– – tageweise unsortiertes – –
„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Bonjour, Saint Ex! – Roman

Guten Morgen liebe Lese-Freunde!

Hmm…..
Bei diesem Buch weis ich nicht so recht, was ich damit nun anfangen soll, auch wenn die Geschichte weiten Teilen eine eher simple ist, weitgehend auf realen Fakten beruht und bis auf ihren ziemlich surrealistisch anmutenden Mittelteil durchaus eingängig und gut lesbar für mich war:

Bonjour, Saint Ex!
Von Jörg H.Trauboth

Denn ich habe so meine leise Zweifel, ob es „legitim“ ist, sich auf diese Art und Weise dem Mysterium um den Tod von Antoine de Saint-Exupéry (dem wortgewaltigen Autor einiger Fliegerbücher und nicht zuletzt auch dem poetischen Schöpfer des „Kleinen Prinzen„) nähern, der im Juli 1944 als Soldat auf einem Einsatzflug über dem Mittelmeer verschollen ist.
Einem Mysterium, das in der Realität zum Teil entzaubert wurde, als kurz vor der Jahrtausendwende ein Fischer Saint-Exupéry’s silbernes Armband in seinem Netz fand, daraufhin ein paar Jahre später sein abgestürztes Flugzeug in der Nähe von Marseille im Mittelmeer gefunden wurde und noch ein paar Jahre später ein ehemaliger Kampfflieger der deutschen Luftwaffe behauptete, ihn dort abgeschossen zu haben, ohne dass es Belege in irgendeiner Form dafür gegeben hätte, wie man auf Wikipedia nachlesen kann

Und es ist genau dieses Mysterium, um die herum der Autor – selbst Pilot und ehemaliger Offizier – seine Geschichte aufbaut. In Ich-Form geschrieben aus der Sicht eines fiktiven Sohnes des angeblichen Todesschützen, den im Nachhinein Gewissensbisse plagten, weil er am Tod des grossen Autors schuldig war.
Was der Sohn, selbst auch Pilot und Saint-Exupéry-Fan, zum Anlass nimmt, den letzten Flug des grossen Franzosen nochmal nachzufliegen, wohl in der Hoffnung, Saint-Ex und damit der Geschichte seines inzwischen verstorbenen Vaters ein Stück näher zu kommen….

Wobei man im ersten Teil des Buches tatsächlich (und gut aufbereitet) Einiges über Saint-Exupéry und sein nicht immer ganzgradlinig verlaufenes Leben erfährt und ergänzend dazu auch, unter welchen Umständen sein letzter Flug zustande kam, obwohl er eigentlich schon viel zu krank zum Führen seines (gerade dieses) Flugzeuges(typs) war und ihn die komplizierte Technik des hochgezüchteten Fluggerätes überforderte…

Im zweiten Teil des Buches (der so surreal wirkt) kommt es dann während dieses Erinnerungsfluges zu einer wundersamen Begegnung, als plötzlich neben dem Flugzeug des Ich-Erzählers ein zweites Flugzeug auftaucht, das sich tatsächlich als das verschollene Flugzeug Saint-Exupéry’s entpuppt, an dessen Steuer der Erfinder des kleinen Prinzen selbst sitzt und „von Pilot zu Pilot“ ein Gespräch mit dem Sohn seines vorgeblichen Mörders aufnimmt..

Woran ja eigentlich nicht auszusetzen wäre – an der Geschichte nicht und auch an ihrem zweiten Teil nicht -, würde nicht Trauboth Saint-Exupéry bei dieser Gelegenheit Worte in den Mund legen, die zwar genauso so poetisch klingen wie die Weisheiten aus dem kleinen Prinzen, mir aber doch eher Trauboths Wunschvorstellungen zu entsprechen scheinen, wie er sie schon von Anfang des Buches an seinem Helden, dem Ich-Erzähler in den Mund legt.

Das kann man sicherlich so machen, und es entspricht auch der dichterischen Freiheit, aber ich frage mich schon, ob es dem grossen, hier förmlich auf einen Podest gestellten „Saint-Ex“ in all seinen Facetten und damit auch in seinen Zweifeln wirklich gerecht wird?

