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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Verrückt, einfach nur verrückt :-/

Guten Morgen, Ihr Lieben.

Mal ganz abgesehen von dem völlig unzeitgemässen Zirkus zu Ehren des Gottes Mammon, der gestern in einem kleinen Arabischen Emirat einen Anfang nahm und den ich aus bekannten Gründen in diesem Blog auch nicht weiter thematisieren möchte (wer etwas darüber lesen oder darüber gar diskutieren möchte, möge das bitte woanders tun):

Es gibt auch noch ganz andere verrückte Ideen auf der Welt, die vermutlich sogar eine Chance auf Realisierung hätten, wenn sich nur ein paar Scheichs dafür begeistern lassen, die nicht wissen, wohin mit ihrem Geld.
Ein gigantisches Kreuzfahrtschiff für 60.000 (!) Passagiere etwa (eher eine gewaltige schwimmende Insel) in Form einer Meeresschildkröte von mehr als 500 Metern Länge und 600 Metern Breite. Also etwa halb so gross, wie das Helgoländer Oberland:

Ausgestattet mit allem erdenkbaren Luxus und eigenen Villen statt Luxus-Suiten für die Superreichen, mit eigenem Hafen im Inneren , mehreren Helicopter-Landeplätzen und auch sonst allem, was das Herz begehrt. Da fehlt eigentlich nur noch die Landebahn für die Privat-Jets der reichen Passagiere.
Selbst eines der heutigen Super-Kreuzfahrtschiffe wäre dagegen wohl nicht mehr als ein schäbiges Beiboot… :wacko:

Nun gut, wer’s braucht ….

Anderseits frage ich mich angesichts der gewaltigen Verschwendung an Ressourcen wie Rohstoffen und Energie für lediglich eine kleine Minderheit an Menschen aber schon, ob man wirklich alles umsetzen muss, was möglich wäre?
Denn möglich wäre der Bau dieses Ungetüms zweifellos, wenn sich ein passender Scheich findet, der seine Öl-Dollars in ein schwimmendes Denkmal investieren möchte – selbst unter der Voraussetzung, dass man dafür wohl erst noch eine eigene Werft bauen müsste und es auf der ganzen Welt zur Zeit keinen Hafen gibt, in dem Platz genug wäre für das Monstrum… von der nötigen Wassertiefe mal ganz abgesehen…..

Immerhin gut: Hamburg käme dafür wohl niemals in Frage, denn so breit und tief würde die Elbe wohl niemand ausbaggern wollen

Aber selbst wenn es diese Infrastruktur schon gäbe:
Wie würde dann wohl ein Urlaub auf dieser schwimmenden Insel aussehen, deren ganzes Konzept offenbar auf ihr eigenes Inneres ausgerichtet ist, wie die oben eingebundene erste Präsentation vermuten lässt, die eine gewaltige Hotelstadt zeigt, die sich wie ein Fussballstadion um den innenliegenden Hafen herumzieht?

Das „Aussen“ – die Welt da draussen – scheint dabei jedenfalls nicht wichtig zu sein – so dass es letztendlich auch völlig egal wäre, wo auf der Welt man mit dem Ding herumschippert, auf dem wohl kaum Gefühle von der Weite und Schönheit des Meeres aufkommen dürften und weder Strandspaziergänge noch Muschelsuchen im Brandungsraum möglich wären, von allem anderen mal ganz abgesehen, was den Reiz eines Inselurlaubes oder einer Seereise ausmacht.

Die Sensation und Faszination eines Urlaubes auf dieser künstlichen Insel (über ihre schiere Grösse hinaus) müsste also in ihrem Inneren liegen – mit Freizeitangeboten für Passagiere, die mich gerade an Las Vegas denken lassen: Casinos, Shows, Shopping Malls und Restaurants usw. und ohne jeden Bezug zur Umgebung, in der man sich befindet. Zumal wohl kein Ort der Welt in der Lage wäre, auch nur für ein paar Stunden 60.000 Passagieren gleichzeitig bei Landausflügen zu verkraften…

Wer’s braucht…..

