten Mannes in Rom, der für sich alleine in Anspruch nimmt, die Wahrheit gepachtet zu haben und sich keines Fehlers bewusst ist.

Wie sonst sollte man es verstehen, dass ihm ausser ein paar Gebeten für die Opfer keine Lösung einfallen will?.
Genau das ist aber vermutlich mit ein Grund, warum es jetzt so kommen musste, wie es gekommen ist.
Beten alleine ist nun mal keine Lösung – und eine erzwungene Ehe- oder Beziehungslosigkeit macht Priester auch nicht zu besseren Menschen. Im Gegenteil geht damit wohl eher so mancher Masstab für Recht und Unrecht im zwischenmenschlichen Bereich verloren – was mit zu solchen Auswüchsen und Grenzüberschreitungen führt, wie sie seit Jahrenzehnten immer wieder ans Licht kommen und offenbar auch schon weit vor der „sexuellen Revolution der 68er“ Gang und gäbe waren..
Ungefragte kirchliche Einmisschung in Lebensbereiche inklusive, die schon mangels eigener „Sachkenntnis“ dafür tabu bleiben sollten. Schliesslich holt sich ja auch keiner Hilfe beim Gärtner, wenn er Probleme mit seinem Computer hat…

Aber statt zu seiner Verantwortung zu stehen und weitgehende Reformen zu begründen, schweift der Herr R. im Rest des Traktates lieber ins hochtheologische und gar ins mystische ab und wäscht ansonsten seine Hände in Unschuld:
Schlussendlich (und grob zusammen gefasst) sind für ihn ja (wie immer) nicht die beteiligetn Menschen, sondern der Teufel schuld, wenn im Hause Gottes etwas schief läuft – also gibt es auch keinen Grund, die eigenen Einstellungen oder Ansprüche zu überprüfen und als Konsequenz daraus die deswegen entstandenen Missstände zu verändern:

Die Krise, die durch die vielen Fälle von Missbrauch durch Priester verursacht wurde, drängt dazu, die Kirche geradezu als etwas Missratenes anzusehen, das wir nun gründlich selbst neu in die Hand nehmen und neu gestalten müssen. Aber eine von uns selbst gemachte Kirche kann keine Hoffnung sein.
…..
Es geht heute in der Anklage gegen Gott vor allen Dingen darum, seine Kirche als ganze schlechtzumachen und uns so von ihr abzubringen. Die Idee einer von uns selbst besser gemachten Kirche ist in Wirklichkeit ein Vorschlag des Teufels, mit dem er uns vom lebendigen Gott abbringen will durch eine lügnerische Logik, auf die wir zu leicht hereinfallen.

Und mit dieser Nebelkerze wischt er jeden Ansatz einer Reform vom Tisch….

Kein Wunder, dass der katholischen Kirche mehr und mehr Gläubige abhanden kommen und sie sich damit quasi selbst abschafft. Um so rasanter, je länger sie an solchen überkommen Dogmen a la Ratzinger festhält und griesgrämigen, weltfremden alten weissen Männern wie ihm die geistige Führung überlässt…

(und nein, es ist unter den gegebenen Umständen auch nicht schade darum – Ich kann jedenfalls jeden gut verstehen, der sich unter dem kaputten Dach dieser Kirche nicht mehr wohlfühlen kann)


Habt trotzdem alle einen schönen Sonntag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

(der gerne noch einen (durchaus ernst gemeinten) Vorschlag nachschiessen möchte:)

Das dürfte zwar kein Allheilmittel sein, aber es wäre wenigstens ein Anfang……

-495-

Panta Rhei am Heiligen Abend

Heute, am Morgen des heiligen Abends im Jahre 2021, muss ich meinen Blogbeitrag tatsächlich mal etwas philosophisch beginnen – mit einem Zitat des guten alten Platon:

Panta Rhei
(alles fliesst)

Denn tatsächlich sind die Dinge ja wieder buchstäblich im Fluss – nicht nur, was die Verstopfung in unserem Abwasserrohr angeht – und somit konnte seit gestern abend auch bei uns weihnachtlicher Frieden einkehren:

