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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Ein Ende ist nicht absehbar

Der nun folgende Beitrag ist ein Vollzitat eines Beitrages, den meine Liebste in ihrem Blog geschrieben hat.
Fremde Federn also, aber ich halte ihn für so gut geschrieben und so  wichtig, dass ich ihn hier gerne auch nochmal veröffentliche:


Ein Ende ist nicht absehbar

Mich überraschen die hohen Zahlen der Neuinfektionen leider gar nicht (auch wenn sie aktuell gerade etwas sinken, aber wir wissen alle noch nicht, was die Mutationen für Auswirkungen haben werden). Und solange es mit der Eigenverantwortung einiger Menschen so schlecht bestellt ist, sehe ich da auch kaum Licht am Horizont. Ich selber habe ich auch langsam die Faxen dicke, das gebe ich zu. Auch wenn ich es vergleichsweise gut habe. Trotzdem lebe ich ja nicht im luftleeren Raum, muss ab und zu unter Menschen und da geht eine gewisse Angst immer mit. Wie muss es da erst denen gehen, die den Laden am Laufen halten? Medizinisches Personal, Verkäufer*innen, Stadtreinigung, Paketboten und viele andere mehr. Während sich viele relativ kommod zurückziehen können, sichern diese Menschen, dass wir weiterhin versorgt sind.

Andere Menschen verlassen ihre Komfortzone, um dort zu helfen, wo die Not groß ist. Sie versorgen Obdachlose, halten die Tafeln am Laufen und vieles andere mehr. Selbst Gastronomen, die im Moment selber kaum wissen, wie sie klar kommen sollen, kochen für Obdachlose und engagieren sich.

Und während ich vergleichsweise gemütlich von Zuhause aus arbeiten kann, fürchten viele um ihre Existenz. Ich selber habe eine Freundin, die sich zum Jahreswechsel als Friseurin selbstständig gemacht hat, für die ist es hart und nicht nur für sie. Ich habe einige Soloselbstständige im Freundes-und Bekanntenkreis. Interssanterweise erlebe ich gerade bei denen aber auch, wie sie der Krise noch was abgewinnen können und diese Zeit kreativ für sich nutzen. Ich muss sie nicht alle aufzählen, die Künstler, Gastronomen, Inhaber*innen von kleinen Geschäften. Sie alle müssen zu machen, während sich immer noch Arbeitgeber gegen Homeoffice sperren, obwohl es möglich wäre. Alles fährt man runter und da ist es das Mindeste, dass die, die es können, von Zuhause aus arbeiten.

Da möchte ich manchen, der über die vermeintliche Einschränkung seiner Grundrechte jammert, gerne mal fragen, was sie/er denn so tut für die Gesellschaft. Immer nur seinen eigenen Bauchnabel zu betrachten, ist eh nie gut, in einer solchen Situation schon gar nicht. Etwas tun wäre ja schon, sich an die Regeln zu halten, statt um der vermeintlichen Freiheit Willen, auszuscheren. Ich jedenfalls verzichte lieber auf einiges, als dass ich irgendwann bäuchlings beatmet werden muss und ich möchte auch niemanden anstecken, sollte ich selber unbemerkt infiziert sein. Die Einschränkungen sind vermutlich für niemanden wirklich angenehm, egal, in welcher Situation er ist. Aber es trifft einige härter als andere. In einer großen Eppendorfer (einer der eher gut bis sehr gut betuchten Stadtteilen in Hamburg) Altbauwohnung ist es vermutlich einfacher, die Kinder um sich zu haben, als in einer kleinen Sozialwohnung mit wenig Platz und wenig Möglichkeiten. Mit einem Zugang zum Internet und den entsprechenden Geräten ist homeschooling machbar, ohne diese Ressourcen bleibt man aussen vor. Für Menschen mit Behinderung ist die Situation härter als für Gesunde, genauso wie für Menschen mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen, zumindest, wenn man nicht schon in ein Hilfesystem eingebunden ist. Kinder und Frauen leiden unter vermehrter Gewalt, da ist Hingucken gefragt, wie sonst ja eigentlich auch.

