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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Ich wäre wohl schon weg

Wenn ich katholisch wäre, dann wäre ich wohl schon etliche Dutzend mal aus der Kirche ausgetreten.

Gründe gäbe es dafür genug – angefangen mit der Frauenfeindlichkeit, die in dieser Kirche seit Jahrtausenden Programm ist,  mit der Prunksucht mancher ihrer Würdenträger angesichts der Armut in der Welt,  mit den immer wieder ruchbar werdenden Missbrauchsgeschichten einzelner (?) Würdenträger, dem Umgang mit der Aufarbeitung solcher Vorkommnisse, wie er gerade vom Kölner Erzbischof (und auch seinem Hamburger Amtskollegen) zelebriert wird und – ganz aktuell – die Verlautbarung, homosexuelle Paare ganz ausdrücklich  vom kirchlichen Segen auszuschliessen, ähnlich wie Menschen, die ihrem Leben selbst ein Ende bereitet haben.
Verkommene und überkommene Moralvorstellungen alter – aber keinesfalls weiser – Männer , die da propagiert werden, obwohl sie völlig aus der Zeit gefallen sind und keinesfalls dem entsprechen, was Jesus in der Bergpredigt gesagt hat.
Jesus, der solche Skrupel nicht hatte und alle Menschen geliebt hat.
Insofern ist es durchaus stimmig, was momentan – etwas flapsig formuliert- die Runde macht:
Denn ich bin überzeugt: So ähnlich hätte Jesus selbst das wohl auch gesagt, wenn auch vielleicht mit etwas salbungsvolleren Worten – und den Plänen Gottes ( wie Hans-Georg das formuliert) entspricht die Entscheidung der – vorgeblich unfehlbaren -alten Männer in Rom wohl ganz sicher nicht,

Nun bin ich zwar nicht katholisch, aber auch in meiner Kirche (die das inzwischen in weiten Teilen anders sieht) gab es und gibt es ja lange Diskussionen um das Thema gleichgeschlechtlicher Ehe – und auch die Gleichberechtigung der Geschlechter ist noch nicht so furchtbar lange in den Köpfen aller Gläubigen und Würdenträger angekommen.
Aber es bewegt sich was und Vieles ist inzwischen selbstverständlicher geworden und damit auf einem guten Weg.
Wäre das nicht so, dann würde ich wohl alleine aus Gründen der Solidarität schon lange keine Kirchenmitglied mehr sein…..

Insofern kann ich gut verstehen, dass für viele katholische Gläubige da auch langsam der Punkt des Erträglichen überschritten ist und die Zahl der Kirchenaustritte inzwischen so hoch, dass Termine dafür nicht nur in Köln auf Monate hinaus ausgebucht sind. Wobei zu erwarten ist, dass die Meldung von gestern die Austrittswelle noch weiter beschleunigen könnte, auch wenn einige deutsche Bischöfe sich inzwischen ganz klar gegen die Vatikanischen Entscheidung stellen…….

Beides zu Recht, wie ich finde.


Und damit Euch allen einen schönen Abend.
Bleibt gesund und bleibt behütet.
Wir lesen uns


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- 17 Bemerkungen zu “Ich wäre wohl schon weg

  1. Es gibt eine schöne Aktion in Köln, wo Leute an ihrer katholische Kirche die LGBT Fahne gehisst haben. Viele Bischöfe und Pfarrer sind entsetzt und äußern das auch öffentlich. Und das Herr Voderholzer, seines Zeichens so erzkonservativ, dass es quietscht, begeistert ist, verwundert mich nicht. Den habe ich ja mal in Regensburg erlebt… samt der homophoben Fürstin nebenan.
    Auch der Vorsitzende des Zentralkomitees der Katholiken hat sich mittelmäßig entsetzt gezeigt. Aber für konservative Katholiken sind die ja eh keine würdige Vertretung. Was haben wir für Kämpfe bei Katholikentagen ausgefochten, gerade rund um dieses eine Thema. Der Katholikentag hat explizit seit Regensburg die katholischen Ärzte als Teilnehmer abgelehnt, die meinen, Homosexuelle heilen zu können und vor allem zu müssen.
    Aber ich erinnere mich auch an den (evangelischen) Kirchentag in Stuttgart, wo die Pietisten sehr machtvoll sind. Die hatten Schaum vorm Mund als der Kirchentag das Gedenken zu Beginn den verfolgten Homosexuellen im Nationalsozialismus gewidmet haben.
    Trotzdem ist es bei den Protestanten inzwischen kaum noch ein Thema, ob ein Pastor schwul oder sonst was ist. Es ist noch nicht so lange her, das ein schwuler Hamburger Propst derartig gemobbt wurde, damit er nicht Bischof wird. Ich glaube, heute hätte das keine Chance mehr.