Denn während ich mich den Tag über mit nichts anderem beschäftigt habe, als in unserem Badezimmer einen Riesenferkelei anzurichten war die Liebste gestern ausgesprochen fleissig, hat eingekauft, in der Küche getan und gemacht und nicht zuletzt auch unseren Weihnachtsbaum geschmückt und unsere Mitbewohner bei Laune gehalten – die ob der ungewohnten Situation im Badezimmer doch gehörig irritiert waren, wo ausgerechnet am üblichen Standort ihrer Bedürfnisanstalten einer ihrer Dosenöffner leicht bekleidet stundenlang auf dem Fussboden hocken, mit einem Eisenteil in der Wand rumgestochern und unangenehme Gerüche um sich verbreiten musste…

Aber gut, dass ist ja jetzt Geschichte und wird in Zukunft eine der weihnachtlichen Anekdoten in unserem gemeinsamen Gedächtnis bleiben.:

„Weisst Du noch, damals, als augerechnet kurz vor Weihnachten das Wasser nicht mehr ablaufen wollte?“

Gucken wir also nach vorne und freuen uns auf das, was die nächsten Tage so bringen werden:
Gemütlich eingeigelt in unserer Wohnung unser Sofa pflegen, gut essen, kuscheln und den weihnachtlichen Frieden geniessen, während sich die Welt da draussen mal zwei drei Tage ohne uns dreht….
Mehr kann man nicht erwarten – und mehr wünsche ich mir auch gar nicht. Denn diese Zeiten im Jahr – und besonders in diesem Jahr – sind kostbar und besser als jedes materielle Geschenk.

Und sie sind auch Anlass für Dankbarkeit, denn es geht uns gut, so gut, dass uns beide zusammen auch kleine oder nicht ganz so kleine Katastrophen nicht aus der Bahn werfen können. Das zeigen auch solche Episoden wie gestern, wo schlussendlich dann doch alles wie am Schnürchen lief, ohne dass wir uns grossartig absprechen mussten.

-_-_-_-

Was wir aber darüber nicht vergessen sollten ist der Anlass, den wir in den nächsten Tagen feiern

Mit fester Freude lauf ich durch die Gegend.
Mal durch die Stadt, mal meinen Fluss entlang.
Jesus kommt.
Der Freund der Kinder und der Tiere.
Ich gehe völlig anders.
Ich grüße freundlich, möchte alle Welt berühren.

Mach dich fein.
Jesus kommt, schmück dein Gesicht.
Schmücke dein Haus und deinen Garten.

Mein Herz schlägt ungemein, macht Sprünge.
Mein Auge lacht und färbt sich, voll mit Glück.

Jesus kommt.
Alles wird gut.

Hanns Dieter Hüsch – Dezemberpsalm

Und so soll es auch sein, denn jetzt kann wirklich Weihnachten werden.


Habt also alle wunderbare Feiertage, gemütlich, besinnlich oder ausgelassen feiernd – und hoffentlich genau so, wie ihr Euch das wünscht.
Und bleibt auch weiterhin gesund und behütet – das wünsche Ich Euch …. :bye:

(der in den nächsten Tagen sicher auch die Zeit finden wird, Eure Kommentare zu beantworten )


-475-

(Oster – )Sonntags – Zitat (14/21)

Das Sonntagszitat  (diesmal Osterzitat )mit einem kurzen Text, den ich in einem meiner letzt-gelesenen Bücher  gefunden habe.

Einfach so, aus dem Zusammenhang gerissen und – soweit es mich betrifft –  auch diesmal wieder ohne  (oder doch : mit?) konkretem Anlass:

»….Denn was bleibt uns denn sonst, wo wir doch das mit dem Abendmahl nicht machen können, weil wir weder Wein noch Pfarrer haben, und Lateinisch können wir auch nicht.
Singen und predigen, das ist alles.«
»Dann predige doch du. Ich singe.«
»Glaubst du, ich könnte eine halbe Stunde lang reden? Über was denn?«
»Du redest, bis dir nichts mehr einfällt, und damit basta.«
»Das ist leicht gesagt«, rief Alvarez. »Ein Lied ist im Nu gesungen, zwei Lieder dauern auch nicht viel länger.
Rein in die Kirche, raus aus der Kirche, das ist doch keine Andacht, das nimmt uns Gott doch nicht ab! …….
(aus Guadalupe – Roman von Gudrun Pausewang)
Aber sagt, wie sehr Ihr das?