Und an dieser Stelle mag ich meine Gedanken auch gar nicht mehr weiter spinnen, zumal ich merke, dass mich alleine die Beschäftigung damit gehörig auf die Palme treibt:
Wenn ich etwa daran denke, dass es Menschen gibt, die eine derartig unvernünftiges Projekt betreiben (als wenn die Welt keine anderen Probleme hätte!!!), während anderswo auf unserem Planeten schon jetzt Menschen vom Klimawandel so bedroht sind, dass ihnen der steigende Meeresspiegel buchstäblich bis zum Hals steht und ihre Heimat-Inseln unter den Füssen wegschwemmt…. ohne dass sich ein Scheich finden würde, der auch nur einen seiner Petro-Dollars für sie opfern würde. Denn an diesen Menschen liesse sich ja nichts verdienen.

Bleibt also zu hoffen, dass wenigstens die gigantische Schildkröte nur eine Vision bleibt und sich ihre Planer doch noch sinnvolleren Projekten zuwenden mögen.
Das nötige Know How dafür hätten sie ja offenbar….


Habt alle eine feine Woche und bleibt gesund und behütet!
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

…der gerade mal wieder Nackenschmerzen vom Kopfschütteln hat…..


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- 18 Bemerkungen zu “Verrückt, einfach nur verrückt :-/

  1. Die Landebahn scheint ja schon mit einkalkuliert…. das sieht man doch Flieger auf dem Dingens (Schiff mag ich das gar nicht nennen)
    Was für ein dekadenter Irrsinn. Mehr kann ich dazu gar nicht sagen. Zu hoffen, dass die Petro-Dollars in Klimaprojekte gesteckt werden, ist vermutlich nur ein schöner Traum…

    1. Tja:
      Nichts scheint unmöglich, solange sich dafür ein passender Investor findet. Und dabei bleibt die soziale Verantwortung gegenüber dem Rest der Menscheit leider meist auf der Strecke. :-(

  2. Moin Wilhelm.
    !Ironie an! Oh wie schade. Nun habe ich gedacht, ich könnte mit dir über Sachen wie Doppelmoral, Menschenrechte und andere Kulturen debattieren, aber nee, du also auch nicht ;) !Ironie aus!
    Das mit diesem Super-Schildkröten-Dingensbums habe ich auch gelesen. 60.000! Dann habe ich mir folgendes vorgestellt: Wenn hier bei uns an der Bucht die Strände von Travemünde bis Pelzerhaken richtig voll sind, kommen gut und gerne auch 60.000 zusammen. Und die alle eingepfercht auf so’nem Dampfer? Nee! Für mich eine absolut absurde Vorstellung. Aber wie du sagst: Wer’s braucht. Allerdings gäbe es wirklich Wichtigeres ….
    Grüße nach HH

    1. An dem Gedanken mit den Sechzigtausend bin ich gestern auch hängen geblieben.
      Man stelle sich mal vor, die würde man alle zusammen auf die Hälfte des Helgoländer Oberlandes packen (was in der Grösse in etwa den Ausmassen dieses Dingens entsprechen würde…..)
      Da würde wahrscheinlich kein Blatt mehr zwischen die Menschen passen :wacko:

  3. Es scheint manchen einfach zu gut zu gehen, wenn solche Ideen entstehen können. Da ist wohl von Maß und Anstand nicht mehr die Rede – besonders fatal nach dem gescheiterten Klimagipfel…

  4. Es schüttelt mich allein schon beim Lesen. Zum Glück werde ich nie in die Kategorie „reich oder gar superreich“ aufrücken – aber auch dann würde ich hoffen, mit meinem Geld Vernünftigeres anzufangen.
    Es ist leider so, dass viel zu viele Leute inzwischen viel zu viel Geld haben, was sie aber auf keinen Fall mit Ärmeren teilen wollen und mit diesem Geld keine Hilfsprojekte unterstützen.
    Aber dennoch danke für diese Entdeckung.

    1. Es ist leider so, dass viel zu viele Leute inzwischen viel zu viel Geld haben, was sie aber auf keinen Fall mit Ärmeren teilen wollen und mit diesem Geld keine Hilfsprojekte unterstützen.

      Was man schon daran sieht, welches Gross-Event da in Katar aus dem Wüstensand gestampft wurde.
      Menschenrechte, Menschenwürde, Unverletzlichkeit von Körper und Seele: alles egel, wenn das Geld regiert :-(
      Das ist wieder mal so eine Geschichte, bei der ich gar nicht soviel essen kann, wie ich kotzen möchte…..