    1. Ich denke, prinzipiell geht es keine Kirche was an, welche sexuelle Ausrichtung ihre Gläubigen haben – oder welchen Geschlechtes sie sind.

      Denn wenn man die Seeligpreisungen in der Bergpredigt als zentrale Aussge der Bibel ernst nimmt (und sich nicht nur auf die moralischen Keulen des alten Testamententes fixiert) dann hat Jesus jeden Menschen gemeint, ohne jeden Unterschied.
      Und wer – wenn nicht er? – sollte da Vorbild für alles kirchliches Handeln sein?

  2. Ist vielleicht nicht einmal das Schlechteste, wenn sich die ausschließlich männliche Rentnerband im Vatikan jetzt endlich das lang schon fällige eigene Grab schaufelt. Daraus könnte eine echte Chance für die Erneuerung des katholischen Christentums entstehen – und zwar wirklich im Sinne Jesus‘.

    1. Nur leider habe ich wenig Hoffnung eine wirklich Erneuerung in er katholischen Kirche in einer kürzeren Zeitspanne als einem Jahrtausend stattfinden könnte – so unbeweglich, wie die in Rom auf ihren selbstgebastelten Dogmen verharren.

      Das würde vemutlich deutlich schneller gehen, wenn „Druck von unten“ da was bewirken würde – was er aber bekanntermassen nicht tut…..

  3. Mir war gar nicht bewusst, dass der Kirchenaustritt so förmlich vorgenommen wird. Richtig so, wenn man sich dort nicht mehr wohl fühlt als Mensch, egal welche „Ausrichtung“ man hat. Ich habe es noch nie verstanden, warum eine Kirche so prunkvoll und vergoldet ist, während sein Volk am Hungertuch nagte. Besonders prunkvoll die russich-orthodoxen Kirchenhäuser. Das liegt aber wahrscheinlich an meiner sozialistischen Erziehung. Da spielten Kirchen, egal welche Konfession, nur eine untergeordnete Rolle.

    1. Och, ich gucke mir schon auch gerne mal ein prachtvolle Barock-Kirche an…. schliesslich sind das durchaus sehenswerte Orte, auch wenn man ein wenig um die geschichtlichen Zusammenhänge weiss, die besagen, dass damit ein Stück Himmelreich auf Erden symbolisiert werden soll…..

      Ob solche Gebäude aber noch zeitgemäss im Sinne der christlichen Lehre sind, steht wieder auf einem ganz anderen Blatt….

  4. Zum eingebundenen Text: Das sind nicht nur Hütchenträger, die tragen auch noch Kleider und schlenkern manchmal mit brennenden Handtaschen.

  5. Mein bester Freund hatte viele Jahre eine Liebesbeziehung mit einem katholischen Pastor. Natürlich heimlich! Nie gab er die Hoffnung auf, sein Freund würde sich für ihn entscheiden. Das tat er nicht. Was ist das für ein Glaube, der die Institution Kirche über die Liebe stellt? Gott hat den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen, also hat Gott, wie ich es schon bei Hans-Georg schrieb, jedes Geschlecht, jede Hautfarbe und jede sexuelle Orientierung.
    Ich bin übrigens Ende 2019 wieder in die evangelische Kirche eingetreten.