Euch allen einen wunderbaren Ostersonntag
Bleibt gesund und bleibt behütet!

Wir lesen uns


-268-

Ich wäre wohl schon weg

Wenn ich katholisch wäre, dann wäre ich wohl schon etliche Dutzend mal aus der Kirche ausgetreten.

Gründe gäbe es dafür genug – angefangen mit der Frauenfeindlichkeit, die in dieser Kirche seit Jahrtausenden Programm ist,  mit der Prunksucht mancher ihrer Würdenträger angesichts der Armut in der Welt,  mit den immer wieder ruchbar werdenden Missbrauchsgeschichten einzelner (?) Würdenträger, dem Umgang mit der Aufarbeitung solcher Vorkommnisse, wie er gerade vom Kölner Erzbischof (und auch seinem Hamburger Amtskollegen) zelebriert wird und – ganz aktuell – die Verlautbarung, homosexuelle Paare ganz ausdrücklich  vom kirchlichen Segen auszuschliessen, ähnlich wie Menschen, die ihrem Leben selbst ein Ende bereitet haben.
Verkommene und überkommene Moralvorstellungen alter – aber keinesfalls weiser – Männer , die da propagiert werden, obwohl sie völlig aus der Zeit gefallen sind und keinesfalls dem entsprechen, was Jesus in der Bergpredigt gesagt hat.
Jesus, der solche Skrupel nicht hatte und alle Menschen geliebt hat.
Insofern ist es durchaus stimmig, was momentan – etwas flapsig formuliert- die Runde macht:
Denn ich bin überzeugt: So ähnlich hätte Jesus selbst das wohl auch gesagt, wenn auch vielleicht mit etwas salbungsvolleren Worten – und den Plänen Gottes ( wie Hans-Georg das formuliert) entspricht die Entscheidung der – vorgeblich unfehlbaren -alten Männer in Rom wohl ganz sicher nicht,

Nun bin ich zwar nicht katholisch, aber auch in meiner Kirche (die das inzwischen in weiten Teilen anders sieht) gab es und gibt es ja lange Diskussionen um das Thema gleichgeschlechtlicher Ehe – und auch die Gleichberechtigung der Geschlechter ist noch nicht so furchtbar lange in den Köpfen aller Gläubigen und Würdenträger angekommen.
Aber es bewegt sich was und Vieles ist inzwischen selbstverständlicher geworden und damit auf einem guten Weg.
Wäre das nicht so, dann würde ich wohl alleine aus Gründen der Solidarität schon lange keine Kirchenmitglied mehr sein…..

Insofern kann ich gut verstehen, dass für viele katholische Gläubige da auch langsam der Punkt des Erträglichen überschritten ist und die Zahl der Kirchenaustritte inzwischen so hoch, dass Termine dafür nicht nur in Köln auf Monate hinaus ausgebucht sind. Wobei zu erwarten ist, dass die Meldung von gestern die Austrittswelle noch weiter beschleunigen könnte, auch wenn einige deutsche Bischöfe sich inzwischen ganz klar gegen die Vatikanischen Entscheidung stellen…….

Beides zu Recht, wie ich finde.


Und damit Euch allen einen schönen Abend.
Bleibt gesund und bleibt behütet.
Wir lesen uns


-252-

Die haben doch wohl den Schuss nicht gehört


Mich betrifft das ja nun nicht mehr, aber ich kann gut verstehen, wenn angesichts dieser Meldung im Kreise meiner ehemaligen Kollegen grosse Enttäuschung ausbricht:

Der geplante flächendeckende Tarifvertrag für die Altenpflege in Deutschland steht vor dem Aus. Die Arbeitgeberseite der Caritas stellte sich dagegen. Damit kann ein Tarifvertrag, den die Gewerkschaft ver.di mit einem Pflegeverband geschlossen hatte, nicht durch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil für allgemeinverbindlich erklärt werden. Völlig unklar ist, wie die zerklüftete Lohnlandschaft bei den Altenpflegern nun einheitlicher werden soll.