-_-_-_-

Ganz sicher nicht gerecht wird es dem (auch schon lange verstorbenen) ehemaligen deutschen Kampfpiloten und vorgeblichen Todesschützen Horst Rippert, dessen Rolle in der Geschichte fast gar nicht zur Sprache kommt (ausser in Form des angesprochenen Schuldkomplexes), der aber auch in anderen Dingen eher „dubios unterwegs war“ und bezüglich seines Lebenslaufes wohl auch immer wieder zu schönfärberischen Übertreibungen geneigt hat…..

Und so bleibt für mich bei diesem Buch trotz aller Spannung der Handlung und einigen sehr poetisch wirkenden Passagen doch ein leicht bitter Beigeschmack…
Deshalb reicht es für mich auch nur zu einer eher mässigen Wertung:

-_-_-_-

Der Klappentext:

Am 31. Juli 1944 hebt der physisch und psychisch angeschlagene Kriegspilot Major Antoine de Saint-Exupéry auf dem Flugplatz Bastia-Borgo (Korsika) mit einem Aufklärungsflugzeug ab und kehrt nicht mehr zurück. Ein deutscher Jagdpilot gibt an, ihn abgeschossen zu haben. Jahrzehnte später fliegt Fabian, der Sohn des Jagd­piloten, die Route seines Idols, Major „Saint-Ex“, nach. Am Himmel über Frankreich wird Fabian mit seinem Flugzeug in ein Universum jenseits von Raum und Zeit geschleudert. An seiner Seite erscheint ein mysteriöser Flügelmann und beginnt mit ihm ein sehr persönliches Gespräch …

Amazon

Und dennoch:
Habt alle einen feinen Tag, freut Euch schon mal aufs lange Feiertagswochenende – und bleibt wie immer gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der gerade zwar (animiert durch diese Lektüre) mal wieder den kleinen Prinzen vor der Nase hat, aber vermutlich nicht darüber schreiben wird.

Was sollte dabei schliesslich auch herauskommen, was nicht auch schon viele andere darüber geschrieben haben?


-957-

Hau – Roman

Hallo und einen guten Morgen alle miteinander!

Nachdem dieses Buch ja neulich schon mal Thema war, weil es mir nicht gelingen wollte, es zu digitalisieren möchte ich nun wenigstens noch ein paar Worte zum Inhalt verlieren:

Zwar „offiziell“ ein Roman, aber auch wieder eine Nacherzählung eines wahren Kriminalfalles aus dem Jahr 1906, als so im weitesten Sinne ebenfalls „True Crime“, wie auch schon die letzten Bücher, die ich hier vorgestellt habe:

Denn im Prinzip handelt es sich dabei um eine Dreiecksgeschichte zwischen dem jungen aufstrebenden und sehr grossprecherischen Rechtsanwalt Carl Hau aus eher einfachen Verhältnissen und die zwei Töchter des verstorbenen und sehr wohlhabenden Medizinalrates Molitor aus Baden-Baden, in deren Verlauf dessen Witwe unter misteriösen Umständen ums Leben kommt.
Was man Carl Hau anlastet, dem unterstellt wird, seine Schwiegermutter aus Habgier ermordet zu haben, nachdem er aufgrund seines grosspurigen Lebens in ständigen finanziellen Schwierigkeiten ist und sich im Vorfeld des Mordes sehr merkwürdig verhalten hat, ohne dies begründen zu können.
Und so kommt, was kommen muss:
Hau wird gegen alle Unschuldbetreuerungen nur aufgrund von Indizien zunächst zu Tode verurteilt, später aber zu lebenslänglich Zuchthaus begnadigt und Mitte der Zwanziger Jahre aus der Haft entlassen, nachdem es seinem Anwalt nach vielen Versuchen gelungen ist, eine Wiederaufnahme des Falles zu erreichen.
Wobei allerdings immer im dunkeln bleibt, was sich in der Mordnacht wirklich ereignet hat.

Sicher Stoff für eine spannende Geschichte, die ich deshalb auch unbedingt lesen wollte, auch wenn sich das als teilweise recht mühsam erwies.

Nicht wegen des Inhaltes, sondern vor allem, weil ich lesen von Papier nun so gar nicht mehr gewohnt bin.