    1. Was ist das für ein Glaube, der die Institution Kirche über die Liebe stellt?

      Das ist wohl die Kernfrage dabei.
      Kirche, wie ich sie verstehe, sollte den Menschen „dienen“ und nicht umgekehrt….

  6. Sehr oft bereits hat mich der Gedanken umgetrieben, ob es mir möglich ist, weiterhin zur Gemeinschaft der Katholiken gehören zu wollen. Zu einer Gemeinschaft, die mich im Laufe des Lebens in vielen Lebensetappen begleitet und mir Halt gegeben hat. Wir (Gemeindemitglieder) haben gegenseitig lange Wegstrecken gegenseitig begleitet.
    Meine Eltern haben entschieden, dass ich getauft wurde.
    Dass, was ich im Laufe der vielen Jahre meines Lebens mitbekommen habe von Missbrauch und weiterem, hat mich viele Schmerzen gekostet und schmerzt weiterhin, auch wie viele Kirchenobere damit umgehen. Unter anderem bin ich aufgrund der vielen Prachtbauten in Rom nie mit dorthin angebotenen Fahrten mitgefahren – weil ich den Prunk dort nicht hätte ertragen können – wohl wissend, welche Armut es auf dieser Welt gibt. Wenn ich dies schreibe, schmerzen alle diese Gedanken mich weiterhin sehr.
    Andererseits habe ich vor Ort von Kindheit an viel positives (nicht nur – wie überall in verschiedenen Lebensphasen) im Zusammenhang mit „meiner“ Kirche = den Menschen = erlebt. Dem allen wollte und will ich nicht den Rücken kehren.
    Ich lebe weiterhin in der Hoffnung, dass es auch im kirchlich katholischen Bereich weiterhin gute Schritte in die Zukunft geben wird.

    Hier teile ich meine Gedanken mit – die ich nicht diskutieren möchte. Lasst es bitte so stehen.

    Ich bin froh, dass es Frauen gibt wie z.B. Maria 2.0. Mir ist bekannt, dass die Schritte, welche die kath. Kirche geht mini mini klein sein werden: l e i d e r .
    Heute würde ich mich vermutlich keiner Kirchengemeinschaft mehr anschliessen. Ich geniesse meine innere Freiheit, dort an Gottesdiensten teilzunehmen wo und wann ich es möchte. (Das hätten wir als Kinder gar nicht gedurft) Es gefällt mir, wenn ich mitbekomme welchen Zusammenhalt es in manchen freikirchlichen Gemeinden es gibt. Jedoch glaube ich nicht wie sie.
    Für mich ist zum Beispiel sicher, dass Gott jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit liebt und er (so lernte und glaube ich es) dass er dass Schlimme vergeben wird.
    Austreten ist ‚bis jetzt‘ für mich keine Option.
    Auch ich sehe, wie die Kirche (die Institution) mit vielen Menschen umgeht – z.Bsp. als Arbeitgeber. Da muss nicht nur auf Dauer dort vieles geändert werden – auch darf es kein ‚bedonderes‘ Arbeitsrecht für Kirchen geben. Da ist auch der Staat gefordert.

    Sehr wichtig finde ich auch die Ökomene.

    Ich freue mich immer wenn ich hier lese seid behütet und genau das wünsche ich euch allen auch die Ihr hier lest.

    Bitte beurteilt die katholische Kirche nicht nur danach dass es diesen schrecklichen missbraucht gibt und gegeben hat.
    Das verurteile ich auch aufs heftigste und den Umgang der Kirche damit… ich hoffe, dass sich da vieles ändern wird.

    Auch ich stehe vielem sehr kritisch gegenüber.

    Obwohl es sich um Äußerlichkeiten handelt kann ich es oft kaum ertragen wenn Bischöfe mit ihren bunten Kleidern und Hütchen auftreten. Ein schlichtes Schwarz finde ich dort in allen Lebenslagen angebracht.

    Kirche -auch die katholische- ist nicht nur negativ.