Ver.di und der Arbeitgeberverband BVAP hatten den Tarifvertrag Altenpflege im September ausgehandelt. Er sieht eine Erhöhung der Einkommen auf bis zu 18,50 Euro für examinierte Altenpflegekräfte ab Januar 2023 vor. Beantragt werden sollte, den abgeschlossenen Tarifvertrag für allgemeinverbindlich zu erklären. Laut Gesetz müssen allerdings Caritas und Diakonie, die viele Pflegekräfte beschäftigen, zu einem solchen Antrag ihr Votum abgeben.

Ausgerechnet einer der grössten Arbeitgeber der Pflegebranche, die Caritas, blockiert allgemeine, verbindliche Tarifverträge in der Pflege  und geht mit der schlechtesten aller möglichen Entscheidungen voran,  mehr als klammheimlich bejubelt von Herrn Brüderle, dem Vorsitzenden des  BPA, des grössten Verbandes der freien Träger in dieser Branche, der sich diesbezüglich auch in der Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, weil er seinen Mitgliedern lange abgeraten hat, sich überhaupt irgendwelchen Tarifen anzuschliessenen.

Dabei wissen wir doch nicht erst seit Corona, dass bei der Bezahlung von Pflegekräften einiges im Argen liegt und dass gerade kleinere Anbieter sich immer noch davor drücken, gute und verantwortungsvolle Arbeit angemessen zu entlohnen und Gehälter zu zahlen, die zumindest mit den Löhnen von Arbeitnehmern in der Industrie vergleichbar wären, statt bis zu einem Drittel (oder sogar noch mehr) darunter zu liegen.
Klatschen alleine genügt halt nicht und hätte auch in der Vergangenheit nicht genügt, wenn da überhaupt jemand auf die Idee gekommen wäre, Pflegekräften Beifall zu spenden.Fatal ist diese Entscheidung auch, was die Zukunft betrifft:

Nicht nur weil viele Beschäftigte in der Pflege weiter am Rande des Existenz-Minimums entlohnt werden, sondern auch, weil so auf Dauer eine ausreichende personelle Ausstattung von Krankenhäusern, Altenheimen und Pflegediensten immer mehr in Frage gestellt wird, wie ich es ja während meiner aktiven Zeit auch schon hautnah miterleben konnte:

Selbst bei meinem letzten Arbeitgeber, welcher sich – verglichen mit anderen Anbietern – zumindest um eine faire Bezahlung bemüht hat (und auch sonst eher grosszügig agiert hat) war die Bezahlung lange Zeit unter dem üblichen Durchschnittsverdienst für Menschen mit vergleichbarem Ausbildungsstand, weshalb ich als Pflegefachkraft mit gut sechsjährger Ausbildungsdauer einkommensmässig etwa auf dem Niveau eines Busfahrers lag, bei meinem  vorherigen Arbeitgeber sogar noch deutlich darunter.
Daran hat sich auch nicht viel geändert, als sich mein Chef nach langem Bauchgrimmen an den Tarif des öffentlichen Dienstes angeschlossen hat:
Es gab zwar etwas mehr Geld, trotzdem hätte ich hier in Hamburg davon sicher keine Familie ernähren können….. und über meine endgültige Rente kann ich jetzt eigentlich nur den Mantel des Schweigens legen, weil ich – ohne meine Zusatzrente aus meiner Zeit im kirchlichen Dienst  – unter Umständen nur knapp über dem Niveau der Mindestrente landen werde.

Das ist halt – genau wie ein Teil meiner körperlichen Beschwerden – der Preis dafür, dass ich mir ein Leben lang den Luxus gegönnt habe, in meinem Traumberuf zu arbeiten….

