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„Ja, ich sehe es ein, zweierlei ist möglich, man kann entweder dieses thun oder jenes;
meine aufrichtige Meinung und mein freundschaftlicher Rat ist der:
thu es oder thu es nicht, beides wird dich verdrießen.“
Søren Kierkegaard

Ich werde es wohl machen

Mahlzeit in die Runde!

Während ich mal wieder warte – diesmal auf die noch fehlende Festplatte für der Liebsten neuen Rechner und darauf, dass mein Image zum Klonen der alten fertig wird – habe ich nebenher die Zeit genutzt, um mich mal durch die Meldungen des Tages zu flöhen.
Um dann an einer hängen zu bleiben, die ganz und gar nichts mit grosser Politik oder anderen Katastrophen auf der Welt zu tun hat, sondern als kleine Notiz in unserem lokalen Knallblatt ein – hier in Hamburg – scheinbar ganz alltägliches Problem abbildet. Wenn auch diesmal nicht in der üblichen Form eines „Drive-In“-Besuches im Blumengeschäft, in der Bankfiliale oder beim Friseur in der Waitzstrasse, sondern schon ein wenig spektakulärer::

„Sekundenschlaf“: 85 Jahre alter Porsche-Fahrer kracht in Tanklaster

Wobei – Sekundenschlaf hin oder her – dabei möglicherweise das gleiche eine Rolle gespielt haben wird, was auch in der Waitzstrasse so oft die Ursache für die Unfälle ist:
Ein alter Mensch im Umgang mit einer Technik, die er nicht mehr so richtig beherrscht, deswegen überfordert ist und damit Fehler macht, die günstigstenfalls ein wenig verschrammtes Blech und eine zerdepperte Schaufensterscheibe bedeuten, schlimmstenfalls aber auch tödlich für die Fahrer selbst und für Unbeteiligte enden.
Und so kann der Porschefahrer wohl auch nur von Glück reden, dass die Sache für ihn nur mit verbeultem Blech geendet hat und ausser dem Kollateralschaden am Tankwagen nichts weiter passiert ist. Aber das hätte eben auch anders ausgehen können…..

Da fragt sich natürlich, ob die nicht doch Recht haben, die schon seit einiger Zeit eine pauschale Fahrtauglichkeitsprüfung für ältere Menschen fordern, zumal auch die Unfallstatistiken belegen, dass Menschen über fünfundsiebzig Jahren da ein deutlich höheres Risiko haben als jemand mit dreissig oder vierzig. Was ggf. natürlich auch bedeutet, dass der Lappen weg ist, wenn dann jemand durch die Prüfung rasselt.

Anderseits aber stellt sich auch die Frage, ob man (wir alle, die Gesellschaft) wirklich mit dem Risiko leben kann(können), was von einer doch eher kleinen Gruppe an alternden Autofahren ausgeht, die sich selbst und ihre Fähigkeiten überschätzen und bei der schon die Fahrt zum nächsten Aldi zum Risiko für alle zufällig Vorbeikommenden werden können? Oder ob es nicht doch besser ist, denjenigen den Lappen von Gesetzes wegen abzunehmen, die nicht so einsichtig sind, selbst aufs Fahren zu verzichten, wenn es „eigentlich“ nicht mehr geht.

Wobei ich natürlich auch die Argumente der Uneinsichtigen kenne:
Mobilitätseinschränkungen, schlechte ÖPNV-Anbindung, fehlendes Geld fürs Taxi, Verlust persönlicher Freiheiten, zu schwere Einkäufe usw. – alle diese Argumente hab ich auch schon von Menschen in meinem ehemaligen Kundenkreis gehört und allzu oft auch von denjenigen, die sich kaum alleine eine Hose anziehen konnten, aber dennoch fast jeden Tag hinterm Steuer sassen – den Lackstift immer im Handschuhfach, um die Macken in ihren Stossstangen wieder zu kaschieren. :wacko:

Da brachte es auch nichts, sie vom Gegenteil überzeugen zu wollen….. schliesslich gilt der Führerschein ja immer noch lebenslang, wie dann oft auch noch als Argument angeführt wurde.

-_-_-_-

Und damit bin ich wieder bei mir selbst und meinem Älterwerden, das auch jetzt schon bedeutet, mich an manchen Tagen nicht fit genug zum Autofahren zu fühlen:
So wie der Porschefahrer und die besagten Kunden würde ich es jedenfalls nicht machen.
Aus Verantwortungsgefühle meinen Mitmenschen gegenüber heraus und auch, weil ich keine Lust habe, zum belächelten Objekt einer Schlagzeile im Knallblatt zu werden.

(obschon es mich natürlich auch ärgern würde, wenn man mir ein lieb gewonnenes und mit vielen schönen Erinnerungen verbundenes Dokument einfach gegen meinen Willen abnehmen wollte).