  5. Das sind die Dinge, die es mir echt schwer machen, die Hoffnung auf ein gutes Ende aufrecht zu erhalten.

  6. „Schiff “ kann man dieses Monster keinesfalls mehr nennen, auch wenn es schwimmfähig und fahrtüchtig sein sollte. Von Kreuzfahrtfeeling kann man da auch nicht mehr reden. Wer sich dafür ein Ticket kauft, vorausgesetzt, das Projekt sollte jemals realisiert werden, kann doch gleich an Land bleiben. Das gleiche gilt für einen Teil von Kreuzfahrtschiffen, die aktuell die Weltmeere befahren. Was da alles an Tüdelkram an Bord ist, gleicht einem Freizeitpark und hat mit einer Kreuzfahrt absolut nichts mehr zu tun. Wohl kaum ein Passagier sitzt da auf seinem Balkon und lässt den Blick über die Weite des Meeres schweifen – Hauptsache Spass und Action.

  7. Für mein Empfinden ist das ja nicht zu Ende gedachter Eskapismus: Kann ich doch nicht erkennen, dass diese künstliche Insel als autark bei der Lebensmittel- und Trinkwasserversorgung konzipiert ist. Da will man sich vom Rest der Welt abschotten und bleibt doch darauf angewiesen, dass der Rest der Welt alles Lebensnotwendige gegen Bezahlung zuliefert – wie lange das wohl gutgehen kann?

    Ist aber insofern ein schönes Spiegelbild der Weltgemeinschaft und der Rolle, die die reichsten Länder darin spielen …

    1. Damit hast Du absolut recht:
      Das Thema Nachhaltigkeit wird in der Präsentation (wohl bewusst???) demonstrativ ausgeklammert. Genau, wie die Infrastruktur, die für so ein Projekt nötig wäre und die wohl Arbeit für etliche 10.000 Leute bieten würde.
      Sowohl beim Bau, als auch beim Betrieb.

      Was für das Bordpersonal vermutlich auch bedeuten wird, dass die Quartiere (genau wie auf vielen Kreuzfahrtschiffen schon heute) sich keinesfalls auf dem Sonnendeck befinden, sondern ziemlich weit unten, wahrscheinlich innenliegend und ohne Tageslicht, irgendwo zwischen den gigantischen Lade- und Maschinenräumen….
      Man dürfte also in dieser Beziehung mit ähnlichem rechnen wie es gerade in Katar passiert ist.

      Und auch die übrige Logisik dürfte Aussmasse haben, wie sie für eine Grosstadt an Land gebraucht wird……

  8. Erinnert mich an ScFi-Szenarien, wo eine kleine Handvoll superreicher Menschen sich isoliert (meistens allerdings im Weltraum). Mit dabei immer lebenswichtige Humanressourcen vom Koch bis zum Wissenschaftler. Vielleicht ist diese Schildkröte so ein geheimes Projekt? Unterirdisch (kann man das im Wasser auch so nennen?), lebenserhaltende Abteile mit Wasseraufbereitung und künstlicher Landwirtschaft. Ach, was könnte man daraus doch für eine Geschichte spinnen.
    Liebe Grüße,
    Elvira

    1. Komisch, auf was für Gedanken Du kommst :-)

      Aber damit bist Du nicht alleine, denn ähnliches ging mir auch durch den Kopf – allerdings mit der Überlegung, dass alleine die Nahrungsmittelversorgung schon problematisch werden könnte.
      Denn 60.000 Passagier und mindestens noch mal 20.000 Beschäftigte für Dienstleistung und die notwendige Infrastruktur zu versorgen, das würde beim Volumen und der Fläche des Monstrums sicher nicht klappen – auch nicht, wenn man jedes Zipfelchen Decksfläche mit Gemüse und Salat bepflanzt und sich tierisches Eiweiss durch Fischfang organisiert oder im Labor erzeugt….
      Insofern ist es eigentlich unvorstellbar, dass so ein Objekt jemals völlig autark sein könnte, es sei denn, man reduziert die Zahlen von Passagieren und Personal gewaltig bis hinunter zu einer Anzahl, die auch ein Bauernhof in der Grösse versorgen könnte….

      Aberdamit entspinnt sich schon wieder ein mögliches neues Thema für einen Sci-Fi-Roman:

      „Floating Farms“

      als Konzept für eine autarke Zivilisation auf dem Wasser..
      Und dabei könnte man auch gleich alle Demeter-Prinzipien und traditionelle Handwerkskünste mit einbauen B-)

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