Dennoch hat sich die Lektüre dieses Buches durchaus gelohnt, zumal der Autor seinen Text kalleidoskopartig aufgebaut hat, mit wechselnden Perspektiven aus Sicht der beteiligten Personen und auch immer wieder mit heftigen, aber thematisch gut durchdachten Zeitsprüngen und eingefügten Zitaten von Briefwechseln und Gerichtsprotokollen, so dass ich mich als Leser förmlich aufgefordert gefühlt habe, mir am Ende ein eigenes Urteil zu bilden:

War Carl Hau der Mörder oder war es es nicht – und war die Verurteilung nun ein Fehlurteil oder war sie es nicht?

Fragen, auf die ich Euch meine Antwort allerdings vorenthalten möchte (wie auch der Autor kein Urteil fällt), falls jemand von Euch dieses Buch auch noch lesen will…
Denn diese Lektüre kann ich wirklich nur empfehlen: Gut geschrieben, gut zu lesen und spannender als die meisten Thriller!
Deshalb auch in diesem „Fall“:

-_-_-_-

Der Klappentext der von mir gelesenen Taschenbuchausgabe:

Korsika, Mai 1901: Ein junger Mann im Leinenanzug, die Jacke über der Schulter, schlendert lässig über den weiten Strand. Zwei junge Frauen, Schwestern, folgen ihm mit den Blicken. Die eine, Lina Molitor, wird mit ihm fliehen, ihn heiraten, nach Amerika gehen.
Karlsruhe, sechs Jahre später: Der junge Mann, Karl Hau, steht vor Gericht. Er soll seine Schwiegermutter ermordet haben. Lina nimmt sich das Leben. Auf die Menschen in der badischen Provinzstadt wirkt Hau verstörend: selbstsicher, arrogant, hochintelligent, ein Hochstapler, Frauenheld und Verschwender, und zugleich ein liebevoller Familienvater. Obwohl er die Tat immer bestreitet, wird er zum Tode verurteilt, dann zu lebenslanger Haft begnadigt. 1924 kommt er frei und verfaßt zwei heißumstrittene Bestseller über seinen Fall.
In einem mitreißenden Roman, der das Innerste seiner Figuren ausleuchtet, hat Bernd Schroeder die Geschichte eines rätselhaften Kriminalfalles geschrieben, eines der großen Sensationsprozesse im letzten Jahrzehnt des Deutschen Kaiserreiches. Der Roman entwirft ein ungeheuer dichtes Zeitbild, und selten kommt ein Autor so dicht an den Charakter von Menschen, die in ihrem Netz aus Liebe und Verrat, Verbrechen und Strafe zugrunde gehen.

Amazon

Habt alle einen zauberhaften Tag und ein erholsames Wochenende
– und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich lesetechnisch jetzt mal eine kleine Auszeit gönnt……


-868-

Der Fall Scholl – Dokumentation

Hallo am Dienstagmorgen!

Nun also True -Crime? So Tief bin ich gesunken?

Wobei – ich geb es zu- dieses Buch wirklich nur sowas wie eine Zwischen- bzw. Verlegenheitslösung war, um wenigstens im Genre zu bleiben solange ich noch auf das – nur noch antiquarisch und in Papierform erhältliche – Buch warten musste, was ich eigentlich im Anschluss an die Arbogast-Geschichte lesen wollte.

Und das ist dann gleich auch noch ein wenig Beschäftigungs-Therapie (also einen sinnvolle Tätigkeit für mich!) weil ich das der besseren Lesbarkeit wegen natürlich zuerst mal in ein E-Book umfrickeln werde.

Aber dazu dann mehr, wenn es soweit ist.
Denn hier soll es jetzt ja eigentlich um dieses Buch gehen:

Der Fall Scholl
Von Anja Reich

Wozu ich voraus schicken möchte, dass sich diese „Verlegenheitslösung“ tatsächlich als ausgesprochen spannend und gut lesbar erwiesen hat und ich durchaus angetan von der Art und weise bin, wie dieser reale Kriminalfall um Heinrich Scholl, den ehemaligen Bürgermeister von Ludwigsfelde aufbereitet und zusammengefasst wurde: Sachlich, völlig neutral, ohne jegliche Sensationsgier und Schuldzuweisung oder auch nur Vermutung abseits der tatsächlich feststehenden Fakten.