Deshalb werde ich mir wohl ein klares Ziel setzen, damit das nicht passiert.
Und ich glaube, spätestens mein fünfundsiebzigster Geburtstag dürfte ein guter Zeitpunkt sein, mein Plastikkärtchen auch ohne Fahrtauglichkeitsprüfung freiwillig zurück zu geben und das Führen von Kraftfahrzeugen denen zu überlassen, die es dann besser können als ich.

Wenn nicht schon früher, wenns‘ nötig wäre…oder mir jemand sagt, dass ich besser die Finger vom Lenkrad lassen sollte.


Habt alle einen wunderbaren Tag und ein feines, erholsames Wochenende (und bleibt gesund und behütet!)
Wir lesen uns :bye:

Euer Wilhelm,

der sich hoffentlich noch an das hier geschriebene erinnert, wenn es soweit ist…….


-1002-

- 16 Bemerkungen zu “Ich werde es wohl machen

  1. Mein Großvater hat seinen Lappen an seinem 80. freiwillig abgeben. Und mir sein Auto überlassen, verbunden mit gelegentlichen Taxi-Diensten für meine Großeltern. Fand ich damals einen guten Deal B-)
    Meine Mutter fährt mit ihren 81 Jahren immer noch und ich weiß manchmal nicht, wie ich das finden soll. Andererseits sehe ich eben genau das… ohne Auto könnte sie ihre besten Freunde nicht mehr besuchen. Und das sind nicht mehr viele.
    Ich persönlich mache das ganz sicher nicht an einem bestimmten Datum fest, sondern daran, wie fit ich noch bin.

    1. Tja Deine Mutter..
      Ohne Not würde ich mich wohl nicht mehr zu ihr ins Auto setzen. Denn so furchtbar sicher wirkte das schon nicht mehr, als ich vor ein paar Jahren das letzte mal mit ihr unterwegs war. :scratch:

  2. Grundsätzlich stimme ich damit überein, irgendwann den Lappen abzugeben, aber…mit Glockenschlag 75? Wieso das? Warte mal ab, wenn du dann nämlich noch so fit bist im Oberstübchen wie jetzt (und darauf kommt es m.E. an), würde ich es noch nicht für nötig halten. Das Alter allein ist es nicht, das derartige gesundheitliche Ausfälle verursachen kann.
    Ich las gerade heute eine Nachricht, dass ein erst 36 Jahre alter Vater im Wasser plötzlich ohnmächtig wurde und zum Glück vom 12 Jahre alten Sohn gerettet werden konnte. Hätte ihm auch am Steuer passieren können.

    Ich fahre seit meinem 18. Lebensjahr und bin mit fast 78 immer noch fröhlich unterwegs, würde allerdings nie abweichen von meiner habitualisierten Gangschaltung. Denn die Ursache der gehäuften Waitzstr. Unfälle liegt meiner Vermutung nach wohl am zu späten Umstieg auf Automatikgetriebe.

    Mein Vater selig war körperlich mit über 80 zwar recht angeschlagen, ich behaupte aber, dass er immer noch ein exzellenter, äußerst umsichtiger Fahrer gewesen ist, der schon durch seine Erfahrung vielen jüngeren FahrerInnen überlegen war.

    Ich bin selbst sowohl als Fussgängerin, per Fahrrad oder Auto im Verkehrsgeschehen unterwegs. Was mir Sorge macht, ist die häufig zu beobachtende Ahnungslosigkeit vieler Radfahrer. Nicht nur schnell noch bei Rot weiterfahren oder ohne zu gucken oder Zeichen zu geben die Richtung ändern finde ich erschreckend. Auch denke ich, mancher tragische Todesfall zwischen LKW und Radfahrer hätte durch vernünftige, achtsame Teilnahme des Radfahrers am Verkehr um ihn herum vermieden werden können.
    Nur den LKW – Fahrer anzuklagen, trifft die Sachlage nicht. Er ist nur ein Glied in der Kette des Versagens.

    1. Für mich spielt bei solchen Entscheidungen auch immer die Psychologie eine Rolle.
      Was im konkreten Fall bedeutet, dass ich mir immer wieder bewusst mache, dass es ein Limit gibt, das ich nicht überschreiten will, zumal ich selbst vermutlich meine Fahrfähigkeiten gar nicht objektiv einschätzen kann, sondern da auch auf Rückmeldungen meiner Umwelt angewiesen wäre.

      Auf einen Teil meiner Fahrerlaubnis habe ich ja schon freiwillig verzichtet, als ich damals meinen alten grauen Schein eingetauscht habe – aus den gleichen Gründen, die ich oben ausgeführt habe, nämlich weil ich niemanden gefährden will:
      Schwere Motorräder darf ich seither nicht mehr fahren und das fehlt mir auch nicht

      Insofern ist als die Entscheidung für ein konkretes zeitliches Ziel auch ein erster Schritt in die Richtung, mich ggf. ohne weitere Schmerzen auch vom Rest meiner Fahrerlaubnis zu trennen , wobei der 75. Geburtstag jetzt ziemlich willkürlich gewählt ist – und als Datum auch keineswegs in Stein gemeisselt:
      Kann ja auch sein, dass ich schon mit 70 denke, dass es besser wäre, das…. – kann aber auch sein, dass ich in meinem 74. merke, dass ich mich mit dem Auto immer noch wohl fühle und es bisher keine Beschwerden über mich gab., also nichts dagegen spräche, noch ein Jährchen dran zu hängen.
      Und deshalb wird es auch die Zeit bringen, wann es wirklich soweit ist.

