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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Fatal, Fatal – und gar nicht gut im Fall der Fälle

Mahlzeit zusammen!

Gestern – die Liebste schrieb schon darüber – war ja mal wieder „Bombenstimmung“ auf unserer Insel.
Denn wieder einmal wurde ein Blindgänger aus dem letzten Krieg gefunden, einer von unzähligen, die schon in der Vergangenheit entschärft werden mussten – und vermutlich auch noch lange nicht der Letzte, wie leider zu befürchten steht.

Also fast schon alltäglich für uns Inselbewohner, auch wenn das für die Bewohner in der Sperrzone (in der wir gestern nicht lagen) und in der Warnzone (die auch unsere Wohnung – im Bereich von St.Bonifatius – einbezog) immer mit einer ziemlichen Aufregung und etlichen Einschränkungen und ggf. auch den Unbequemlichkeiten einer Evakuierung verbunden ist.

Und bisher auch immer ein Grund, meinen letzten noch verbliebenen Twitter-Account zu nutzen, um zeitnah und zuverlässig über das Geschehen und aktuelle (Warn-)Meldungen der Feuerwehr informiert zu sein. Umso wichtiger auch, weil gestern in der mit Unwetterwarnungen Amok laufenden Nina-App (der offiziellen Katastrophenschutz-App des Bundes) die Bombenwarnung förmlich unterging – und weil man da auch immer noch nicht über das weiter Notwendige und Aktualisierungen informiert wird.

Wobei sich allerdings auch Twitter gestern als heftiger Schuss in den Ofen erwies, nachdem der ebenfalls (und das schon seit Wochen) aus wirren Gewinnabsichten heraus Amok laufende neue Twitter-Besitzer Elon Musk ständig neue Regeln einführt und nun halt auch in seiner ganzen Weisheit beschlossen hat, den Zugriff für alle möglichen Arten von Accounts zu limitieren, sofern sie nicht bereit sind, erhebliche Summen zu investieren, um auch weiter ihre volle Bandbreite nutzen zu können.

Was gestern peinlicherweise sowohl den Hauptaccount der Hamburger Feuerwehr als auch alle Nebenaccounts betraf, die sonst noch von ihr für Bürgerinformationen genutzt wurden – und bisher im Fall der Fälle ein wirklich wichtiges, wenn nicht gar lebensrettendes Informationsmedium für alle unmittelbar Betroffenen dargestellt haben. Denn diese Accounts waren plötzlich „blind“ und von allen externen Informationsquellen auf Twitter abgeschnitten, nachdem sie ihr Zugriffslimit von 600 gelesenen Tweets (für verifizierte Accounts) erreicht hatten:

Man stelle sich nur mal vor, das wäre bei der Hochwasser-Katastrophe vor zwei Jahren auch so gelaufen.
Wieviel Tote das wohl mehr gekostet hätte, wenn Twitter damals auch schon so agiert hätte und Menschen alleine deswegen gestorben wären, weil man ihnen lebenswichtigen Informationen einfach vorenthält, wenn sei ihr Limit von eventuell sogar nur 300Tweets (für nicht verifizierte Accounts) überschritten haben ????

Fatal, wirklich Fatal – um so mehr, als die weiteren Nebenkanäle der Feuerwehr auf anderen Plattformen – wie etwa bei Mastodon – bisher kaum bekannt und entsprechend wenig genutzt sind.

Und es zeigt auch mal wieder, wie wichtig es wäre, eine wirklich unabhängige Informationsplattform für Kastrophenfälle zu haben, die nicht von einem durchgeknallten (und immer weiter nach rechts abdriftenden) Milliardär und seinen kruden Gewinnabsichten geprägt ist oder sich als Datenkrake schlimmster Güte erweist, wie etwa der Meta-Konzern mit allen seinen Töchtern…..

Womit sich – mir zumindest – die Frage stellt, was den nun im Fall der Fälle eine Alternative werden könnte, wenn Twitter in solchen Dingen nicht mehr nutzbar ist, ich zu Meta (also FB, Instagram & Co) kein Vertrauen mehr habe und auch Mastodon (noch) nicht wirklich überzeugt?

Darauf denke ich gerade herum, ohne wirklich eine zündende Idee zu haben….

-_-_-_-

Wobei das eine Frage ist, mit der ich offenbar nicht alleine bin, wie inzwischen einige Beiträge der Onlinepresse zeigen, in denen ebenfalls die Frage nach einer unabhängigen Plattform aufgeworfen wird. Zumal Twitter inzwischen nicht mal mehr zulässt, dort überhaupt irgendwas lesen zu können, ohne eingeloggt zu sein – also ähnlich wie Facebook der breiten Öffentlichkeit defacto nicht mehr ohne Barrieren zur Verfügung steht:

Jedoch bekommt die Hamburger Feuerwehr auch Gegenwind. Ein Kommentar lautet: „Die Frage ist eher, warum verlassen sich Rettungsdienste auf ein privates, amerikanisches Unternehmen für die wichtige Notfallkommunikation? Sowas passiert dann nämlich, wenn man keine eigenen Kommunikationsstrukturen für Bürger aufbaut.“

RND

Sag ich doch….