    1. Ich bin vor 24 Jahren aus der Kirche ausgetreten (evangelisch), aus finanziellen Gründen. Trotzdem habe ich meinen Glauben behalten. Ich muss doch nicht nur deshalb in der Kirche sein, um aufgefangen zu werden, um zu glauben, um einen Segen zu emfpangen, um zu beten. Gott ist auch im Wald, auf Feld und Wiese, am Meer. Auffangen können einen auch Freunde. Gott ist bei mir, egal ob ich Kirchensteuer bezahle oder nicht.

      1. Natürlich muss man nicht in der Kirche sein, um zu Glauben. Ich bin es und „muss“ es auch bleiben, da die Kirche mein Brötchengeber ist. Allerdings habe ich mich auch erst ganz bewußt mit 34 Jahren taufen lassen und somit war meine Kirchenmitgliedschaft keine Verpflichtung seit Babyalter. Wir haben auch kirchlich geheiratet und uns war das wichtig. Ich kann auch verstehen, wenn Menschen die Gemeinschaft suchen und brauchen, die gemeinsame Gottesdienste, das gemeinsame Abendmahl. Ich bin immer wieder fasziniert von Kirchen-und Katholikentagen mit all dem, was da an Gemeinschaft stattfindet (und auch an politischer Auseinandersetzung) Beide Tage sind zwar Laienbewegungen und formal unabhängig von den Kirchen, werden aber von den Amtskirchen überwiegend unterstützt). Beides hat seine Berechtigung und jedem das Seine Was keine Berechtigung hat, ist die Selbstherrlichkeit der klerikalen Obrigkeit, das Vertuschen von Verbrechen und eine Einmischung in mein Liebesleben. Was auch nicht geht, dass die Kirche meint, entscheiden zu dürfen, ob ich selbstbestimmt sterben darf oder nicht. Und da gibt es leider in beiden Kirchen wenige Geister, die das auch so sehen. In der evangelischen aber ein paar mehr, meine ich. Aber auch die Protestanten sind nicht frei von kritisierbarem.

    2. Nein, natürlich ist Kirche nicht negativ, wenn sie nicht zum Selbstzweck wird, sondern so agiert, wie z.B. auch in der Bergpredigt vorgegeben – nämlich ein zuhause für die Menschen bieten zu können, in dem jeder/jede willkommen und angenommen ist.

      Wobei man da sicher auch unterscheiden muss, zwischen dem, was in den einzelnen Gemeinden passiert und dem, was – sozusagen von oben – aufdoktriniert wird.
      Insofern wäre die katholische Kirche als Institution auch nie eine wirkliche Option für mich gewesen, denn der „geistliche Überbau aus Rom“ ist mir persönlich viel zu dominant und viel zu weit von den Gemeinden entfernt, als das er alleine die Richtung bestimmen sollte. Wozu auch noch kommt, dass ich es für vermessen und wenig demütig halte, wenn Menschen sich selbst als „Unfehlbar“ betrachten und darauf aufbauend vorgeben wollen, was Glaubensregeln sind.
      Denn eines ist mal klar:
      Alle Menschen machen Fehler und davor ist auch ein Papst nicht gefeit…..

      Was nun das Gemeindeleben angeht, so denke ich, das jeder Mensch für sich entscheiden sollte, ob und welcher Gemeinde er sich anschliesst.
      Wobei die Konfession da sicher nicht unbedingt das Hauptargument darstellt, sondern eher das entscheidend ist, was jeder einzelne von seine Gemeinde erwartet. (und was das angeht, ist auch in manchen evangelischen oder freikirchlichen Gemeinden nicht immer eitel Sonnenschein – leider)

      1. Was auch nicht zusammenpasst ist die Tatsache, dass alte Männer, die im Zölibat leben, darüber befinden, was für die Familie richtig ist, wer wen lieben darf. Sie leben fern jeder Realität in ihrem Märchenschloss.

  7. Irgendwann hatte man es geschafft, Kirche und Staat zu trennen, aber die Kirche kann sich anscheinend nicht von den Betten der Menschen trennen. Kapiere ich auch nicht.

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