      Auf jeden Fall – und das ist sicher – werde ich mein Lebensglück nicht an den Lappen hängen, und ich werde ihm wohl auch keine Träne nachweinen, wenn ich ihn nicht mehr habe – zumal ich ohnehin Autofahren nurmehr als nötiges Übel betrachte, um nach B zu kommen.’Nicht mehr Roller fahren zu können würde mir da wohl mehr ausmachen….

      ———-

      Was Deine Anmerkungen zu den rücksichtslosen Radfahrern angeht, da kann ich Dir nur zustimmen….

    2. Das mit den Radfahrern kann ich nur unterstreichen.Meiner Meinung dürfte kein Radler/Radlerin unterwegs sein (egal wie Alt) der oder die nicht weiss, dass ein LKW Fahrer ihn nicht sieht wenn er daneben steht. Ich verstehe das immer nicht , in dem Fall geht es doch um mein Leben.

  3. So ähnlich wie du hatte ich ein Alter anvisiert, in dem ich ernsthaft überlegen wollte, ob ich noch fahrtüchtig bin. Und das lag auch so bei 75 bis 77. Aber davor hat mich ja mein erster Unfall in meiner langen langen Fahrpraxis von meinem Auto befreit und ein neues habe ich mir nicht mehr gekauft, so dass diese Frage nicht mehr stand.
    Und so wie du warte ich auch auf etwas, nämlich mein Modem, das von GLS geliefert wird. Ich habe auf deren Webseite gesehen, dass es noch nicht erst mal hier in Großbeeren im Zielzentrum angekommen ist. Also kommt es erst morgen und dann kann es mein Sohn, der heute Abend den Computer bringt, nicht installieren. und wenn ich zu blöd dazu bin, dann rufe ich entweder den technischen Kundendienst von Vodafone oder den technischen Kundendienst in Hamburg an. Liebe Grüße

      1. Aber vom anschliessende Rauftragen der Einkäufe bin ich dann trotzdem nicht dispensiert…
        Es sei denn, Hermes oder GLS liefern uns bis morgen Mittag noch einen Klavierlift:

  4. Ich (72) bin dafür, ab einem gewissen Alter eine Prüfung auf Fahrtauglichkeit einzuführen. Zu meinem Schutz und dem meiner Mitmenschen. In Prag und in Budapest fahren Menschen ab 65 kostenfrei im Öffentlichen Nahverkehr. Ein tolle Lösung wäre doch der Tausch des Führerscheins gegen so eine Freifahrtmöglichkeit.
    Lieben Gruß!

    1. Freier ÖPNV ist sicher ein guter Ansatz, wenn man da noch einen Schritt weiter gehen und konsequenterweise auch eine Möglichkeit der indvidualen Nutzung dazu schaffen würde, die nach Art eines Taxis bis zur Haustür fährt.
      Zumindest für Menschen wie mich, die gehbehindert sind und natürlich auch im ländlichen Raum, wo die Wege bis zur nächsten Bushaltestelle sehr weit sind.

  5. Ob die Tagesform zulässt sich hinters Steuer zu setzen sollte jeder stets selbst überprüfen. Nicht erst ab einem bestimmten Alter.
    Bei Kopf- oder Bauchschmerzen, und Kreislaufproblemen lasse ich es lieber bleiben. Ebenso nach dem Genuss von bestimmten Medikamenten. Und bei mir gilt am Steuer sowieso die 0,0 Promille Grenze.
    Da gehört für mich Eigenverantwortung dazu.
    🌈😘😎

    1. 0,0 Promille ist auch für mich eine klare Regel, genau wie Einschränkungen durch Medikamente.
      In beiden Fällen fahre ich auch nicht, wenn ich nicht nüchtern bin.
      Bei der Selbstprüfung hab ich allerdings ernste Zweifel, ob die wirklich so gut funktionieren würde. Denn da sagen mir die vielen Zeitungsmeldungen über Unfälle alter Leute und auch meine Erfahrungen mit meinen Kunden ganz klar etwas anderes.

  6. Als ich mit 65 einen Herzinfarkt hatte, habe ich das Autofahren gesteckt. Ich hatte es danach noch einmal probiert und kam in eine sehr gefährliche Situation von da an war Schluss damit. Zum Glück kann der Gatte noch fahren, aber der spielt auch schon mit dem Gedanken aufzuhören.
    Grüssle Edith

    1. Das meine Liebste fahren kann macht mir die Entscheidung für einen Verzicht jetzt auch schon gelegentlich leichter, wenn ich mich nicht fit genug fühle…

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