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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Das Sonntagszitat 46/22

Einen guten Sonntagmorgen Euch allen!

Prinzipiell musste ich gar nicht lange überlegen, was für heute Thema meines Sonntagszitates sein könnte, denn einige Ideen lagen sozusagen einfach vor mir auf dem Tisch.
Besonders Eines, was gerade im Leben meiner Liebsten sehr im Vordergrund steht und damit mittelbar natürlich auch etwas mit mir zu tun hat:

Die Fotographie!

Dazu hatte ich sogar schon einen Satz im Kopf, den ich mal irgendwo und irgendwann aufgeschnappt , aber leider nur dem Sinn nach behalten habe. Also hab ich mal angefangen , im Netz danach zu suchen und bin tatsächlich auch fündig geworden:

“Ein Bild gibt uns das Gefühl, die ganze Welt in den Händen zu halten. Fotos sind Dokumente des Augenblicks, des Lebens, der Geschichte. Die Fotografie verwandelt die Welt in ein ewig fortbestehendes Angebot, aus der Wirklichkeit in das Reich der Fantasie, aus dem Schmerz in die Freude zu fliehen – durch das Fenster der Seele, das Auge.”

Mario Cohen

Und ja, ich finde, da ist was dran.


Denn wenn ich ein Bild mache und teile, dann ist das ein Stück eingefrorene Zeit, das nur ich erlebt habe und erst das Foto macht es möglich, diesen Augenblick auch an andere weiter zugeben.
So, wie ich ihn gesehen habe – und nicht wie der Fotograf neben mir, der möglicherweise sogar das selbe Motiv im Sucher und fast im gleichen Moment auf den Auslöser gedrückt hatte.

Das sieht man zum Beispiel schön an den Makros, wie sie meine Liebste macht.

Mit freundlicher Genehmigung hier entliehen :redheart:

Denn jedes dieser Bilder ist einzigartig und nicht wiederholbar (zumindest nicht, solange dabei andere Lebewesen mit im Motiv sind) Denn schon im nächsten Moment kann dann ja wieder alles anders sein, weil die Hummel ihre Position verändert oder gar zu einer anderen Blüte weiter gebrumselt ist, weil ein sachter Wind die Blüte bewegt oder weil sich plötzlich eine Wolke vor die Sonne schiebt.

Und wie im Kleinen, so auch im Grossen:
Mach ein Bild vom Mond und es wird Dir nicht gelingen, das Bild genauso noch ein zweites mal aufzunehmen. Selbst dann nicht, wenn Du nur eine zehntel Sekunde später nochmal auf den Auslöser drückst…
Denn auf die Bewegungen von Mond, Wolken und Lufttrübungen hast Du nun mal keinen Einfluss, und deshalb werden sich die Bilder in Nuancen unterscheiden, selbst wenn sie im Grossen und Ganzen das gleiche zeigen.

Und erst Recht, wenn es um Menschen geht. Da wird es nicht mal im perfekt eingerichteten Studio gelingen, zwei mal das exakt gleiche Bild zu machen

Gefrorene Zeit also und geteilte Augenblicke.

Und für den Betrachter beinahe unendlich viel Zeit, um selbst das kleinste Detail in sich aufzunehmen…
Und damit auch die Liebe des Fotografen zu seinem Motiv.
Schliesslich entstehen wirklich gute Fotos nur dann, wenn der Mensch am Auslöser das wirklich mag, was er da vorm Objektiv hat, sich die Zeit nimmt und es für Wert erachtet, auf den richtigen Moment zu warten. Und anschliessend die Mühe auf sich nimmt, das Ergebnis seiner „Arbeit“ auch mit anderen zu teilen.

Denn Fotos erwachen erst zum Leben, wenn sie auch betrachtet werden und – idealerweise – beim Betrachter ähnliche Emotionen auslösen, wie sie der Fotograf bei der Aufnahme hatte.
Erst dann (und nur dann!) sind sie mehr als nur eine Datei auf der Festplatte oder ein Stückchen bunt bedrucktes Papier im alten Schuhkarton.

-_-_-_-

Falls sich jemand fragt, wer Mario Cohen ist, von dem dieser Zitat stammt:
Nun, dass wüsste ich auch gerne. Zwar findet sich dieses Zitat an vielen Stellen im Netz – wie auch andere Zitate aus seiner Feder, aber über die Person habe ich auch nach längerer Suche nichts in Erfahrung bringen können.
Vielleicht weis ja jemand von Euch mehr?


Habt alle einen feinen Tag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der immer wieder über schöne Fotos staunt …..


