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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Sonntagszitat 06/21

Das Sonntagszitat mit einem kurzen Text, den ich in einem meiner letzt-gelesenen Bücher – oder wie diesmal: anderswo gefunden habe, weil mein aktuelles Buch sehr arm an zitierfähigen Texten ist:

Einfach so, aus dem Zusammenhang gerissen und – soweit es mich betrifft – ohne aktuell konkreten Anlass:

„Es ist offensichtlich, dass die Wahrheit existiert. Denn wer leugnet, dass die Wahrheit existiert, weiß, dass die Wahrheit existiert. Wenn also die Wahrheit nicht existiert, ist es wahr, dass die Wahrheit nicht existiert.“

Thomas von Aquin
Aber sagt, wie sehr Ihr das?

Euch allen einen wunderbaren sechsten Sonntag im neuen Jahr.
Bleibt gesund und bleibt behütet!

Wir lesen uns


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- 9 Bemerkungen zu “Sonntagszitat 06/21

  1. Oh, Mann! Moin Wilhelm.
    „Aussagenverbindungen, die immer wahr sind, gleichgültig, welchen Wahrheitswert die Einzelaussagen haben; diese Aussagenverbindungen werden tautologisch genannt.“
    „Eine Aussagenverbindung ist eine Tautologie, wenn sie unter allen Inter­pretationen wahr ist.“
    Oder so ähnlich.
    Ich hatte mal im Studium das Fach Logik und habe mich da immer gestritten bis auf’s Messer. Aussagen in Formeln meiseln, seitenweise Ableitungen und Annahmen formulieren, um dann festzustellen, dass der Schnee weiß ist. Das war so gar nichts für mich.
    Ich hatte das schon in die Akte des Vergessens gelegt und jetzt hast du mich wieder erinnert. 😬

    1. Oh ja!
      Das ist ja das spannende an der Logik, dass man mit ihr alles beweisen kann, wenn die Argumente stimmen.
      Und gleichzeitig auch die Crux, wenn offensichtliches bewiesen werden soll (oder eventuell doch das Gegenteil davon) B-)

  2. Haha, ja.
    Vorlesung dazu hatten wir anno dunnemals früh um Sieben am anderen Ende der Stadt, zu einer Zeit, in der ich eh noch einen Knoten im Hirn hatte. Es war „kompliziert‘.

    1. Unter den Gegebenheiten hätte ich auch einen Knoten im Hirn gehabt.
      Denn eigentlich ist das schon ziemlich krank, so ein Thema schon vor dem Aufstehen zu behandeln.
      Vielleicht ein Fest für Frühaufsteher, aber eine Katastrophe für normale Menschen wie Dich und mich, weil wir kaum angemessen auf die vorgebrachten Argumente reagieren können…

  3. Wer wohl das Wort Wahrheit in die Welt gesetzt hat? Nicht einmal was ich mit meinen Sinnen erfassen und für existent halten kann, lässt sich zuverlässig zu diesem Wort Wahrheit zuordnen.
    Wir ordnen ein in: bemerken und nicht bemerken, in richtig und falsch, in Zustimmung und Ablehnung. Damit erheben wir das Wort Wahrheit zu einem Begriff. Wahrheit soll begreifbar werden.
    Emotional sind Menschen dafür bekannt, dass sie sich ihre Wahrheit jeweils zurechtklopfen. Ob etwas für sie stimmig ist oder nicht. Ob logisch oder emotional. Also ist unsere Vorstellung von Wahrheit abhängig von innerer und äußerer Zustimmung. Somit kann es mehrere Wahrheiten oder keine geben.
    Zumindest kann man Wahrheit als Wortschöpfung betrachten, die sich füllen lässt.
    Das sind so auf die Schnelle, meine Gedanken zu deinem Zitat. Ob verständlich sei dahingestellt ;-)

    1. Exakt in die Richtung gehen auch meine Überlegungen zum Wort Wahrheit – zumindest solange sie nicht naturwissenschaftlich oder mathematisch zu beweisen ist.
      Alle andere mit diesem Wort bezeichnete ist im Zweifel nicht mehr als Ausdruck einer Arbeitsthese, auch wenn diese in vielen Fällen und mit grosser Wahrscheinlichkeit sehr nahe an dem liegt, was man als Wahrheit bezeichnen könnte.

      In manchen Fällen aber auch eben nicht – wie beispielsweise bei gewissen Verschwörungstheorien oder dem Glauben an Homöopathie, die aus Sicht ihrer Anhänger als Wahrheit bezeichnet werden, es offensichtlich aber nicht sind, weil die Beweise fehlen…

  4. Das Thema Homöopathie ist ein gutes Beispiel. Um etwas als Wahrheit, als richtig, beweisen zu wollen, brauchen wir auch entsprechende Voraussetzungen, die einen Beweis ermöglichen. Voraussetzungen haben wir nur, wenn es entspreche Mittel und die allgemeine Zustimmung für diese Mittel und Verfahrensweisen gibt.
    Will heißen: Als es die ganzen Geräte, Methoden und bildgebenden Verfahren noch nicht gab, da hatten wir auch keine Ahnung. Keine Wahrheit. Da hatte man Versuch und Irrtum. Wer weiß schon welche Untersuchungsmethoden in der Zukunft noch möglich werden, die als Beweis dienen können.

    1. In der Medizin gab es mal den Spruch:

      Wer heilt hat Recht!.

      Bezogen allerdings wohl utrsprünglich auf das Thema Organtransplantation – lange ein Tabuthema. Diesen Spruch machen sich nun schon seit längerem auch die Homöopathen zu eigen, bleiben aber in vielen Fällen den Beweis der Wirksamkeit schuldig – gemessen an objektiven Parametern wie z.B. Laborwerten oder Röntgenbildern.

      Und das ist für mich genau der Grund an „Wahrheiten“ aus dieser Ecke nicht zu glauben, Auch wenn ich beileibe nicht alle homöopathischen Ansätze für Scharlatanerie halte. Ganz wichtig (und richtig) z.B. die Hinwendung zum Patienten, die in der Apparatemedizin in der Regel zu kurz kommt.

  5. Die Neugier und der Wissensdrang werden uns in Zukunft hoffentlich weitere Erkenntnisse bringen und ein erweitertes Verständnis der Naturwissenschaften eröffnen. Vielleicht sogar Disziplinen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Und somit eine Chance auf eine Forschung mit neuen erweiterten Untersuchungsmöglichkeiten, die anerkannt werden können.
    Es gibt noch vieles was wir beobachten, uns aber nicht erklären können. Im Rückblick der Jahrhunderte betrachtet, bemerke ich, dass das Wort Wahrheit eine Variable sein kann, je nachdem wann und wo man es einfügt.

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