-_-_-_-

Was mich im Übrigen nicht weiter verwundert:

Das gerade die Caritas  als Träger der sozialen Dienste der katholischen Kirche so massiv auf der Bremse steht.
Denn auch in der Vergangenheit haben die nie wirklich  den Drang gehabt, sich übermässig arbeitnehmerfreundlich zu geben. Nicht nur, was die Bezahlung angeht, sondern auch in Bezug auf überzogene Forderungen an Moral , sexuelle Ausrichtung und  Konfessionstreue ihrer Mitarbeiter – bis hin zu immer wieder vorkommenden  Einmischungen  in deren privates Leben.
So passt diese Entscheidung durchaus gut in das peinliche Bild, was die katholische Kirche gerade bietet –  nicht nur, was die Geschichte um Herrn Woelki und seinen zweifelhaften  Umgang mit den sexuellen Verfehlungen einiger seiner Mitarbeiter angeht.

Denn dahinter steckt sicher Methode:

„Arbeite für einen Gotteslohn, dann kommst du später in den Himmel.“

Was für ein Anachronismus – noch dazu, wenn nun die Mitarbeitenden einer ganzen Branche darunter leiden müssen, obwohl die Politik sich nach langem Zaudern endlich zu einer halbwegs guten Lösung durchgerungen und sogar eine Gegenfinanzierung über die Pflegekassen versprochen hatte.


Euch einen wunderbaren Tag und – falls wir uns nicht mehr lesen –  ein ebenso wunderbares Wochenende.
Bleibt gesund und bleibt behütet!

Wir lesen uns


-235-

Dreikönigstag

Auch wenn ich evangelisch bin, finde ich es einen schönen Brauch, wenn die Sternsinger am Dreikönigstag  von Haus zu Haus ziehen und an jeder Haustüre  singen  und einen Segen für das neue Jahr anbringen.
Denn gesegnet zu sein, das kann man doch immer gut gebrauchen  – und ganz besonders in diesem Jahr…
Wenn dabei noch ein paar Spenden für eine gute Sache abfallen, dann um so besser.

Und tatsächlich:
Diesen Brauch gibt es nicht nur in den südlichen und eher katholisch geprägten Bundesländern (in denen dieser Tag auch gesetzlicher Feiertag ist ) – sondern auch hier bei uns, in der Hamburger Diaspora – angeboten von der Katholischen Gemeinde hier auf unserer Insel (wenn auch dieses Jahr nicht in der gewohnten Form, bei der man telefonisch um denHausbesuch der Sternsinger bitten muss):

Aufgrund des erneuten Lockdown werden die Sternsinger*innen neue Wege gehen müssen, um den Segen kreativ und kontaktlos in die Häuser zu bringen. Schweren Herzens müssen sie auf die Besuche in den Häusern und an den Haustüren verzichten. Denn bei der größten deutschen Sozialaktion von Kindern für Kinder steht sowohl der Schutz der Kinder als auch der Segensempfänger*innen im Vordergrund.
Nichts machen ist allerdings keine Option: Stattdessen wollen die Sternsinger*innen den Segen auf kreativen Wegen und heller denn je zu den Menschen bringen –schließlich brauchen die Kinder der Welt unsere Unterstützung in diesen Zeiten noch mehr als sonst! Gerade in diesen Zeiten sehnen sich auch Menschen nach dem Segen der Sternsinger. Und den wollen sie Ihnen gemeinsam bringen –auf ganz individuellen und sicheren Wegen.

So können Sie sich ein Segenspäckchen bestellen:
Schreiben Sie eine E-Mail an das Pfarrbüro St. Bonifatius oder rufen Sie an ……
Auf diese Weise bekommen Sie auch den Segen „20*C+M+B+21“, der sonst mit Kreide über die Haustür geschrieben wird, als Segensaufkleber ins Haus.

Zugegeben – leider haben wir das auch dieses Jahr wieder irgendwie verpennt und nun ist es  zu spät, um noch ein Segenspäckchen zu bekommen.
Aber vielleicht im nächsten Jahr?