-781-

- 11 Bemerkungen zu “Das Sonntagszitat 46/22

  1. Mit freundlicher Genehmigung??? Das wüßte ich aber. Während ich geschlafen habe, wurde hier übelster Bilderklau betrieben :heart:
    Aber Scherz beiseite, das hast Du wunderschön geschrieben und es ist genau das, was ich beim Photografieren empfinde. :redheart:

    1. Was haben wir uns mal versprochen?
      Was Dir gehört, soll auch mir gehören?

      Ergo hab ich da nichts Unrechtes getan B-)

      —————————————–

      Was Du beim fotographieren empfindest, dass sieht man ja auch daran, mit welcher Energie Du bei der Sache bist:
      Nicht nur beim Umgang mit der der neuen Kamera, sondern auch was den Ehrgeiz und Eifer angeht, den Du gerade in Sachen Bildbearbeitung entwickelst. Und es ist gut, dass das Beste da gerade gut genug für Dich ist. Denn die Motive sind es allemal wert, auch in möglichst optimaler Form gezeigt zu werden. In einer Form, mit der Du selbst zufrieden bist. Und das gelingt Dir immer besser.
      Was man ja auch daran sieht, wie sich Dein Blog entwickelt und welche neuen Leser Du dazu gewinnst.
      Wobei letzteres sicher nicht Dein oberstes Motiv ist, denn ganz am Anfang steht ja immer der Moment, in dem Du auf den Auslöser drückst.
      Ein Moment, der nur Dir und Deinem Motiv gehört….

      1. Man hat immer Spielraum nach oben.
        Deshalb fotografiere ich zb auch sehr kleine insekten…und mit der Zeit bekommt man auch ein geeignetes Foto zustande, weil eben alles passt.

  2. Hallo Wilhelm,

    S war begeisterter Hobbyfotograf. Wenn wir seine Fotos ansahen, hat uns meist auch die Stimmung wieder eingefangen, die wir bei der Aufnahme hatten.
    Für andere waren es z.B. nur Urlaubsfotos.

    Am interessantesten war, das es ihm gelungen ist eine Fata Morgana im Bild festzuhalten.
    Wenn jemand anderes sich das Foto ansieht ist es einfach ein See, mitten in der Wüste. Wenn wir es betrachteten waren wir wieder von dem Erstaunen unserer ganzen Reisegruppe im Bus ergriffen.

    Ich wünsche euch einen schönen Sonntag.
    Liebe Grüße
    Trude

    1. Urlaubsfotos sind ja so eine Sache für sich – denn sic richten sich im Grunde nur an ganz wenige Menschen. Nämlich an die, die dabei waren und vielleicht auch noch an ein paar Freunde, die eine Beziehung zu den Urlaubern haben.
      Davon haben wir natürlich auch reichlich – und ich erwarte auch nicht, dass jemand anderes damit viel anfangen kann.

      Anders ist das aber mit den Fotos, die ich oben im Beitrag angesprochen habe.
      Auch die enthalten natürlich persönliche Erinnerungen (des Fotografen), sind aber vom Motiv her nicht daran gebunden. Wie etwa die Macros oder Landschaftsfotos, die eine ganz eigene Geschichte erzählen und Stimmungen, Eindrücke oder Details wiedergeben, die unabhängig von Erinnerungen oder Gefühlen des Betrachters sind.

  3. „Fotos sind Dokumente des Augenblicks, des Lebens, der Geschichte.“
    Genauso empfinde ich das auch. Und was Du dann schreibst – jedes Bild ist einzigartig, auch das passt. Mein Mann und ich fotografieren beide – und manchmal auch das gleiche Motiv zur gleichen Zeit – aber da er einiges größer ist als ich, ist sein Fotowinkel ein anderer – ich bin immer wieder fasziniert, wie unterschiedlich unsere Bilder dadurch sind.

    Es ist ein faszinierendes Hobby und wenn man sich das wie bei Euch oder uns teilt, ist es umso schöner.

    1. Genau die Beobachtung haben wir auch gemacht:
      Auch schon bei der Motivauswahl: Während meine Liebste meist auf Details fixiert ist und am liebsten mit Makro oder dem langen Tele fotografiert, geht es mir oft um Weite und darum, möglichst viel vom Gesamtbild eines Motives einzufangen.
      Und das ergänzt sich dann wirklich gut :-)

  4. Dem schließe ich mich uneingeschränkt an.
    Beim Lesen musste ich mich an die Aussage einer Figur in einem Film erinnern, die da meinte, dass sie gar nicht wüsste, welchem Augenblick sie den Vorrang vor anderen Augenblicken geben solle. Das ist (für mich) auch was dran.
    Und dann habe ich noch überlegt, was die digitale Bildbearbeitung aus den Augenblicken macht. Sind das dann neue Augenblicke, andere Augenblicke, bessere Augenblick?
    Aber wie gesagt, ich finde Deinen Text und auch die Kommentare alle vollkommen zutreffend, auch wenn mir diesen beiden Punkte durch den Kopf gegangen sind.

    1. Der Vorteil bei der digitalen Bildbearbeitung ist ja auch, dass man dabei durchaus noch mal andere Akzente setzen kann durch Wahl von Ausschnitt und Nachregeln von Schärfe, Licht und Kontrast (bei der analogen Bildbearbeitung geht das aber auch, wenn man selbst ein Labor hat und nicht das nehmen muss, was beim Drogeriemarkt aus dem Drucker kommt – und die Arbeitsgänge sind sogar ähnlich).

      Und es ist halt für den Fotografen auch nochmal eine zusätzliche und ausgiebigere Beschäftigen mit dem Motiv, die weit über den Moment des Auslösens hinausgeht.. bis hin zu der Frage, was er dem Betrachter mit dem Bild vermitteln möchte…

Zu spät! Leider kannst Du hier nichts mehr anmerken.