Die Auswirkungen der Pandemie sind sehr vielschichtig, sie sind unübersehbar und wir müssen höllisch aufpassen, dass sich die Gesellschaft nicht noch mehr spaltet. Die Auswirkungen einer solchen Spaltung sehen wir in den USA. Noch, denke ich, sind wir von Zuständen wie dort, weit entfernt, aber vielleicht auch gar nicht so weit, zumal sich auch entsprechende Gruppen ermutigt wird, sich noch weiter zu radikalisieren. Ich habe wahrlich keine Sympathien für den sächsischen MP, aber ihm am privaten Gartenzaun aufzulauern und ihn zu bepöbeln, das geht mal gar nicht. Und nicht nur der, auch Herr Lauterbach (immerhin einer der wenigen, die vom Fach sind; letztlich hat er ja leider auch nicht selten Recht behalten) wird bepöbelt ohne Ende. Man muss ihn nicht mögen, aber man muss ihn auch nicht beleidigen. Genauso wenig wie Herrn Drosten.

Hier läuft wahrlich nicht alles rund, aber es gibt auch Politiker, die die Größe aufbringen, zuzugeben, dass sie sich geirrt haben. Meine Hochachtung vor Herrn Ramelow.

Und bei Bürgern wie Politikern gibt es die, die nur meckern und nichts konstruktives beizutragen haben. Und damit meine ich nicht nur die blau-braunen im Bundestag und in den Landtagen. Auch Herrn Lindner kann ich nicht mehr ertragen. Genauso wenig wie Herrn Merz mit seinem neo-liberalen Geschwafel. Hauptsache, die Wirtschaft… was zählen da schon Menschenleben.

Die bisherigen Maßnahmen haben die Pandemie nicht eingedämmt, deshalb ist es an der Zeit alles, aber wirklich alles, komplett runter zu fahren.

Solange Menschen sich nicht an die Regeln halten, wird es nicht anders gehen und das das funktionieren kann, hat z.B. Neuseeland gezeigt. Ich möchte mich nicht an Schweden orientieren, von den USA, GB oder Brasilien ganz zu schweigen. Ich möchte diese Entscheidungen auch nicht fällen müssen und auch noch gegen die ganzen Youtoube Virologen und andere vermeintliche Besserwisser anarbeiten müssen. Solidarität ist das Gebot der Stunde und diese sollte man sich nicht immer nur für die eigene Situation einfordern. Ich erlebe diese Solidarität auch, aber sie reicht nicht aus.

mehr dazu hier

Und die, die gegen alles sind, sind auch nicht selten die, die sich nicht impfen lassen wollen. Was bitte ist denn dann deren Gegenentwurf? Weiter machen, als wäre nix? Sich an Bilder mit überfüllten Krematorien wie in Zwickau gewöhnen? Hat was von Russisch Roulette und ich empfinde das als deutlich menschenverachtender als das, was an vermeintlichen Grundrechtseinschränkungen beklagt wird.

Fassen wir uns doch mal ehrlich an die eigene Nase? Auf was müssen wir verzichten, was nicht auch mal verzichtbar ist? Die massivste Einschränkung ist vermutlich die, auf menschliche Nähe verzichten zu müssen. Kino, Theater, Reisen, Essen gehen, alles Luxus, der auch mal hinten an stehen kann. Natürlich müssen die Schaffenden in diesen Bereichen unterstützt werden, das meine ich nicht. Und man muss ja nicht komplett auf geistigen Input verzichten, es gibt zahlreiche kreative digitale Angebote.

Und es liegt auch einfach ein Stück weit in unserer eigenen Verantwortung, wie wir mit all dem umgehen.

„In den Blasen unserer Rückzugsräume Kämpfe um richtig und falsch.“
Serdar Somoncu

Wir leben zur Zeit wohl alle in den Blasen unserer Rückzugsräume und wir sollten aufpassen, dass wir dabei nicht vergessen, dass es auch noch ein Leben ausserhalb dieser Blasen gibt. Ich habe selbstverständlich auch kein Patentrezept, aber ich halte einen harten Lockdown für das Richtige. Meine Befürchtung ist, dass es sonst ewig so weiter geht… Einschränkungen, Lockerungen, Einschränkungen, Lockerungen. Und während ich hier schreibe, läuft im Fernseher ein Bericht aus einem Krematorium in Meißen. Total überfüllt, die arbeiten inzwischen rund um die Uhr, die Särge stapeln sich.