-_-_-_-

Gleicher Tag, andere Baustelle:
Der verlängerte Lockdown ist ja nun seit gestern in aller Munde.
Wobei ich es absolut richtig finde, dass es dazu gekommen ist. Auch die etwas unscharf formulierten Bewegungseinschränkungen bei einer Inzidenz von über 200 finde ich angesichts der aktuellen Infektionszahlen von über 21.000 am gestrigen Tag  durchaus in Ordnung. Mit der Einschränkung vielleicht, dass der mögliche Radius für eine Stadt wie Hamburg schon ausgesprochen gross ist:
Selbst von unserem nicht wirklich zentral gelegenen Stadtteil aus könnten wir damit theoretisch fast jeden wesentlichen Punkt in der Stadt erreichen. Was angesichts der Einwohnerdichte wohl kaum einen Effekt für die Eindämmung der Infektionen bedeuten würde, wenn es soweit käme.
Gut allerdings:
Auch der Hofladen als einer unserer festen Bezugspunkte für unsere Einkäufe liegt noch in diesem Radius, und auch die beiden Seen, an denen wir ggf.spazieren gehen könnten.
So gesehen wären Einschränkungen des Bewegungsradiuses für uns also keine wirkliche Einschränkung…., denn verglichen mit den Massnahmen (Ausgangssperren beispielsweise) in anderen Ländern sind sie ja noch wirklich harmlos – und Ski fahren oder Strandspaziergänge müssen ja gerade auch nicht….

-_-_-_-

Und natürlich richtet sich der Blick heute auch noch in die USA – wo es insoweit noch spannend ist, als dass heute abend ja offiziell verkündet wird, dass der aktuelle Potus keine Mehrheit mehr hat und in zwei Wochen seinen Hut nehmen muss. Wobei seine angesterbte Senats-Mehrheit wohl auch perdü ist, weil Bidens Demokraten die beiden noch offenen Sitze geholt haben
Aber ob das nun weiter ohne grössere Fisimatenten abgeht ist ja noch die grosse Frage?
Ich jedenfalls habe da so meine Bedenken angesichts der Ankündigungen einiger Republikaner, dagegen Protest einlegen zu wollen…..

-_-_-_-

Bleibt noch die Beobachtung, dass die Pakete in der Postbankfiliale im Inseleinkaufcenter immer noch vor sich hin schmoren. Bis auf weiteres und Ende offen……
Eigentlich unglaublich, weil Kunden mit Geldangelegenheiten ja (nach Terminabsprache) weiter bedient werden,…..


In diesem Sinne:
Bleibt gesund und bleibt behütet.

Wir lesen uns


-176-

Ein paar Gedanken zu Weihnachten

Heiligabend, früh am Morgen.

Da sitze ich nun am Schreibtisch und denke nach – über Weihnachten – und darüber, wie gut es uns doch geht, frei von Sorgen, die über alltäglichen Kleinkram hinausgehen. Wir haben es warm, wir haben zu essen, gut zu essen, wir haben ein Dach über dem Kopf und darüber hinaus auch alles, was für ein angenehmes Leben notwendig ist. Und wir sind gesund – halbwegs jedenfalls..
Wenn das kein Grund zur Dankbarkeit ist, was dann?

-_-_-_-

Und das, während anderswo auf dieser Welt und in unser Stadt Menschen leben, deren Weihnachten sicher nicht so sorgenfrei verläuft wie unseres.
Menschen in Zelten in den Lagern am Mittelmeer, Menschen ohne Wohnung und ohne Ort, der ihnen heute Schutz bietet in unserer Stadt. Menschen, die unter ihrer Einsamkeit leiden, heute noch mehr als an anderen Tagen. Menschen in Krankenhäusern an der Schwelle zum Ende ihres Lebens – und die Menschen, die sich um sie kümmern…. ganz selbstverständlich, so wie ich das an vielen Weihnachtstagen auch gemacht habe (und wie ich es auch heute gerne machen würde – wenn schon nicht in der Pflege, dann wenigstens in der Obdachlosentagesstätte… was leider aus bekannten Gründen nicht möglich ist)
Einfach, weil das Teil meines Berufes war und auch, weil arbeiten an solchen Tagen für mich  durchaus auch immer etwas ganz besonderes war, zumindest in dem Bereich, in dem ich zuletzt gearbeitet habe. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob die Kollegen und Ärzte in den Krankenhäusern das in diesem Jahr auch so sehen können, angesichts dessen, was gerade umgeht….
Weihnachtsfrieden wird es da nicht geben in diesem Jahr.

