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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Sonntagszitat 03/21

Das Sonntagszitat mit einem kurzen Text, den ich in einem meiner letzt-gelesenen Bücher (oder anderswo) gefunden habe.

Einfach so, aus dem Zusammenhang gerissen und – soweit es mich betrifft – ohne aktuell konkreten Anlass:

„Nicht auf die Tage, an denen man aufbrach, kam es an, sondern auf jene, an denen man eintraf..“

(aus „Schwitters –  Roman“ von Ulrike Draesner)

Aber sagt, wie sehr Ihr das?


Euch allen einen wunderbaren dritten Sonntag im neuen Jahr.
Bleibt gesund und bleibt behütet!

Wir lesen uns


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- 6 Bemerkungen zu “Sonntagszitat 03/21

  1. Würde ich so nicht unterschreiben. Der Tag, an dem man aufbricht, beschließt, aufzubrechen, wohin auch immer, ist wichtig. Das Ankommen natürlich, sonst macht das Aufbrechen ja keinen Sinn. Der Tag an dem man aufbricht ist der, an dem man eine Entscheidung trifft oder eine umsetzt, die länger gereift ist. Aufbrechen heißt dann auch nicht selten, durchhalten, den Weg weiter gehen bis man hoffentlich irgendwo ankommt.

    1. Komisch:
      Genau das hatte ich auch überlegt, als ich über den Satz gestolpert bin.

      Allerdings hat er sich dann im weiteren Kontext des Buches doch als sinnhaltig erwiesen, weil eintreffen (ankommen) da nicht im Sinne einer räumlichen Veränderung gemeint war, sondern als Fassen einen Entschlusses, eine Reise nicht weiter fortzusetzen, für die es kein definiertes Ziel gibt

      In dem Fall geht es also um die Feststellung, am Ziel zu sein…. so nach dem Motto:

      „Hier ist es gut, hier bleibe ich!“

      1. So gesehen kann ich dem zustimmen. Zumindest für mich. Ich habe meine (innere) Reise beendet. Das heißt nicht, dass es auch mal wieder Aufbrüche geben kann, aber dann wohl eher kleine Reisen, keine großen mehr. Die habe ich für mich abgeschlossen. Die war auch lang und zum Teil schmerzhaft genug. Trotzdem bin ich froh, sie gemacht zu haben.

  2. „Aufbrechen und Ankommen“ sind für mich Parameter zwischen Geburt und Tod. Das ist der Zusammenhang in den ich das Zitat stelle. Tatsächlich bin ich durchgehend auf der Reise und treffe unterwegs Entscheidungen die meine Richtung bestimmen. Oder auch nicht, dann lasse ich die Hände vom Ruder, was nicht bedeutet, dass die Reise endet. Das Gefühl einzutreffen habe ich daher nicht. Nur das Gefühl im Fluss zu sein und, dass die Richtung stimmt – oder auch nicht. „Aufbruch“ mit einer Entscheidung ist daher für mich wichtiger, selbst dann, wenn er nicht gleich zu einem vorgesehenen oder erwünschten Ziel führt.

  3. Ja, ich glaube, man braucht etwas mehr Kontext für diesen Satz.
    Unter bestimmten Umständen kann das Ankommen das Wichtigste einer „Reise“ sein, vermutlich dann auch wirklich das WIE des Ankommens. Das gilt wohl insbesondere für die inneren Reisen, auf denen wir sind.
    Das Aufbrechen finde ich ansonsten auch sehr wichtig. Ohne Aufbruch gibt es gar keine Reise.
    Für meine innere Reise würde ich sagen, dass ich noch lange nicht am Ende bin und es für mich deswegen wichtig ist, auf der Reise zu bleiben. Und in dem Moment, in dem ich sterbe, wird sich eben zeigen, wo ich angekommen bin. Aber für mich endet meine innere Reise erst in diesem Augenblick.
    Insgesamt finde ich es total interessant zu lesen, mit welchen unterschiedlichen Blickwinkeln, Hintergründen und Interpretationen Ihr hier alle etwas geschrieben habt.
    Liebe Dank!

    1. Das ist genau das, was ich auch spannend an den Zitaten finde:

      Dass jeder seine eigenen Assoziationen zu diesen wenigen Worten hat, die hier ohne jeden Zusammenhang auftauchen, weit abseits vom Kontext, in dem sie ursprünglich geschrieben wurden.

      Wozu ich noch zwei Dinge anmerken möchte:

      Ich selbst lese diese Sätze ja immer im Zusammenhang mit dem Text, zu dem sie ursprünglich gehört haben, bleibe dann aber daran hängen, weil sie bei mir auch eigene Bilder auslösen und beginne oft, sie zu hinterfragen und auf ihren Wahrheitsgehalt für mich hin abzuklopfen. Insofern hätte ich den Satz oben anfangs auch nicht unterschrieben, sondern ähnlich interpretiert, wie meine Liebste das gemacht hat.
      Denn kein Ankommen, ohne vorher losgegangen zu sein.

      Allerdings – und das ist mein Vorteil dabei als Leser des Buches – ist es oft so, dass sich beim Weiterlesen solche Sätze dann im Zusammenhang doch irgendwie erklären. Wie eben auch dieser, der für Teilbereiche meines Lebens durchaus zutrifft – als jemand, der nicht gesucht, sondern gefunden hat (oder vielleicht auch: gefunden wurde <3 )

      Und deshalb hat sich meine Einstellung zu dem Zitat dann später auch geändert, weil mir plausibel geworden ist, was damit gemeint war - wie in meinem ersten Kommentar schon geschrieben..

      Denn manche "Punkte" in meinem Leben habe ich nicht erreicht, weil ich sie gesucht oder mich auf den Weg gemacht habe, sondern weil sich irgendwann die Erkenntnis gereift ist, dass ich genau da bin, wo ich sein will.
      Auch das ist eine Form des Eintreffens und Angekommen seins, wie mir dann klar wurde.....

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