Wir werden sehen, zu was sich die Politik heute durchringen kann. Ich fürchte, wirklich Mut werden sie nicht aufbringen… dazu haben wir zu viele Wahlen und vermutlich werden einige MP’s kneifen. Frau Dreyer, Herr Haselhoff und Frau Schwesig wollen schließlich wieder gewählt werden. Und auch wenn sich lt. Umfragen die Mehrheit der Deutschen für einen härteren Lockdown aussprechen, ob er kommen wird, wir werden es sehen. Eine FFP 2 Masken-Pflicht alleine wird da nicht reichen. Denn solange man täglich Schlagzeilen wie diese liest: „Ein Gottesdienst einer kleinen Berliner Gemeinde mit weit mehr als 170 Menschen ist in Berlin wegen massiver Verstöße gegen die Corona-Regeln aufgelöst worden, in Hameln musste ein Kindergeburtstag aufgelöst werden, weil dort 30 Menschen zusammengekommen waren, erwachsene Menschen verstecken sich im Kleiderschrank, wenn sie von der Polizei erwischt werden usw.“ (ließe sich leider täglich ergänzen) kommen wir mit Appellen nicht weiter. Eine solidarische Gesellschaft sieht jedenfalls anders aus. Viel tun kann ich auch nicht, aber ein bisschen was geht immer. Und sei es eben „nur“, dass ich mich an die Regeln halte und in meinem Umfeld mit Aufmerksamkeit unterwegs bin und auch nach denen schaue, die vielleicht Hilfe brauchen. Das kann der Obdachlose vor unserem Bürogebäude sein oder Freunde und Bekannte, denen ich in der ein oder anderen Form helfen kann. Ob das nun materiell ist oder durch einfach Dasein und Zuhören. Das kostet nichts.

Mal sehen, was heute entschieden wird. Ich fürchte, es wird wieder ein fauler Kompromiss. Ein interessantes Postionspapier kann man hier nachlesen.

 

(c) Frau Momo 19.01.2021


Dem kann ich eigentlich nichts weiter hinzufügen……

-_-_-_-

Euch allen dennoch einen schönen Tag.
Bleibt gesund und bleibt behütet

Wir lesen uns


-194-

- 10 Bemerkungen zu “Ein Ende ist nicht absehbar

  1. Ich habe nun eine Zeitlang überlegt, ob ich hier auch meinen Senf dazu geben möchte. Aber irgendwie wurmt mich die ganze Situation zunehmend und meine innere Wut wächst und wächst.

    Den ersten Lockdown haben wir ohne Murren mitgemacht, zeitweise waren wir von der Arbeit freigestellt, danach haben wir Urlaub genommen, um uns noch weiter zu schützen. In der Zeit habe ich das Nähen gelernt und für Familie, Bekannte und auch Bedürftige Masken genäht.

    Wir haben zwei Familienangehörige verloren. Durch die Einschränkung von Krankenhausbesuchen und Bestattungsformalitäten durften und konnten wir uns nicht verabschieden, auch das haben wir klaglos hingenommen.

    Dass wir unseren Enkel nur selten sehen konnten und können – haben wir hingenommen. Uns fehlt somit weitgehend die Entwicklung vom Baby zum Kleinkind – das lässt sich nicht nachholen – aber es ist wie es ist.

    Dass alle geplanten und gebuchten Reisen im vergangenen Jahr ausfielen, haben wir klaglos hingenommen. Wir wollten uns nicht infizieren, wir wollten aber auch niemanden anstecken, falls wir selbst den Virus in uns getragen hätten. Also war das so ok.

    In meinem beruflichen Alltag gab es einen schweren Corona-Fall, wir haben uns daraufhin außerhalb des Büros von allen ferngehalten, bis klar war, dass ich nicht angesteckt war bzw. das Virus nicht mehr weitertragen hätte können. Alle hatten wir die ganze Zeit die Stoffmasken getragen und es hat sich keiner der Kollegen angesteckt, ob das nun Zufall, Glück oder wirksamer Schutz war, wissen wir nicht.

    Den leichten Lockdown im November haben wir klaglos akzeptiert, die zunehmende Maskenpflicht haben wir akzeptiert, ich habe weiter genäht, damit alle mit genügend Masken ausgestattet waren und genügend Wechselmöglichkeiten hatten.

    Den verschärften Lockdown im Dezember haben wir akzeptiert, auch wenn er uns als Familie herausgefordert hat, weil wir durch unsere zwei erwachsenen Kinder plötzlich drei Haushalte waren, aber nur zwei Haushalte sich außerhalb der drei Weihnachtstage sehen durften.
    Den weiteren Lockdown bis Ende Januar haben wir akzeptiert – wenn auch zähneknirschend, weil wir hier seit Monaten unter dem inzwischen verbotenen Einkaufstourismus durch Menschen aus unseren beiden Nachbarländern „leiden“ (deren Inzidenzzahlen sind und waren um vieles höher als unsere), weil die sich häufig nicht an die vorgeschriebenen Maßnahmen halten. Es wird und wurde nicht kontrolliert….