-_-_-_-

Wie wohl überhaupt für viele Menschen Weihnachten die kommenden Tage anders verlaufen werden als sonst „üblich“:

Kein „Event“, keine grossen Feiern, kein Kirchgang – aber auch keine Verwandtenbesuche (und damit vielleicht auch weniger Stress?)
Ungewohnt, aber vielleicht auch gar nicht so verkehrt, wenn man bedenkt, dass der Ursprung von Weihnachten in einem Stall in Bethlehem liegt, ganz bescheiden,  ohne Tannenbaum, Lichterglanz, Festmahl und Berge von Geschenken. Und ohne Live-Berichterstattung, kitschige Weihnachtsshows voller Selbstdarsteller und Glamour oder bombastische Oratorien. (Um vom Weihnachtsgeschäft als Wirtschaftsmotor mal gar nicht zu reden)
Menschen ohne Obdach waren es, die dort im Stall Unterschlupf gefunden hatten – und ein Kind wurde geboren als Geschenk und Rettung für uns Alle.
So einfach war das.

Alles, was danach kam  – oder daraus gemacht wurde  – lenkt davon nur ab.
(Und ist sicher auch nicht das, wofür dieses Kind geboren wurde.)

-_-_-_-

Das Bild zeigt übrigens die Figuren von  Maria und Josef aus der Weihnachtskrippe im Michel, noch ohne Jesus und Krippe, denn die heilige Nacht ist ja noch nicht angebrochen.


Bleibt mir nur noch, Euch allen friedliche und angenehme Weihnachtstage zu wünschen.
Ein frohes Fest Euch allen – bleibt gesund und bleibt behütet.
Wie immer:

Wir lesen uns – spätestens nach den Feiertagen


-162-

Kurzes Statement

Nennt mich ruhig „Spassverderber“ oder schimpft mich „Traditionalist“
Aber in dem Fall bin ich das gerne und aus vollster Überzeugung.

Denn für mich ist morgen nicht „Halloween“, sondern „Reformationstag“ ! Süsses oder Saures wird von mir also nur bekommen, wer unmaskiert vor unserer Tür steht und mit der Laterne in der Hand ein feines Liedchen singt:

Wobei es auf die Grösse der Laterne natürlich nicht ankommt


Euch allen einen schönen Feiertag.
Lasst Euch nicht erpressen, bleibt gesund und bleibt behütet.
Wir lesen uns.
Der Wilhelm
(für den Kürbis immer noch ein Lebensmittel ist,
zum Beispiel in Form von leckerer Suppe)


-82-

Das geht gar nicht!

Inzwischen in den Medien schon wieder Schnee von gestern, aber doch immer noch aktuell – das Thema, was vor ein paar Wochen die Schlagzeilen beherrschte: Die Flüchtlinge auf der Insel Lesbos und der Umgang der EU damit, nachdem das Lager abgebrannt war (auch ich hatte seinerzeit darüber geschrieben).

Viel passiert ist seither nicht, wenn man davon absieht, dass inzwischen ein paar dutzend Menschen hier einreisen durften und abseits aller Schlagzeilen wohl auch weiter darüber geredet wird.
Das Thema scheint weitgehend „befriedet“ (zumindest aus Sicht der Politik) und ist sicher auch bei weiten Teilen unserer Mitmenschen in den Hintergrund gerückt, obwohl es nach wie vor skandalös ist und viel zu wenig Erwähnung findet, was da in Griechenland und im Mittelmeer immer noch passiert. Denn nach dem „Tropfen auf dem heissen Stein“ von Seehofers Gnaden rührt sich ja nur noch wenig in unserm Land – auch wenn ich die aktuellen Gespräche prinzipiell richtig finde, so sie denn weitere Möglichkeiten eröffnen. Was für mein Gefühl – trotz der anderen Probleme – viel zu langsam geht, denn die Menschen brauchen jetzt Hilfe – und nicht erst, wenn der Winter vorbei ist.
Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass auch ich nur noch selten daran gedacht habe – und wenn, dann eher unter dem Aspekt, ich könne gelegentlich nochmal darüber schreiben und ein kurzes Fazit ziehen, um es nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen.