Zum Inhalt:

Der ehemals gefeierte Bürgermeister von Ludwigsfelde, Heinrich Scholl, wird im Januar 2011, nur wenige Wochen nach den Tod seiner Ehefrau als dringend tatverdächtig verhaftet, nachdem diese wenige Tage nach ihrem Verschwinden erdrosselt in einem Waldstück aufgefunden wurde und einige Monate später nach einem längeren und aufsehenerregenden Indizienprozess zu lebenslänglicher Haft wegen Mordes verurteilt.
Wobei die Beweislage wohl nicht so eindeutig war, wie das Urteil vermuten lässt, denn in der Spurenlage und in den beinahe einhundert Zeugenaussagen scheinen auch etliche Unstimmigkeiten auf, die bei anderer Wertung dieser Beweise wohl auch zu einem Freispruch hätten führen können….

Unstimmigkeiten, die Anja Reich sehr detailliert aufdröselt, wie auch die Vorgeschichten und die Biographien der beiden Eheleute, die ein halbes Jahrhundert vor der Tat weniger aus Liebe geheiratet hatten, sondern eher ein Zweckbündnis eingegangen sind, was zu einer Win-Win-Situation für beide wurde. Obwohl sich seinerzeit schon abgezeichnet hatte, welche Problematik sich hinter der nach aussen harmonisch erscheinenden Fassade der langjährigen Ehe auftun könnte.
War doch der Heinrich Scholl auf keinen Fall die „erste Wahl“ seiner schon damals sehr dominanten Frau Brigitte, sondern allenfalls „Retter in der Not“, um den mit einem anderen Mann gezeugten Sohn in ehelichem Rahmen auswachsen zu lassen…
Und so zeichnet dieses Buch dann auch ein Bild dieser Ehe, dass durchaus eine Erklärung für einen Mord abgeben könnte, nachdem es mehrere erfolglose Ausbruchsversuche des in seinem Amt sehr erfolgreichen Bürgermeisters gab, die aber alle mit einer reumütigen und beinahe devoten Rückkehr zu seiner Frau endeten….
Aber auch er selbst ist nicht ohne Fehl und Tadel mit seinem langjährigen Doppelleben und wechselnden Geliebten, seiner Geheimnistuerei und nicht zuletzt auch mit seinem undurchsichtigen Verhalten nach dem Auffinden seiner ermordeten Ehefrau.

Also durchaus eine spannende, gut recherchierte und gut zu lesende Geschichte, auch wenn am Ende zwangsläufig eine eine Reihe Fragen offen bleiben müssen.
Auch das ist ein Pluspunkt dieses Buches, weil Anja Reich sich nicht zu Spekulationenen hinreissen lässt und auch den Heinrich Scholl in Zitaten aus mehreren Interviews aus der Zeit nach der Verurteilung unkommentiert zu Wort kommen lässt…
Deshalb gibts von mir auch die volle Punktzahl:

-_-_-_-

Der Klappentext:

An einem kalten Dezembermorgen im Jahr 2011 wird in einem Waldstück in der Nähe von Potsdam die Leiche einer Frau gefunden. Versteckt zwischen hohen Kiefern, unter trockenem Laub und Moos. Kaltblütig erdrosselt. Ihr Ehemann, Heinrich Scholl, ist am Boden zerstört. Er war der erfolgreichste Bürgermeister des Ostens, schuf kurz nach der Wende Tausende von Arbeitsplätzen, wurde viermal wiedergewählt. Er galt als zuvorkommender, warmherziger, ehrlicher Mensch. Und führte seit fast fünfzig Jahren eine scheinbar harmonische Ehe … Anderthalb Jahre später wird Heinrich Scholl in einem spektakulären Indizienprozess zu lebenslanger Haft verurteilt. Bis zuletzt beteuert er seine Unschuld – und schweigt zu der schwerwiegenden Anklage.
Die Reporterin Anja Reich hat den Prozess von Anfang an begleitet. Sie führte lange Gespräche mit Heinrich Scholl und hat den Fall von Grund auf neu recherchiert: Kann dieser Mann ein Mörder sein?

Amazon

Habt alle einen schönen Tag und noch eine feine restliche Woche – und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der den gestrigen Tage fast ausschliesslich mit Lesen und Schlaf nachholen verbracht hat…. aber heute wohl auch noch über etwas anderes als Bücher schreiben wird….


-859-

Herzfaden – Roman

Guten Morgen zusammen!