    Aber – wenn jetzt plötzlich nur noch OP-Masken oder FFP2-Masken das Allheilmittel sein sollen, die Stoffmasken verboten werden sollen…, HomeOffice das Nonplusultra sein soll, was unser Arbeitgeber bis dato nur eingeschränkt auf die Reihe kriegt (ich stehe im Dienst eines Bundeslandes), die Politiker also ihre eigenen Hausaufgaben nicht gemacht haben, aber anderen zunehmend Vorschriften machen. Wenn immer mehr verboten wird – das nicht kontrolliert wird und alles was so beschlossen wird, eigentlich für die Katze ist. Dann reicht es.

    Wenn das Impfen das Allheilmittel sein soll, aber die Länderregierungen weder die Impfstoffbeschaffung noch die Impfung selbst auf die Reihe kriegen – dann ist es mehr als genug. Bei uns wird immer noch nicht geimpft, weil leider…. kein Impfstoff zur Verfügung steht………

    Und es liegt absolut nicht an denen, die in den unteren Ebenen tätig sind – es liegt an den Herrschaften, die sich gerne reden hören, eine Verordnung nach der anderen verkünden – nicht auf die tatsächliche Durchsetzung dringen oder diese durchsetzen wollen.
    Und scheinbar auch nicht in der Lage sind, rechtzeitig Entwicklungen zu verstehen und entsprechend Maßnahmen zu ergreifen.

    Die Solidarität wird von oben nicht gelebt und die Bevölkerung hat zunehmend die Nase voll. Deshalb kommen immer mehr Verstöße ans Tageslicht.

    Wir werden uns natürlich weiterhin an alle Vorgaben und Vorschriften halten – alles andere würde nichts verbessern. Aber ich sehe den Sinn längst nicht mehr ein.

    Ich bange mit Bekannten um die schwer erkrankte Frau und Mutter, die nun mit einer bösen Diagnose alleine in einem Krankenhaus liegt, Besuche sind verboten.
    Ich bange um Bekannte, die ihre Restaurants, Geschäfte, Dienstleistungsbetriebe seit Monaten oder Wochen nicht betreiben dürfen – keiner weiß, wie sie letztendlich mit ihrer Situation klar kommen. Wieviele Existenzen gehen zugrunde, wieviele Menschen verzweifeln an ihren Aussichten und sehen vielleicht nur noch einen letzten Weg, um alles hinter sich zu lassen….

    … all diese Überlegungen und Gedanken treiben mich um. Und deshalb sehe ich einen weiteren und weiteren und weiteren Lockdown nur noch negativ.

    1. Ich kann vieles gut nachvollziehen und es ist ein Unding, dass ausgerechnet die öffentliche Hand so wenig Homeoffice auf die Kette kriegt. Ich arbeite ja nun auch nicht gerade in einer kleinen Klitsche (kirche) und die haben das gut hingekriegt, weil sie mit dem ersten Lockdown losgelegt haben. Und trotzdem stellt sich mir die Frage, was ist die Alternative? Alles öffnen und die Toten als Kollateralschäden sehen? Ich kenne auch viele Selbstständige, die um ihre Existenz bangen, die keine Einnahmen haben und ich weiß auch, dass Hilfe nicht oder nicht rechtzeitig ankommen. Ich habe auch erlebt, wie Menschen an Corona sterben. Ich bin der Meinung, man hätte schon lange alles konsequent dicht machen müssen, anstatt dieses ewigen Hin-und Hers. Und es sieht ja auch heute nicht so aus, als würde man sich dazu durchringen.

  2. Das habe ich unter den Originalbeitrag kommentiert:

    Im Übrigen bin ich da bezüglich der heutigen Entscheidungen auch eher skeptisch.
    Denn das wird wieder so ein „Brei mit vielen Köchen“, der deutlich aufzeigt, wo die Grenzen des Föderalismus in unserem Land gezogen sind.

    Will sagen:
    Im Prinzip halte ich es für falsch, dass da jeder Landesfürst auch noch seinen Senf dazugeben muss und mit seinem Veto wichtige Entscheidungen alleine aus parteipolitischen Erwägungen heraus blockieren kann.

    Und das scheint auch wieder genau das zu sein, was heute in der Runde der Ministerpräsidenten abgeht….

    Wobei ich trotz aller Kritik an den Massnahmen doch keine Alternative dazu sehe – ausser vielleicht, wirklich mal für drei, vier Wochen alles dicht zu machen, um wirklich mal „Grund“ in die Geschichte zu bekommen – und viele der bisher gemachten Ausnahmen (Sportveranstaltung!!) wieder rückgängig zu machen.
    Was die Kanzlerin ja wohl wollte, aber einige der Landesfürsten mal wieder nicht…( mal ganz abgesehen von solchen Sachen wie der inkonsequenten Haltung zu Themen wie Homeoffice oder den Pannen bei der Beschaffung von Masken und Impfstoff…..)