Wo bei das vermutlich wieder ewig dauern wird, bis sich was ändert, wenn sich überhaupt was ändert….


Habt trotzdem einen feinen Nachmittag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der ziemlich fassungslos dieser Entwicklung gegenübersteht……


-1011-

- 10 Bemerkungen zu “Fatal, Fatal – und gar nicht gut im Fall der Fälle

  1. Ich denke nur an einen Mitbewohner bei uns im Haus, den alle Warnungen nicht erreicht haben dürften. Facebook und Twitter nutzt er garantiert nicht und die Lautsprecherdurchsagen sind bei uns dank der super Schall-Isolierung nicht zu hören. Zum Glück hat er Nachbarn, die sich kümmern würden, aber das ist ganz sicher nicht überall der Fall.

    1. Stimmt.
      Ohne Internet hätte ich tatsächlich überhaupt nichts mitbekommen – und selbst mit hab ich es ja auch nur gemerkt, weil Du mich darauf aufmerksam gemacht hast – zumal die Nina-App sich gestern ständig überschlagen hat mit ihren Unwettermeldungen und ich deshalb irgendwann auch gar nicht mehr nachgeguckt hatte, was denn nun schon wieder ist….

  2. Immer wieder denke ich mal, man sollte Gewinne in Geldform abschaffen und zur Tauschwirtschaft zurückkehren oder nur mit Äpfeln oder Birnen bezahlen. (Ironiemodus aus)
    Einfach unfassbar!

    1. Tauschwirtschaft… prinzipell ein guter Gedanke, glaube ich, allerdings auch ein Gedanke, der auch früher schon nicht funktioniert hat und in Zeiten der Globalisierung noch weniger funktionieren wird.
      Denn – mal nur Lebensmittel und Dienstleistungen als Tauschobjekte gesetzt- würde das allenfalls lokal funktionieren, aber schon nicht mehr, wenn Anbieter und Kunde mehr als ein paar Kilometer von einander entfernt sind, weil Lebensmittel verderblich sind und Dienstleistungen auch nur wirtschaftlichen Sinn machen, wenn sie nicht mit tagelangen Reisen verbunden werden müssen.

      Geld ist so gesehen schon ein gute und brauchbare Erfindung.
      Wobei Geld ansich doch auch gar nicht toxisch ist, sondern der Umgang damit, solange dahinter nicht auch eine soziale Verantwortung steht und einzelne Menschen soviel davon anhäufen können, dass sie damit die Welt aus den Angeln heben könnten…
      Und ich finde, genau da müsste man ansetzen, wenn man wirklich was ändern will (obwohl ich jedem seinen Wohlstand gönne, den er auf ehrliche Art und nicht nur durch Spekulation oder Monopolismus erworben hat). Beispielsweise durch die Verpflichtung, ab einem bestimmten Kontostand die Hälfte seines Vermögens und der Gewinne daraus an die Gemeinschaft abtreten zu müssen oder damit soziale Projekte zu finanzieren.

      1. Das mit dem Tauschgeschäft war natürlich nur ein Joke. Aber wenn man die Reichen, Superreichen und Multimillionäre und mehr dazu verpflichten könnte, einen Teil ihres Geldes abzugeben, wäre das natürlich die Ideallösung.

        1. Dass Du das nicht ganz ernst gemeint hast, dachte ich mir schon.
          Insofern war ich so frei, Deinen Gedankengang einfach mal ein Stück weiter zu führen B-)

  3. Gut ausgegangen – das ist mal das wichtigste.

    Über den Unsinn, dass Blaulicht-Organisationen twitter und Konsorten nutzen (müssen) schreibe ich nichts, das schadet meiner Gesundheit ;-)

    1. Ja, das ist zweifellos das wichtigste.

      Und was Twitter& Co angeht:
      Es würde ja schon reichen, wenn diese Firmen von ihrem Gewinnstreben Abstand nehmen, soweit es um öffentliche Belange geht, wie etwa Katastrophenmeldungen und Warnung vor Gefahren. (zumal man darüber viele Menschen schnell und effektiv erreicht). Beispielsweise in Form einer allgemeinen, kostenfreien und unbeschränkten Zugänglichkeit auf solche Informationen auch dann, wenn weiter Dienste der Plattform mit Kosten verbunden sind. Denn egal, wie viel Gewinn der jeweilige Inhaber mit seiner Plattform generieren will – eine moralische Verpflichtung zur Informationsweitergabe gegenüber der Öffentlichkeit hat er bei solchen Reichweiten doch auch…. und insbesondere dann, wenn es um Gefahren für Leib und Leben geht….

      (was im übrigen genauso auch für Lokalzeitungen wie unser Knallblatt gilt, die auch schon die gleiche Tendenz zeigen und wichtige Gefahrenmeldungen per Laufband in ihrer Webseite und per Newsticker promoten, dann aber eine Bezahlschranke davorschieben, wenn man sich weiter informieren möchte…)

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