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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Die wahre Geschichte der African Queen – Tatsachenroman

Guten Morgen, Ihr Leseratten!

Wenn ich schon im Thema bin, dann kann ich ja auch gleich weitermachen und da anknüpfen, wo ich mit der Vorstellung des Romanes African Queen aufgehört habe.
Denn dafür gibt es wohl tatsächlich auch eine historische Vorlage in den Jahren 1914/1915, als die deutschen Kolonial-Truppen unter dem General Lettow-Vorbeck grosse Teile Zentralafrikas beherrschten und auf den grossen Seen im inneren des Kontinentes mit mühselig über Land transportierten Schiffen die militärische Vorherrschaft gewinnen wollten.
Wie etwa mit der bis heute (unter dem Namen Liemba) auf dem Tanganjika-See verkehrenden „Goetzen“, die auf der Meyer-Werft in Papenburg so konstruiert wurde, dass sie aus vielen tausend über Land transportierten Einzelteilen erst vor Ort zusammengebaut werden konnte und damit wohl als Vorbild für das grosse Kanonenboot gedient haben dürfte, auf das Charlie und Rosie aus dem Roman es abgesehen haben.

Allerdings sind diese beiden Figuren und die übrige Handlung des Romanes ansonsten wohl reine Fiktion, obschon es von seiten der Engländer aus tatsächlich Bestrebungen gab, die Goetzen und noch zwei andere deutsche Boote auf dem See zu versenken – mit zwei stark bewaffneten Motorbooten, die eigens aus England zu diesem Zweck herbei geschafft wurden. Und genau davon erzählt dieses Buch:

Die wahre Geschichte der African Queen
von Giles Foden

Wobei – soviel vorweg – der Titel des Buches und auch der Klappentext weit am eigentlichen Thema vorbei führen, denn ausser dem oben beschriebenen Zusammenhang hat die Handlung dieses Buches (bis auf zwei „angeklatschte“ und eigentlich auch überflüssige Kapitel am Ende) mit dem Inhalt des Romans und des Filmes keinerlei Verbindungen. Genausowenig übrigens wie der Titel der englischen Originalausgabe, der ohne das Zugpferd des grossen Namens aus dem Film auskommen muss:

Mimi and Toutou Go Forth: The Bizarre Battle for Lake Tanganyika

Will sagen, da stand wohl beim Titel der deutschen Übersetzung auch ein Marketinggedanke im Vordergrund (und ich gebe zu, ohne diesen Etikettenschwindel hätte ich mir dieses Buch wohl auch kaum besorgt).

Unabhängig davon ist die Geschichte aber auch nicht unspannend, die darin erzählt wird:
Von einem etwas durchgeknallten und grossmäuligen, ansonsten aber eher glücklosen englischen Offizier namens Geoffrey Basil Spicer-Simson, der unerwartet den Auftrag erhält, mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe von 28 Männern und enormem materiellen Aufwand zwei hölzerne Motorboote (die „Mimi“ und die „Toutou“) von London aus über Kapstadt bis zum Tanganjikasee zu transportieren, um dort die Vorherrschaft der deutschen Schiffe zu brechen.

Was natürlich nicht ohne Pannen und Spicer-Simsons skurriler Persönlichkeit geschuldete weitere Wirrnisse abgeht, die durchaus auch einigen Unterhaltungswert haben, ohne dabei ins klamaukhafte abzugleiten. Positiv daran auch, dass offenbar der Weg das Ziel dieses fast nach Art eines Road-Movies geschriebenen Buches ist und die kriegerischen Handlungen am See eher nur ganz zum Schluss und am Rande thematisiert werden.
Auch das übrigens ein Punkt, in dem der Klappentext des Fischer-Verlages masslos übertreibt weil er den Krieg so in den Vordergrund stellt, obwohl er eigentlich nur den groben Hintergrund für die Handlung des Buches bietet und ansonsten kaum Relevanz für den Inhalt hat.
Was zusammen mit dem völlig überzogenen Titel auch der Grund für meinen Punktabzug ist, obwohl ich das Buch ansonsten für durchaus lesenswert halte:

Allerdings sollte man an dieses Buch auch nicht mit überzogenen Erwartungen herangehen, denn im Kern ist es eben auch nicht mehr als eine kleine, teils absurde und bizarre Geschichte mit realem Hintergrund vor einer Kulisse der grossen Weltpolitik, wie sie aus heutiger Sicht kaum noch nachzuvollziehen ist – konzentriert auf die Person des glücklosen Commanders Spicer-Simson, dem wider Erwarten einmal in seinem Leben „etwas Grosses“ gelingt.

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Der Klappentext der deutschen Taschenbuchausgabe:

Von der Absurdität des Krieges und von den erstaunlichen Kapriolen der Kolonialmächte handelt das erste Sachbuch des Autors Giles Foden. Es liest sich wie ein Roman, ist aber die wahre Geschichte vom bizarren Kampf der Engländer mit den Deutschen um den Tanganjikasee im Jahr 1915, die wahre Geschichte der“African Queen“.
Mit zwei Motorbooten und einer bunt zusammengewürfelten Truppe von achtundzwanzig Männern begibt sich der exzentrische Commander Spicer-Simson im Auftrag der britischen Royal Navy nach Afrika, um die Deutschen vom Tanganjikasee zu vertreiben. Es wird eine mühselige Reise und ein schier hoffnungsloses Unterfangen, aber trotz aller Widrigkeiten geben die Engländer nicht so leicht auf.

Amazon

Bleibt noch anzumerken, dass es von diesem Buch keine E-Book-Ausgabe gibt
und es deshalb das erste Buch war, dass ich seit langem mal wieder auf Papier gelesen habe


Euch allen einen feinen Samstag – und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der immer noch „im Thema“ ist und gerade ein Buch von Alex Capus vor der Nase hat, das sich auch mit dieser Materie beschäftigt


-828-

- 4 Bemerkungen zu “Die wahre Geschichte der African Queen – Tatsachenroman

  1. Diese alten Schinken mit den grossen Schauspielern, sowas gibt es heute gar nicht mehr. Ex und hopp- wer war das denn noch? Wo hat der/die mitgespielt? Ich erinnere mich dunkel an den Namen. So ist das doch heute. Richtig grosse Stars – gibt es die noch?

    1. Wie Recht Du hast, Hans Georg.
      Und genau das ist der Grund, warum ich gelegentlich gerne auf diese alten Schinken zurück komme. Denn in Person der grossen Schauspieler bekommen die oft nochmal ein völlig eigenes Gesicht.

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