    Insofern kann ich Deinen Frust auch gut nachvollziehen, Jette, auch wenn ich ihn nicht in allen Punkten teile….

  3. Das tägliche Mantra meines Mannes: „Wenn doch nur alle Menschen ihren Egoismus für ein paar Monate zurückgesteckt hätten…“.Es geht uns gut in unseren vier Wänden. Wir verlassen sie nur für kurze, zielgerichtete Einkäufe oder ich für meinen Minijob am Wochenende (da habe ich allerdings auch keine physischen Kontakte). Selbst das Spazierengehen ist mir unangenehm geworden. Der einzige Verzicht, der wirklich schmerzt, ist der fehlende direkte Kontakt zu Kindern und Enkeln. Die eine Familie hat das große Glück in einer großen Pharmafirma in Führungspositionen zu arbeiten bei der HomeOffice schon angeordnet wurde, als das noch nicht im täglichen Sprachgebrauch war. Die beiden Kinder (2. und 6.Klasse) packen HomeSchooling sehr gut. In der anderen Familie ist es etwas schwieriger. Mein Sohn versucht so viel wie möglich von zu Hause zu arbeiten, aber 2x in der Woche muss er doch ins Büro. Seine Frau ist Lehrerin an einer ISS, deren Schüler*innen nicht leicht zu motivieren sind. Für die Familie heißt es neben dem eigenen 8-Stunden-Job auch den 8-Stunden-Job der Lehrer ihrer Kinder (2.und 4.Klasse) zu übernehmen. Wobei in der Grundschule sehr engagierte Lehrer arbeiten. Haushalt, einkaufen, Essen kochen müssen dann auch noch erledigt werden. Und keine Oma und kein Opa kann helfen, denn wir gehören alle zu den Risikogruppen (mein Mann zur Hochrisikogruppe). Da kocht bei uns schon mal das Emotionslevel hoch, wenn wir von Menschen lesen oder persönlich hören, wie sehr sie sich in ihren Grundrechten eingeschränkt fühlen. Du lieber Gott, was genau wurde denn da so eingeschränkt? Letztlich geht es um die Gesundheit von uns allen! Auf Twitter schrieb eine Krankenschwester, dass ein an COVID erkrankter Mann sie gefragt hat, wieviel ihnen denn für diese Falschdiagnose bezahlt wird. Als er starb, beschuldigte seine Frau die Ärzte, ihn umgebracht zu haben. Auch wenn das durchaus nicht wahr sein muss, kann ich es mir dennoch vorstellen. Ich bin das alles so leid!

    1. Zum Glück haben wir die familiären „Lasten“ nicht, über die Du da schreibst, aber ansonsten ist unsere Situation durchaus vergleichbar mit Eurer. ( Inklusive des Mantras, dass meinen Kopf fast in parkinsonmässigem Dauerschütteln hält)

      Was das Rausgehen angeht, so beschränke ich mich inzwischen eigentlich nur noch auf das Unabdingbare wie Einkäufe und Arztbesuche, zumal lange Spaziergänge mir momentan auch ausgesprochen schwer fallen – wenn auch aus anderen Gründen al dem grossen C.
      Die Liebste fährt einmal in der Woche ins Büro und in den Hofladen und nutzt ansonsten die wenigen Sonnentage für kleine Fotoexkursionen, allerdings auch ohne jeglichen Kontakt zu etwas anderem als Vögeln…..

      Das ist – insgesamt betrachtet – schon auch ein Leben auf Sparflamme ohne sichtbare Perspektive in Richtung dessen, was man Normalität nennt.
      Und ja: Irgendwie bin ich es auch langsam leid!

  4. Gut zusammengefasst, danke. 80 Mio Menschen, mit all ihren Interessen und Meinungen über ein Jahr lang „bei Laune“ zu halten ist eine schwierige Kiste. Insofern glaube ich mittlerweile auch, dass ein konsequenterer Lockdown mehr Effekt als sich das ewig ziehende Maßnahmen-Geschacher. Da wäre eine klare Ansage, es gäbe wenig Interpretationsspielraum und die Politik kann sich anderen Dingen widmen ( … als wie gestern 11 Stunden (!) zu diskutieren)

Zu spät! Leider kannst Du hier nichts mehr anmerken.