Bei diesem Buch habe ich mich wieder einmal gefragt, ob es einfach zu dünn ist oder ob es an meinem Lesetempo liegt, weshalb ich für die knapp dreihundert Druckseiten wieder einmal kaum mehr als ein paar Stunden gebraucht habe:

Herzfaden
Von Thomas Hettche

Allerdings – und das hatte ich seinerzeit schon festgestellt, als ich die Pfaueninsel gelesen habe – macht der Autor es mir auch sehr leicht mit seinem gut lesbaren Schreibstil und einer Geschichte, die sich einerseits an realen Ereignissen orientiert und diese anderseits (quasi als Nebenhandlung) in eine sehr phantasievolle Rahmenhandlung einbindet.
Oder umgekehrt, weil manchmal eben auch nicht klar ist, welcher der beiden Erzählstränge eigentlich die Haupthandlung darstellt:

Denn die Geschichte beginnt, als ein kleines, namenloses Mädchen eher zufällig durch eine geheime Tür auf den Dachboden des Augsburger Marionettentheaters (Der Augsburger Puppenkiste) gerät und dort , auf die Grösse der Marionetten geschrumpft, den Helden unserer Kindheit begegnet – dem gestiefelten Kater, dem Urmel, dem kleinen König Kalle Wirsch und wie sie alle heissen, die losgelöst von ihren Fäden dort ein Eigenleben führen .
Und auch der schon lange verstorbenen Schöpferin der Marionetten, Hatü (Hannelore Oemichen-Marschall), deren Lebensgeschichte den zweiten Teil der Handlung bildet und erzählt, wie aus einer kleinen Idee und mit viel Leidenschaft diese Marionettenbühne entstanden ist und welche Widerstände es dabei kurz nach dem Krieg und in der jungen Bundesrepublik zu überwinden gab….

Wobei die beiden Handlungsstränge kunstvoll miteinander verwoben sind und die Übergänge manchmal nur spürbar, weil jedem Strang eine eigene Schriftart zugeordnet wurde.
Was dem Buch streckenweise eine fast märchenhafte Note verleiht, die beim Lesen wirklich Spass macht und mich als Leser förmlich gefesselt hat.
Wie auch der Gedanke, der wohl dahinter steckt und sich in der Person der Hatü kristallisiert:
Das es wichtig ist, seinen Traum zu leben – und sei er auch noch so phantastisch – und dass es manchmal auch Zufälle sind, die einen dabei auf den richtigen Weg leiten können.

Womit sich auch ein Stück weit erklären mag, warum ich dieses Buch nicht aus der Hand legen mochte, bevor ich es zu Ende gelesen hatte. Und auch, dass es dafür natürlich die volle Punktzahl von mir gibt:

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Der Klappentext:

Ein großer Roman über ein kleines Theater: die Augsburger Puppenkiste.
Ein zwölfjähriges Mädchen gerät nach einer Vorstellung der Augsburger Puppenkiste durch eine verborgene Tür auf einen märchenhaften Dachboden, auf dem viele Freunde warten: die Prinzessin Li Si, Kater Mikesch, Lukas, der Lokomotivführer. Vor allem aber die Frau, die all diese Marionetten geschnitzt hat und nun ihre Geschichte erzählt. Es ist die Geschichte eines einmaligen Theaters und der Familie, die es gegründet und berühmt gemacht hat. Sie beginnt im 2. Weltkrieg, als Walter Oehmichen, ein Schauspieler des Augsburger Stadttheaters, in der Gefangenschaft einen Puppenschnitzer kennenlernt und für die eigene Familie ein Marionettentheater baut. In der Bombennacht 1944 verbrennt es zu Schutt und Asche. »Herzfaden« erzählt von der Kraft der Fantasie in dunkler Zeit und von der Wiedergeburt dieses Theaters. Nach dem Krieg gibt Walters Tochter Hatü in der Augsburger Puppenkiste Waisenkindern wie dem Urmel und kleinen Helden wie Kalle Wirsch ein Gesicht. Generationen von Kindern sind mit ihren Marionetten aufgewachsen. Die Augsburger Puppenkiste gehört zur DNA dieses Landes, seit in der ersten TV-Serie im westdeutschen Fernsehen erstmals Jim Knopf auf den Bildschirmen erschien.

Amazon

Habt alle einen märchenhaften Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der jetzt wohl gleich mit dem nächsten Buch des Autors beginnen wird……


-854-

Irrenhaus am Rande der Welt – Sachbuch/Biographie

Mahlzeit zusammen!