-_-_-_-

Dann allerdings las ich gestern im Spiegel eine Meldung, die mich wieder aufhorchen lies:

Da hat doch tatsächlich ein Theologe – ein evangelischer Pfarrer in Nürnberg – die Behauptung aufgestellt, dass man (einfach zusammen gefasst) als Christ ruhig zusehen könne, wenn Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken, denn die wären ja selbst Schuld an der Situation, in der sie sich gebracht hätten. Zudem gäbe die Bibel nicht her, dass es eine Verpflichtung zur Rettung gibt – eine Rettung sei nur geboten, wenn die akute Gefahr bestände, dass sie

„alsbald untergehen und ertrinken müssten“

Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter  (eine wesentliche Kernaussage der Bibel neben der Bergpredigt)  könne man also nicht auf Menschen beziehen, die ihre

„Verantwortung vernachlässigen“

wie eben auch die Flüchtlinge das getan hätten,  sich wohl wissend um die Gefahr aufs Meer begebend…..

Eine krude Begründung, wie ich finde, denn wenn man ihr folgt und sie zu Ende denkt, würde das ja auch bedeuten, dass man ruhigen Gewissens an jedem Obdachlosen,  jedem Betrunkenen und jeder hilflosen und verwirrten Person (ja, auch der dementen alten Oma im Nachthemd!) vorbeigehen kann, den/die man frierend auf der Strasse sieht, weil sein/ihr Tod ja nicht augenscheinlich bevorsteht und die sich (was für die Oma nicht gilt) ja wissentlich in Gefahr gebracht hätten. Was ja bei genauerer Betrachtung auch für viele andere, ganz alltägliche Situationen gelten würde in die sich jeder Mensch begibt, wohl wissend, dass sie ein Risiko bergen könnten – Fliegen, Autofahren oder Radfahren, auf eine Leiter steigen usw….. (und auch bezüglich der Schuldfrage hat der Herr Pfarrer da wohl Ursache und Auswirkung verwechselt)

Aber das ist meiner unmassgeblichen Meinung nach nicht das, was Jesus meinte, als  er von „seinen geringsten Brüdern“ sprach, sondern steht krassen Gegensatz dazu.  Wie es wohl auch nicht die Meinung einer Vielzahl seiner Amtsbrüder ist, die sich inzwischen Gott sei Dank in grosser Zahl von dieser Auslegung biblischer Werte distanziert und auf einen Satz berufen haben, der kurz und bündig beim letzten Kirchentag beschlossen wurde:Wobei man nicht mal  Christ und auch nicht gläubig sein muss, um die skandalöse Unmenschlichkeit zu erkennen, die in der zynischen Sichtweise des Pfarrers steckt:
Menschenrettung und Bewahren vor Gefahr ist schlicht eine moralische Pflicht, die auch ohne jede religiös geprägte Aufforderung für alle Menschen  gilt – und für Christen ganz besonders gelten sollte. Und damit sollte man anfangen, bevor jemand Gefahr laufen muss, zu Tode zu kommen. So einfach ist das!

-_-_-_-

Immerhin wird es wohl – so der Spiegel weiter –  zu einem „klärenden Gespräch“ kommen, in dem es hoffentlich nicht nur um theologische Ansätze gehen wird, sondern auch um die Frage,  wie weit oben erwähnter Pfarrer nicht doch seinen Beruf verfehlt hat….

Und dennoch hat die Sache für mich einen unguten Beigeschmack:
„Schreckliche Theologen“ gab es ja auch früher schon bei uns: Deutschnational, Hitlertreu, mit Hakenkreuz am Talar – ohne das ich dazu jetzt weiter ausholen möchte. Insofern wundert mich heute auch nicht, dass es wieder (immer noch?) Geistliche gibt, die den Argumenten aus der braune Ecke näher stehen als dem was die Bibel vorgibt – in jeder Konfession.
Um so wichtiger wird es sein, darauf besonders zu achten und das zu thematisieren, damit wir nicht irgendwann wieder da sind, wo wir alle nicht wieder hin wollen…. auch wenn die Kirche heute keine soweit reichende und meinungsbildende Macht mehr hat wie noch vor achtzig Jahren.
„Wehre den Anfängen!“ gilt auch in diesem Fall…


In diesem Sinne:
Bleibt gesund und bleibt behütet!
Wir lesen uns.
Der Wilhelm


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