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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Das Floss der Medusa – Roman

Hallo, Ihr Bücherfreunde!

Auch, wenn ich zwischen Weihnachten und Silvester nicht gebloggt habe, habe ich natürlich fleissig weiter gelesen – so dass sich inzwischen ein ganzer Stapel Bücher angesammelt hat, die ich Euch gerne noch vorstellen möchte.
Will sagen, dass es in den nächsten Tagen relativ dicht getaktet noch einige Buchvorstellungen hier geben wird – wobei ich erst mal noch im Weitesten im Thema bleibe, mit dem ich mich zuletzt schon beschäftigt habe: Maritime Historie, nun aber nicht mehr in den Eisigen Zonen unseres Planeten, sondern in den sonnigen und heissen Zonen am Aquator.

Und dafür fand ich dieses Buch ganz passend dessen Handlung in Romanform über ein Schiffsunglück berichtet, das sich tatsächlich am Beginn des 19. Jahrhunderts ereignet hat:

Das Floss der Medusa
von Franzobel

Wobei die eigentliche Geschichte schnell erzählt ist:
Ein Schiff mit mangelhafter Sicherheitsausrüstung und einer unfähigen Führung läuft vor der afrikanischen Küste auf Grund und muss evakuiert werden. Allerdings reichen weder Rettungsboote noch Proviant, so dass insbesondere die einfachen Matrosen und Soldaten gezwungen sind, sich bis zu den Knien im Wasser stehen und dicht gerdrängt auf ein notdürftig zusammengezimmertes Floss zu retten, während die besser gestellten Offiziere und Passagiere noch recht komfortabel in den Booten Platz finden.
Allerdings geht der ursprüngliche Plan nicht auf, das überladene Floss ins Schlepp der Boote zu nehmen und an die Küste zu bringen und so werden schlussendlich die Leinen gekappt, so dass die 150 Menschen darauf sich irgendwann selbst überlassen bleiben. Was nach wenigen Tagen zu gnadenlosen Kämpfen der Zurückgelassenen um Wasser und Bewegungsfreiheit führt – und irgendwann auch zu Kannibalismus, nachdem es die ersten Toten gegeben hat.

Kein appetitliches Thema, aber dennoch ist das Buch sehr lesenswert, weil es dem Autor gelingt, der Geschichte bei aller Drastik der Handlung und viel Kritik am gesellschaftlichen System dieser Zeit durch seine wenigstens zum Teil sehr emphatische Sicht auf die handelnden Personen auch immer wieder sehr menschliche Züge zu geben – die mich beim Lesen wiederholt zu der zu der Frage führten, wie ich selbst mich wohl in ähnlicher Situation verhalten hätte.
Dennoch ist es natürlich harter Tobak, der einem da serviert wird und sicher nichts für zart besaitete Leser

Trotzdem, ganz subjektiv betrachtet:

-_-_-_-

Der Klappentext:

18. Juli 1816: Vor der Westküste von Afrika entdeckt der Kapitän der Argus ein etwa zwanzig Meter langes Floß. Was er darauf sieht, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: hohle Augen, ausgedörrte Lippen, Haare, starr vor Salz, verbrannte Haut voller Wunden und Blasen … Die ausgemergelten, nackten Gestalten sind die letzten 15 von ursprünglich 147 Menschen, die nach dem Untergang der Fregatte Medusa zwei Wochen auf offener See überlebt haben. Da es in den Rettungsbooten zu wenige Plätze gab, wurden sie einfach ausgesetzt.
Diese historisch belegte Geschichte bildet die Folie für Franzobels epochalen Roman, der in den Kern des Menschlichen zielt. Wie hoch ist der Preis des Überlebens?

Amazon

Habt alle noch einen angenehmen Nachmittag und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der inzwischen schon drei Bücher „weiter“ ist …….


-823-

- 12 Bemerkungen zu “Das Floss der Medusa – Roman

  1. Tatsächlich ein sehr lesenswertes Buch. Sein letztes Buch „Die Eroberung Amerikas“ hinterließ bei mir dann leider den gegenteiligen Eindruck.

  2. Die Geschichte hört sich sehr interessant an, zumal ich Geschichten, die auf wahren Begebenheiten beruhen, generell sehr mag. Allerdings hoffe ich sehr, dass im Buch diese Regelung, immer und überall das ß durch Doppel-s zu ersetzen, nicht so wie im Titel weitergeführt wird. Letztens las ich einen Satz über Masse, der mir so sinnentstellt vorkam. Und das zu Recht, denn die Schreiberin meinte Maße (ein Wort, das wie Floß oder Straße immer noch mit ß geschrieben wird). Vielleicht gibt es das Buch ja auch als Hörbuch?
    Liebe Grüße und wie immer Danke für den Tipp,
    Elvira

    1. Jaja, die Sache mit dem Doppel-S und dem SZ;-)

      Mir ist sie völlig egal, gebe ich zu. Denn aus meiner Sicht gibt es wichtigere Thema, als sich an soclchen Spitzfindigkeiten abzuarbeiten.

      —————————————

      Zur Frage nach dem Hörbuch:
      Das scheint es nicht zu geben. Ich zumindest habe keins gefunden.

      1. Mir im Prinzip auch, aber da ich nun schon dabei bin…. Ich denke, dass in einem Lektoriat sorgfältiges Korrekturlesen zum Alltag gehören sollte. Denn leider ist es z.B den Lehrer:innen beim Korrigieren von Diktaten und Aufsätzen ihrer Schüler:innen überhaupt nicht egal.

  3. Ui, das klingt nach hartem Lesestoff aus der „Vergangenheit“, ist aber heute wieder Realität (Stichwort Boat People im Mittelmeer) … traurig

    1. Ja, harter Lesestoff – und doch auch wieder nicht, denn das Buch hat wirklich das Potential einen völlig gefangen zu nehmen.

      Und ich bin mir fast sicher, dass der Autor den Aspekt der BoatPeople dabei auch ein Stück im Hinterkopf hatte, denn die Thematik des einfach treibenden Flosses schliest das ja fast mit ein.

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