Irgendwie scheint das bei Büchern zum Thema Polar-Forschung wohl zum Marketing-Konzept zu gehören, dass man ihnen ziemlich reisserische Titel verpasst?
Und so war ich nach einer letzten Erfahrung in dieser Richtung auch eher etwas skeptisch, als ich begonnen habe, mir die von Amazon empfohlenen Leseprobe zu Gemüte zu führen.

Doch tatsächlich war ich dann ziemlich schnell überzeugt, dass ich dieses Buch zu Ende lesen würde:

Irrenhaus am Rande der Welt
von Julian Sancton

Denn obschon eigentlich gut recherchiertes Sachbuch liest sich dieses Buch spannend wie ein Roman und erzählt nicht nur die Geschichte der eher glücklosen ersten belgischen Expedition in die Antarktis, sondern auch die Biographien gleich dreier grosser Polarforscher, die allesamt der Besatzung der „Belgica“ angehörten und jeder aus einer ganz anderen Motivation heraus an der Expedition teilnahmen : des Belgiers Adrien de Gerlache, des Norwegers Roald Amundsen und des Amerikaners Frederick Cook.
Waren es bei de Gerlache eher nationalistische Motive und der Wunsch, seinem Vater zu beweisen, dass er seinem Namen Ehre machen könne, sah Amundsen die Reise als „Lehrzeit“ für spätere eigene Unternehmungen an (die Eroberung des Südpoles) und war sie für Cook mehr oder weniger ein Notnagel, nachdem seine eigenen hochtrabenden Pläne nicht realisierbar erschienen.
Was natürlich im Lauf der Reise auch zu Spannungen zwischen den drei Offizieren führte, aber auch zu der Erkenntnis, sich aus einer ausweglos scheinenden Situation nach über einem Jahr im Packeis nur befreien zu können, wenn man über alle Differenzen hinweg zusammen arbeitet heftigen und die Ressourcen aller Besatzungsmitglieder nutzt….

Spannend wie ein Roman – wie oben schon geschrieben – und dennoch ein Sachbuch von ähnlicher Güte wie Palins „Erebus“.

Wobei es dem Autor ganz nebenbei auch noch gelingt, auch die zum Teil heute noch gültigen Forschungsergebnisse dieser denkwürdigen Reise in gut aufbereiteter und lesbarer Form einzubinden, etwa was Cooks Erkenntnisse und Lösungsansätze zu medizinischen und gruppendynamischen Problemen angeht, die sich im Verlauf der langen Polarnacht durch Lichtmangel und Enge auf dem Schiff ergeben…( und heutzutage etwa auf U-Booten oder im Bezug auf Weltraumprojekte noch hochaktuell sind)

Deshalb ohne Wenn und Aber, den übertrieben reisserischen Titel mal ausser Acht lassend:

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Der Klappentext, der keinesfalls zuviel verspricht:

Im August 1897 bricht der belgische Kommandant Adrien de Gerlache auf, um die Antarktis zu erobern. Bereits auf dem Weg gen Süden gibt es zahlreiche Rückschläge: Stürme, Beinahe-Meutereien, Strandungen. Als der nach Ruhm strebende de Gerlache schließlich vor der Wahl steht, geschlagen nach Hause zurückzukehren oder kurz vor Wintereinbruch tiefer ins Eis zu fahren, entscheidet er sich für Letzteres – mit fatalen Folgen. Die Belgica bleibt im Packeis stecken. Gefangen in völliger Isolation und endloser Nacht, geplagt von Krankheit, Hunger und Monotonie, greift bald der Wahnsinn um sich. Der Arzt Frederick Cook und der junge Roald Amundsen werden mit ihrem grenzenlosen Optimismus für die Mannschaft überlebenswichtig …

Amazon

Habt einen wunderbaren Nachmittag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der nach sich nach dieser Lektüre auch noch weiterhin in polaren Regionen herumtreibt……….


-813-

Die Entdeckung der Langsamkeit – Roman

Hallo, liebe Buchfreunde!

