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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Die Abenteuer des Röde Orm – Roman

Hallo, Ihr Buchfreunde!

Also damit hätte ich nun überhaupt nicht gerechnet:
Dass es dieses Lieblingbuch meiner Jugendzeit tatsächlich in einer Ebook-Ausgabe gibt:

Die Abenteuer des Röde Orm
Von Frans G. Bengtsson

Seinerzeit wohl aus der Schulbücherei ausgeliehen, habe ich die Geschichte des Orm Tosteson damals förmlich verschlungen, die wirklich alle Zutaten für einen einen guten Historienroman hat:

Eine Geschichte, die mit viel Humor und ohne jegliche moralische Wertung sich an den geographischen und historischen Gegebenheiten ihrer Zeit orientiert, sehr abwechslungsreich ist und von Seereisen, Eroberungen und Begegnungen, von Feindschaften und Freundschaften – aber durchaus auch vom alltäglichen Leben der Wikinger am Beginn der Christianisierung um das Jahr 1000 n.Chr. erzählt.
Dazu ein Protagonist, der auf der einen Seite ein grosser Häuptling und Kämpfer ist, auf der anderen Seite aber auch mit sehr menschlichen Zügen aufwartet und mit gelegentlicher Hypochondrie und Zweifeln auch seine Schwächen offenbart:

Orm Tosteson, als Jugendlicher von einem anderen Wikingerstamm verschleppt und mit auf einen Raubzug an den Küsten Frankreichs und Spanien genommen, wird schnell zum Manschaftsmitglied und sogar zum Häuptling seiner Häscher, muss den Mauren nach einen weiteren Gefangennahme als Rudersklave und später in der Garde des Gross-Vizirs dienen, kann mit reicher Beute entkommen und wird durch ein grosszügiges Geschenk zum Freund und später Schwiegersohn des Dänenkönigs Harald Blauzahn und damit auch zum Feind von Harald Widersachern…
So erzählt es der erste Teil der Geschichte, dem noch drei weitere folgen.

Faszinierend daran ist neben der eigentlichen Handlung auch die besondere Erzählweise und Wortwahl des Autors, die leicht altertümlich und manchmal fast lakonisch wirkend auch mit einer Menge Humor gewürzt ist und niemals versucht, den Leser auf irgendeine Seite zu ziehen:

So stehen etwa der Islam, das Christentum und auch die alten Götter der Nordmänner in der Geschichte immer gleichwertig nebeneinander, ohne dem einen oder anderen den Vorzug zu geben – und es erscheint in der Geschichte ganz normal, das jeder für sich wählen kann, was ihm an besten erscheint.
Genauso normal wie die robuste Umgehensweise der trinkfesten und keinem Streit abgeneigten Wikinger miteinander und mit ihren Feinden, bei der auch schon mal Köpfe rollen können, wenns drauf ankommt, allerdings ohne das dies weiter ausgemalt oder gar zum Hauptthema der Geschichte gemacht wird.
Solche Dinge gehörten halt seinerzeit dazu, um sich in der Welt zu behaupten; und waren Orms eigenen Worten zufolge auch keiner weiteren Rede wert…

So ist denn dieses Buch auch keinesfalls ein sich in Grausamkeiten ergehendes Heldenopus, im Gegenteil:
Die Spannung der Geschichte entsteht weniger durch die aktionreichen Teile als vor allem dadurch, dass sie auch viele ruhige Passagen enthält, in denen man als Leser und Beobachter Orm durch den Lauf seines abwechlungsreichen Lebens begleitet und durch seine Worte und Handlungen viel über ihn selbst und seine Motivation und Entwicklung erfährt:
Weg vom jugendlichen Heisssporn hin zum verantwortungvollen und manchmal auch gefühlsbetonten und von Zweifeln geplagten Führer einen kleinen Gemeinschaft, der als Kind seiner Zeit eben tut, was getan werden muss und dabei auch Gefahren nicht aus dem Weg geht, wenn sie unumgänglich sind.

Wobei auch der Aspekt von „Lebens und Leben lassen“ immer wieder eine Rolle spielt, der sehr deutlich in der Person des älter gewordenen, an Erfahrung reicheren, wenn auch nicht weniger abenteuerlustigen Orm Tosteson in den beiden letzten Teilen der Geschichte angelegt ist, ohne moralisierend in den Vordergrund gerückt zu werden.

So gesehen könnte man das Buch also durchaus auch als „Coming of Age“ – Roman mit historischem Hintergrund lesen, wenn man es denn in diese modernere Schublade einordnen will ;-)

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Bleibt als Fazit, dass ich dieses Buch – das eigentlich mehr eine grosse und teils kunterbunte Erzählung als ein grosser Roman ist – auch nach den vielen Jahren seit meiner ersten Lektüre mit der gleichen Begeisterung wie damals gelesen habe, wenn auch weniger als Abenteuerroman, sondern diesmal aus der Sicht eines Erwachsenen, der eine Entdeckungsreise zurück in eine lange vergangene Zeit unternimmt.
Und auch dabei hat das Buch nichts von seiner Faszination verloren, sondern sich als eine Lektüre entpuppt, die auch viele Bezüge bis in unsere Zeit hinein enthält, wenn man etwas zwischen den Zeilen liest.
Deshalb:

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Der Klappentext:

Die Lebensgeschichte des jungen Bauernsohns Röde Orm bietet alles, was einen großen Wikinger-Roman auszeichnet: gefährliche Raubzüge, ferne Länder, zarte Poesie, heftige Familienstreitigkeiten und natürlich schöne Frauen. Spannend und mit viel Humor erzählt Frans G. Bengtsson von seinen trink- und liebesfreudigen Helden, die im Europa des 10. Jahrhunderts auf große Fahrt gehen – die letzte echte Wikinger-Saga.

Amazon

Euch allen wünsche ich einen wunderbaren Sonntag und dass ihr auch weiter gesund und behütet bleibt.
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der nun mal wieder überlegt, was er als nächstes lesen kann……..


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- 4 Bemerkungen zu “Die Abenteuer des Röde Orm – Roman

  1. Danke für Deine Rezension. Das Cover macht eigentlich Lust aufs Lesen. Aber so recht konnte ich noch nicht damit warm werden.

  2. Das klingt wirklich nach einem interessanten Buch. Und es spielt in der Zeit von Vikings / Vikings Valhalla. Könnte also wirklich was für mich sein 🤔
    🌈😘😎

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