Wenn ich schon Bücher über John Franklin oder Polar-Expeditionen lese, dann darf natürlich auch dieser Klassiker des Genres nicht fehlen, den womöglich einige von Euch auch schon kennen:

Die Entdeckung der Langsamkeit
Von Sten Nadolny

Wobei ich zugeben muss, dass ich dieses Buch zwar kurz nach seinem Erscheinen 1983 schon in meinem Bücherschrank stehen hatte, aber tatsächlich erst vor ein paar Jahren zum ersten mal ganz gelesen und wirklich genossen habe, nachdem ich damals in den 80ern die Lektüre schon nach ein paar Seiten abgebrochen hatte, weil ich mit Nadolnys Schreibstil auf diesen ersten Seiten wenig anfangen konnte.

Und tatsächlich empfand ich auch diesmal diese ersten Seiten wieder als die sperrigsten, zumal dabei noch nicht klar wird, worauf die Geschichte hinausläuft.
Anderseits sind es aber gerade diese ersten Seiten, die mit ihrer (wie Nadolny selbst im Nachwort betont ) fiktiven Schilderung des jungen John Franklin und seiner langsamen Wahrnehmung und Denkweise den Schlüssel für die gesamte Handlung des Buches legen. Einer Handlung, die man im weitesten Sinne als biographischen Roman bezeichnen könnte, weil sie sich an vielen Begebenheiten aus dem Leben des echten John Franklins orientiert – einem Seemann, Soldaten und Entdecker im England des 19. Jahrhunderts, zu dessen positiven Eigenschaften wohl auch seine grosse Beharrlichkeit gehörte, die ihm schlussendlich auch zu eigenen Verhängnis wurde, als er auf seiner letzten Expedition zur Entdeckung der Nord-West-Passage scheiterte und zusammen mit allen anderen Expeditionsteilnehmern ums Leben kam.

Und so wird diese Beharrlichkeit und die systematische, langsame Denkweise des Protagonisten auch zum Kernthema des Buches, weil sie Franklin auch immer wieder ganz andere Wege gehen lässt, als schnellere Menschen sie wählen würden. Insofern passt also auch der Titel des Buches perfekt, auch wenn er auf den ersten Blick kaum etwas mit Franklins realer Geschichte und der Geschichte seiner Entdeckungen zu tun zu haben scheint. Entdeckt man doch als Leser in der Gedankenwelt des Franklin ganz andere Sichtweisen, als die meisten anderen Menschen sie haben. Und damit wird dieses Buch nicht nur zur Schilderung einiger der grossen Entdeckungen des 19. Jahrhunderts, sondern auch zur faszinierenden Mitreise bei der Entwicklung eines besonderen Menschen.

Was mich auch beim zweiten Lesen des Buches zum gleichen Fazit kommen lässt wie schon vor vier Jahren: „Für mich faszinierend die Beschreibung des langsam denkenden und bedächtig handelnden John Franklin und seines Lebensweges, der in aller Konsequenz und Beharrlichkeit seinen Weg geht, bis zum bitteren Ende im Eis.“
Denn genau das ist es, was den Reiz dieses Buches ausmacht, zumal es auch sehr konsequent die Innensicht und die Gefühle seines Protagonisten nachzeichnet, der selbst nur zu gut weis, dass er anders ist als andere Menschen und sich damit auch immer wieder zum Ziel für Hohn und Spott seiner Mitmenschen macht, ohne sich davon beirren zu lassen.

Ergo gibt es von mir auch diesmal wieder die volle Punktzahl dafür:

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Der Klappentext:

„Seit seiner Kindheit träumt John Franklin davon, zur See zu fahren, obwohl er dafür denkbar ungeeignet ist, denn in allem, was er tut, ist er extrem langsam. Doch was er einmal erfaßt hat, vergißt er nicht mehr. Er geht zur Marine und erlebt den Krieg. Insgeheim aber träumt er von friedlichen Fahrten auf See und von der Entdeckung der legendären Nordwestpassage. Als Kommandant eines Schiffes begibt er sich auf die Suche … Sten Nadolnys vielfach preisgekrönter Bestseller ist auf den ersten Blick zugleich ein Seefahrerroman, ein Roman über das Abenteuer und die Sehnsucht danach und ein Entwicklungsroman. Doch hat Sten Nadolny die Biografie des englischen Seefahrers und Nordpolforschers John Franklin (1786–1847) zu einer subtilen Studie über die Zeit umgeschrieben.“

Amazon

Habt alle ein angenehmes Wochenende und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich rein literarisch erst einmal noch weiter in polaren Regionen rumtreibt….


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Erebus – Sachbuch

Moin, Ihr Freunde des guten Buches!

Aus der Zukunft in die Vergangenheit!
So könnte man wohl den Wechsel des Genres betiteln, den ich beim Lesen gerade begonnen habe. Wofür ich als Einstieg ein Sachbuch ganz gut fand, auf das mich vor einiger Zeit ein Beitrag von Myrade aufmerksam gemacht hat:

Erebus
Von Michael Palin

Wobei die Bezeichnung „Sachbuch“ für dieses Werk tatsächlich etwas trocken klingt, denn man merkt, dass der Autor Michael Palin (vielen vermutlich nur als Schaupieler der Monty-Python-Truppe bekannt) als studierter Historiker auch sehr viel Herzblut in dieses Buch gesteckt hat , in dem er nicht nur trockene Fakten herunterbetet, sondern diese auch immer wieder in Bezug zu den handelnden Personen der Geschichte bringt, mit denen er sehr empathisch und respektvoll umgeht, nicht ohne dabei auch auf ihre Schwächen und Fehler einzugehen.

Und so erzählt dieses Buch nicht nur ausführlich die Geschichte eines Schiffes, der HMS Erebus, die auf zwei grossen Expeditionen in die Antarktis und die Arktis als Transportmittel diente, sondern auch der Menschen, die auf ihm unterwegs waren. Allen voran von Sir James Clark Ross, der während einen vierjährigen Reise in die Antarktis weiter nach Süden vordringen konnte als jeder Entdecker zuvor – und natürlich von Sir John Franklin, der Jahre später den Auftrag bekam, auf der Erebus die Nord-West-Passage um die Nordspitze des Amerikanischen Kontinents herum zu erkunden und mit seiner ganzen Expeditionstruppe dabei verschollen ist – sowie von der erfolglosen Suche nach den Teilnehmern der Expedition, die schlussendlich erst in unserem Jahrhundert ein Ende fand, als man zunächst das Wrack der Erebus und etwas später auch das Wrack des zweiten Schiffes, der HMS Terror fand.
Wobei auch Zeitzeugen zu Wort kommen, oft in Form von Zitaten aus Tagebüchern oder Briefen an ihre Angehörigen, und damit der Geschichte zusätzliche Tiefe geben.

Was alles zusammen das Buch zu einer – für mich – recht spannenden und lesenswerten Lektüre gemacht hat, die ich vermutlich mit den nächsten beiden Büchern auch noch vertiefen werde, die ich mir auf meine Leseliste genommen habe. Beide beschäftigen sich ebenfalls mit der Person des John Franklin und der denkwürdigen Expedition in die Nord-West-Passage, wenn auch aus anderer Perspektive, als Palin es tut.
Aber dazu mehr, wenn es soweit ist….

Soweit es mich betrifft ist Palins Buch jedenfalls genau der richtige Einstieg gewesen, um mich diesem Thema zu nähern. Deshalb gibt’s kurz und knapp von mir auch die volle Punktzahl dafür:

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Bleibt natürlich noch der Klappentext:

19. Mai 1845, Greenhithe, England: Sir John Franklin macht sich mit 134 Männern und zwei Schiffen, der „Terror“ und der „Erebus“, auf den Weg ins arktische Eis, um den letzten weißen Fleck der Nordwestpassage zu kartieren. Drei Jahre später verschwinden die Schiffe, ihr Schicksal und das ihrer Crews bleibt mehr als anderthalb Jahrhunderte lang ein Rätsel – bis 2014 vor der Nordküste Kanadas ein wahrhaftiger Schatz gefunden wird: das Wrack der HMS „Erebus“.
Michael Palin – Monty-Python-Star, Weltenbummler und begnadeter Erzähler – entfaltet in seinem lebendigen und atmosphärischen Bestseller die so glanzvolle wie tragische Geschichte der „Erebus“; von ihrem Stapellauf über zahlreiche Fahrten auf allen Weltmeeren und die legendäre Reise in die Antarktis, die ihr und den vom Forschungsgeist getriebenen Entdeckern Ruhm brachte, bis hin zu der verhängnisvollen Expedition in die Arktis, die in einer Katastrophe endete.

Amazon

Und nun noch das, was immer kommt:
Habt noch einen wunderbaren Abend und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

mit der Nase schon wieder tief im nächsten Buch………..


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